32 Traunstein am Eingänge ins paradiesische Salzkammergut, das weiße Gemäuer der Priel gruppe, die Berge des Krems- und Steirthales, das Gewimmel der Berge an der Enns, endlich der schimmernde Ötscher liegen vor uns. Eine weite Senke trennt unseren Standort vvn ihren grünen Vvrbergen, ein herrliches Gartenland, aus dem unzählige Dörfer und Städte heraufblicken. Drüben, wo die Berge coulissenartig zurücktreten, liegt Vöcklabruck, dort Attnang, von welchem sich ein breites Thal zum Hausrnck heraufzieht, dessen Kohlenlager hier am leichtesten zugänglich sind und zu Thomasrvith und Kohlgrub ansgebentet werden. Da unten an der Ager liegt das wohlhabende Schwanenstadt, Puchheim mit seinem alten Schlosse und viele andere Orte auf der grünen Schotterterrasse, durch welche Ager und Vöckla in launigen Windungen ihrer Vereinigung zufließen. Im Schatten üppiger Linden, an Kapellen und altersgrauen Kirchlein vorbei wandern wir der Traun zu, die sich ein tiefes Thalgerinne in die Schottcrmassen eingerissen hat, welche die Gewässer früherer Erdepochen aus den Alpen hierher wälzten. Zn beiden Seiten begleiten waldige Ufer eine Strecke weit den schäumenden Fluß, dessen krystallklares grünes Wasser, in manchem Seebecken geläutert, endlich hinabstürzt über ein schräges, das Bett durchziehendes Felsenriff, hier im breiten Strome, dort in feinen Wasseradern, schäumend und donnernd, daß der Gischt emporwallt und ein Schleier von Wasserstau!) über die Felsen sich lagert, welcher bei Hellem Sonnenschein in prächtigen Regenbogenfarben erglänzt. Ein alter Kanal führt die Salzschiffe pfeilschnell am wilden Fall vorbei hinab gegen Kloster Lambach, wo die durch die Ager verstärkte Traun in eine kleine Alluvialebene tritt, welche den Namen Welser Heide führt. Hier war vom uralten Wels abwärts noch vor hundert Jahren ein ödes Steinfeld, Alpenschntt, den die Traun hier ausbreitete. Rastloser Fleiß hat es jedoch in Kulturland umgewandelt, Föhrengehölz, Felder mit Buchweizen und Kartoffeln trügt die dünne Erdkrume. Oberhalb Hörsching geht die Heide in das fruchtbare Linzer Becken über, südlich der Traun lugen über die Terrasse, welche es abschließt, die Thürme von St. Florian. Unfern mündet die Krems in die grüne Traun, ihr folgend, zieht sich das anmnthige Kremsthal hinauf, anfänglich nur wenig in die reiche Fruchtlandschaft eingesenkt, bald enge zusammengedrängt durch großschollige Saatfelder und bunte Wiesen, bald erlen- und haselgesänint sich erweiternd. Hier hebt sich ein Hügel und ladet ein weißes Gehöft mit umgebendem Obst garten zum Besuche, dort führt eine Straße in flacher Mulde dem Dorfe zu, ein nettes Schloß, mit breiten Wassergräben umgeben, ein alter Kirchthurm zeigt sich da und dort, bis, ohne daß man es merkt, die Höhe erstiegen ist und der stolze Bau des Stiftes Kremsmünster erscheint, das wie eine Warte hineinblickt zu den grünen Vorbergen und den schroffen Felsmauern der Alpen.