Tnfernafionafe
Zentralblaff für Sammler, Oebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Herbert ehrlich und J. Hans Prosl.
1. Jahrgang.
Wien, 1. Juli 1909.
Hummer 11.
Doth etwas über Käfersammeln.
Von Julius Jakob, Wien.*)
ür die meisten unserer Flaturfreunde ist die
oon ihnen so angeschroärmte Flatur im Grunde
nichts als eine mehr oder roeniger unebene grüne
fläche, non Wirtshäusern stellenweise angenehm
unterbrochen. Gin liebenolles Verständnis für
die einzelnen Schönheiten ist recht selten an -
zutreffen. Wer das bezweifelt, beobachte doch
einmal auf einer „Fandpartie“ roie mancher
Vater sich bei den eifrigen fragen seines roissens-
durstigen Söhn hens verhält, das in Papa —
Vater zu sagen, ist so gemein den Inbegriff
aller Weisheit erblickt, bei diesem Anlafj aber
betrübliche Grfahrungen machen mul]. „Papa,
roie heilst diese Blume?“ Flach längerem Be -
trachten oeriegenes Achselzucken oder ein klein -
lautes: „Ich roeifj nicht mehr . . “ Das Rätsel ist
eine Pechnelke. Oder: „Papa, roas ist denn das für ein
Tier?“ „Gin junger ITlaikäfer.“ Der Junikäfer ist immer
ein junger ITlaikäfer. freilich ein alter ITlaikäfer ist nach
aus keinem geworden, roeil er immer als Junikäfer ge -
storben ist. Das bleibt dem Sohne nun nicht oerborgen
und der Respekt oor Vaters Wissen wird mit der Zeit
beträchtlich geringer.
Darum lerne doch jeder das flbc aller Flaturwissen-
schaft, die Kenntnis der Arten wenigstens der gewöhn -
licheren Tiere und Pflanzen. Sie ist ebenso die Grund -
lage aller Flaturkunde, roie die Vertrautheit mit den ein -
zelnen Cautzeichen die aller Wissenschaft. Biologie, FFlorpho-
logie usw. setzen alle die Kenntnis der Arten ooraus.
Und wenn Du, lieber Ceser, meiner Anregung folgend,
auch anfangs nur Käfer sammelst, glaube mir, bald werden
sich, — Du ahnst es kaum, — Deine Kenntnisse bereichern.
Du wirst oor allem mit der Pflanzenwelt oertraut werden,
denn auf Kräutern, Sträuchen und Bäumen findest Du
einen großen Teil Deiner Beute. Ist nicht der Jäger meistens
zugleich auch forstmann und Waldgärtner? — Dein Tatern,
wenn man Dir solches einst aufgenötigt hat, kannst Du,
statt es zu oergessen, hier einmal praktisch Geratenden,
denn die Tierchen haben alle lateinische Flamen neben den
deutschen, die meisten sogar ausschließlich. Und da Du
deren Sinn ergründen willst, wird sich der Schaß Deines
Wissens um gar manche lateinische oder griechische Vokabel
*) Siehe llr. 9 der „Internationalen Sammlerzeitung“.
bereichern, mit der Du später Deinem Stil zu ungeahntem
Glanze oerhelfen kannst. Ja, Du gelangst vielleicht sogar
dazu, Fatein zu sprechen, wenigstens Käferjägerlatein.
Du siehst, es ist kaum auszudenken, zu welch oielen guten
Dingen Käfersammeln helfen kann.
Aber nun wollen wir nicht weiter scherzen. FlTit
gebührendem Graste will ich wieder oom Sammelgeschäfte
selber sprechen. Und zwar zunächst von der Grmittlung
des richtigen Flamens, dem sogenannten Bestimmen der
Käfer. Gs bildet dies neben dem fange den interessanten
Teil der Sammlertätigkeit. Anfänglich geht es damit freilich
nicht flott oonstatten. Wichtigstes Grfordernis ist natürlich
ein gutes Buch. Am besten für den österreichischen
Sammler ist seit oielen Jahrzehnten des alten Redtenbacher
„Fauna austriaca“, die nur oon dem noch nicht oollständig
erschienenen, sehr umfangreichen und daher auch kost -
spieligen Werke Fudroig Ganglbauers „Die Käfer Mittel -
europas“ übertroffen wird. Ghe man diese Bücher benütjt,
mufj man sich noch mit den Benennungen der einzelnen
Teile des Käferleibes oertraut machen, was übrigens nicht
schwierig ist. Sehr erleichtert wird die Arbeit des Bestim -
mens, wenn sich der Sammler die Grundtypen der Käfer -
familien eingeprägt hat, so dafj er auf den ersten Blick
erkennt, zu welcher familie oder Gattung der Käfer, dessen
Artnamen er feststellen will, gehört. Hiezu dient oor
allem der llluseumsbesuch. Dem feldsandläufer (Gicindela
campestris) gleichen der form nach alle Cicindelen, dem
kupferroten Faufkäfer (Carabus eancellatus) alle anderen
größeren Fäufer. Ulan mufj das Aussehen der Schwimm -
käfer, der Kurzflügler (Staphilinen), der Cetonien (Typus:
grüner Rosenkäfer (Cotonia aurata), ITlelolonthen (ITlaikäfer),
Geotrupiden (Roßkäfer), Fucaniden (Hirschkäfer), der Glate-
riden (Schnellkäfer), der kleinen Schildkröten oergleichbaren
Histeriden (Stußkäfer), der Pillenkäfer, Rüsselkäfer, Bock -
käfer, der bohnenähnlichen, oft farbenprächtigen Blattkäfer,
der roeitspringenden Halticinen (Grdflohe), der breitgeran-
deten Schildkäfer, der netten Kugelkäfer (ITlarienkäferchen)
im allgemeinen kennen, wenn man den umständlichen
W 7 eg der Bestimmung oan oorne an oermeiden will.
Sammelt man schon länger, so erkennt man bald jede
einzelne Gattung und die häufigeren Arten gleich beim
fange.
Ist der genaue Flame mit Hilfe des Buches ermittelt,
so schreibt man ihn auf eine hübsche Gtikette, die man
Seife 162.
Internationale Sa m mle r-Z ei tu rtg.
riummer 11.
mit der Insektennadel am Boden des Sammelkasfens fest -
steckt. fluch die Reihenfolge, in der das zu geschehen
hat, gibt das benüfjte Blich an. 6s nersteht sich non selbst,
dafj man zum Bestimmen der Käfer einer sehr guten Hupe
bedarf, um die off roinzigen Unterscheidungsmerkmale
roahrnehmen zu können. Alle diese Ulanipulationen för -
dern in hohem lllafje die Geschicklichkeit. Hier sei auch
noch bemerkt, daf] man fühlet* und Beine der Tiere nicht
roeit ausspannen soll, da sie dann leicht abbrechen und
man damit auch oielen Raum in den Kasten oerschroendet.
Der fang der Käfer ist übrigens keinesroegs auf feld
und Wald beschränkt, Viele und selbst rare Tierchen kann
man sogar in den Strogen der Stadt auffinden, roo sie
mit merkwürdiger Vorliebe an schattigen Häusersockeln
oder des Rachts unter elektrischen Tampen einzusammeln
sind, flm reichlichsten wird freilich die Sammlung des -
jenigen werden, der häufig Ausflüge oder Reisen in oer-
schiedene Teile des Reiches und seiner Rachbarländer zu
machen in die Tage kommt, fast überall weist die Insekten -
fauna wesentliche Verschiedenheiten auf und auch die
Höhenlagen sind sehr beachtenswert. 6s gibt oiele Kerfe,
die nur auf höheren Gebirgen zu finden sind. 6in nicht
zu oerachtender fundort sind auch die Schachteln anderer
Sammler, mit denen man schwunghaften Tauschhandel
treiben kann. Die entomologischen Zeitschriften und Ver -
eine oermitfeln oft Tauschadressen auf weite Gntfernung hin.
Jsf die Sammlung endlich ziemlich reichhaltig ge -
worden, dann sucht deren Besitzer sie wohl auch einmal
durch kleine Käufe in Raturalienhandlungen zu ergänzen,
oerstohlen freilich, wie der Jäger im Wildbretladen. Die
Sammler oon 6xofen sind sogar beinahe ganz auf den
Kauf angewiesen, was eine kostspielige Sache werden kann.
Allerdings, die Gröfje, farbenpracht und die Seltsamkeit
der formen der Tropentiere erreicht unsere fauna nur in
gar wenigen fällen. ITlan betrachte sich diese Herrlichkeit
nur einmal im ITtuseum. Ginerseits spannenlang, ander -
seits in färben, wie sie nur die Sonne Südamerikas oder
Afrikas heroorzuzaubern oermag, prangen dort die oft
abenteuerlichsten Gestalten in den Schaukasten. Indessen
besiijen auch wir oiele Schönheiten, z. B. den blau und
goldig glänzenden Puppenräuber (Calosoma sycophanta),
den goldgrünen Carabus auronitens, die schöne hellgrüne
Cetonia speciosissima, den imposanten Hirschkäfer (Lucanus
eervus), den Rashornkäfer (Oryetes nasieornis). den schwarz -
gelben Pinselkäfer (Trichius fasciatus). die goldgrüne,
schworzgetüpfelfe Poecilonota rutilans, den scharlachroten
Schnellkäfer Elater sanguineus, den blauen, rotgebänderten
Bienenwolf (Clerus apiarius), den feuermantel (Pyrochroa
coccinea), die kleinen, aber unter der Tupe wie mit
Smaragden beseht aussehenden Grünrüfjler (z. B. Polydrusus
sericeus), die grollen, langgehörnten Bockkäfer (z. B. Ergatos
faber, der Riesen- oder Heldbock Cerambyx cerdo und die
schöne Ro-alia alpina, der fllpenbock), nicht zu oergessen
der glänzenden Blaftkäferarten, wie der in allen färben
des Regenbogens strahlenden Chrysomela cerealis und der
kleineren Chrysomela fastuosa, die sogar häufig ist, und
der Gebirgsbewohner Orina cacaliae und speciosa, die an
farbenpracht nichts zu wünschen übrig lassen.
ITlanche sammeln auch die tarnen und Puppen, die
dann gewöhnlich in Konseroierungsflüssigkeiten aufbewahrt
werden. Sogar frafjstücke werden gesammelt und alles
das zu sogenannten biologischen Sammlungen oereinigt,
wie deren das kaiserliche Iliuseum eine zeigt. Viele Sammler
beschränken sich freilich auf den fang der größeren Arten;
so entstehen aber blof} dekoratioe Sammlungen oon wenig
wissenschaftlichem Wert. Illan läfjt besser auch die Kleinen
zu sich kommen.
Der fang wird, was die Zeit anlangt, oom ITlärz bis
Oktober geübt. Doch sind Anfang und Gnde dieser Zeit,
sowie der Rlonat August wenig erträgnisreich. Am reich -
lichsten ist die Ausbeute im ITlai, Juni und Anfang Juli,
zu dieser letjteren Zeit besonders in höheren Tagen. Be -
sonders eifrige Sammler bedienen sich beim fange der
kleinen Tiere auch des „Käfersiebes“, eines ziemlich meit-
maschiegen Siebes, an welchem ein Teinwandsack befestigt
ist, der unterhalb des Siebes zugebunden werden kann.
Wirft man in das Sieb Waldstreu oder die flnschwemmsel
der Gewässer, so flüchten sich die darin enthaltenen Tiere
in den Sack, aus dem man sie zu Hause bequem heroor-
holen kann. Jedenfalls empfiehlt es sich, einen Schirm
mitzuführen, in den man Buschwerk abklopfen kann, und
ein kleines Zünglein (Pinzette), um Tiere zu ergreifen, die
auf unappetitlichen Dingen ihr Behagen finden. Und nun,
lieber Teser: Weidmanns Heil!
Die Briefmarkensammlung des Wiener Postmuseums.
Von £lse fränkel, Wien.
Das Wiener Postmuseum! Wie ein Veilchen blüht es im
Verborgenen und es uerdiente roahrlich, in helleres Picht gerückt
zu werden. 6s uerdiente, daß man dauon mehr spreche, oor
allem aber, daß es mehr besucht werde. Der Spaziergänger, der
seinen Weg bis zur Rotunde ausdehnt, sollte es nicht unterlassen,
dem ITluseum, das da im linksseitigen Rrkadentrakte untergebracht
ist, seine Visite abzustatten. Der Besuch ist lohnend.
