Nr. 23 Seite 355 internationale S das Holzschnitzwerk zur höchsten Vollendung zu bringen. Wo das vermeintlich Schwülstige und Krause in der Ausdrucksweise sich zur größten Ungebundenheit steigert, aus der Mitte, aus der Ecke heraus entwickeltes Rankenwerk sich über die Fläche fortspinnt, was ist es anderes, als das künstlerisch empfundene Spiel der Maserungen, der Fasern, Markstrahlen und Jahresringe! Es ist das Wesen der Holzstruktur überhaupt, für welches das Barock im Rahmenwerk und Flächenschmuck die vollendetste Ausdrucksweise fand. Dieses kunstgeschichtlich hier zum erstenmal ge würdigte Moment ist in der Danziger Holzschnittkunst in mustergiltiger Behandlung entwickelt. Man betrachte die Danziger Schränke, um die Eigenart bodenständiger Ver zierungsweise zu erkennen gegenüber der flaueren Wir kung holländischer Möbel sowie der an den gleichzeitigen Modellbüchern der Tischler klebenden Nachahmung von ammler-Zeit u n g. gangen, so überrascht doch auch hier die Reichhaltigkeit der Gieldziuskischen Sammlung. Neben G. Tauberts Miniaturen bemerken wir Figuren aus Elfenbein und Birn- baumholz. In dieser Kleinkunst waren im 18. Jahrhundert G. L. Lücke, C. A. Lücke und J. M. Meißner in Danzig tätig; im Wachsbildnis genoß F. W. du B u t (1712 bis 1779 in Danzig) einen weitverbreiteten Ruf, in Minia turen ferner die Maler Wessel, Lohrmann, H i n c k e 1 und namentlich D. C h o d o w i e c k i. Der Bestand der Gieldzinskischen Sammlung an Ge mälden und Stichen läßt erkennen, daß die umfangreichen Galerien, die im 18. Jahrhundert der Stolz ihrer Besitzer, eines Johann Mühl, von Rottenburg, von I( o sen ke r g u. a., waren, in den Kriegszeiten 1806 bis 1813, wie die Miihlsche Sammlung, zugrunde gingen oder schon früher öffentlich verkauft wmrden. Nur die Sammlung K a b r u n, jetzt im Stadtmuseum, ist vollständig er- big. 3. big. 4. Kandelaber, 17. Jahrhundert, Steinformen. Die eleganten Linien des Rokoko und des Louis XVI., die klassisch-strengen des Empire, Sheraton und Chippendale machten der Holzschnittkunst ein Ende. Die mit Polstern und Lack verzuckerten Möbel beherrsch ten die Wohnungsausstattung, bis die Formen gesunder Anspruchslosigkeit den Sieg davontrugen. Zu dem harmonischen Dreiklang des Alteichen brauns, des goldblanken Messings gehört das satte Blau holländischer Fayencen. Den graziösen Rokokoschrank müssen Berliner und Meißener Porzellane füllen: Sevres, Chclsea und Altchina sind vertreten, letzteres sogar mit zwei Cloisonvasen. Die fast verschollene Altdanziger Keramik, im 18. Jahrhundert in dein Nachbarort Stolzenberg blühend, zeigt hier einige von den wenig erhaltenen Stücken. Bei der Kleinplastik, den Miniaturen, Stickereien und den vielerlei Kuriositäten der Mikrotechnik erkennen wir, daß die Freude am Sammeln schon den vielgereisten Handelsherren des 16. Jahrhunderts eigen war. Ist auch das meiste davon erst den vielen Kunstkammern der Danziger im 17. Jahrhundert zugeführt worden und in den Leidensjahren 1806 —1813 zum großen Teil verloren ge halten geblieben. Aus solchem alten Privatbesitz stam men die Gemälde von Gillis, M o 1 e n a r, die J. J or dnen s und A. v. O stade zugeschriebenen: ferner die Miniaturen nach L a n c r e t, Johann Schulz und D e- miani. Von pinheimischen Danziger Malern sind der bekannte Eduard Hildebrandt, T. Gregorovius und die hier zum erstenmal genannten Dan. H u f f 1 a n d, um 1780 tätig, und G. L. Si egrau n d, um 1805, ver treten; außerdem dürfte eine ganze Reihe älterer Meisterstücke der Danziger Malerzunft enthalten sein. So zieht noch einmal die Blütezeit der alten Hansa stadt an uns vorüber in dem Lebenswerk eines Mannes, den die hingehendste Liebe zur heimatlichen Kunst er füllte. * * Unsere Abbildung (Fig 1) zeigt einen kleinen, eintiirigen Eichenholzschrank aus dem 17. Jahihundert. In der Türfüllung ein Arkebusier, im Wappen drei Eberköpfe (Dönhoff). Eig. 2 präsentiert einen Pfeilerschrank aus Eichenholz in hoher Recht eckform mit Türe. Die Front ist reich geschmückt. An den