übertragen, in den Dialekt der Heimat. Er bat das enge, mufflicbe, gotifdbe Hugsburg, die Stadt der Handwerks« und Gewerbebanden verwandelt in die Stadt des Welthandels, wo das Haus Fugger berrfcbte; er bat die bumaniftifcben Ideen feiner Zeit mit den Husdrucksmitteln des Baukünftlers gepredigt. Freilich fein lapidarer Humanismus, der bellenifcben Geift aus den Händen Italiens empfing und auf Hugsburger Boden ver« pflanzte, war von kernig deutfcber Hrt. Etwa wie Luthers Bibelüberfe^ung. Hlfo etwas fürs Volk. Überdies waren die Geifter vorbereitet, die Hugsburger Konfeffion war voran« gegangen. Und dann war er im Grunde felber ein echtes Kind feiner Stadt, ein Bürger, ein Handwerker. Vom Handwerk ging er aus; was er an Wiffen binzugewann, war anfchauungs« mäßige Erfahrung, kein gedankenblaffer Kunftbegriflf. Drum blieb er allen verftändlich, frifcb und unmittelbar, individuell und durchaus volkstümlich. □ Als Elias Meifter geworden war, begann er fofort mit großer Energie feine bürgerliche Bautätigkeit. Es find zunächft kleinere Bauten, Umbauungen, Renovierungen, die ihn in Hnfprucb nehmen. Er vergißt nicht die dankbare Anerkennung, wenn er einen guten Bauherrn gehabt, »mit tapferer Bezahlung und mit Effen und Trinken nach Notdurft«. In feiner Anfangszeit batte er im Haufe des Hieronymus Harter große Änderungen vorzunebmen. Er batte ihm zuerft »eine Scbreibftuben zu« gericbt, auch im vorderen Haus ein Gewölb ausgebrochen und einen fteinernen Schaft daruntergefetjt, daß jetjund der Tbennen auf zwey Seyten frey fteht; item eine gemauerte Stiegen in diefem Tbennen ins Haus hinauf, die Kuchen und anders zu« gerächt und das Haus neu decken laffen; mehr in dem oberen Hof an der Abfeitben, darunter die Scbreibftuben ift, zwey fcböne gewölbte Gänge halb ins Dach hinaus gewölbt, künftlicb feynd beede Gäng obeinander mit Geländer und mit weißem Marmor« ftein gepfiafter. So feynd auch gemeldte 2 Gäng fammt deren Decken darob unter der Altana, welche mit Kupfer gedeckt, alles mit zierlichem Modelwerk gemacht, ingleicben auch die andere Abfeithen gegenüber und ein fcbön geziertes Sälen mit weißer Arbeit gemacht, oben ein gemauerte Stiegen biß unters Dach, fo bat auch diefe Abfeitben eine Altana mit Kupfer ge« deckt und gegen obermeltete gewölbte Gäng von der einen Abfeitben zu der anderen herum am vorderen Hauß ift der obrifte Tbennen auch wie die Gäng mit Marmorftein ge« pflaftert« ufw. Der antiquarifche Reiz der eigenen Worte des Meifters, die fcbwerfällige, treuherzige Schilderung des Zuftändlichen find allein imftande, das Bild des Bauwerkes plaftifcb aufleben zu laffen. Ohne Zweifel bandelte es ficb um ein Kaufmannsbaus. Aber man kann aus diefem kleinen Bei» fpiele erfeben, daß der Meifter keinen Nebengedanken batte, fondern geradewegs auf das Zwecklicbe losging. »Mehr im untern Haus«, fo fährt er fort, »fo am Hundsgraben ftoßt, das alte Haus abgebrochen, die Hofftatt gemauert, und ein neues der Länge nach dem Hundsgraben, 56 Sch. und 30 Sch. tief, zween Gaden hoch und auf zwei fteinerne Pfeiler gewölbt, zu halb am Hauß gegen den Hof ein gewölbten Keller gemacht, im oberen Gaden auch eine fcböne Stuben und zwei Kämmeren, davon eine fcböne Kuchen und feine Tbennen. Item 2 Abfeitben an diefes Haus gebaut, 40 Schub lang, eine fcböne große Wafch« kucben und Badeftuben, Wildbad, eben darauf eine Stuben und Kammer, auch bats in der anderen Abfeitben eine Stieg biß in den oberen Hof hinauf, die Pferd auf und ab zu führen, und unter diefer Stieg eine gewölbte Roß Stallung«. □ Einem Bierbrauer bat er auf fein Haus »3 Gaden aufbaut und mit zwei großen Schießern aufgemauert«, am vorderen Schießer bat er felbft eine große Sonnenuhr gemacht; dann bat er ihm »einen Keller unter dem oberen