Was ist da nicht alles zu sehen 1 In ihrer Vielseitigkeit geben
die Sammlungen, die das österreichische Postärar angelegt hat,
ein großartiges Bild uon der Entwicklung des gesamten Postmesens,
das Telegraph und Telephon in sich schließt; dem ITlarkensammler
speziell, der hier ins Rüge gefaßt werden soll, bietet das Rluseum
eine Sundgrube uon Anregung und Belehrung.
Das Wiener Postmuseum besfßf eine JTlarkensammlung, die
in ihrer Vollständigkeit fast unerreicht ist; es sind da nicht nur
die offiziellen Postwertzeichen aller Staaten und länder, auch die
Wertzeichen der Prioat- und Schiffsposten fehlen nicht, wie man
auch nicht die Wertzeichen der Kurierposten in ITlarokko, der
deutschen Stadtposten, des neutralen Gebietes in JTloresnet, der
Schweizer Hotelposfen, der englischen Hotelposten, der dänischen,
schwedischen und norwegischen Byposten und der russischen Kurier -
posten oermissen wird.
Eine besondere Sorgfalt wurde naturgemäß den öster -
reichischen Postwertzeichen gewidmet. Das Iliuseum selbst hat
alle Rlarken aufgebracht, die seit dem Bestände der österreichischen
Post ausgegeben wurden. Durch eine großartige Schenkung des
Oberleutnants und Postmeisters Tadislaus Hanus fiel ihm überdies
eine oollständige Sammlung der Postwertzeichen Österreichs,
Ungarns, Bosniens und der Herzegowina zu. Der bosnischen
Emissionen sind mehr da, als man oermuten würde; in zwei Jahren
wurden nicht weniger als drei solcher oeranstaltet. Eine besondere
nötigung zu dieser Splendidität lag nicht oor, wenn man nicht
den wohltätigen Zweck als Entschuldigung gelten lassen will,
dem diese ITeuausgaben dienen sollten. Das Reichskriegsministerium,
dem das Postwesen in den annektierten Gebieten auch heute noch
untersteht, hatte nämlich mit bekannten ITlarkenhändlern ein Über -
einkommen abgeschlossen, marnach es ihnen zwei Emissionen ganz
überließ. Der Kaufpreis wurde humanitären Stiftungen zugewendet.
Bei einer Besichtigung der Briefmarken-flbfeilung fällt zunächst
ein Reooluerständer ins Rüge, auf dem in 25 Rahmen die Post-
Rümmer 1 i.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 163.
porto- und Zeitungsmarken, Postkarten, Kartenbriefe, Postanroeis-
ungsblankette und Posfauffragsformularien uan Österreich,. Ungarn,
Bosnien und der Herzegowina, ferner die Zeifungssfempel und
Telegraphenmarken, sowie die Postsparkarten non Österreich auf -
gestellt sind, fln den Wänden sind in 16 Rahmen österreichische
Frachtbriefe und Begleitadressen mit und ohne Hachnahme, Past-
nachnahmekarten, Zolldeklarationen und Telegrammblankette aller
Ausgaben untergebracht.
örofje Aufmerksamkeit beanspruchen die Originalen f-
roiirfe und Probedrucke der österreichischen ITlarken. Da sind
außerordentlich mertnolle Versuche der Emission 1867; dort prangen
die Originalentwürfe der österreichischen Postmarken der Emission
1883, Handzeichnungen nebst photographischen Verkleinerungen
der Origina'e; daneben finden wir den Originalentwurf der öster -
reichischen Postmarken der Emission 1904, eine Handzeichnung;
den Originalentwurf der österreichischen Zeitiingsmarken der
Emssion 1899, eine Handzeichnung; die Originalentwürfe der
österreichischen Posfmarken der Emission 1899 für die Werte zu
10, 20, 25 und 30 Heller, Handzeichnungen; Originalentwürfe der
Emissionen 1863, 1883, 1890, 1891, 1894, 1903 und schließlich die
Entwürfe der uollständigen Jubiläumsausgabe des Jahres 1908 oon
ProfessorKolo ITloser, die in Farben ausgeführt sind. Die ITloser’schcn
Entwürfe sind die subtilst ausgeführten Typen, die je oon der
österreichischen Post hergestellt wurden.
Die Probedrucke erfüllen das Herz eines jeden Sammlers
mit stillem Verlangen. Denn marken in den Ausführungen, wie
sie hier zu sehen sind, existieren nicht mehr, da sich die Probedrucke
nicht nur auf die Farbe, sondern auch auf die Größe des ITlarken-
ader Werfzifferfeldes, die Zähnung, das Papier und die Gummierung
erstrecken. Von den Probeausführungen ist nur je ein lAusfer im
Posfmuseum oorhanden, da die anderen Proben behufs Verhütung
non Schwindel und Fälschungen sofort nach getroffener Auswahl
uernichtet wurden.
Von Fälschungen erzählen einzelne Ausstellungsobjekte
amüsante Dinge. Da sind fünf Klischees (Zinkplatten), die einem
Fälscher abgenommen wurden. Es handelt sich um die marken
zu 5, 10, 20, 25 und 35 Heller der Emission 1891. Diese Klischees
stammen aus Galizien. Die damit erzeugten ITlarken wurden aber
nicht etwa wegen ihrer mangelhaften Ausführung beanständet oder
auf Briefen als Fälschung erkannt. Die Entlaroung des Schwindels
ist oielmehr einem reinen Zufalle zu danken. Die gefälschten
lllarken wurden als rekommandierte Reklamesendungen nach
Ceipzig geschickt, aber durchaus nicht so sorgfältig oerpackt, wie
es die Ratur der Sache erheischt hätte. Diese Sorglosigkeit sollte
den Fälschern zum Verhängnis werden. Ein Postbeamter bemerkte
nämlich, daß aus dem schweren Pakete ein markenende heraus -
schaue, die Sendung wurde ihm uerdächtig, man untersuchte sie
und der Schwindel war entdeckt. Der Fälscher wurde in Teipzig
abgeurteilf.
Von Curiosis im Postmuseum seien zwei Korrespondenzkarten,
welche im Jahre 1879 im Postwege um die ganze Erde befördert
wurden, ferner eine nom Oberbaurat Strinschtie mit 6033 Worten
beschriebene Korrespondenzkarte ermähnt. Selbstnersfändlich fehlt
im museum nicht das Bild des Erfinders der Briefmarke in ihrer
heutigen Gestalt. Es ist dies Friedrich Chalmers, Buchhändler
in Dundee, geboren 1782 in Arbroath in Schottland, gest. 1853 in
Dundee. Sein Sohn Patrick erbrachte den Aachweis, daß der Vater
und nicht Rowland Hill der Erfinder der aufklebbaren Briefmarke sei
Die Uhrensammlung des Komponisten Reinhardt.
Heinrich Reinhardt, der durch seine Operette „Das
süße illädel“ einen internationalen Ruf erlangt hat, ist,
was man in der großen Öffentlichkeit nicht weiß, in den
ITlußestunden, die ihm seine
Doppeltätigkeit als Komponist
und Schriftsteller nach läßt,
ein leidenschaftlicher Sammler.
Seine Ciebhabereien bewegen
sich auf heterogenen Gebieten:
lieben österreichischen Bildern
sammelt er Kunstgegenstände
unterschiedlicher Art, wobei er
freilich das Hauptaugenmerk
auf solche des 18. und 19. Jahr -
hunderts legt, seine liebste
Passion sind aber Uhren.
Uhren, kleine und große,
Taschen-, Wand- und Steh -
uhren. Ulan kann eins gegen
zehn wetten, daß Reinhardt
immer einige, natürlichTaschen-
uhren, bei sich trägt, fragt
man ihn zufällig nach der Zeit,
so zieht er gleichzeitig aus
der linken, wie aus der rechten
Gilettasche eine durch Alter,
Konstruktion oder durch beides
interessante Uhr heroor und
gibt man der Verwunderung
Ausdruck, daß er zwei Uhren
bei sich trage, so verblüfft
er dadurch, daß er auch aus
den anderen Taschen merkwürdige Uhren heruorzaubert.
£r freut sich wie ein Kind über die überraschten Gesichter
und man erzählt oon ihm, daß er auf eine neue „€r-
werbung“ stolzer ist, als auf
die süßeste JTtelodie. freilich
diese ist bald Gemeingut,
gehört allen, jene aber ihm
allein.
Welche Bedeutung der
Uhrensammlung Reinhardts
zugemessen wird, geht daraus
heruor, daß die k. k. Zentral -
kommission für Kunst und
historische Denkmale in Wien
die Sammlung in das oon
uns schon gewürdigte Prachf-
werk „Die österreichische
Kunstfopographie“ (XII. Band,
Wien. 11.—21. Bezirk) auf -
genommen hat und zum Text
einige Abbildungen interes -
santer Uhren bringt,
RJit freundlicher Crlaubnis
der Zentralkammissian repro -
duzieren wir hier die uier
sehenswertesten Objekte der
Sammlung Reinhardt in Wien.
fig. 1 zeigt eine Alt-
Wiener Standuhr. Sie gehört
der Zeit um 1810 an. Die
Uhr ist aus Alabaster mit
uergoldefen ITlefaHbeschlägen,
Fig. 1. Alt-Wiener Standuhr. Um 1810.
Seite 164.
Internationale Sammler-Zeitung.
llummer 11.
über der niedrigen, breiten Basis steht ein Tisch, an
welchem ein ITlädchen im Cehnstuhle sitjt und liest, Auf
dem Tische eine antikisierende Eampe, an der Vorderseite
ein Zifferblatt, bezeichnet Rettich, Wien. Es sind mehrere
Exemplare dieser Uhrengattung bekannt. In Wien findet
sich ein solches Stück noch bei Herrn Adolf Ritter oon
Ilassau.
fig. 2 ist eine Standuhr aus Goldbronze, 24 cm
hoch. Auf onalem Postament eine Göttin, (llike?) in Cauf-
beroegung, das Zifferblatt auf rundem Uhrwerk auf dem
Rücken tragend. Bezeichnet Ledure Bronzier ä Paris.
Um 1775.
Die Uhr in form eines Vogelbauers mit zwei kleinen
Vögeln darin (fig. 3.) ist aus JTlessing und stammt aus
dem Jahre 1830. Das Zifferblatt ist guillachierf. Die Uhr
ist bezeichnet franz Player in Wien.
fig. 2. Standuhr aus Goldbronze. Um 1775.
fig. 4 rangiert unter der Gattung Spieluhren. Es ist
ein selbstspielendes Spinetf mit breiterem Unferkasten und
schmälerem Aufsa^e, beides aus ntahagoni. Die Bekrönung
erfolgt durch einen geschwungenen Pyramidenaufsafj.
JTlessingbeschläge an den Kapitalen, Balustraden, Kartuschen
und oben an der Spi^e ein Relief: bacchische Szene mit
Putten. Auf analem Schildchen in Corbeerkranzumrahmung.
Inschrift: nimm mit erkenntlichem Gemüt die Zeit wahr,
die du hast, sie flieht. Der ITlittelaufsaf] hat in der mitte
ein Zifferblatt mit Bezeichnung: Illollinger in Berlin und
ist non zwei Pyramiden flankiert. Um 1820.
Aulner diesen Uhren nerzeichnet die Kunsttoprographie
noch unter den Schäden Reinhardts: Eine Standuhr, Ge -
häuse aus braunem, polierten Holze mit ornamentalen
Silbereinlagen, das Zifferblatt ornamentiert, reiche oer-
goldefe Bekrönung. Aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr -
hunderts.
fig. 3. Hit-Wiener ITlessingiihr. Um 1830.
Uhr aus lichter Bronze auf einem mit Kränzen und
Armaturen geschmückten Sockel, Krieger, ein Zweigespann
führend, eines der Räder
als Zifferblatt gestaltet,
bezeichnetTeroy äParis.
Um 1780.
Holzgehäuse inner -
halb einer Draperie, die
ein auf der Uhr süßender
Adler hält, schwarz,
zum Teile uergoldef.
Um 1800.
Schildplattdose mit
Silberdeckel und Gold -
rand, mit zwei gra -
dierten Vögeln bei einer
Rose. Innen über durch -
brochenem, ornamentier -
ten Grunde kleiner Ko -
libri, der beim Öffnen
des Deckels sein Ciedlein
pfeift. Erste Hälfte des
19. Jahrhunderts.
ln die Kategorie ge -
hört schließlich auch ein
Tintenzeug, das aus der
Zeit um i 775 herrührt.
Auf graoierfer Bronze-
platte, Glocke, Tintenfaß
und zugehörige Uten -
silien. In der Hütte ein
Putto, der eine Uhr in
Kartuscherahmen hält.
fig. 4, Spieluhr. Um 1820,
Rummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 165.
