10 von jenen flimmernden Weiten gerne zu den Getänden zurück, die sich wie ein bunter Teppich um den Fuß der Vorberge ausbreiten, auf das vielgestaltige, gesegnete, schöne Oberösterreich! Das Donauthal von j?assan bis Linz. Durch den Südrand jenes Granitstockes, welcher dem Massiv des Böhmerwaldes angehört, ist eine Furche gerissen, deren Hanptrichtung von Nordwest gegen Südost läuft, die aber auch vielfache, ja geradezu rückläufige Abweichungen von dieser Richtung ein schlägt und dadurch Krümmungen mannigfachster Art bildet. Auf dem Grunde dieses eigen sinnig fortschreitenden Risses strömt heute die Donau in die österreichischen Lande ein; hohe Felswände umrahmen den Strom längs des größten Theiles der Strecke von Passau bis Linz auf beiden Ufern, so daß sich an den Fuß derselben nur hier und da schmale Streifen Landes anzusetzen vermochten, welche Raum für größere Ortschaften nur an wenigen Punkten bieten. Waldesgrüne Einsamkeit bildet den vorherrschenden Charakter der Ufer, an deren steilen Gehängen, Leithen im Volksmunde genannt, sich nur selten ein wenig belebtes Sträßchen hinzieht. Ebenso stille wie an den Uferwänden gehts auf dem Strome selbst her. Aber in der Stille dieser Stromlandschasten schlummert kein träumerisches Idyll. Wie mit Riesenfäusten auseinandergerissen, starren die Felswände einander gegenüber; zahlreiche Geröllströme erzählen von dem zeitweiligen Zusammenbruche abenteuerlich geformter Gneißfelsen, welche drohend aus den Buchen ragen; das Wasser schießt rasch thalabwärts, gar oft um Klippen schäumend, und Burgen und Ruinen alter Raub nester mit ihren Streitthürmen blicken trotzig von den hohen Uferwänden herab. Wir empfinden etwas von dem Hauche einer großen Vergangenheit und es ist, als ob der einsame Strom sich dessen bewußt wäre, daß er seit Jahrtausenden eine Straße welt- umgestaltend einherschreitender Ereignisse, der Träger und Vermittler abendländischer Cnltur, der natürliche Begründer eines großen Reiches war. Wir verlassen Passau zu Schiffe; der unvergleichliche Blick auf die zwischen drei zusammenströmenden Gewässern, dem Inn, der Donau und der Jlz, ragende alter- thümliche Bischofstadt bleibt uns ziemlich lange offen. Dann treten die Höhen des Sau waldes dichter und schroffer an den Strom heran, ein derber Granitblock schiebt sich vor und zwingt ihn zum Ausbuge; auf dem Felsen thront eine malerische Ruine „Krämpelstein", vom Volke nach einer alten Sage das „Schneiderschlöss'l" genannt, das erste in die Augen fallende Gebäude auf österreichischem Boden. Nun verengt sich das Stronibett; immer ernster wird die Landschaft; die wenigen alten Orte, deren auf „Zell" endigende Namen, wie Hafnerzell, Engelhartszell, Freizell, Inzell rc. an ihre Entstehung