Seite 356 Internationale Samml er- Z.e i t u n g. Nr. 23 Seiten Halbsäulen mit figürlichen Pilastern: Halbfiguren einer Dame und eines Herrn im .Zeitkostüm. In der Füllung alle gorische weibliche Figur mit Flammenschwert und Knorpelwerk- urnrahmung. Darunter Maske. Geschnitztes Gesims mit drei Knöpfen als Träger und zwei Füllungen mit anno 1646. Reizende italienische Bronzearbeiten des 17. Jahrhunderts vergegenwärtigen die Kandelaber (Fig. 3 und 4). Beim ersteren befindet sich am oberen Teil des profilierten Schaftes über einer Kugel eine Scheibe mit acht reich durchbrochenen Kerzen- I armen mit Rankenwerk und Tieren. In der Mitte jeder besetzt mit einem Adler. Als Bekrönung ein lilienförmig durchbrochener Kranz und eine Scheibe mit gekröntem Adler. Der Kandelaber (Fig. 4) hat einen schlanken Schaft mit acht durchbrochenen Kerzenarmen und schreitendem Löwen. Bekrönt ist er von ' einem freistehenden Vogel. Oberhalb der Kerzenarme ein Auf bau mit gitterförmig durchbrochenem Kranz, besetzt mit profi lierter Spitze und bekrönt von einer Scheibe mit zwei gegen überstehenden Vögeln und großem, gekrönten Adler. Die letzte rheinische Privatsammlung. Die lange Reihe rheinischer Kunstsarnrnler, die mit Hübsch, Melchior und Sulpiz Boisseree und Wallraf anhob, endet mit dem jüngst in Bon n verstorbenen Kaufmann Karl Röttgen. Wie Professor Dr. Paul C lernen in der Vorrede zu den: Katalog der Sammlung hervorhebt, bietet sich heute einem ein zelnen Sammler nicht mehr die Möglichkeit* eine solch erstaun liche Zahl von Ausstattungsgeräten und Skulpturen zu vereinigen. Schüler Anton Springers und Karl Justis, Freund der Universi tätsdozenten Karl Burges und Franz Obernier, des Begründers des Bonner Obernier-Museums, weiter der Künstler v. Wille d. Aelt. und Albert Küppers, durch seinen Schwager Geheimrat Straße I in Bonn, wurde bald zu einem ganz eigenartigen Museuni und dank dein Entgegenkommen seines Besitzers zu einer Stu dien- und Lehrsammlung der Studierenden der Universität. Ein reizvolles Pult der Sammlung schmückt seit der Bonner Stu dienzeit des deutschen Kronprinzen dessen Arbeitszimmer in Schloß 0 e 1 s. Von zwei Schränken dagegen, die die Kaiserin ! Friedrich eifrig umworben hat, wollte sich der Besitzer schließlich doch nicht trennen. Jetzt kommen sie mit der ganzen Sammlung durch Matth. Lempertz (P. Haustein & Söhne) in Köln vom 11. Dezember an im Weißen Saale der Kölner Bürgergesellschaft zur Versteigerung. Die Skulpturensammlung Röttgen ist nach dem Urteile des Privatdozenten Heribert R e i n e r s (Bonn) mit ihren i 1 i Fig. 5. Pieta, 14. Jahrhundert. Busch, den Direktor der Frauenklinik, zum planmäßigen Sammeln angeregt, machte Karl Röttgen mit seinem Schwager Schröder große Studienreisen durch Italien und Spanien und verwertete die von allen Seiten gewonnenen Kunstkenntnisse auf ausgedehnten Samnielfahrten besonders in Westfalen und Süddeutschland. Auf den Versteigerungen im Westen bis nach Frankreich hinein ein ständiger Gast, war Röttgen doch nur ein zaghafter Käufer, der seine Mittel schonte. Seine Sehnsucht war, überall, in Kirchen und Schlössern, später auch bei den kleinen Händlern und Lieb habern nach verstaubten Kunstwerken herumzustöbern. Für die Vervollständigung der so allmählich zusammengebrachten Samm lung ließ sich Röttgen durch die Berliner Wilhelm Bode und Julius L e s s i n g und die Kölner Bürgermeister T h e w a 11 und besonders Domkapitular Schniitgen beraten. Sein Haus, Nasse- Fig. 6. Madonna mit Kind. ö7S Nummern die umfangreichste, die je auf den Markt gekommen I ist. Sie enthält allerseltenste Stücke, so eine Pieta des beginnen den 14. Jahrhunderts (Fig. 5), die in ihrem herben Realismus irti Zeitalter der minniglichen Marienbilder seltsam wirkt. Im Gegen satz zu der bisherigen Annahme, die sie dem Niederrheine zu wies, ist sie als ein Produkt der Kunst des Mittelrheins anzu sprechen, die in der Pieta des Domes zu Wetzlar und na mentlich im prachtvollen Vesperbilde der Städtischen Galerie zu Frankfurt a. M. zwei weitere glänzende Lösungen dieses Themas bietet. Von eigenartiger Auffassung ist die Madonna mit dem Kind (Fig. 6), die als arme flämische Bäuerin gekleidet ist. Die Ma donna sitzt in einfach grob geschnittener Gewandung auf einer Bnnk und reicht dem gewickelten Kinde die Brust, die sie durch