Seltene Porträts.
roie man sieht, zroei Cöroen
einen Vorhang, mit Versen non 0. Scheurer. Das hochinteressante
Blatt ist in der Art der Schabkunstblätter Benjamin Blocks gehalten
aller Wahrscheinlichkeit zur Zeit der Geburt des
Erzherzogs Ceapold Joseph entstanden sein.
In fig. 6 führen wir
ein Brustbild des Kaisers
ITluximilian II. uor. fluch
dieses Porträt ist mit
reichem ornamentalem Bei-
merke ausgestattef Der
Stecher ist unbekannt. Das
Bild trägt das ITlono-
gramm T. B. Es ist roahr-
scheinlich nicht identisch
mit dem in Itaglers JTtono-
gramm V. 529 beschrie -
benen Blatt, da es das
dritte der dort abgebildeten
nionogramme zeigt.
fig. 7 ist eine Citho-
graphie uon J. Kriehuber,
sig. mit oollem llamen und
der Jahreszahl 1842. Die
Originalgröße ist 48 : 57 cm.
Die beiden abgebildeten
Jünglinge sind Arthur und
Odo Cords Russell, die
Söhne des damaligen groß-
britanischen Botschafters am
Wiener Hofe.
Den drei Raritäten
reihen mir ein Bild aus
der Viennensiaabteilung des
Kataloges, einen Wiener
Fiaker non Kiniger del. Ponheimer (fig. 8), an. Unter dem Bilde
lesen mir die geflügelten Wiener fiakerroorte „fahren mir Euer Gnaden!“
Einen reizenden kleinen Kunsfkatalog hat soeben das sehr und : dürfte
rührige Kunstantiquariat uon Gilhofer & Kanschbjurg in Wien
herausgegeben. Der Kata -
log enthält bloß drei -
hundert nummern, die aber
eine Auslese uon Kost -
barkeiten darsfellcn. Es
sind darunter Kupferstiche
alter ITleister, Aquarelle
und Handzeichnungen, far -
bige und geschabte Blätter
des achtzehnten und neun -
zehnten Jahrhunderts,
Slädteansichten und histo -
rische Blätter. Besonders
hernorzuheben sind die
Raritäten, die einen nam -
haften Bruchteil der Samm -
lung ausmachen.
Wir sind des Inter -
esses unserer Ceser sicher,
roenn mir hier drei der
seltensten Stücke reprodu -
zieren.
Das Doppelporträt (fig.
5) zeigt Kaiser Ceopold I.
und dessen Gemahlin
Eleonore. Die medail-
lons sind uon Blumen -
girlanden und Beimerk
umrankt, unten halten, fig. 5- Kaiser Ceopold und Kaiserin Eleonore.
Das 5taötmu5eum in fTlistelbach.
Von Karl fißka, k. k. finanzrat i. P., Hlistelbach.
Unser Stadtmuseum ist noch sehr jungen Datums. Sein
Geburtstag ist der 3. Oktober 1898, an dem es durch einen Be -
schluß unserer Kommunaloäter in lieben gerufen rourde: aber troß
seiner Jugend darf es sich kiihnlich älteren Cokahnuseen an die
Seife stellen.
Ein kurzes Verzeichnis unseres Besißes möge diese Worte
bestätigen. Zunächst etroas non den Ergebnissen der Ausgrabungen,
die in der Gegend dou mistelbach gemacht murden. Wir besißen
aus der älteren und jüngeren Steinzeit nachstehende fundsfücke:
102 Stück Steinmerkzeuge als: Beile, Hämmer (auch
durchlochfe), [ITleißel, Schaber, Pfeilspißen, Spinnmirtel etc., dann
73 Stück ITlahl-, Reib- und Schlagsteine. Darunter sind Steine,
roelche in hiesiger Gegend nicht uorkommen, daher aus fremden
rändern stammen und auch solche, roelche man an den Donau -
ufern oder auf Donauinseln findet. Diese Gegenstände rourden in
der Umgebung nur einzeln ausgeackerf, ein Bernds, daß die
hiesige Gegend, namentlich das Gayatal, schon in der ältesten
Zeit beoölkerf mar.
69 Stück Bronzesachen als: Pfeilspißen, Canzenspißen,
tappen- und Hohlbeile, größere Halsringe, Armringe, nadeln, eine
Sichel und einige rohe Gußstücke, früher rourden derlei Bronze -
sachen teilweise an Händler oerkauff, teilweise uerschleppt oder
gar eingeschmolzen.
Aus der anfänglichen Eisenzeit besißen mir ebenfalls
Pfeilspißen, Canzenspißen, Sporne (Stachelsporne), fixel, ITlesser etc,;
aus der späteren Eisenzeit bis zur Gegenwart, namentlich oiele
Hufeisen, Sporne, Schlösser, Steigbügel, Schlüssel, alte Geroehre,
Schwerter, Kanonenkugeln, uerschiedene Werkzeuge etc.
Das Stüdtmuseum besißt ferner eine größere Sammlung
non Knochen, Knochenfeilen und Zähnen uorgeschichtlicher (eiszeit-
Seite 166.
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 11.
licher) Tiere, die mährend des Diluuiums zugrunde gingen. Der
gröf;te Teil derselben stammt aus den bedeutenden Schotter- und
Sandgruben beim hiesigen Staatsbahnhofe und Siechenhause, einige
Stücke aus der Umgebung. Das bemerkenswerteste Stück unter
den größeren Knochen (60 Stück) ist der beinahe oollsfändig er -
haltene Oberschenkelknochen uom ITlammut oder ITlastadon, 99 cm
lang, gefunden beim Siechenhause, Gin zweiter, noch größerer
Oberschenkelknochen mal'; 102 cm, ist jedoch bis auf das obere
grofje Stück mit 29 cm fange zerfallen. Das erhaltene Teilstück
hat den bedeutenden Umfang uon 90 cm. Gin seltenes Stück uon einem
Unterschenkel (der obere
Teil) hat einen Umfang uon
63 cm. eine Rippe, 66 cm
lang, eine Kniescheibe, 22 cm
fange und 16 cm Breite.
Das ITtuseum besitjt
des weiteren eine seltene
Sammlung uon Zähnen uor-
geschichtlicher Tiere u. zro.:
8 Stück niammutzahne (uer-
kalkt). 25 Stück aufjerge-
möhnliche llfastodonzähne
(Backenzähne). Der größte
mif;t samt Wurzel 19 cm
und die obere Schmelzfläche
20 cm fänge und 10 cm
Breite. 4 Stück schöne Zähne,
Dinotherium giganteum,
jedenfalls uon einem Tiere,
roeil sie beisammen ge -
funden wurden. Gin Stück
samt Wurzel 14 cm lang.
5 Stück flashornkiefer mit
darinsteckenden Zähnen,
5 Stück Zähne uon einem
Höhlenbären. Gin fast ganz
erhaltener Stafjzahn eines
fTlastodons, 70 cm fänge
und Umfang in der ITlitfe
40 cm. Cin halber Stafjzahn
und außerdem mehrere
größere Teilstücke uon
niastodon-Stof;zähnen,
dann uiele Knochen uon
uorgeschichtlichen Tieren
uerschiedener Gattung,
welche in diluuialen Schich -
ten hier gefunden wurden.
20 Stück Zähne, Hippo-
therium gracile (Pferd),
Begleiter des Dinotherium
und ITlastodon.
Von Sunden, die ihrer Wichtigkeit wegen eine besondere Be -
schreibung rechtfertigen, seien erwähnt: Im flouember 1903 wurde
bei der Grabung einer Kalkgrube in ITlistelbach (Kaiser Franz-Josef-
sfrafje) in der Tiefe uon 17, m ein oorgeschichtlches Brandgrab
(uielleicht auch Opferstätte) aufgedeckt. Gefunden wurden nach -
stehende Gegenstände: 8 Stück uollständig erhaltene kleine Ton-
gefäf;e, einige teilweise beschädigte solche GefäF;e und überdies
zwei Wäschkörbe uoll Tonscherben Diese Tongefäfje (fausi1;er
Typus) sind mit freier Hand gearbeitet und jedes Stück hat eine
andere Gestalt. Außerdem wurden noch Stücke uon fünf zer -
trümmerten Webstuhlgewichten gefunden. Sie sind aus Ton, haben
eine pyramidenförmige Gestalt mit einem fache, sind ziemlich grof;
und schwer und an der Rufjenseite geglättet. Seitwärts, jedoch
noch in der fische lagen kleinere Knochen, ln zwei Gefäijen mar
eine weifjlichgraue Klasse, jedenfalls Speisereste, fluch lagen im
Grabe noch uiele gebrannte fehmstücke und uerschlackte Stücke,
die uom fehmbewurf eines Hauses oder einer Vorratskammer aus
derselben Zeit stammen. Dal; das Feuer grof; gewesen sein muij,
beweisen die uerschlackten Stücke. 6s handelt sich hier um eine
dauernde flnsiedlung in der uorgeschichtlichen Zeit. Grabungen an
nerschiedenen Stellen in der nähe hatten keinen 6rfolg. Die Ge-
fäije gehören der Bronzezeit on und sind nach Aussage uon Fach -
gelehrten in das 1500. Jahrhundert uor Christi Geb. zu oerlegen.
Höchst bemerkenswert ist die Beigabe uon uorgeschichtlichen
Sämereien, jedenfalls als Wegzehrung für das Jenseits
Professor 11 cum eiler in Zürich, der sich speziell mit der
Bearbeitung solcher Funde befaßt, stellte nach genauester Unter -
suchung folgende Sämereien fest, als: 1. Weizen in sehr schönen
Körnern; 2. finse, auf -
fallend klein; 5. Crbse, auf -
fallend durch die geringe
Gröfje; 4. Cinkorn, in
wenigen Körnern; 5. lllohn
(Schlafmohn), nur wenige
Samenkörner; 6. fabkraut,
häufiger und 7. Ackerun-
kraut, wenige Körner. Die
kleineren Sämereien sind
in dem grafjen Feuer ganz
zerfallen, weshalb nur
wenige ganze Körner er -
halten blieben. Die ganze
fiste der konstatierten
bronzezeitigen Sämereien
zählt sieben Arten. 6s ge -
hört also der lllistelbdcher
Fund zu den interessantesten
dieser Art.
Jm Frühjahr 1905 wurde
in der Schotter- und Sand -
grube hier 1 m tief ein
Grab aufgedeckt. 6s ent -
hielt noch das oollständige
menschliche Gerippe mit den
schönen und uollständigen
Zähnen. Als Beigabe ent -
hielt dasselbe einen römi -
sch en bronzenen groijen
Schöpflöffel, dann zwei
römische Schalen aus
schwarzbraunem T on. f eider
wurde der Schädel ganz
uernichtet und der bronzene
Schöpflöffel etwas durch -
locht. 6ine Schale zerbrach
beim Ginsturze. Die lAusenl-
leitung kam leider zu spät
zur Kenntnis uon diesem
Funde, flach Aussage uon
Fachgelehrten gehört dieser
Fund zu den interessantesten, die in den lebten Jahren in flieder-
österreich am linken Donauufer gemacht worden sind.
Der bronzene Schöpflöffel hat, was besonders wichtig ist, die
interessante marke ..VINDOR II OF“, das heifjt Vindobona seonnda
officina. wodurch erwiesen ist, dal; in Wien schon damals ITletall-
arbeiter und zwar in zwei Werkstätten arbeiteten.
Der in ITlistelbach im Grabe aufgefundene Schöpflöffel hat
also die ganz gleiche lllarke (Stempel), wie das in Petronell auf -
gefundene bronzene Sieb, stammt also aus derselben römischen
Gufjstätte.
