gefcbichtlicber Grundlage die Baugefcbicbte Danzigs in feffetnder Form mufterbaft dargeftellt. Der dritte Hbfcbnitt enthält Einzelbefprecbungen der Hochbauten von einer großen Zahl berufener Fachleute. Neben den Verwaltungsgebäuden, den Gebäuden für Kunft und Wiffenfcbaft, für Krankenpflege und öffentliche Wohlfahrt werden auch die Theater, Konzert» und Vereinsbäufer, die Gaff», Kaffee» und Speifebäufer, Ge» fchäftsbäufer und Bankgebäude eingehend gewürdigt. Ganz befondere Beachtung verdient in diefem flbfcbnitt der umfangreiche Scbriftfat) von Profeffor fl. Carften über »Wohnbäufer«. fln der Hand einer großen Reibe vorzüglicher Abbildungen gibt der Verfaffer einen gefcbichtlicben Überblick über die alten herrlichen Wobnhausbauten in Danzig, fluch Beifchläge und Kanzelhäufer werden von ihm eingehend behandelt und zahlreiche Aufriß» und Grundrißzeicbnungen, welche auf feine Anregung von Studierenden der Danziger Hocbfcbule nach eigener Aufnahme bergeftellt und hier zum erftenmal veröffentlicht werden (vgl. flbb. 3 bis 10), liefern einen wertvollen Beitrag zu diefer hervor» ragenden Wobnbausabbandlung. Im vierten flbfcbnitt kommt der Ingenieur zu feinem Recht. Berufene Ingenieure fcbildem die ihnen unterftellten Strom», Deich» und Hafenbauten und geben ein feffelndes Bild von dem jahrzehntelang währenden Kampf, den auf der Wacht an der Weichfel der Ingenieur mit dem naffen Element zu führen bat. Für den Wafferbauer dürfte die Befchreibung der Dünenbauten ganz befonders wertvoll fein. Der fluffat) über die Bahnanlagen liefert einen umfangreichen ftatiftifchen Überblick über den ftetig wacbfenden Verkehr im Offen. Erörterungen über die Be» und Entwäfferungs» anlagen, die Gas» und Elektrizitätswerke befcbließen diefen flbfcbnitt. Eine verdienftvolle Abhandlung über Danzigs Induftrie zeigt uns im fünften flbfcbnitt, daß in Weftpreußen die gewerbliche Tätigkeit doch wefentlicb größer ift, als man gemeinhin anzunebmen pflegt. In diefem flbfcbnitt feffeln befonders die Darftellungen der großartigen Werft anlagen, fowie die lichtvollen Ausführungen übet den Werdegang eines Schiffes. Den Schluß des Werkes bildet im fecbften flbfcbnitt eine Befprecbung der muftergültigen Danziger Parkanlagen, der Denk mäler, Brunnen und Friedhöfe. □ Um in dem Werk das ehrwürdige Alter der kunftfinnigen Stadt zum Ausdruck zu bringen, find aus Danzigs reichem Schale alter Stiche und Radierungen zahlreiche Abbildungen als Bucbfcbmudc für die einzelnen flbfcbnitte wiedergegeben. Fünf in forgfältigfter Ausfüh rung beigegebene Heliogravüren, welche die reizvollften alten Bauten zur Darftellung bringen, werden nicht verfehlen, dem Buch den Ein druck eines anziehenden, wiffenfcbaftlich und tecbnifcb bedeutfamen Kunftwerks zu verleihen. □ MHN WIRD EIN EINHEITLICHES ZIMMER EINEM UN GEORDNETEN UND ZUSAMMENHANGLOSEN VOR ZIEHEN UND ERKENNEN, DASS JEDES ZIMMER EINEN HAUPT- UND KNOTENPUNKT HAT, VON DEM SEIN LEBEN AUSSTRAHLT UND DEM SICH ALLE ANDEREN GEGENSTÄNDE DARINNEN ANGLIEDERN UND UNTER ORDNEN MÜSSEN. DIESEM SKELETT DES ZIMMERS GEMÄSS WIRD MAN DIE EINRICHTUNGSGEGENSTÄN DE ANORDNEN, DIE MAN FORTAN ALS LEBENDE ORGANE DES ZIMMERS UND DER WOHNUNG EMP FINDEN WIRD. HENRY VAN DE VELDE IN DEUTSCHLAND IST ALLES ZU FINDEN, NUR NICHT EINE GRANDIOSE ANSICHT VON IRGEND EINER SACHE. PETER VON CORNELIUS UTHMHRO D AS UTflMARO-PROBLEM bat die zahlreichen Liebhaber des japa» nifchen Farbenbolzfchnittes von jeher ftark befchäftigt. Man fab in ihm mit Recht den Höhepunkt diefer eigenartigen und fcbönen Kunft, und gute Drucke feiner Werke, die nur noch zu Preifen zwifcben 50 - 3000 Mark erhältlich find, galten und gelten als befonderer morceau de roi für äftbetifcbe Feinfcbmecker. Mit jugendlicher Begeifterung bat denn auch der hochbedeutende EDMOND DE GONCOURT 1891 die erfte Utamaro-Monograpbie berausgegeben, in der er den japanifchen Meifter in feine