ausgegraben, und gewölbt mit ziemlicher Gefahr, auch außen das ganze Hauß mit einer neuen Austbeilung von Quater Stucken nur mit der Weife zuwegen gebracht; ift ein verdingter Bau gewefen«. Einem anderen Bierbrauer bat er »in feiner Bebaufung ein neu Präubauß zu« gericht und erbaut, Keller und Stallung gewölbt, eine neue Dörr gemacht und viel anderes verkehrt und zugericht«. Auch bei einem dritten Bierbrauer gibt es mannigfache Neugeftaltung, ein neues Brauhaus, eine neue Dörre, neue »TbennemScbwelk«, einen Keller auszugraben und einzuwölben, Braupfannen ein« zumauern und vieles andere im Haus umzubauen. Man fleht, fcbon im erften Jahr feiner Tätigkeit bat der Meifter alle Hände voll Arbeit. Dies Zutrauen auf feine Gefcbicklichkeit wird größer, die Aufträge mehren ficb. Ein Herr Antoni Garben bat von den Hernoldifcben Erben ein Haus beim Weinftadel gekauft. Das foll Meifter Elias umbauen. Er kann es fleh nicht vertagen, an diefem Haus ein Stück älteftes Augsburg zu fcbildern. Ein Stück meifterbafter Stimmungsmalerei, Oftade oder Teniers verwandt. Muffelnder Hausgeruch umfehwebt die wenigen Worte, als er fagt: »In diefem Haufe war der ober Gaden noch unausgebaut, hatte auch diefe Behaufung keine Einfahrt, fondern drei Staffeln zur Thür hinauf und batte kein dreieckigts Ausfchüffel und fonftens auch inwendig fchlecbt gebaut, ftoßt oben am Gäßl hinten an Affenwald, ein zimlich großen Garten, alles mit Gemäuer eingefangen«. □ Zwei Jahre lang bat er an diefem Haus gebaut, zwei Einfahrten gemacht, das Haus durchaus gewölbt, »mit fchönen Stuben, Kammern, Kuchen, Thennen und fchönen Gängen und die Gäng auf fteinerne Pfeiler, im Hof herum mit Gängen, Bögen und fchönen Bruftmäuren, auch gemeldte Gäng mit feböner zierlicher Arbeitb und Modelwerk, wie auch die Tbennen«. Die Model hat er mit eigener Hand aus Birnbolz geftoeben und gefchnitjt. Im Hof ift »eine feböne Abfeitben auch auf fteinernen Pfeilern und auf derfelben eine Altana mit Kupfer gedeckt, auf der Altana eine feböne Sonnenuhr«. Die Sonnenuhr bat er felbft gemacht, mit Planeten, Stunden und Taglängen. »Auf der anderen Ab« feitben einen fchönen kleinen Saal mit einem fteinernen Kamin auf welfcbe Manier, auch mit weißer Arbeit geziert, am großen Haus gegen der Gaffen 2 zierliche Ausfcbuß, dergleichen von bachnen Steinen nicht hier, wie noch zu feben.« Aus diefer Baubefchreibung wie aus allem anderen gebt klar hervor, daß der neue, tagen wir moderne Geift im Haushalt bereits wirkfam ift, der das gotifebe Augsburg gründlich umwandeln foll. Von Haus zu Haus find wir durch Meifter Elias Zeugen diefes Pro« zeffes. Eine Reife nach Venedig, die er um die damalige Zeit unternimmt, trägt nur dazu bei, ihn in feinen baukünftlerifeben Anfchauungen zu befeftigen. Er fchreibt, daß er mit großer Ehre aufgenommen wurde, zu Venedig alles wohl und wunder« liebe Sache befab, die ihm zu feinem ferneren Bauwerk wol erfprießlicb wären. Diefe Studienreife brachte ihm vermehrtes Anfeben in der Heimat ein. Ein Gießhaus war abgebrannt, er Tollte ein neues bauen. Die Bauherren batten ihren eigenen Gefchmack. Es foll durchaus gewölbt fein und fo viel als möglich auf Pfeilern flehen. Sie waren in Venedig, batten viel gefeben und fpracben die Erwartung aus, daß unfer Baumeifter auf feinem venezianifeben Aufenthalte viel angefeben und gelernt hätte. Der alte Werkmeifter war geftorben und der Meifter Elias ward »von feinen gnädigen und gebietenden Hrn. Stadtpflegern, Bauherren und einem ebrfamen Rat allbier zu ihrem und ge« meiner Stadt «Werkmeifter angenommen«. Unter dem ver« ftorbenen Werkmeifter war ein neues Zeughaus begonnen worden. Sie mauerten und brachen wieder ab und kein Menfcb wußte, welchen Plan fie dabei vorbatten. Elias Holl wurde 322