Auf einem Acker wurden gelegentlich des Tiefackerns (’/ 2 m
unter der Grdoberfläche) uier sehr grofje Ton-Vorrat- oder Speicher-
gefäfje aufgedeckt. Diese Tongefäfje waren umgestürzt, daher
leer und nebeneinander aufgestellt. Der tiefgehende Pflug beschä -
digte den auffallend kleinen Boden derselben. Diese Tongefäfje
sind innerlich geglättet, dann folgt eine ziegelrote Grdart (gebrannter
Cehm) und überdies sind dieselben noch uon aufjen mit einer
silbergrauen Grdmasse (Sand), wie sie an der Fundstelle zu finden
nummer 11,
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 167.
fig. 7. J. Kriehuber: 0. und fl. Russell. (Zu Art.: „Seltene Porfrc
ist, überzogen und mit den uollen fingern, deren Abdruck deutlich
zu sehen ist, bestrichen. Der Ton selbst ist mit zahlreichen kleinen
Steinchen gemischt. Ceider wurde bei der genauen Untersuchung
auch in der nächsten ltähe keine Beigabe aufgefunden. Diese
Gefäfje dürften jedenfalls zu den interessantesten und seltensten
dieser Gattung gezählt werden und gehören der ältesten Bronze -
zeit an. Deren Alter wird non fachgeiehrten auf mehr als
oiertausend Jahre geschäht. Das höchste Gefäf; hat eine Höhe
non 66 cm, einen Umfang in der mitte non 147 cm und einen
Bodendurchmesser non nur 16 cm. Das eine bauchige Gefäfj hat
eine Höhe non 62 cm, einen Umfang in der ITlitte non 165 cm und
einen Bodendurchmesser non nur 16 cm.
Dieser auffallend kleine Boden beweist, dai) diese Gefäfje
nicht in stehender Stellung im Gebrauche waren, sondern dafj sie
mit dem Boden in der €rde etwas eingesenkt gebraucht worden
sind. 3. Grimm erzählt non einem im mittleren Deutschland nach
oorhandenen Glauben, demzufolge die Seelen kleiner Kinder und
ertrunkener in der €rde unter umgestürzten Töpfen wohnen,
mit diesem Hinweis soll jedoch keineswegs eine Beziehung des
alten heidnischen Glaubens zu diesen alten Töpfen behauptet
werden. Aber das merkwürdige ist, dafj gerade Gefäfje dieser Art
wiederholt uerkehrt, d. h. mit dem mundsam auf dem Boden in
der Grdc gefunden wurden,
Außerhalb des ITlisfelbachermaldes (Klein-Hadersdorf) wurde
oor mehreren Jahren ein Grab (Cehmgrund) aufgedeckt. Das Stadt -
museum erhielt hienon den beschädigten Schädel und eine zer -
schlagene kleine Tonurne. Der Schädel ist zufälligerweise auch
noch eine grofje Seltenheit. Die Haht geht nämlich uom Hinter-
haupte bis zur Hasenwurzel und weiters non einem Ohr zum
andern, wodurch ein regelrechtes Kreuz dargestellt ist. Also ein
Dollkommen ausgebildeter Kreuzkapf. Heute nennt man noch einen
besonders geistig begabten manschen einen Kreuz -
kopf oder ein Kreuzköpfl und diese Bezeichnung
mag oon der uorstehend dargestellten Schädel -
bildung herstammen. Dieser Schädel ist ganz oer -
kalkt und soll der Steinzeit angehören
Von aufgedeckten oorgeschichtlichen Gräbern
in Kettlasbrunn und Wetjlsdorf erhielt das Stadt -
museum nur beschädigte Tonurnen.
Bei der erdaushebung für das in mistelbach
zu erbauende Bezirkskrankenhaus wurde am süd -
östlichen Abhange des Kirchenberges ein Gräber -
feld aufgedeckt. Im ganzen wurden bis jefjt 27
einzelne Gräber blofjgelegt. Die menschlichen Gerippe
lagen 1 50 m bis T80 m tief unter der trdober-
flä'che; einige waren mit dem Gesichte nach Süden,
mehrere nach Osten gebettet. Bei einem Gerippe
fehlte der Schädel, bei einem anderen der linke
fufj. Der Schädel eines jungen ITlä J chens (die
letjten Sfockzähne waren noch nicht ausgebrochen)
hatte an der linken Stirnseite ein größeres rundes
Doch, welches jedenfalls noch im lebenden Zustande
mit Gewalt eingeschlagen wurde. Das Skelett eines
ITlannes war schauerlich anzusehen; der lllund
war so weit als nur möglich aufgesperrt, und die
fiifje krampfhaft heraufgezogen. Der Schädel zeigte
einen Sprung, einige Gerippe hatten gar keine
Beigabe, oiele hatten als Beigabe je ein Tongefälj
(Urne), welches merkwürdigerweise bei allen am
fufjend e aufgestellf war. Bei den Skeletten der
frauen fand man auch einzelne Ohrgehänge aus
Bronze, teilweise auch mit Glasperlen. frauen und
ITlänner wurden nicht durcheinander, sondern
getrennt begraben.
Bei dem Gerippe eines sehr alten und nach
den Knochen sehr großen lllannes, welcher jeden -
falls hei der fraglichen Ansiedlung eine höhere
11 auf S. 165.) führende Stellung einnahm, fand man reichliche,
sehr schöne und interessante Beigaben. Gefunden
wurden bei ihm nachstehende sehr schöne Bronzegegenstände)
wie: sechs Stück größere Gürtelstücke in Durchbrucharbeit, mit je
fig. 8. „fahrn wir euer Gnaden?“
Ponheimer: Wienerfiaker. (Zu:„SeltenePorträts“S. 165.)
einem Krallentier mit Adlerkopf (Greif); ein Bronzeriemenzeug
(Keilschnitt), Kampfszene dreier Krallentiere mit einem rehartigen
Tiere (Ornamental) uierfache Ranke; zwei Bronze-Gürtelschnallen;
Seite 168.
internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 1 ],
sechs gebuckelte Gürtelbeschläge; eine große Kopfnadel; eine kleine
Zroickzange (Pinzette); zroei Beschläge und Zierstücke mit orna -
mentalen Tierstücken; drei Gürtelzungen mit Durchbrucharbeit; eine
Gürtelspange und ein kleines Zierstück.
flufjcrdem fand man bei diesem Gerippe nachstehende Gegen -
stände aus Cisen und zroar an der rechten Seite eine größere
tanze, die der Beigeseßfe in der rechten Hand aufrecht hielt.
Unterhalb derselben lag ein dolchartiges ITtesser. Bei der herab -
hängenden linken Hand lag ein Hirschhornstück, zugespißt roie eine
ITadel. Dasselbe rourde jedenfalls als Waffe benüßt. fluch lagen
nach fragmente uon einem eisernen Reif und mehrere dazu -
gehörige Cisenstücke dabei, roelche zur Kopfbedeckung gehört haben
dürften, und überdies fand man noch kaum kennbare fragmente
oon einem toollen braunen Kleide, oder non einem Tierfell.
Die Bronzestücke sind ganz gut erhalten und mit Patina
grün überzogen, mährend die Gisenstücke oon Rast sehr stark
angegriffen sind.
Schließlich murde noch ein Grab aufgedeckt, marin das Gerippe
eines ITlannes lag, bei roelchem jedoch der linke fuß fehlte. Als
Beigabe fand man bei ihm ein ganz uon Rost zerfressenes Gisen-
schroert, und am fußende auch die obligate Tonurne, rieben dem
menschlichen Gerippe fand man jedoch auch die ganzen Knochen
eines kleinen, aber sehr kräftigen Pferdes. Als Beigabe fand man
bei demselben zroei Zierscheiben mit Rosetten und Rankenornament
aus Bronze (oergoldet) und eine Kette, jedoch nur aus drei großen
runden eisernen Ringen bestehend. Während die menschlichen
Knochen ganz morsch maren, so zroar, daß selbst die starken
Schenkelknochen bei der Herausnahme brachen, maren die Knochen
des Pferdes uollkommen erhalten. Sporen und Hufeisen murden
I nicht aufgefunden. Diese Gräber stammen aus der Zeit der Völker-
manderung. Die Kultur der Gräberfunde stammt nach Angabe oon
fachgeiehrten aus dem ungarischen Tieflande und ist danauroärts
bis in die Rheingegend zu uerfolgen.
(Schluß folgt.)
Die lesuitenbibliothek in UUien-Lainz.
Die. Bibliothek des Jesuitenkollegiums in Wien-Tainz ist selbst
in Wien roenig bekannt und doch kommt ihr, sieht man oon der
jahrhundertealten Hofbibliothek ab, namentlich roas ihren Reich -
tum an flliniaturen und Handschriften betrifft, keine andere Biblio -
thek in Österreich gleich.
Der Begründer der Bibliothek ist der italienische Caoaliere
G. f. de Rossi, der Gemahl der Prinzessin Charlotte oon
Bourbon, oerroitmeten Herzogin oon Sachsen, deren ITlajordomus
er früher geroesen. D n Grundstock des kostbaren Handschriften-
schaßes bildete eine Crroerbung aus der Bibliothek des Kollegium
Capranicense in Rom, einer Schöpfung des gelehrten Kardinals
Domenico Capranica, der 1458 starb. Daran schlossen sich im
Caufe der Jahre roeitere Crroerbungen kostbarer Bücherschäße.
flicht nur in Italien, sondern in fast ganz Guropa stand der
passionierte Sammler in Verbindung mit Agenten und Kunst -
auktionären. Galt es eine seltene Handschrift oder ein seltenes
Druckroerk, oon dem er erfuhr, daß sie zum Verkaufe kommen
sollten, dann scheute er auch nicht beschrocrliche Reisen, um sie
zu erroerben. Auf einer dieser Reisen rourde er auch (1854) in
Venedig oon der Cholera hinroeggerafft. Die Witroe heiratete ein
Jahr später abermals ihren ITlajordomus Cao G. Vimercati. Da
aber de Rossi roiederholf den Wunsch geäußert hatte, daß seine
Bibliothek als Ganzes beisammen bleiben möge und Befürchtungen
aussprach, daß sie nach seinem Tode roieder zerstückelt roerden
könnte, so glaubte die Witroe den Willen ihres zroeiten Gemahls
am besten damit zu erfüllen, daß sie kurz nach ihrer dritten Ver -
mählung die ganze Bibliothek den Jesuiten in Rom schenkte, die
sie nun in ihr Profeßhaus übertragen ließen. Die Schenkungs -
urkunde enthält die Bestimmung, daß die Bibliothek im falle der
gänzlichen Aufhebung und uollständigen Auflösung der Gesellschaft
Jesu in das Gigentum des jeroeilig regierenden Kaisers uon
Österreich übergehen sollte. Als nun die italienische Regierung
nach der Okkupation Roms uerschiedene Ordensniederlassungen
aufhob und das gleiche im Jahre 1875 auch dem Profeßhause der
Jesuiten, in dem die Bibliothek untergebrachf roar, drohte, rourde
der östereichisch-ungarische Botschafter am Vatikan ersucht, das
Jnteresse des Kaisers zu mähren und sie oor der Konfiskation
durch die italienische Regierung zu Schüßen.
Auf das hin rourde die Bibliothek in 55 Kisten oerpackt
und in den Palazzo di Venezia, die Residenz des österreichischen
Botschafters, gebracht Von dort rourde sie auf Wunsch und Kosten
des Kaisers franzJosef im Herbste 1877 nach Wien überführt,
roo sie zunächst in der Jesuitenresidenz am Uniuersitätsplaße in
einem außer Gebrauch stehenden Oratorium der Kirche unter -
gebracht rourde. Hier blieb sie bis 1895, roo ihre Aufstellung in
dem neugebauten Kolleg in Cainz erfolgte.
Die Bibliothek ist nicht groß, sie enthält samt den Hand -
schriften und Inkunabeln nur rund 9000 Bände. Ihre Bedeutung
liegt aber nicht in der Quantität, sondern in der Kostbarkeit dieser
Bücherschäße, oor allem in den Handschriften. Diese umfassen
die uerschiedensten Ciferaturen und Wissensgebiete. Die deutschen
Handschriften (42 rein deutsche und 14 lateinisch-deutsche Bände)
reichen oom 14. bis 18. Jahrhundert; sie sind zumeist religiösen
oder moralisierenden Inhalts. Die lateinischen Handschriften
füllen 764 Bände, darunter über 100 Bände Kirchenoäter und
Kirchenlehrer, unter ihnen Augustinus (55 Handschriften), Ambrosius
(6 Bände), Gregor der Große (10 Bände) etc. Von den alten
Klassikern sind unter anderen oertreten Cornelius ITepos unter
dem Hamen des Aemilius Probus, Cicero (17 Bände, 14. und
15. Jahrhundert), Seneca, IRehr als 40 Bände bringen lateinische
Überseßungen griechischer Prosaiker, so des Aristoteles, Cuklid,
Cukian, Plato, Josephus fiaoius, Polybius. Sehr oiele Bände ent -
halten auch mittelalterliche Prosa profanen Inhalts. Griechische
Handschriften sind in über 40 Bänden oorhanden. Dazu kommen
noch 150 italienische, 57 hebräische und 5 französische Handschriften -
bände. Von anderen Citeraturen sind noch uertreten: Spanisch (I),
Vlämisch (2), Persisch (2), Chinesisch (1), Türkisch und Arabisch
(22), Japanisch (1 Handschrift) u. a.
