Übertragung von Steinformen auf Eifenkonftruktionen macht die let)* teren äftbetifch, fondern das künftlerifcbe Geheimnis der fcbönen Pro= portion, der Sinn für ftatifche Kraft= und Gleichgewichtsverhältniffe, die in Eifen wefentlich anders find, wie in Stein, find die Kriterien für die Durchbildung der Ingenieurbauten. Die Zeit ift vorüber, wo man fich bemüßigt fand, an Eifenkonftruktionen gegoffene gotifche Ornamente anzubringen. Wie ftark der moderne Bauftoff, das Eifen nämlich, unfer Stilempfinden beeinflußt hat, und wie groß feine ftilbildende Kraft bisher gewefen ift, geht aus dem fehr intereffanten Werk von ALFRED GOTTHOLD MEYER über »Eifenbauten« hervor, das im Verlag Paul Neff in Eßlingen bei Stuttgart erfchienen ift. Das Werk ift zeitgemäß und kann allen eindringlicbft empfohlen werden. Eine eingehendere Befprechung des Werkes wird in der »Hohen Warte« noch erfolgen. l. KUNSTJHHRBUCH 1908 S oeben ift im Verlag von Gerhard Kühtmann in Dresden DRESS» LERS KUNSTJflHRBUCH 1908 erfchienen, das in fehr überficht- licber Anordnung alles Wiffenswerte bietet, ein Adreffenverzeichnis der bildenden Künftler und Künftlerinnen der Gegenwart, der Kunft» fchriftfteller, der Kunftlebrftätten, der Künftlergemeinfcbaften und der Kunftarbeitsftätten, fowie Verzeichniffe von Schriften der künftlerifchen Kultur, von Ausftellungsmöglichkeiten und andere Dinge, die für die Praxis fehr fchätjenswert find. Ohne Unvollftändigkeiten gebt’s ja freilich niemals ab. Ich mache z. B. eine Stichprobe und fuche den Bildhauer FRANZ METZNER, vom Haus »Rheingold« her in aller Gegen« wart, exiftiert nicht. Der Künftler hat zudem ein Atelier in Berlin und eines in Wien, ift der Hauptmitarbeiter von BRUNO SCHMITZ, macht fämtliche Plaftiken für das Völkerfchlachtdenkmal und deckt derzeit faft den ganzen Skulpturenbedarf für das Königreich Böhmen. PETER BEHRENS ift noch mit feiner Düffeldorfer Adreffe verzeichnet, während er feit vergangenem Herbft bereits in Berlin domiziliert. MUTHESIUS wohnt nicht in Niklasfee, fondem in Wannfee. Von HODLER find, wie bei den anderen Künftlem, die Hauptwerke ange» führt, von GUSTAV KLIMT kein einziges. Ebenfowenig aus dem reichen Schaffen KOLO MOSERS un d JOSEPH HOFFMANNS in Wien. Die WIENER WERKSTÄTTE finde ich nirgends verzeichnet, obzwar eine Rubrik für Arbeitsftätten der Kunft da ift. KARL REICHEL, der feine Graphiker, fehlt, ebenfo wie der fehr viel populäre KUBIN. Und wo fteckt WALSER ? Unter den Kunftfchriftftellern vermiffe ich HARRY GRAF KESSLER, KARL ERNST OSTHAUS. Wahrfcbeintich fehlen noch andere, auf die ich erft kommen muß. Von ausländifchen Künftlern ift zwar FERDINAND KHNOPFF da, dagegen fehlt BERLAGE, der mit Deutfchland viel Beziehung hat, der Graphiker GORDON CRAIG, der lange Zeit in Berlin gelebt und vielleicht noch mit einem Fuß in Deutfchland fteht, von den anderen großen Ausländern ganz zu fchweigen, die ebenfalls fehlen. Wo bleibt die Konfequenz? Das Auf» tauchen des einen fremden Namens berechtigt zur Erwartung, auch die anderen großen Ausländer zu finden. Da entdecke ich STEPHAN SINDING in Kopenhagen. MINNE ift natürlich nicht da, der uns geiftig näher und höher fteht. Und RODIN ? Wenn ich weiter blättern wollte, würde ich wahrfcbeintich noch febr viel mehr entdecken, was nicht da ift. Ein Adreßbuch muß es ficb gefallen laffen, daß man es darnach beurteilt, was fehlt, aber wir haben es fo notwendig, daß wir es gern hinnehmen müffen, wenn auch mit dem dringenden und be» rechtigten Wunfcb nach Ergänzung und Verbefferung. Eine Ver» befferung wird es auch bedeuten, wenn die undisziplinierte Oma» mentik in dem Buch auf das Maß des guten Gefchmacks zurüdkge» führt wird. i» DER NEUE BOTANISCHE GARTEN IN MÜNCHEN er von der Regierung durcbgefübrte Ankauf eines Areals bei Nymphenburg zur Anlage eines neuen botanifchen Gartens wurde von der Abgeordnetenkammer des bayrifchen Landtages in der Sitzung vom 12. Februar nachträglich genehmigt. Man wird