BERN ARD SHHW GEGEN DHS SHHKESPEHRE= DENKMHL egen das monftröfe Projekt, in England ein Sbakefpearedenkmal für einen Betrag von vier Millionen zu errichten, erbebt ficb be rechtigter Widerfprucb. Hm treffendften ift die Kritik, die BERNHRD SHAW an dem Projekt in einem Brief an den Daily Cbronicle übt. In diefem Schreiben beißt es u. a.: □ »Ift ein weiteres Sbakefpeareftandbild nötig, fo kann es viel paffender in der Halle eines nationalen Theaters errichtet werden, als auf einem Plat), der nicht einmal zum London Sbakefpeares gehörte. Es gibt nur einen lebenden Bildhauer, der ohne einen unerträglichen Rück- fcbritt mit einem Denkmal für Sbakefpeare betraut werden konnte, und das ift der Franzofe Rodin, ein Mann, nicht weniger groß als Sbakefpeare felbft. Es ift traurig genug, daß Rodin beute für die lumpige Summe von 40000 Mark gebunden ift, ein Denkmal in London für einen amerikanifcben Maler zu fchaffen, der gewiß der Kunft als Kenner gute Dienfte leiftet, deffen Leiftungen als Künftler aber vom Standpunkt eines Sbakefpeare und Rodin aus trivial find. Wenn aber die Enthüllung des Wbiftlerdenkmals zu gleicher Zeit käme,’wie die Ausgabe von vier Millionen Mark für ein Sbakefpearedenkmal durch einen Bildhauer der Schule, die das Sbakefpeareftandbild auf dem Leicefter-Square hervor gebracht bat, und das cbarakteriftifcbe Bildnis des verftorbenen Herzogs von Cambridge, fo wäre das außer allem Verhältnis. Würde aber vorgefchlagen, die vier Millionen Mark Rodin auszubändigen, fo würde ganz ficber fofort ein mächtiges Gefcbrei gegen ihn von allen den überlebenden Vertretern der Elifabetbifcben Entbufiaften erhoben werden, die Cbapman für größer hielten als Sbakefpeare, und die ihn, wären fie feine Zeitgenoffen gewefen, genau fo behandelt hätten, wie fie beute Wagner, Ibfen, Rodin und alle un verkennbar großen Männer behandeln, die ihrem Zeitalter Glanz ver liehen haben. Diefe würdigen Leute mögen möglicberweife einen Gentleman erkennen, wenn fie ihn fehen: ein Genie erkennen fie aber ganz ficber nicht. Von allen Gefahren der Unredlichkeit und Vulgarität, die der Denkmalsplan nach ficb zieht, ift der Plan eines nationalen Theaters frei. In einem folcben Theater kann der lebendige Genius aufeinanderfolgender Generationen englifcher Scbaufpieler das heilige Feuer nähren. Sie und nicht die großen Firmen monumentaler Maurer, die das Portland-Place-Gefchäft erhalten würden, find die rechtmäßigen Erläuteret und Wächter von Sbakefpeares Genie. Wir haben nie Glück gehabt mit unferen Bildniffen Sbakefpeares, vom heutigen Tag zurück bis zu dem einzigen pbantaftifeben Sbakefpeareporträt, von dem William Morris mit Recht fagte, wir wüßten, daß es nicht Sbakefpeare ähnlich fei, weil es nicht wie ein Menfcb ausfebe. Shaws flnfiebt, daß das einzig richtige Sbakefpearedenkmal ein nationales Theater wäre, teilen auch die beiden Dramendichter Henry flrtur Jones und Pinero. Sie verdient jedenfalls alle Beachtung angefichts der Tatfache, daß man in mancher deutfeben Stadt mehr Gelegenheit bat, Sbakefpeare zu hören, als im ganzen großen London. □ ZWEITER KONGRESS DER UNION PROVINCIHLE DES HRTS DÉCORHTIFS IN MÜNCHEN HM 6., 7. UND 8. AUGUST D. J. nläßlicb der Ausheilung »München 1908« wird der zweite Kongreß der Union Provinciale des Arts Décoratifs, d. i. die Vereinigung franzöfifcher Künftler, Kunftgewerbetreibender, Kunftgenoffenfchaften, am 6., 7. und 8. Auguft d. J. in München abgebalten. □ Wie in Deutfcbland, fo ftrebt man auch in Frankreich gegenwärtig die Vereinigung