Gine besondere Ausnüßung der Bibliothek durch die roissen-
schaftlichen Kreise ist bisher nicht erfolgt, troßdem die Bibliotheks -
direktion allen Berufenen mit der größten Ciberalität entgegenkommt.
m. R.
Hummer 11.
internationale Sammler-Zeitung.
Seite 169.
flurti eine 5amm!ung.
Von Dr. Cmil R ediert, Wien.
Der Einladung des liebenswürdigen Herausgebers der
„Internationalen Sammler-Zeitung“ würde ich gerne folgen,
wenn ich nur .irgend etwas sammeln würde. Verzweifelt
gleitet mein Blick durch mein Arbeitszimmer und bleibt an
den Bücherschränken im Hintergründe haften. Hier lese
ich wohl auf den Bücherrücken „Sammlung oberstgericht -
licher Entscheidungen“, aber weder dem Herausgeber noch
den Cesern märe damit gedient. Da fällt mein Blick in
ein anderes fach und ich sehe, daß ich doch einmal etwas
gesammelt habe, nämlich die „fliegenden Blätter“. Von den
Bücherrücken oan hundertunddreißigBänden scheint mir dieser
gesammelte Humor freundlich und ermutigend zuzuminken.
In der Tat dürfte wohl jeder ITlensch einmal irgend etwas
gesammelt haben. So will ich mich denn heute mit meiner
Sammlung beschäftigen und ziehe aufs Geratewohl die
drei ersten Bände heroor. Das Papier ist so grob und die
Zeichnungen so hölzern, dafj man an jene fliegenden Blätter
denkt, die „gedruckt in diesem Jahr“ durch die Tande
flattern; uon ihnen haben die „Ulünchner“ offenbar das
fliegen gelernt. Während sie aber heute, wie jener Ver -
gnügungsoerein, sich oar „Gesprächen über Religion, Politik
und Richard Wagner“ hüten, begegnen wir in den alten
Bänden mancher Anspielung auf Tagesereignisse.
Eine köstliche Einführung zu den Schnurren, womit
der Humor das ernste Drama des Jahres 1848 begleitet,
ist das Gespräch zweier scheu um sich blickender Philister
auf freiem felde, die schließlich aus den oerschiedenen
Zeichen der Zeit den Schluß ziehen, daß am Ende doch
noch die Salzpreise billiger werden. Ein Zeichner uerfolgt
„ein diplomatisches Gesicht im februar 1848“ in den oer -
schiedenen Phasen seines Ausdruckes oon der ersten, mit
einem oerächtlichen „Pah“ aufgenommenen Reoolutians-
nachricht, wie es stets länger und länger wird, um schließlich
oor Schreck aus den fugen zu gehen. Ein Seitenstück ist
der königlich preußische Gardeleutnant Baron oon Stiermiß,
der Handschuhe oon geringerer Sorte anzieht, weil er be -
fürchtet „bei der Vernichtung der Kanaille diese oielleicht
berühren zu müssen“. Auch das Wort „Kanaille“ ist ein
beliebtes Requisit des oormärzlichen Wortschaßes; es ent -
hält eine ganze Weltanschauung und eine Staatstheorie.
Auch sonst enthalten die ersten Bände der fliegenden
manche politische Anspielung. So wird ein unoergessenes
Kapitel deutscher Geschichte, die dänische frage, in einem
Gedichte „Die Viborger“, erschienen in der zweiten Rümmer,
berührt. Die Viborger lassen die Vögel ihres Tandes Zu -
sammenkommen und gebieten ihnen: „Ihr Vögel oon
Schleswig und Holstein sollt euch nicht unterstehen, in
Zukunft mehr zu singen, zu pfeifen und zu krähen; ihr
müßt Viborgisch lernen, und dies zwar alsobald, daß fürder
nur erklinge Viborgisch durch den Wald.“
Die ßeoormundung durch das obrigkeitliche Regiment
jener Tage wird in einem Bilde gegeißelt, wo der Gendarm
dem „einfältigen Tandeskinde auf niederem Standpunkt
eine abhärtende Jacke nach dem Tandeskinder-Jacken-
Staatsmodell“ aufzwingt.
Könnte man so ein ganzes historisches Tachkabinetf
aus den alten Bänden zusammenstellen, so findet man in
ihren Zeichnungen und Texten auch ein reiches kulturge -
schichtliches material. Da sind die berühmten Reisenden
Baron Beisele und sein Hofmeister Dr. Eisele, deren Kreuz-
und Querzüge durch Deutschland uns die ganze Gemütlich -
keit, die dem Jammer der Kleinstaaterei gegenüber stand,
nahe rückten und die lustige Kehrseite der sonst so traurigen
Dinge zeigten. Das damalige Deutschland mar ein nacht-
müßenbezipfelter Philister, den die bösen Buben Börne
und Heine am Einschlafen hinderten. Eine ergößliche und
lehrreiche Odyssee jenes Philistertums ist diese Reisebe -
schreibung. Sie hilft ein Stück deutscher Geschichte besser
oerstehen.
Eisele und Beisele, deren figuren im Jahre 1846
sogar auf die Bretter des Theaters an der Wien mußten,
überfällt in Aschaffenburg ein Haufen Bewaffneter, die ihnen
Säbel und Bayonette oor die llase halten mit den Worten:
„Die Pässe, meine Herren!“ In Wien kommen sie bei ihrem
Hai store im Augenblicke an, wo der Hausmeister zusperren
will. Den Verblüfften wird die Auskunft: „Grad schlagts
zehn Uhr; jeßt wird zugesperrt. Dann schließ ich Ihnen
wieder auf, und Sie zahlen Ihnan Sperrgroschen“. Heute
werden den Reisenden in Aschaffenburg keine Pässe mehr
aboerlangt; mit der Gründung des Zollvereins sind die
Zollschranken im Innern des Vereinsgebietes meggefallen;
ja noch mehr, die Tänder, die Baron Beisele mit seinem
Hofmeister durchstreifte, haben sich zu einem einzigen
großen Reiche zusammengeschlossen. Der Wiener Haus -
meister aber schlägt uns wie zu Eiseies Zeiten um zehn
Uhr das Haustor oor der Hase zu und allen Stürmen der
Weltgeschichte troßt siegreich das — Sperrsechserl.
Unter die harmlosen figuren Eiseies und Beiseles,
des „Staatshämorrhoidarius“, der Zweckesser und Stecken -
pferdreiter mischen sich indessen auch düstere Gestalten,
die in die lustige Gesellschaft hineinpassen wie Pontius
ins Gredo. „Ja, Du redest immer oon Gleichheit und Güter -
teilen, allein ich seße den fall wir haben geteilt, und ich
spare meinen Teil, doch Du oerschwendest den Deinigen,
was dann?“ fragt ein Zuhörer den Kommunisten, der eben,
den Knüttel in der faust, eine Rede gehalten hat. „Ganz
einfach! Dann feilen wir wieder!“ ist die Antwort,
Kehren wir auf die heitere Seite zurück. Wiederholt
taucht ein Ilame auf, der Österreichern oertraut klingt und
dessen Trägerin die Alteren noch gekannt haben, ein Rame,
der uns wie der Strich der Zaubergeige durch seinen Klang
in ein lllärchenreich oerseßf, ein Reich des Backhendelduftes
und unendlicher Walzerklänge. Der Rame ist fanny Elßler,
die Tänzerin beider Welten, wie sie Heine genannt hat.
„fannyfismus“ lautete die Überschrift eines Bildes der
Gefeierten; sie steht auf einem blumengeschmückten Piedestal
und John Bull, der deutsche ITlichel und Bruder Jonathan
umtanzen sie. Die Elßler hat sich jedenfalls in die Welt -
geschichte getanzt, harmloser als jene Tola TRontez oon
Baiern.
Den „fliegenden“ oom Jahre 1845 oerdanken wir
Aufschlüsse über Sitten und Tebensweise der damaligen
„deutschen Dame oon gutem Ton“. Sie erwacht erst um
zehn Uhr. Ihr Aussehen ist „sehr interessant fatiguiert“,
j denn sie hat die leßte Rächt schon wieder rasend getanzt.
Während sie den Tee nimmt, überreicht ihr die Zofe einige
Seite 170.
Internationale Sammler-Zeitung.
rtummer 11.
Pariser ITloclejaurnale, welche die Gebieterin „mit andäch -
tiger Reugier“ durchfliegt, fluch die neruen sind schon
erfunden und man sucht sich durch ITligräne oder Reroen-
schcoäche interessant zu machen, fluch sie liest wie ihre
(fnkelin non heute nur französische Romane. Sie hält sich
einen englischen Bedienten, der übrigens aus dem Dorfe
feldmoching gebürtig ist. Auf dem Bilde trägt ITladame
zwar noch keine Krinoline, aber etwas, was auf dem
besten Wege dazu ist. Sogar die Art, wie man im Wagen
zu sitzen hat, ist durch die IRode bestimmt. Die Dame
mul] im Wagen mehr liegen als sitjen; sie darf die Grüfte
der oorübergehenden Bekannten nur mit einem gering-
schäbigen Kopfnicken erwidern. Diese Schroffheit soll
nämlich eine Rachahmung französischer Ronchalance sein.
Abends gegen halb zehn fährt sie wieder auf den Ball,
wo ihr Benehmen teils in süf3koketten Blicken mit den
beoorzugten Cions, teils in gnädigem Kopfnicken gegen die
Gleichgiltigen besteht. Stoff der Unterhaltung sind fheater,
Witterung, Kritik der anwesenden Damen, Beschaffenheit
des Parketts in Hinsicht des Tanzes. Offenbar halten
unsere heutigen „Gigerln“ an den Konoersationsstoffen non
1845 nur deshalb mit solcher Zähigkeit fest, weil sie
Gesprächsthemen oon historischer Bedeutung benorzugen.
Die Prioatdummheit der nienschen, oon der die
Spötter leben, bleibt ja wohl zu allen Zeiten dieselbe.
Schon Plato hat sich über die Gecken oon Athen lustig
gemacht. Und die Rarren, die in den ersten Bänden der
„fliegenden“ oon witjigen Schriften oerherrlicht wurden:
Anekdotenjäger, Dilettanten, Prozetjhänse, Reuigkeitskrämer,
Geldproben, Rlodenarren und -Rärrinnen, Sonntagsjäger usw.
— sie leben alle ungebessert noch heute. Sie sind das
„eiserne Vieh“ der Satiriker oon Juoenal bis Oberländer.
Chronik.
Ansichtskarten.
(„Sommer im Schwarzwald“.) Die Hof-Buch- und Kunst-
Verlagsanstalt oon Johannes Elchlepp in Freiburg i. Br. hat nach
Originalen oon Friß Reih eine Serie oon Künstlerposfkarten
„Sommer im Schroarztoald“ herausgegeben Die Karten sind
geradezu ein Dokument für den Fortschritt, den unsere Repro -
duktionstechnik in den lebten Jahren gemacht hat. Sie geben mit
großer Treue den Eindruck der Originale wieder und bilden in
gleicher Weise eine Ehrung für den Künstler wie für den Drucker.
(Eine flnsichtskartenhuIdigung.Y Eine sinnige Huldi -
gung bereitete die Bürgerschaft der alten Krdnungsstadt Prefjburg
der dort wohnhaften Erzherzogin lsabel la. Die kaiserliche Prin -
zessin, die als Protektorin des Preßburger St. Elisabeth Kinderheims
fungiert hatte, erhielt anläßlich der Eröffnung des humanitären
Instituts oiele Hunderte gleichmäßig ausgesfatteter Rosenkarten,
welche das Vcrslein trugen:
„Hoch und nieder, reich, arm, groß und klein,
Senden Dir in Hieb und Dankbarkeit Sf. Elisabeths Rosen ein.“
Bibliophilie.
