und beide Elemente find auf ein Gleicbgewicbtsverbältnis der Scbwarz-Weiß-Wirkung angewiefen, wie es beim Ornament der Fall ift. Eine gefcbmackvolle Schrift, namentlich im Sinne der Larifchfchen Erklärungen, wird niemals klaffende Stellen auf weifen, die das Wort zerreißen. Hußer dem Verhältnis der Bucbftaben zueinander im Wortbild ftebt das Satybild im rbytb- mifchen Verhältnis zum Flächenraum, auf dem es erfcheint, oder zur Zeichnung, mit der es auftritt. Eine gut disziplinierte Schrift wird einen möglichft gefcbloffenen Block ergeben, der zu dem Raum, in dem er fißt, in räumlich geordneter Bezie hung fteht oder eine Proportion ausdrückt. Der Schriftduktus wird fich der Zeichnung anpaffen, wenn eine folche in Begleitung mit der Schrift auftritt. Verftöße gegen diefe Grundfä^e kann man in Hunderten von Plakaten, Firmenfchildern und gefchäft- lichen Drudefachen, Katalogen ufw. finden, dagegen find gute Beifpiele beute noch feiten. Es ift bekannt, daß die Künftler- fezeffionen mit ihren Einladungen und Katalogen zum Teil febr fördernd gewirkt haben. Einige wenige Firmen, die im ftän- digen Kontakt mit Künftlern arbeiten, haben in ihre Druck fachen Ordnung gebracht und mit dem alten Schlendrian auf geräumt. In fehr vereinzelten Fällen bemerken wir, daß ein Firmenfignet auftritt, das gleichfam als Hausmarke immer wieder- kebrt, wie in den alten Büchern das Ex-libris. Es muß als eine intereffante und bedeutfame Neuerung begrüßt werden» wenn die mit Recht betonte ornamentale Wirkung eines folcben Signets durch bloße intereffante Scbriftanordnung mit Hbfebung von jeder Zeichnung erreicht wird. Das bat die Wiener Werk- ftätte getan, die etwas von dem Scbriftgeift des febottifeben Künftlers MHCKINTOSH aufgenommen und felbftändig ausge bildet hat. Aber diefe Beifpiele, fowie die Künftlerfebriften und die einzelnen künftlerifch hervorragenden Verlegerwerke find bei uns noch kein allgemeines Kulturzeicben. Denn diefen fpär- lich auftretenden vorgefchrittenen Leiftungen fteben die traurigen Gewobnbeitsbilder entgegen, die fich in fcblecbt gedruckten Zeitungen und Zeitfcbriften, in dem Schriftenunwefen der öffent lichen Huffchriften und Firmenfcbilder, in den miferablen Drude forten und Anzeigen der Gefchäftswelt darbieten und von dem fcbriftblinden Publikum vollends widerftandslos bingenommen werden. Der Widerfprucb regt fich nur den mehr oder weniger entfcbloffenen Verfuchen gegenüber, diefer traurigen Gewohn heit zu entfagen. L. P. BEHRENS Schrift und Schmuck Kleine Husgcibe für Volk und Schule o Bearbeitet non Prof. Julius Dondorl Verlag: F.Rauh«[seipzig O. ECKMHNN, Schrift und Schmuck KLINGSPORS GIESSEREI Harmonie zwifchen Schrift und Schmuck ORIGINHLTHPETEN AUS DER ZEIT VON 1780-1830 m Hobenzollern-Kunftgewerbebaus FRIEDMHNN & WEBER in Berlin waren vor kurzem Originaltapeten aus der Zeit von 1780-1830 zu feben. Friefe und Supraporten, die unfer In- tereffe deshalb in hohem Grade feffeln, weil der zeichnerifcbe Inhalt der Tapeten, namentlich die Blumen- und Fruchtftücke und die Vogelgruppen einen hoben Grad zeiebnerifeben Könnens und einen disziplinierten Gefchmack darftellen, der in der Formen- fpracbe jener Zeit febuf. Diefe Originaltapeten haben nicht die Beftimmung naebgeabmt und als der verjährte Stilausdruck einer vergangenen Zeit in unfere, von neuen künftlerifcben Im» pulfen bewegte Zeit bereingetragen zu werden, ganz abgefeben davon, daß eine folche Nachahmung nur rein äußerlich und mit allen Dekadenzzeicben ftümpernder Mittelmäßigkeit und eines unkultivierten Gefchmackes gefchehen könnte. Für uns haben diefe Erzeugniffe einen rein gefcbichtlicben Wert und einen kunftbandwerklicben infofern, als fie beweifen, daß fich die in» duftriellen Herfteller in jener Frübzeit mit den beften zeitge- nöffifchen Kräften in Übereinftimmung zu fetjen vermochten. Was die Entftebung diefer bandgedruckten Originaltapeten be trifft, die wir in einigen beften Beifpielen illuftrieren, fo wird erwähnt, daß fie aus einer Lübecker Fabrik ftammen, die im 108