Seite 354 Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 23 der Metalltreibarbeit und der Zinngießerei ergänzen das i Bild eines auf hoher künstlerischer Stufe stehenden Haus wesens. Von alledem weist die Qieldzinskische Samm lung ausgezeichnete, mit Glück und Verständnis gewählte Beispiele auf. Und doch gründete sich ihr weitverbreite ter Ruf noch mehr auf die den Zünften und Innungen eigenen Sinnbilder, Abzeichen und Gebrauchsgegenstände, j Fachzeitschriften zu lesen, mag nicht jedermanns Sache sein, hier konnte der Besucher wie in einem offenen Lehrbuch durch eigene Anschauung mühelos das bürger- j Männer« ist dem Sammlerspezialisten besonders wert, ihre Modellschiffe sind begehrte Schaustücke. Aus den Schießübungen der Bürger zur grünen Maien zeit, den Schützenfesten, sind vier stattliche Ketten mit Herrengaben vorhanden. Besonders würdig nehmen sich die beiden Schützenketten der schwertfesten Harnischmacher von Thorn aus. Das auf den Stufen der Kunst schaffende Gewerbe der Zinn- und R o t g i e ß e r führt uns zu den Edelschmieden. Die Hohl spiegelblaker und Lichtkronen, Prunkschüsseln, Fisch- Fig. 1. Alt-Danziger liehe Leben und die Zunftgebräuche vergangener Zeiten kennen lernen, Das frisch pulsierende Leben nimmt in dem Kultur bilde des 17. und 18. Jahrhunderts einen breiten Raum ein. In der Vielseitigkeit der Gieldzinskischen Sammlung fallen diese mit dem bunten vielgestaltigen Zunftgetriebe in unmittelbarer Beziehung stehenden Gegenstände be sonders auf. Bei ihrer Erwerbung waltete eine außer ordentlich glückliche Hand, und so gehören sie zu dem Besten, wa,s die Sammlung bietet. Der »Willkomm der Elbinger Fischerinnung« ist ein besonders interessantes Stück. Daß ein Holzpokal die Erinnerung an das Eborner Blutgericht von 1724, dem der Bürgermeister Johann Roesner zum Opfer fiel, aufbewahrt, dürf + e bisher nicht bekannt gewesen sein. Die Zunft der »seefahrenden Fig. 2. Schränke. eiiner, Becher und Kassetten erinnern an die Blütezeit des Gewerbes, als ein Künstler wie Michael Weinholt (1562) Aeltermann war und die Rotgießerfamilie B e ri tt i n g k länger als zwei Jahrhunderte in Danzig blühte. Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten ist mit sehr bemerkenswerten Arbeiten vertreten. Bei der über ragenden Stellung Danzigs war hier der Mittelpunkt des Kunstschaffens in Westpreußen, neben dem nur noch Thorn, Elbing, Marienburg und Königsberg zu nennen sind. Erkannten wir die Gotik als die Vergeistigung des Stofflichen, als den Sieg der kühnsten Gestaltungskraf 1 über das starre Gestein in der künstlerischen Darstellung der statischen Kräfte und Spannungen, der Bildhauer kunst der nordischen Renaissance blieb es Vorbehalten,