(Ein Werk um 560.000 ITlark.) Ein bibliophiles Wunder -
werk ist soeben oon einem amerikanischen Verlage fertiggestellt
morden. Es ist eine Tuxusausgabe der Oesamfwerke oon Charles
Dickens, die 130 Bände umfaßt. Sie ist auf Pergament gedruckt,
zeigt auf jeder Seife reichen Schmuck an ausgemalten Buchstaben,
Uliniaturen und anderen Verzierungen im mittelalterlichen Geschmack
und ist in kostbare Einbände, die aus Oold und uielfarbigem Heder
hergestellt sind, gebunden. Das Gesamtmerk kostet die Kleinigkeit
oon 5 6 0.000 mark, ein Preis, der es begreiflich erscheinen läßt,
daß der Verleger die Ausgabe nur in einer Auflage oon fünfzehn
Exemplaren herstellen ließ, mit dem Druck der eben erschienenen
Prachtausgabe wurde oor sechs Jahren begonnen, an ihrer Fertig -
stellung haben 500 Drucker, Holzschneider, HJaler, Vergolder, Buch -
binder etc. mifgearbeitet. Die fünfzehn Exemplare sind bereits
oon ebensooiel amerikanischen ITtilliardären aufgekauff morden,
oon denen Pierporf ITlorgan das erste fertiggestellfe Exemplar in
seinen Besiß brachte.
(Das meisterbuch der Frankfurter Goldschmiede -
zunft) ist durch Schenkung der Baronin Karoline Erlanger in den
Besiß des städtischen historischen JTluseums in Frankfurt a. JT1.
gelangt. Das meisterbuch beginnt im Jahre 1534 und reicht bis 1863.
Es enthalt 63/ Blätter mit meist religiösen Darstellungen. Der Ein -
band ist oon kleinen Arbeiten in Gold und Silber oöllig überdeckt.
Bilder.
(Ein zweites Donatello-Bildnis.) Professor Uloschetti,
der Heiter des städtischen ITluseums in Padua, hat ein bisher
unbekanntes Bildnis Donatellos gefunden. Der Fund, dem ein
großer Wert beigemessen wird, besteht aus einer Buchentafel, die
als manuskriptumschlag gedient haben dürfte. Bisher mar nur
ein einziges Bildnis Donatellos uorhonden, u. zw. das oon Paolo
Doni herrührende im Pariser Hauore-niuseum.
(Das Teil stück eines Tintoretfo.) Zu den wertoollsten
Gemälden der städtischen Sammlung im Castello Sforzesco zu
ITlailand zählt das Bild eines uenezianischen Adeligen oon
Tintoretto. Jeßt hat der. Inspektor der Sammlung, Professor
Vicenzi, festgestellt, daß dieses Bild nur ein Teil eines großen
Gemäldes ist, das den Dogen Agostino Barbarigo mit seiner Familie
darsfellt. fluch die beiden anderen Fragmente mit oierzehn Familien -
mitgliedern befinden sich noch in der städtischen Sammlung. Die
drei Stücke passen uollkommen zusammen, doch ist es unmöglich,
sie wieder zusammenzuseßen, weil das mittelstück, das Porträt
des Dogen, wegen der Harmonie der Dimensionen in der Hänge
etwas gekürzt worden ist. Der Doge rührt offenbar oon der Hand
des JTleisters her, während die Familienmitglieder minderwertige
Schülerarbeiten sind.
(Entdeckung eines Gainsborough.) Völlig unbeachtet
hing lange Jahre im Sißungssaale des Staffard-Spitales in Hondon
das prächtige Porträt eines lllannes, der für den „Vater“ der
Stiftung galt, bis das Gemälde jüngst oon Sir Walter Armstrong
oon der Dubliner ITational-Galerie untersucht und als ein Werk
Gainsboroughs erkannt wurde. Das Bild wird jetzt einer
Restaurierung unterzogen. Wie hoch sein Wert plößlich gestiegen
ist, zeigt die Tatsache, daß man es für 80.000 mark oersichert
hat. Das Bild wurde um das Jahr 1783, fünf Jahre oor des
Künstlers Tode, gemalt und ist ein Porträt oon John Eid.
Botanik.
(Ein Gebetbuch als botanisches Dokument.) Die
ITlünchener Hof- und Staatsbibliothek besißt, wie die „m. 11. II.“
mittfeilen, ein kostbares Gebetbuch, das zugleich ein wertoolles
Dokument für die Pflanzengeschichte des 16. Jahrhunderts bildet.
Es handelt sich um das einzig dastehende, mit auserlesenen ITlini-
aturen geschmückte, in kostbarem silbernem Einband gebundene
Gebetbuch Albrechts V. oon Bayern. Die breiten Ränder auf
sämtlichen Seiten des köstlichen Pergamentbandes sind oon einem
oorläufig noch nicht sicher ermittelten Künstler mit den oerschieden-
sfen Formen der Gartenblumen des 16. Jahrhunderts geschmückt,
mit wunderbarer Treue und Feinheit sind die Farben und die Ge -
staltung der Blumen (und Tiere) wiedergegeben. Es sind Dußende
oon Arten dargesfellt, und doch ist jede Blume aufs sorgfältigste
nummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 171.
und uollständig naturgetreu ausgeführt, Allen Anhaltspunkten nach
zu urteilen ist das merkwürdige Gebetbuch, dessen silberner, reich
uerzierter Einband aus der Werkstätte des berühmten nürnberger
Goldschmiedes Hans Cencker stammt, in den 70er Jahren des 16.
Jahrhunderts geschaffen morden, für die Pflanzengeschichte ist
das Werk, das die Kleinigkeit non etwa 200,000 Ulk. wert sein
dürfte, oon grofjem Huljen. So hat der alte C. Gesner in seinem
1561 erschienenen jßuehe: „Die Gärten Deutschlands“ noch keine
Kenntnis oon dem Tabak, ln dem Gebetbuch nun ist die Blumen -
krone der Tabakpflanze abgebildet und damit der Beweis erbracht,
dafj um 1560—1570 herum der Tabak bei uns bereits allgemeiner
bekannt war. Die prächtigen Zierpflanzen Tradescanfien waren,
wie sich ebenfalls aus den Abbildungen des Gebetbuches nachmeisen
läfjt, oiel früher bei uns angebaut, als man dies bisher angenommen
hat. Aus dem Umstand, dafj fast nur feine Gartensorten und so -
gar einige neue, damals gerade moderne Blumen oom Künstler in
sein Werk aufgenommen wurden, läfjt sich, wie Professor Dr. S
Killermann (Regensburg) in der naturwissenschaftlichen Wochen -
schrift anführt, schließen, dafj er in den besten Gärten Studien ge -
macht hat Ulan möchte an Paris, Wien oder Italien denken.
Albrecht V. unterhielt mit Wien, auch Paris, gerade um 1570
wegen fieiratsangelegenheiten freundliche Beziehungen. Er zog auch
uiele Ausländer, Italiener, Belgier an seinen Hof. 6s bestanden
aber damals auch in Bayern schon ausgezeichnete Gärten, so zu
Augsburg bei den Weisem, die mit Venezuela Handelsbeziehungen
hatten, und besonders inFlürnberg, wo der ältere J. Camerarius
einen prächtigen botanischen Garten anlegte. C. Gesner preist einen
gewissen 0. G. Ollinger, Apotheker in flürnberg, als fleißigen
Gärtner und Pflanzenmaler. Vielleicht hoben wir in ihm oder seinen
Söhnen, welche Gesner ebenfalls rühmen hörte, die Autoren, die
wir suchen.
Dumi5matik.
(JUünzenfund.) In der lTähe uan Hagenberg (Oberöster -
reich) wurden 16 alte Silbermünzen in der Gröfje Don fünfkronen-
stücken ausgegraben, die dem 16. und 17. Jahrhundert angehören.
Cs sind meist münzen des Herzogtums Sachsen, einzelne mit der
Inschrift: „Inotitia et Concordia“ 1017 — „Tfomine conserva nos
in pace.“ — „In spe et silentio“ 1630. Cine trägt die Inschrift:
„1621 Leop. Th (T. Arohid. Anstr. Dux Biirtr. Unter den münzen
befindet sich auch eine niederländische mit der Jahreszahl 1525
und der Aufschrift: .Meine Nova tnnmcmtat.nm imper. Paventriens.
Camp. — Zwoll.“, ferner eine münze uon Basel mit der Jahres -
zahl 1625 und der Inschrift: „Moneta nova nrbis ßasileensis.“
(Cine russische Alünze aus dem Jahre 1807.) Bei
der Demolierung eines alten Hauses in der Tandelmarktgasse in
Wien (H. tlr. 7) ist ein russisches fünfkopekenstück mit der Präge -
zeit 1807 gefunden worden.
(Cine Kubadenkmünze für die amerikanische Pazi-
fikafionsarmee.) Präsident Taff hat eine Verfügung erlassen,
wonach alle Offiziere, Unteroffiziere und ITlannschaften, welche in
der Zeit com 6. Oktober 1006 bis 1. April 1000 bei der Pazifikations-
armee auf Kuba standen, eine besondere Denkmünze mit Band
erhalten. Ausgeschlossen sind jene Personen, welche Gerichtsstrafen
wegen ehrenrühriger Vergehen erhalten haben.
(Fleue medaillen.) Der Wiener llledailleur Grath hat
zwei neue medaillen geprägt, die mir hier im Bilde wiedergeben,
fig. 1. zeigt die markannten Züge des Kaisers franz Josef, daneben
stehen die Worte frone. Jos. I., Imp. Austr. Rex.
fig. 1. fig. 2.
fig. 2. ist eine Gedenkmedaille auf Andreas Hofer, der
Reoers zeigt eine knieende Gestalt, die einen Corbeerkranz empor -
hält. Die Umschrift laufet: „Zur Crinnerung an die Jahihundert-
feier des freiheitskampfes der Tiroler 180Q—1909.“
(Die lUedaille für die Brüsseler Ausstellung.) Die
Ausführung der lUedaille für die Weltausstellung in Brüssel 1910
ist Godefroid Dcurese übertragen worden. Geplante Vs.: Arbeiter
mit einem Gefäfj die Cöwentreppen des Brüsseler Rathauses hin-
ansteigend, empfängt einen Siegeskranz oon einer die Stadt be -
deutenden frauenfigur; Rs.: Reifender Herold, fanfaren blasend,
auf einem Sockel, worauf der Harne des Preisgekrönten einzu-
graoieren.
(Schulausstellung der k. k. Graoeur- und llledail-
leurschule in Wien.) Das lebhafte Interesse, das sich in Österreich
für die Hledailleurkunsf und Kleinplastik kundgibt, fand in der
Zunahme der Schülerzahl an der Graoeur- und medailleurschule
einen beredten Ausdruck. Im abgelnufenen Studienjahre waren
10 Schüler inskribiert, die gröfjte Anzahl, die für dieses Spezial -
fach bisher da war. Die Unterrichtsoerwaltung fand sich daher
auch bestimmt, die Vorschläge zur Crweiterung der Schule in
oollem Umfange zu berücksichtigen, so dafj nun der Anstalt
Ateliers zur Verfügung stehen, die allen modernen Anforderungen
entsprechen. Gin gut ausgestaftetes Caboratorium sorgt für die
Pflege der technischen Arbeiten. Auch ist an der Anstalt selbst für
den Unterricht im Aktzeichnen uorgesorgt, mit dessen Erteilung im
abgelaufenen Studienjahre illaler Josef Jungmirt betraut mar.
Schon sehen wir an dieser unter der Ceitung des Kammer -
medailleurs Prof. Rudolf )Tlarschall stehenden Kunsthochschule
eine Reihe talentierter Kräfte heranreifen, aiouon die mannigfaltigen
Arbeiten in der eben eröffneten Schulaussfellung Zeugnis geben,
lieben dem Wiener Julius Cengfeld, der einige hübsche, in Elfen -
bein geschnittene und darnach gegossene Reliefs ausgestellt hat,
uon denen insbesondere eines, „Zum Tanz“, heruorgehoben zu
werden oerdient, zeigt Johann Ceyka ein Porträt des uerstorbenen
freiherrn ü. Clauer und eine beachtenswerte Komposition „Die
Verführung“, luan Kerdic aus Donor (Slaoonien) besifjt ein reiches
Kompositionstalent. Eine Gruppe „Der Kufj“, welche er im Großen
und im Kleinen ausstellt, oerdient besondere Erwähnung. Auch eine
hübsche Skizze des kroatischen Hationaltanzes Kolo beweist selbst -
ständige Kompositionsgabe. Georg Schmarzböck aus Wien (taub -
stumm, bringt einige originelle Entwürfe zur Ausstellung Viel -
oersprechende Anfänge zeigt der erst mit dem eben abgelaufenen
Studienjahre in die Anstalt eingetretene junge Gustao Haas aus
Profjnitj. Besondere Ceistungen sind die Plaketten des Wieners
Josef Käss. Seine Porträts zeigen oon einer ausgesprochenen
IndiDidualitäf; dagegen hat Anton Seoer aus St. Georgen (Krain)
noch oiel zu lernen. Josef Springer aus Stangendorf in Böhmen
oerrät in Komposition, wie in Durchbildung eine äufjerst schöne
Stufe der künstlerischen Entwicklung. Ein in die Tiefe geschnittenes
Porträt (Stempelschnitt) zeigt ihn auch als sehr tüchtigen Techniker,
der den Stahl wie das Wachs beherrscht. Er wurde für den Schul -
preis für die beste Gesamtleistung im lefjten Studienjahre uor-
geschlagen. für den Kompositionspreis für die beste Cösung des
Schlufjkonkurrenzthemas „Die Versuchung“ wurde Josef Küss bei
dem ministerium in Antrag gebracht.
