220 Sitten des Volkes milderten, so waren sie die einzigen Hüter der Bildung und des Wissens; sie waren nicht nur die ersten Lehrer, sondern auch die ersten Künstler. Architektur. Wenn tiefe Frömmigkeit und gläubige Weltentsagung zu den Stiftungen des VIII. Jahrhunderts: St. Florian, Kremsmünster und Mondsee noch zahlreiche Kloster, wie Lambach (1056), Garsten (1082), Reichersberg (1084), Wilhering (1146), Schlägl (1209) erstehen ließ, so gab das Emporblühen der Adelsgeschlechter zum Baue wehrhafter Sitze Anstoß, welche zu den ursprünglich nur für militärische Zwecke des Staates bestimmten Burgen hinzutraten, so: Orth, Traun, Spilberg, Stauf, Mm, Ottensheim, Falkenstein, Pernstein, Klamm, Kreuzen, Steyregg, Tannberg, Ebelsberg, Seisenburg und andere. Die zum Schutze gegen die Magyaren erbaute Ennsburg und die in Sage und Geschichte vielfach wiederklingende Burg Steyr, die Residenz der kunst- und pracht liebenden steirischen Ottokare, waren schon früher entstanden (900 bis 980). Die bürger lichen Ansiedlungen, baulich unbedeutend, schmiegten sich den größeren kirchlichen Anlagen oder Herrensitzen des Landes an, in deren fortificatorischen Bereich sie zumeist einbezogen waren. Der romanische Stil scheint im Lande ob der Enns zu einer weit reicheren Blüte gekommen zu sein, als wir heutigen Tages zu vermnthen angeregt werden. Für seine Bedeutung spricht die Thatsache, daß alle großen Kirchen der zahlreich im Lande gegründeten und fortgesetzt erweiterten Stifte Monumentalbauten jenes Stils waren, wie sich aus Abbildungen und noch erhaltenen Bautheilen erkennen läßt. Wenn wir von den dürftigen Spuren romanischer Bauweise an einzelnen Burgen des Landes und vom romanischen Souterrain im Conventgebäude zu Lambach, dem einstigen Stammschloß der Grafen von Lambach-Wels, absehen, so begegnen uns auch von kirchlichen Denkmalen nur jene Reste, welche der rast- und schonungslose Umbildungs- Proceß aller Kunstformen übrig gelassen hat. Es sind dies die Krypten in Schlägl und St. Florian, die Kapelle im Schlosse Spilberg, die Portale der Stiftskirche in Wilhering und der Pfarrkirche in Wels, der runde Karner nächst der Laurenzikirche in Lorch und die ehemalige Stiftskirche zu Banmgartenberg. Die Constructionen sind, auch bei großen Maßverhültnissen, relativ leicht und klingen an den Übergangsstil an. Letztere Erscheinung hängt vielleicht auch damit zusammen, daß unser zähe an dem Althergebrachten festhaltendes Land sich lange gegen jede neue Kunstrichtung abwehrend Verhalten und jeweilig deren letzte Entwicklungsform ausgenommen hat; so sehen wir denn auch in der Folge erst die Spätgothik und erst das Barocco ins Land ob der Enns siegreich einziehen. Die ehemalige Stiftskirche zu Baumgartenberg ist die Schöpfung des reichbegütert gewesenen Otto von Machland, der im Jahre 1141, einem frommen Zuge der Zeit folgend,