531 Schule das Malerhandwerk erlernte, zum fertigen Künstler aber sich selbst weiter bildete und als solcher dann seine eigenen Wege ging. — Weniger bekannt, aber kaum weniger bedeutend sind die vier Flügelbilder der Kirche Mariapfarr im Lungau, gleichfalls Scenen aus dem Leben Marias darstellend. Sie verdienen größere Beachtung, als sie bis jetzt in der Abgeschiedenheit des Gaues gefunden haben. Endlich dürfen die Leistungen der Gothik in den sogenannten Kleinkünsten nicht übergangen werden. Daß sie in Salzburg bedeutend waren, kann bei der blühenden Lage des Landes und bei dem sprüchwörtlich gewordenen Reichthume seiner Fürsten zu jener Zeit nicht Wunder nehmen. Voran gingen in dem geistlich regierten Erzstifte natürlich die Kirchen und Klöster; noch heute besitzen die Stifte St. Peter und Nvnnberg, die Kirchen St. Leonhard und Mariapfarr im Lungau wahre Perlen gothischer Goldschmied kunst. Auch an gothischen Kelchen, Ostensorien, kunstreich gestickten Meßgewändern und dergleichen fehlt es in den Schatzkammern und Sacristeien nicht. Dennoch ist freilich Alles nur mehr ein Schatten des einst vorhandenen Reichthums. Wir wissen aus anderen Quellen nur zu gut, was Unverstand und Geschmackswechsel, Kriegsstürme und Geldnoth, Habsucht und Verschleppung in den alten Knnstschätzen Salzburgs angerichtet haben. Die Zeit der Renaissance. Das XVI. Jahrhundert brachte es bis gegen sein Ende für die Baugeschichte Salz burgs zu keiner Bedeutung. In den ersten Jahrzehnten lebte sich die alt gewordene Gothik vollends aus. Was sie da noch schuf, waren verkümmerte Spätlinge in den hergebrachten Formen ohne den alten Geist. Für einen kräftigen Umschwung und Einzug des Neuen waren aber die Verhältnisse damals wenig angethan. Mit dem Erzbischof Leonhard Keutschach, der 1519 starb, ging auch die goldene Zeit des Landes zu Grabe. Alsbald nach ihm brachen die Religionswirren und der Bauernkrieg mit seinen Schrecknissen herein; sie machten die alten Reichthumsquellen allmülig versiegen und zehrten mit ihren Nach wehen wie eine schleichende Krankheit am Mark und Blut des Landes. Es gab da noch lange Zeit zu viel der Sorgen und Bedrängnisse, als daß an ein kostspieliges Bauen zu denken war. In der That hinterließ das XVI. Jahrhundert nicht ein einziges Bauwerk, namentlich keine neue Kirche von Bedeutung, weder im Lande noch in der Stadt. An dem Kleineren aber was gebaut, oder richtiger was erneuert und umgebaut wurde, — darunter spielte besonders der Wiederaufbau der im Bauernkriege zerstörten Schlösser, Amts- und Herrenhäuser eine Rolle — trat bereits sichtbar der Kampf zu Tage zwischen der scheidenden Gothik und ihrer aus Süd herangezogenen Nachfolgerin, der Renaissance. Der neue Kunststil, der in Italien dazumal schon ein volles Jahrhundert und darüber geblüht hatte, brach sich bekanntlich in den deutschen Landen nur schrittweise und