(Zur Reinigung oon Kupfermünzen) schlägt die Techn.
Rundschau des Berl. Tageblattes folgendes uor: man bringt 20 50
Stück in ein mit ungefähr 200 cm HllCI, ungefülltes Glasgefäfj und
rührt mit einem Glasstab uorsichtig um. Hach etwa 2 — 3 ITlinuten
je nach der Verunreinigung der münzen zeigt sich die ursprüngliche
Kupferfarbe wieder. Danach giefjt man die Salpetersäure ab, spült
und wäscht möglichst schnell die münzen mit reinem Wasser und
reibt sie mit Sägespänen oder wollenem Tuch trocken ab. Die
Salpetersäure kann mehrmals benutjt werden.
(Ausstellung deutscher Renaissance - medaillen.)
lllan schreibt uns aus Stuttgart: Das königliche Ulünzkabinett
eroffnete am 5. o. 111. in den Räumen de. k. Altertumssammlung eine
Ausstellung deutscher Renaissance-medaillen aus eigenem Besilje
und aus Prioatbesitj einiger lllifglieder der Stuttgarter numisma -
tischen Vereinigung. Es sind unter Ausschluß der auf die re -
gierenden fürsten des Hauses Württemberg und seine llebenlinien
bezüglichen Stücke lauter Personenmedaillen. Jeder einzelnen ist
im Schaukasten, soweit nicht zwei Exemplare oorhanden waren,
die Rückseite in Gipsabguß beigegeben. Zu den medaillen kommen
noch einige Alodelle zu solchen in Holz. Dabei handelte es sich
um keine Spezialliebhaberei noch um besondere Kennerschaft,
sondern jedem Betrachter geht ohne weiteres eine Ahnung auf
oon dem unermefjlichen künstlerischen Reichtum der deutschen
Renaissance, der sich in diesen Kabinettstücken der Kleinkunst
so gut ausspricht, wie in der grofjen Kunst. Damit aber der
kunstgeniefjende Haie bleibende Eindrücke daoon mitnehme, hat das
k münzkabinett die Herausgabe eines Kataloges mit Einleitung
über die Ausstellung und ihren Zweck und über die Geschichte
der Renaissance-lTledaille (oon etwa 1520 -1620) samt drei Tafeln
oeranstaltet.
Seite 172.
riummer 11.
Internationale S
Philatelie.
(Briefmarkenneuheiten.) Von neu erschienenen marken
ist die oon Antigua zu 1 , 2 Cent, grün, die einzeln ausgegeben
rourde, zu ermähnen. (Fig. 1.)
Die marken der Fidchi-Jnseln rourden in uier Werfen
Cent graugrün, 1 Cent rot, 2 Cents lila und gelb und 2 l / 2 Cents
lila und dunkelblau mit dem Überdrucke: tlero Hebrides-
Condominium oersehen und stehen nun als marken der ITeu-
Hebriden im Verkehr. (Fig 2.)
Fig. 1. Fig. 2.
fluch die ITlaledioen haben fünf Werte neuer marken
herausgegeben. Das markenbild zeigt einen runden Turm nach
Art der Wetterkanonenhäuschen. Von den uier Rändern sind je
zrnei mit englischer Inschrift (ITlaldioes troo Cents) ztuei mit
malayist.er Inschrift bezeichnet In den oier Ccken steht die Wert -
bezeichnung in arabischen Ziffern. Cs erschienen die Werte:
2 Cents rotbraun, 3 Cents grün, 5 Cents oiolett und 10 Cents karmin.
(Kennzeichnung falscher marken im Handel.) Die
50. Wanderoersammlung des deutschen Philatelistenoerbandes in
Gößniß hat folgenden Antrag angenommen: „Der deutsche Phila-
telistenoerband tuolle im Cinoernehmen mit anderen philatelisfischen
Organisationen, insbesondere auch den Händleroereinen bei der
Reichsregierung dahin oorstellig roerden, geseßgeberische maßnahmen
dahin zu erlassen, dal] falsche und gefälschte Briefmarken nur
dann im Handel oertrieben roerden dürfen, roenn sie als Falsi-
fikate gekennzeichnet sind, und daß das Vertreiben oon Falsi-
fikaten ohne Kennzeichen unter Strafe gestellt roird “
(Briefmarkenoersteigerung.) Jro Wiener „Dorotheum“
gelangten in der Vorwoche zroei Briefmarkensammlungen unter
den Hammer, für die erste, die 4143 Stück im Katalogwerte oon
zirka 4000 mark enthält, fand sich kein Käufer, obwohl sie nur
mit 600 Kronen ausgeboten rourde. Die andere rourde zum flus-
rufspreise (1220 Kronen) losgeschlagen, Die oerkaufte Sammlung,
die sich in einem zweibändigen Schaubeck-fllbum mit Springrücken
befand, enthielt u. a. komplett Baden, Bayern. Belgien, Braunschroeig,
die zroei ersten Cinissionen oon Bulgarien, Dänemark bis 1905,
Ceoanfe, Hamburg, ftiederlande, norddeutscher Posfbezirk, norroegen,
Preußen, Thurn und Taxis, Ungarn und Kap der guten Hoffnung,
erste Cmission. Die übrigen Cänder waren oorzüglich oertreten.
Porzellan.
(Die Tragödie eines Porzellansammlers.) ln Condon
rourde kürzlich ein eigenartiger Prozefj zu Cnde geführt, der
ziemliches Aufsehen erregt hat. Kläger roaren die Crben eines
Sonderlings, der leidenschaftlich Porzellan sammelte, oerklagt
roar ein Kunst- und Antiquitätenhändler aus der Bondstreet. Herr
lohn Dickins hatte sich als 77 jähriger Greis aus dem Geschäfts -
leben — er roar Begründer eines der ersten londoner ITlodehäuser
— zurückgezogen. In früheren Jahren hafte er gern kostbares
Porzellan gesammelt, und nun erwachte in dem nicht mehr ganz
geistesstarken Greis die alte Ciebe wieder. Br roarf sich mit einer
wahren Ceidenschaft auf das Sammeln oon altem Porzellan,
beschäftigte sich den ganzen Tag mit Katalogen oon Kunsthändlern
und mit dem Betrachten und Aufstellen seiner kleinen meißener
figürchen und all des köstlichen Bric-ä-Brac. natürlich roar der
alte Herr, der nach jeder Unterredung mit einem Kunsthändler
Herzschwäche oor Aufregung bekam, eine leichte Beute für geroissen-
ammler-Zeitung.
lose Händler, besonders für einen Kunsthändler namens Bllis, der
mit Dickins ein Übereinkommen getroffen hatte, wonach er für ihn
roertoolles Porzellan ankaufte und dafür eine Vergütung oon zehn
Prozent erhielt. Vor zroei Jahren starb Herr Dickins, und die Brben
liefen nun die ganze große Porzellansammlung bei Christie oer-
oersteigern. Die Versteigerung mufjte aber abgebrochen roerden, da
es sich sofort herausstellfe, daß es sich hier um einen Riesen -
betrug handelte. Bllis hatte einfach dem alten Herrn mehr oder
weniger wertlose Stücke zu enormen Preisen oerkauft und sich da -
bei der betrügerischen ATitroirkung oieler angesehener Kunsthändler
bedient. Zroei flltdresdener lUandarinfiguren hatte Bllis beispiels -
weise für 6000 K erstanden, und Herrn Dickins mit 30.öbo K
berechnet. Bine Figur der Gräfin Ko sei aus altem schönen Dres -
dener Porzellan, Brroerbspreis 700 K, berechnet mit 11.000 K. Und
so geht es weiter, bis zu manchen Stücken, die fast wertlos sind
und oon der Dresdener ITtanufaktur als fehlerhaft zu Spottpreisen
abgegeben, Herrn Dickins aber mit Preisen bis 30.000 K berechnet
rourden. Der Prozefj endete mit der Verurteilung des Händlers zu
mehrmonatlicher Freiheitsstrafe und Rückerstattung der entlockten
Beträge.
UUohltätigkeitsmarken.
(Roland oon Prag.' Der Deutsche Volksrat hat neue
Wehrschaßmarken herausgegeben, deren Brträgnis dem Prager
Ortsrat zukommt. Die ITlarken sind in drei Ausgaben, zu 10, 20
und 50 Hellern, erschienen und stellen die Roland-Säule oon der
Prager Karlsbrücke dar, roie sie oor der Rekonstruktion durch
einen tschechischen Bildhauer ausgesehen hat, der das alte Stand -
bild des deutschen Rechtes zu einem tschechischen „Brunsoik“
umgedichtet hat.
(Dichter- und Komponisten-ITlarken.) Die Buch- und
Kunstdruckerei Jensen & Schroidernoch in Wien hat eine Serie
sehr hübscher Wohltätigkeitsmarken herausgegeben, die mit den
Bildnissen heroorragender deutscher Dichter und Komponisten
geschmückt sind. Der Brtrag der ITlarken, die zum Preise oon zroei
Hellern erhältlich sind, fliefjt dem Pensionsfonde der deutsch-öster -
reichischen Schriftsteller-Genossenschaft zu.
Uersctiiedenes.
(Bin Raffael ohne Hände.) Der bekannte Ausspruch,
dafj Raffael auch ohne Hände ein großer ITlaler geworden roäre,
ist zur Wahrheit geworden. Die grolle Gemäldeausstellung in der
Condoner königlichen Akademie zeigt in diesem Jahre unter
anderem auch ein Bild eines Künstlers, der ohne Arme arbeitet,
roenn er auch mit solchen zur Welt gekommen ist. Bertram Hiles,
so berichtet die „Condon Opinion“, oerlor schon als achtjähriger
Knabe bei einem Straßenunfall beide Arme. Aber der Knabe hatte
bereits Zeichen eines außerordentlichen Talentes abgelegt; er wollte
seine Ciebhaberei nicht mehr aufgeben und mit heldenhafter Geduld
erlernte er es, mit dem Bleistift zwischen den Zähnen zu
zeichnen. Ilach zroei Jahren schon hatte er alle seine Alters -
genossen überflügelt und heute ist er ein Zeichner oon Ruf. Hiles
malt oornehmlich Bilder kleineren Formats, hat jedoch auch schon
größere Candschaften geschaffen.
(Die Gobelins in Italien.) Der einzige Gobelin-Weber
Italiens, Professor Gentili, oeröffentlichte kürzlich eine Broschüre
über seine Inspektionen in den ITluseen oon Tteapel und Florenz.
Darüber interoierot, erklärte er, daß der ungeheuere Schaß oon
Gobelins, den der italienische Staat besiße, so schlecht katalogisiert
und beaufsichtigt sei, daß oiele zugrunde gingen oder oerschroänden.
So fehle in lTeapel einer der beiden berühmten französischen Go -
belins. Als er Bericht erstattet habe, sei jede Untersuchung durch
hohe Pressionen unterdrückt worden. Vor der Bnquetekommission
des Unterrichts-ITlinisteriums habe er auch offen geredet und u. a.
mitgeteilt, daß in Ueapel ein berühmter Gobelin aus dem Seicento,
zur Gruppe „II trionfo degli Dei“ gehörig, mit drei anderen oer-
schrounden sei, obgleich sie inoentarisiert sind. In Florenz besißt
der Staat 765 sehr roertoollc Gobelins. Gentili konnte, da ihm für
seine Inspektion nur zroei lllonate geroährt rourden, nur 310 Go -
belins prüfen. Die Gesamtzahl hat einen Handelsroert uon 68
llummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 173.
Klillionen. Vergebens forderte Gentili, daß alle Florentiner Gobelins
photographiert und sachgemäß aufgerollf werden, wenn es an
Raum zum Aufhängen fehle. Durchaus ungeeignet sei auch die
Art der Restaurierung, die man Stickerinnen überlasse, die sogar
das heiße Bügeleisen gebrauchen. Wie groß die Verwirrung sei,
gehe auch daraus heruor, dafj die Florentiner ITluseumsdirektion
der ProoinzDerwaltung 43 Gobelins überlassen habe, mährend er
im Besilj der Prooinz 53 fand, über deren Herkunft diese nichts
anzugeben mußte.