darüber fchlüffig werden müffen, ob der alte, in dev Nacbbarfcbaft des kgl. Glaspalaftes gelegene Garten in einen öffentlichen Park verwandelt, oder der Ver» bauung zugeführt werden foll. w. s. EISEN IM FEUER er große Brand der Wiener Möbelfabrik Hermann bat den Beweis geliefert, daß Eifenkonftruktionen und Eifenbetonkonftraktionen (Monierbetondecken mit Eifengittern) in Feuersgefahr keine Sicherheit bieten. Bei dem Brand ift der neue Trakt, der in diefen Konftruk» tionen ausgefübrt ift, infolge der Glühhitze, die das Eifen zum fcbmelzen brachte, famt dem Dacbftubl drei Stockwerke hoch niedergebrocben. Dagegen bat der alte Fabrikstrakt in alter Bauart mit Holztramen und Stuck dem Feuer Stand gehalten. □ Eine ähnliche mißliche Erfahrung bat der Brand im Meininger Theater ergeben, wo fich der glühende eiferne Vorhang fcbmelzend löfte und auf den Zufchauerraum niederfenkte. □ Mitteilungen aus Amerika, wo die enormen Hausbauten durchaus auf Eifenkonftruktion bemben, beftätigen die Erfahrung, daß ficb Eifen in Feuersgefahr böcbft unzuverläffig benimmt und faft immer die Wahr« fcbeinlicbkeit des Einfturzes bietet. L. INDUSTRIE ALS DENKMALPFLEGERIN ie Ton», Zement» und Kalkinduftrie hat ficb plötzlich zu «künftle» rifchen« Tendenzen bekannt. Einem Antrag des Prof. GARY zu» folge wollen fich die Mitglieder diefer Induftrie für den Wiederauf« bau des römifchen Kaiferpalaftes in Trier einfetjen. □ Nachdem die Wiederberftellung der Marienburg im Offen betrieben werde, möge doch auch für den Weiten ein monumentales Bau werk gefchaffen werden, das von der Blüte der Baukunft der Römer Zeugnis ablegt. □ Die Ton», Zement» und Kalkinduftriellen können Wunder wirken. Sie können im zwanzigften Jahrhundert ein monumentales Bauwerk fcbaffen, das von der Blüte der Baukunft der Römer Zeugnis ablegt! Alle Achtung! □ Sie hoffen in ihrer Kunftbegeifterung auf die Unterftütpmg des Kaifers, weil der nämlich auch Ziegeleibefitjer ift! So wenigftens be gründen fie ihre Hoffnung. □ Es muß noch dabin kommen, daß ficb die gemeine Profitgier der Kunftheuchelei bedient; es ift das ficherfte Mittel, den Nonfens des Wiederaufbaues von Burgen und Ruinen der verdienten Lächerlichkeit und dem öffentlichen Widetfprucb preiszugeben- □ AMERIKANISCHE FORSTPOLITIK D er amerikanifcbe Landwirtfcbaftsminifter Wilfon unterbreitete kürzlich dem Kongreß in Wafbington einen umfangreichen Bericht bezüglich des Ankaufes von Forften in verfchiedenen Teilen der Union; Gefetp entwürfe find eingereicht, welche in die Millionen gehende Bewilligungen für Waldankäufe fordern. Die Schätzung der Sachverftändigen, daß die amerikanifcben Wälder einen Beftand an Hartholz aufweifen, der nur mehr für fecbzebn Jahre reicht, bat diefe Schritte verurfacht, mit denen die vereinigten Staaten ihrer jahrzehntelang vemacbläffigten Waldwirt» fcbaft in fieberhafter Eile aufbelfen wollen. Anftatt in den Staatsforften eine freilich durch die ungeheuren Entfernungen ftark beeinträchtigte rationelle Waldausnutjung zu pflegen, verfcbleuderte die Union einen großen Teil ihres Befitjes von Ländereien an Gefellfcbaften und muß jetjt mit fcbwerem Gelde das kaufen, was fie früher umfonft hätte haben können. Der Bericht fieht zwei dringende Aufgaben vor: Schonung der natürlichen Beftände vor Abbolzung, befonders vor Fällung noch im Wachstum befindlicher Bäume und Wiederaufforftung der den Gefell» fcbaften gehörigen abgebolzten Ländereien auf Staatskoften. Der Um» ftand, daß bisher keine geordnete Forftwirtfcbaft vorhanden war, macht es begreiflich, daß die Bundesregierung aus den ihr gehörigen Forften überhaupt keine Einnahmen erzielt, ganz abgefeben von dem riefigen Fläcbenraume, der ohne jeglichen Ertrag bleibt, weil man feine Bepflan zung verfäumt bat. Freilich ift es fraglich, ob die an den Waldfrevel gewohnten amerikanifchen Farmer, Jäger u. dgl. in der wünfcbenswerten Zeit es erlernen werden, den zu erwartenden Gefetjen Folge zu leiften. w. s. 126