Dekadenzftudien einrangierte und ihn, neben treff lichen biographifchen Studien, befonders vom künftlerifcben Standpunkte aus wertete. Allein das fcböne Buch ift kein eigentlich wiffenfcbaftlicbes Werk und wollte es wohl auch gar nicht fein. Was wir daraus über Utamaros Lebensgang erfahren, ift böcbft fpärlicb, und aus dem Wenigen haben ficb durch Fortfpinnung halbverftandener Notizen an die Per» fönlichkeit des Meifters fchon beute Legenden gebildet, die fein Bild verzerren und verdunkeln. Q Die foeben bei F. fl. Brockbaus in Leipzig erfchienene Monographie »Utamaro« von Dr. J. KURTH, ein ftattlicber Band von faft 400 Seiten, der mit zahlreichen fchwarzen und bunten Illuftrationstafeln aus» geftattet ift, macht den erften Verfucb einer wiffenfcbaftlicben und äft» betifcben Behandlung des Stoffes. Sie ftellt zunäcbft die Vorausfefjungen feft, auf denen ficb eine derartige Behandlung aufbauen muß, gibt in einer ausführlichen Einleitung ein Bild der Zeit und der lockeren Sitten am Ende des 18. Jahrhunderts, foweit fie für den Meifter in Frage kommen, und fügt fein Werk in das feiner Mitmeifter organifch ein. Der Gedanke eines lebendigen, mit anderen in fortwährender Wecbfetwirkung ftehenden Organismus beherrfcbt den biographifchen Teil. Keinem deutfchen Kunftfchriftfteller war bisher die japanifche Sprache vertraut. Kurth konnte daher als Erfter fämtlicbe erreich baren japanifchen Quellen zu Rate ziehen, befonders die abfolut fieberen Urkunden, die in den Werken des Meifters felbft enthalten find. Auf Grund datierter Quellen ift die Biographie aufgebaut, und zwar unter Benutpmg auch der kleinften Details. Ihr Hauptwerk liegt in der Darbietung einer großen Fülle bisher unbekannten Stoffes. Zugleich aber enthält fie den Verfucb, die gewaltige Maffe undatierter Werke Utamaros nach ihren Hauptkennzeichen in die Reibe der datierten ein» zufebieben, wie auch den Meifter in fortlaufende Parallelen zu feinen Kunftgenoffen zu fetjen. D Der zweite Teil verzeichnet Utamaros Werk-er umfaßt 530 Nummern- und befebreibt alle Blätter, die dem Autor zugänglich waren. Er ift nach formellen, ftofflicben und hiftorifchen Gefichtspunkten gruppiert und dürfte befonders für Sammler wertvoll fein. □ Der dritte Teil zieht das künftterifebe Refultat des Gebotenen und rangiert die Kunft Utamaros in die Weltkunft ein. □ Ein reiches Material farbiger und fchwarzer Abbildungen gibt in hiftorifeber Ordnung ein plaftifcbes Bild der Kunftentwicklung des Meifters. Eine befondere Überrafcbung aber enthält das Werk durch einen farbigen Fakfimileholzfcbnitt, der mit Befolgung der japa» nifchen Technik in den grapbifeben flnftalten des Brockhausfcben Ver lages bergeftellt ift, ein Verfucb, der wohl der erfte diefer Art in Deutfcbland - und von profeffionetlen Fälfcbem abgefeben - der erfte überhaupt fein dürfte. Die Ähnlichkeit zwifcben dem überaus feltenen Original und der Nachbildung ift eine täufebende. □ Der Anhang des Buches bietet neben eingehenden Regiftern und Signaturentabellen die erfte Kritik japanifcher Quellen, die dem Lefer ein eigenes Urteil über das Utamaro-Problem ermöglicht. □ Die Monographie Kurths bricht mit vielen bisher geltenden Tra ditionen. Sie prägt eine Menge geläufiger Urteile um und fet)t den Künftler durch biftorifebe Schilderungen von Einzelheiten feines Lebens (z. B. feiner Ehe, feiner Gefängnisbaft ufw.) in ein neues Licht. Die zahlreichen Wiedergaben poetifcher und profaifeber Texte feiner Werke beleben fie an allen Stellen und dürften am beften geeignet fein, uns den japanifchen Geift nahe zu bringen. Das Ganze will als Verfucb einer wiffenfcbaftlicben Grundlage für weitere literarifche Behandlung der japanifchen Holzfcbnittkunft gewertet fein, und das Intereffe an diefem Stoff ift augenblicklich fo rege, daß dem Werke Kurths ähnliche Arbeiten anderer Autoren in abfebbarer Zeit folgen werden. □ 350