Seite 170. Internationale Sammler-Zeitung. rtummer 11. Pariser ITloclejaurnale, welche die Gebieterin „mit andäch tiger Reugier“ durchfliegt, fluch die neruen sind schon erfunden und man sucht sich durch ITligräne oder Reroen- schcoäche interessant zu machen, fluch sie liest wie ihre (fnkelin non heute nur französische Romane. Sie hält sich einen englischen Bedienten, der übrigens aus dem Dorfe feldmoching gebürtig ist. Auf dem Bilde trägt ITladame zwar noch keine Krinoline, aber etwas, was auf dem besten Wege dazu ist. Sogar die Art, wie man im Wagen zu sitzen hat, ist durch die IRode bestimmt. Die Dame mul] im Wagen mehr liegen als sitjen; sie darf die Grüfte der oorübergehenden Bekannten nur mit einem gering- schäbigen Kopfnicken erwidern. Diese Schroffheit soll nämlich eine Rachahmung französischer Ronchalance sein. Abends gegen halb zehn fährt sie wieder auf den Ball, wo ihr Benehmen teils in süf3koketten Blicken mit den beoorzugten Cions, teils in gnädigem Kopfnicken gegen die Gleichgiltigen besteht. Stoff der Unterhaltung sind fheater, Witterung, Kritik der anwesenden Damen, Beschaffenheit des Parketts in Hinsicht des Tanzes. Offenbar halten unsere heutigen „Gigerln“ an den Konoersationsstoffen non 1845 nur deshalb mit solcher Zähigkeit fest, weil sie Gesprächsthemen oon historischer Bedeutung benorzugen. Die Prioatdummheit der nienschen, oon der die Spötter leben, bleibt ja wohl zu allen Zeiten dieselbe. Schon Plato hat sich über die Gecken oon Athen lustig gemacht. Und die Rarren, die in den ersten Bänden der „fliegenden“ oon witjigen Schriften oerherrlicht wurden: Anekdotenjäger, Dilettanten, Prozetjhänse, Reuigkeitskrämer, Geldproben, Rlodenarren und -Rärrinnen, Sonntagsjäger usw. — sie leben alle ungebessert noch heute. Sie sind das „eiserne Vieh“ der Satiriker oon Juoenal bis Oberländer. Chronik. Ansichtskarten. („Sommer im Schwarzwald“.) Die Hof-Buch- und Kunst- Verlagsanstalt oon Johannes Elchlepp in Freiburg i. Br. hat nach Originalen oon Friß Reih eine Serie oon Künstlerposfkarten „Sommer im Schroarztoald“ herausgegeben Die Karten sind geradezu ein Dokument für den Fortschritt, den unsere Repro duktionstechnik in den lebten Jahren gemacht hat. Sie geben mit großer Treue den Eindruck der Originale wieder und bilden in gleicher Weise eine Ehrung für den Künstler wie für den Drucker. (Eine flnsichtskartenhuIdigung.Y Eine sinnige Huldi gung bereitete die Bürgerschaft der alten Krdnungsstadt Prefjburg der dort wohnhaften Erzherzogin lsabel la. Die kaiserliche Prin zessin, die als Protektorin des Preßburger St. Elisabeth Kinderheims fungiert hatte, erhielt anläßlich der Eröffnung des humanitären Instituts oiele Hunderte gleichmäßig ausgesfatteter Rosenkarten, welche das Vcrslein trugen: „Hoch und nieder, reich, arm, groß und klein, Senden Dir in Hieb und Dankbarkeit Sf. Elisabeths Rosen ein.“ Bibliophilie. (Ein Werk um 560.000 ITlark.) Ein bibliophiles Wunder werk ist soeben oon einem amerikanischen Verlage fertiggestellt morden. Es ist eine Tuxusausgabe der Oesamfwerke oon Charles Dickens, die 130 Bände umfaßt. Sie ist auf Pergament gedruckt, zeigt auf jeder Seife reichen Schmuck an ausgemalten Buchstaben, Uliniaturen und anderen Verzierungen im mittelalterlichen Geschmack und ist in kostbare Einbände, die aus Oold und uielfarbigem Heder hergestellt sind, gebunden. Das Gesamtmerk kostet die Kleinigkeit oon 5 6 0.000 mark, ein Preis, der es begreiflich erscheinen läßt, daß der Verleger die Ausgabe nur in