514 darüber hinaus aber kaum bekannt. „Meister Hans" — sv wurde er schlechthin genannt — bekundete mit diesem wie mit seinen übrigen Kirchenbanten mehr handwerksmäßige Tüchtigkeit und bis zur Virtuosität gesteigerte Technik als wirkliche Kunst. Er wurde von der Bürgerschaft schon um das Jahr 1408 zum Umbaue der Kirche, damals Pfarrkirche der Stadt, berufen und leitete bis zu seinem Tode, 1432, den Bau. Dieser währte jedoch noch lange darüber hinaus; er war hauptsächlich auf fromme Gaben, Vermächtnisse und dergleichen angewiesen, schritt deßhalb langsam vorwärts und wurde um 1470, vermuthlich wohl infolge des Versiegens jener Zuflüsse, halbfertig eingestellt. Danach erst und gewiß nicht an der von Meister Hans beabsichteten Stelle schritt der Stadtrath zur Erbauung des Thurmes. Er wurde 1486 bis 1496 nach einem in Nürnberg bestellten und von dort bezogenen Plane an der südlichen Langseite aufgeführt. Man merkt dem zierlichen, schlank und hoch aufschießenden Thnrme neben dem weit- gebauchten Chore die Stammesverschiedenheit — den Franken neben dem Altbaier — ziemlich an, sowie er anderseits an einige wohlbekannte Thürme von Nürnberg erinnert. Noch möchten wir des einstigen Hauptaltars erwähnen, den der Stadtrath für die erneuerte Pfarrkirche durch den berühmten Meister Michael Pacher von Bruneck, den Urheber des herrlichen Flügelaltars von St. Wolfgang, um 1496 anfertigen ließ. Die für jene Zeit gewaltige Summe von 3.300 rheinischen Gulden, die er kostete, läßt auf die Pracht der Ausführung schließen. Er ist wie die ganze übrige gothische Einrichtung spurlos verschwunden; nur die reizende Figur der Madonna auf dem gegenwärtigen Hochaltäre, leider wenig glücklich restaurirt, stammt ohne Zweifel noch von Pacher her. Unsere romanisch-gothische Kirche erhielt sich ihren Baucharakter auch unter der nachgefolgten Renaissance im Wesentlichen unverändert. Der neue Baustil beschränkte sich ans den Einbau eines Oratoriums, eines Betchores für die Mönche und nischenartiger Altarräume mit einer großen Galerie darüber in dem schon von der Gothik angelegten Kapellenkranze. Diese letzteren gehören unstreitig zu den interessantesten Partien der Kirche. Tie neun in weitem Halbkreise den Chor umgebenden Nischen, jede mit einem Altäre an der Rückwand, strotzen von reichster und hocheleganter Ornamentik in Stuccatur. Bei voller Harmonie des Ganzen entzückt eine fast unerschöpfliche Mannigfaltigkeit des Details, die bei näherer Betrachtung sogar auch die Wandlungen des Stiles bis herab zum Rococo erkennen läßt. Dazwischen reichlicher Gemüldeschinuck mit einzelnen vorzüglichen Stücken. Aber nicht nur an sich, sondern mehr noch durch seine Verbindung mit der gothischen Architektur erscheint dieser üppige Renaissancebail beachtenswerth; der Gegensatz der Stile könnte nicht leicht schärfer zum Ausdrucke kommen. Minder Günstiges läßt sich von den acht weiteren Altären der Kirche, wie von ihren sonstigen baulichen Umstaltnngen sagen. Besonders empfindlich fällt die Verstümmelung