von wirtfcbaftlichen und künftlerifcben Intereffen an. Wenn nunmehr durch den franzöfifchen Kongreß in München ein Zufammen- fchluß der einfeblägigen Intereffenvertretungen in beiden Ländern zu- ftande kommen könnte, fo wäre dies eine wertvolle Ergänzung der Arbeitsaufgaben des kürzlich gegründeten »Comité Franco-Allemand«. Diefes Comité Franco-Allemand bat bereits eine Erweiterung gefunden durch den Hnfcbluß des vor einigen Tagen in Frankfurt am Main ins Leben getretenen deutfeh-franzöfifeben Wirtfcbaftsvereins, der ficb die Förderung der wirtfcbaftlichen Beziehungen zwifeben Deutfcbland und Frankreich zur Aufgabe macht. Bei dem franzöfifchen Kongreß in München bandelt es fich keineswegs um eine private Veranftaltung, fondem um eine Kundgebung feitens der maßgebenden künftlerifcben Autoritäten, welche dadurch eine ganz befondere Bedeutung gewinnt, daß der Minifter des Auswärtigen, Picbon, das Protektorat über das Komitee zur Ver anftaltung des franzöfifchen Kongreffes in München übernommen bat. Diefem Komitee gehören als Ehrenmitglieder eine Anzahl bedeutender Perfönlicbkeiten an. o Für den Kongreß ift folgendes Programm als Tagesordnung feftgefetjt: 1. Unterricht: Das Zeichnen in den Volksfcbulen. Das Lehrlingswefen in den verfebiedenen Kunftgewerbezweigen und die kunftgewerblicben Facbfcbulen. 2. Ausftellungswefen: Veranftaltung von Ausftellungen für angewandte Kunft. Schaffung eines ftändigen Komitees im Anfchluß an die bildenden Künfte, aber auf felbftändiger Grundlage. 3. Urheber recht: Die Vertretung der Urheberrechte durch die Vereinigung der gewerblichen Korporationen. □ führet Kgl. Baurat Prof. KURT DIESTEL-Dresden und der Beifitjer im gefebäftsfübrenden Bundesausfcbuß HUGO GROOTHOFF-Hamburg nach Wien reifen. ° Dreißig Bundesmitglieder haben uns bisher die Teilnahme am Kongreß angezeigt, die Ortsgruppe Hannover bat die Entfendung eines Vertreters angemeldet. G Unfer Bundesmitglied Prof. FRITZ SCHUMACHER-Dresden ift be auftragt, das Königlich Sächfifcbe Kultusminifterium auf dem Kongreß zu vertreten. Wir richten hierdurch nochmals an unfere Bundesmitglieder die Bitte, die Teilnahme am Kongreß außer nach Wien auch uns anzumelden, um Vereinbarungen zwecks Unterkunft in einem Hotel treffen zu können. DER IX. THG FÜR DENKMALPFLEGE findet am 24. und 25. September d. J. in Lübeck ftatt. Unfer Bund wird auf diefem Denkmaltage wieder amtlich vertreten fein. Wir machen unfere Mitglieder febon jetjt auf die Tagung aufmerkfam und richten auch an die Ortsgruppen das Erfucben, Vertreter zu entfenden. Auf der Tagesordnung fteben vorläufig folgende Vorträge: □ 1. Denkmalpflege in Lübeck (Baudirektor BALTZER-Lübeck). □ 2. Über Erhaltung von Goldfchmiedearbeiten (Direktor D R ' v. BEZOLD- Nürnberg). o 3. Über moderne Reftaurationsarbeiten im Königreich Sachfen (Kgl. Baurat JULIUS GRABNER-Dresden, Architekt B. D. A.). □ 4. Über Ortsftatute (Amtsrichter D R ' BREDT-Barmen). □ 5. Über ftädtifebe Kunftkommiffionen (Prof. D R - WEBER-Jena). □ 6. Über Umbauung und Freilegung alter Kirchen (Geb. Hofrat Prof. D R - CORNELIUS GURLITT, Dresden, Architekt B. D. A.). □ Am 26. September fchließt fich an die Tagung ein Ausflug nach Wismar. - Die Tagesordnung wird anfangs Mai endgültig feftgefetjt, wir werden dann nochmals auf den 9. Denkmaltag zurückkommen. □ R. Voigtländer 8 Verlag, Leipzig □ Druck von Otto Regel, Leipzig Für die Redaktion: Jofepb Aug. Lux, Dresden-Blafewit) □ Gefcbäftsftelle für öfterreich: □ Buchhandlung Carl von Hölzl, Wien 1/1, Operngaffe 2 144