einer Auflage oon fünfzehn Exemplaren herstellen ließ, mit dem Druck der eben erschienenen Prachtausgabe wurde oor sechs Jahren begonnen, an ihrer Fertig stellung haben 500 Drucker, Holzschneider, HJaler, Vergolder, Buch binder etc. mifgearbeitet. Die fünfzehn Exemplare sind bereits oon ebensooiel amerikanischen ITtilliardären aufgekauff morden, oon denen Pierporf ITlorgan das erste fertiggestellfe Exemplar in seinen Besiß brachte. (Das meisterbuch der Frankfurter Goldschmiede zunft) ist durch Schenkung der Baronin Karoline Erlanger in den Besiß des städtischen historischen JTluseums in Frankfurt a. JT1. gelangt. Das meisterbuch beginnt im Jahre 1534 und reicht bis 1863. Es enthalt 63/ Blätter mit meist religiösen Darstellungen. Der Ein band ist oon kleinen Arbeiten in Gold und Silber oöllig überdeckt. Bilder. (Ein zweites Donatello-Bildnis.) Professor Uloschetti, der Heiter des städtischen ITluseums in Padua, hat ein bisher unbekanntes Bildnis Donatellos gefunden. Der Fund, dem ein großer Wert beigemessen wird, besteht aus einer Buchentafel, die als manuskriptumschlag gedient haben dürfte. Bisher mar nur ein einziges Bildnis Donatellos uorhonden, u. zw. das oon Paolo Doni herrührende im Pariser Hauore-niuseum. (Das Teil stück eines Tintoretfo.) Zu den wertoollsten Gemälden der städtischen Sammlung im Castello Sforzesco zu ITlailand zählt das Bild eines uenezianischen Adeligen oon Tintoretto. Jeßt hat der. Inspektor der Sammlung, Professor Vicenzi, festgestellt, daß dieses Bild nur ein Teil eines großen Gemäldes ist, das den Dogen Agostino Barbarigo mit seiner Familie darsfellt. fluch die beiden anderen Fragmente mit oierzehn Familien mitgliedern befinden sich noch in der städtischen Sammlung. Die drei Stücke passen uollkommen zusammen, doch ist es unmöglich, sie wieder zusammenzuseßen, weil das mittelstück, das Porträt des Dogen, wegen der Harmonie der Dimensionen in der Hänge etwas gekürzt worden ist. Der Doge rührt offenbar oon der Hand des JTleisters her, während die Familienmitglieder minderwertige Schülerarbeiten sind. (Entdeckung eines Gainsborough.) Völlig unbeachtet hing lange Jahre im Sißungssaale des Staffard-Spitales in Hondon das prächtige Porträt eines lllannes, der für den „Vater“ der Stiftung galt, bis das Gemälde jüngst oon Sir Walter Armstrong oon der Dubliner ITational-Galerie untersucht und als ein Werk Gainsboroughs erkannt wurde. Das Bild wird jetzt einer Restaurierung unterzogen. Wie hoch sein Wert plößlich gestiegen ist, zeigt die Tatsache, daß man es für 80.000 mark oersichert hat. Das Bild wurde um das Jahr 1783, fünf Jahre oor des Künstlers Tode, gemalt und ist ein Porträt oon John Eid. Botanik. (Ein Gebetbuch als botanisches Dokument.) Die ITlünchener Hof- und Staatsbibliothek besißt, wie die „m. 11. II.“ mittfeilen, ein kostbares Gebetbuch, das zugleich ein wertoolles Dokument für die Pflanzengeschichte des 16. Jahrhunderts bildet. Es handelt sich um das einzig dastehende, mit auserlesenen ITlini- aturen geschmückte, in kostbarem silbernem Einband gebundene Gebetbuch Albrechts V. oon Bayern. Die breiten Ränder auf sämtlichen Seiten des köstlichen Pergamentbandes sind oon einem oorläufig noch nicht sicher ermittelten Künstler mit den oerschieden- sfen Formen der Gartenblumen des 16. Jahrhunderts geschmückt, mit wunderbarer Treue und Feinheit sind die Farben und die Ge staltung der Blumen (und Tiere) wiedergegeben. Es sind Dußende oon Arten dargesfellt, und doch ist jede Blume aufs sorgfältigste