1. Tbeatro Olimpica in Vicenza D 2. GOTTFRIED SEMPERS erfter Entwurf vom Jahre 1835 für das Königl. Hoftbeater in Dresden 3. Das Bübnenfeftfpielbaus zu Bayreuth □ Architekt 0. BRUCKWHLD □ Erbaut 1872 — 1876 Im Gegenfat} hierzu bot das antike Bühnenbild bei geringer Tiefe und ziemlicher Breite nur eine ftiliftifche Darftellung der Örtlichkeit, vor welcher fich die Szene abfpäelte, — die ohne perfpektivifche Täufchung — die Phantafie des Zufchauers zu intenfiver Mitarbeit anregte. Nicht ein Mangel an tedmifchem Können war die Urfache jener einfachen Geftaltung des Bühnen bildes, fondern zweifellos das aus einer hochentwickelten künftle« rifchen Kultur hervorgegangene Feingefühl, das bei einem Kunft- werk das Hauptmoment betont wiffen will, und die Über zeugung, daß neben das Wort des Dichters nicht auch noch ein die Natur vortäufchendes Bühnenbild treten dürfe. Bei diefem ganz flachen Bühnenbild konnten fich die Zufchauer natürlicher« weife in Halbkreifen gruppieren, die nach rückwärts ftark an« fteigend, vielen Taufenden Raum boten. □ flus diefer flüchtigen Andeutung ergeben fich die unabänder lichen Beziehungen zwifchen Bühnenbild und Zufchauerraum. Wollen wir die Fragen löfen, die uns die Schaubühne aufgibt, fo muß beides zufammengehalten werden. □ So vielfeitig, wie die alle Varianten umfaffenden künftlerifchen Erfcheinungen, die uns heute auf der Bühne entgegentreten, vom modernen Seelendrama und dem feinen Konverfationsftück bis hinauf zu dem großen Wort« und dem Tondrama, fo viel« geftaltig find natürlich auch die Probleme die uns befchäftigen. Beginnen wir zunächft mit dem Bübnenbilde. □ Wie fchon erwähnt, bedienen fich unfere Theater einer roma- nifchen Bühnentechnik, die Bühnenbilder in großer Tiefe nach dem Syftem des Guckkaftens entwickelt. Diefe falfcben Bilder und ihr geradezu beleidigender - weil lächerlicher - Naturalismus find hauptfächlich fchuld daran, daß feiner Empfindende, unfere beften Künftler, eine große Hnzabl von Kunftfreunden, darunter unfere erlefenften Geifter, fich immer mehr von der Stätte zurück» zogen, die Schiller einft eine »moralifche Hnftalt« nannte. □ In der Tat ift es unverftändlich, warum inmitten des ganzen Kuliffenkrams mit Pappfelfen und Leinwandhäufern gerade die Husdehnung des »Raumes« mit naturaliftifcher Treue behan delt werden foll, wie bei dem alles verzeichnenden und alle künftlerifche Wirkung zerftören- den Rampenlicht, bei denunmög» licbenPerfpektiven, die geradezu Grundriß und Längen- fcbnitte GOTTFRIED SEMPERS Entwurf vom Jahre 1867 für den Feftbau in München, 1867 GOTTFRIED SEMPER 3 Entwurf für ein provifo- rifches Fefttheater im Glaspalaft in München 194