(Gine mäzenafenstiftung.) Wie das „Berl. Tgbl.“ aus
Görlilj meldet, hat der kürzlich uerstorbene frühere Reichstags-
abgeordnefe, Sfadtrat Tüders der Stadt die Summe uon 250.000 ITtk.
oermachf, die sie zum Ankauf bedeutender Kunstmerke der ITlalerei
und der Bildhauerei soroie zur Aufführung heroorragender Ton-
roerke uerroenden soll.
(Der Kustos der Petersburger Gremitage.) Dieser
Tage starb in St. Petersburg im 78. Tebensjahre der Kustos der
Gemäldegalerie der kais. Gremitage Andrei 3. So morn, der Vater
des bekannten lltalers Konstantin So morn. Sein Hauptwerk ist
der Katalog, der die Kunstschälje der Gremitage der wissenschaft -
lichen Bearbeitung erschloß. In den Anfang seiner Tätigkeit fiel
die Grmerbung des Golizynschen ITluseums in llloskau für die
Gremitage durch Kaiser Alexander ITI. Auch hatte er die Aufgabe,
aus dem ungleichmäßigen Bilderbestande des llluseums die Aus -
wahl der für die Gremitage brauchbaren Gemälde zu treffen.
(Gin interessanter Fund.) Aus Feldkirch (Tirol) wird
uns berichtet: Beim Durchsuchen einer Fuchshöhle stießen 3äger
auf uorschiedene kirchliche Gegenstände: zwei Kelche, drei Patenen,
Unterteile eines Kreuzpartikels usm. Gine Untersuchung ergab, daß
diese Objekte aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen,
lllan glaubt, daß sie uon einem im lahre 1721 in diesen Gegenden
ausgeführfen Kirchenraub herrühren.
(Aus Pompeji.) Wie man uns aus Rom mitteilt, kam bei
den Ausgrabungen in der Höhe non Pompeji ein antikes Haus
zum Vorschein, dessen reiches Triclinium auf eine patrizische Villa
schließen läßt. Drei Wände des Tricliniuins sind intakt und zeigen
in ihren mahlerhaltenen Fresken 35 lebensgroße Figuren, über die
sich ein Fries uon ungewöhnlichem Reize hinziehf. Die Gingangs-
mand ist beschädigt. Das Pflaster besteht aus Palombinomarmor,
der mit schwarzem inkrustiert ist. Alan hofft, bald auch das
Peristyl des Hauses intakt oorzufinden.
(Die Toilette der alten Ägypterin.) Bei seinen Aus -
grabungen im Tal der Königinnen hat der italienische Ägyptologe
Schiapparelli das uöllig unberührte Grab des Baumeisters Kha
und seiner Gemahlin JAirit entdeckt. Kha hat mächtige Bauten
in Theben ausgeführt. Das Grab enthielt zwei mächtige Sarkophage,
in denen mit den ITlumien zugleich eine große Anzahl non häus -
lichen Gebrauchsgegenständen sich befand. Da waren JTlöbel, Hand -
merkszeuge, Kleider, Juwelen und unter anderem auch die ganze
Garderobe und zahlreiche Toilettenartikel der jungen Frau. Selten
noch ist bisher durch ägyptische Grabfunde ein so reicher Ginblick
in die Toilette der eleganten Ägypterin gestattet worden, in zwölf
Kästen waren ITlirit mit ins Totenreich gegeben worden kostbare
Stoffe, Kämme und Aadeln, Puder und Schminke und noch manch
anderes zur Pflege ihrer Schönheit.
fHuseen.
(Vom österreichischen Aluseum in Wien.) Artur oon
Scala, der im ITtärz d. 3. uon der Direktion des „Österreichischen
llluseums für Kunst und Industrie“ zurückgetreten ist, wurde durch
den bisherigen Vizedirektor Dr. Gduard T ei sch in g erseßt. Teischings
oielseifige überaus ersprießliche Wirksamkeit erscheint dadurch
würdig belohnt. Herrn Dr. Teisching kann es nicht schwer fallen,
das Aluseum auf dem stolzen Fliueau zu erhalten, auf dem es heute,
nicht zuletjt Dank seiner Tätigkeit, steht; er braucht nur in dem
modernen Geiste forfzufahren, den er bisher betätigt hat. Gin selten
oortrefflicher Rlitarbeiterstab wird ihn in seinem Bemühen gewiß
aufs kräftigste unterstüßen.
(illoderne Kunst in der natikanischen Galerie.) Die
oatikanische Pinakothek, deren oorzügliche Ginrichtung Don allen
Kunsfsachuerständigen anerkannt wird, soll, wie uns aus Rom
berichtet - wird, demnächst durch eine interessante Sammlung
bereichert werden, ln mehreren zu diesem Zwecke neu adaptierten
Räumlichkeiten sollen eine Hnzahl uon Gemälden unfergebracht
werden, deren Ursprung bisher nicht mit Sicherheit festgesfellt
werden konnte. Über Anregung des Unterpräfekfen der päpstlichen
Paläste, monciafelli, dessen besondere Tüchtigkeit in der Aus -
wahl und Aufstellung uon Kunstgegenständen allseitig gerühmt
wird, beschäftigt man sich mit dem Projekt, eine moderne Kunst -
galerie im Vatikan zu errichten, ln dieser Galerie sollen nur erst -
klassige Gemälde und Kunstgegenstände, ferner die Bilder, Statuen
und sonstigen Kunstwerke Plaß finden, die den Päpsten £eo XIII.
und Pius X. zum Geschenke gemacht wurden.
(Gin neuenf deckt er Dürer). Das Berliner Kupferstich-
kabineff erwarb soeben eine prächtige Federzeichnung Albrecht
Dürers, die bisher noch niemals Beachtung fand und darum nur
für einen ganz geringen Preis gekauft wurde. Das kleine Blatt
stellt Klaria auf dem Halbmonde dar, wie sie der Kleister auch
in Stichen uerkörpert hat. Sie hält auf dem Schoße das nackte
lebhafte Kind und will ihm einen Apfel reichen. Die prachtuolle
Gewandzeichnung rückt das Blatt auf die Höhe oon Dürers Gnt-
mickelung. So ist es denn auch mit dem Klonogramm bezeichnet
und datiert aus dem Jahre 1514, in dem Dürers größte Teistungen
als Kupferstecher entstanden. Auch diese Zeichnung scheint als
Vorlage für einen Kupferstich gedacht zu sein, der dann aber nicht
zur Ausführung kam.
(Falsche Bilder in den lÄuseen.) Die kritische Durch -
forschung der alten Kunstwerke, die den wichtigsten Teil der
wissenschaftlichen Arbeit der Kunsthistoriker in den leßten Jahr -
zehnten gebildet hat, hat oielfach Zweifel auch an altberühmfen
Stücken entstehen lassen, naturgemäß geben die Besißer, mögen
sie öffentiche Anstalten oder prioate Sammler sein, solchen An -
zweiflungen gar nicht oder langsam und widerwillig nach, daß
überall noch große Flamen an Werken prangen, an die niele, manch -
mal alle Sachoerständigen nicht mehr glauben, die in der wissen -
schaftlichen Titeratur gar nicht mehr als Arbeiten ihrer angeblichen
Kleister aufgeführf werden. Zuerst waren es italienische Bilder,
die als falsch bezeichnet oder gar als ganz und gar gefälscht
erkannt wurden. FRor-elli, der unter dem Kamen Sermolieff
schrieb, gab durch seine scharfen und auch wohl überscharfen
Schriften, in denen er den Bestand fast aller europäischen Galerien
kritisierte, den Anstoß dazu. Dann aber, da man sich immer ein -
gehender auch mit der altdeutschen und altniederländischen
Kunst beschäftigte, griff die Bewegung auch auf diese Gebiete über.
Zwar hat sich noch kein deutscher Sermolieff gefunden, der all
diese Zweifel zusammenfaßt, der systematische Kritik an den
deutschen Sa mlungen aller großen FKuseen übt. Aber er wird
sich eines Tages finden, und es wird gut sein, wenn er kommt.
Jeder Kenner weiß, wie notwendig ein solcher Reinigungsprozeß
ist. Das zeigt wieder, wie das „Berl. Tgbl.“ meldet, ein inter -
essantes Beispiel. Die „lAadonna mit der Wickenblüte“, ein wichtiger
Besiß des Wallraf-Richarß-Kluseums in Köln, wird oon Professor
Karl Voll für eine Fälschung oom Anf :ng des neunzehnten Jahr -
hunderts erklärt. Voll geht freilich in seiner Skepsis sehr weit,
aber er hat schon oft ein sicheres Urteil bewiesen. Und auch der
Kustos des Germanischen llluseums in Kürnberg, Dr. Braune,
gibt wenigstens große Partien des Bildes preis. Das Kluseum will
die Frage einem kleinen Kongreß oon Kennern unterbreiten. Das
ist sehr lobenswert und sticht oon dem schmollenden Troß, der
sonst solchen Zweifeln gegenüber gewöhnlich ist, angenehm ab.
Vielleicht entwickelt sich aus einem solchen Kongreß eine ständige
Institution, oor deren Instanz nach und nach alle umstrittenen
Werke gezogen werden
(Vom pfälzischen Weinmuseum.) Aus der Pfalz wird
berichtet: Gine Unsumme oon Arbeit wurde bis jeßt beim Bau des
neuen historischen llluseums in Speyer geleistet, und immer näher
rückt der Termin (10. September), wo dieses imposante Haus, das
die uielen und kostbaren Kleinode pfälzischer Geschichte und Ur -
geschichte bergen soll, eingeweiht wird. Da ist es nun oon beson -
derem Interesse, daß auch das schöne Projekt des pfälzischen
Weinmuseums, das eine aparte Unterabteilung des Ganzen ist, jeßt
in seinen Umrissen fertiggestellt werden konnte. Dieses Wein -
museum wird zum größten Teil im Grdgeschoß des Keubaues
untergebracht, und zwar in der Südostecke, aus der sich der große
Turm erhebt; uier Räume sind hier für diese Sonderabteilung
reseroiert. Der Hauptteil ist der Weinkeller, wo alte wertoolle
Weinfässer mit reichem Schnißmerk aufgestellt werden. Bisher
Seife 174.
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 11.
konnten erworben werden: ein Fafi aus dem Jahre 1679, drei
Fässer aus den Jahren 1740 bis 1750, durchweg mit Böden, die
mit kunstoollen plastischen Wappen und Bildern reich oerziert sind.
Hohen Kunstwert repräsentieren auch die zu diesen Fässern gehö -
rigen Riegel, die formen uon fischen, Seehunden, Eöwen und
Trauben zeigen, lieben dem Weinkeller kommt eine alte Küfer -
merkstatt mit ihren Arbeitsgeräten zur Aufstellung; im Turm -
raum findet eine Sammlung uon Weintrinkgefäfjen Unterkunft,
deren Elitestücke ein prächtiger Weinkrug mit dem Eeininger Wappen
und kostbare Becher bilden, ein besonderer Raum ist auch für die
graphische Sammlung bestimmt, worin auf Weinbau bezügliche
Urkunden, Bücher und karten gezeigt werden. In der Osfecke des
museumsgrundsfückes wird ein idyllisches Weinberghäuschen auf -
gestellt, das wahrscheinlich als Pfälzische Weinstube hergerichtet
wird. Die Verbindung zwischen dem eigentlichen llluseum und
dem Wingerthäuschen wird durch zwei Gartenterrassen hergestellt,
deren obere einen Rebenlaubengang bildet. An der Steingasse
wird ein Keiferhaus in der Art eines alten pfälzischen Schuppens
errichtet, in dem eine Anzahl Keifern aus dem 16., 17. und 18.
Jahrhundert zur Aufstellung gelangen. Das pfälzische Weinmuseum
wird zweifellos sehr wertoolle Beiträge zur pfälzischen Volks -
geschichte und zur Geschichte überhaupt liefern.
(Cine Portlandoase im Berliner Kunstgewerbe -
museum.) Die letzte erfolgreiche Schöpfung des großen englischen
Kunsttöpfers Tobiah Wedgwood, die berühmte Portlanduase, er -
warb soeben das Berliner Kunstgewerbemuseum Sie ist in jenem,
in der Klasse gefärbten blauen Steingut hcrgestellf, mit weifjen
Reliefauflagen, an Härte und Dichtigkeit gleich einem Halbedelstein
schleifbar. Als Wedgwood diese Technik auch für grofje Vasen
benutjen wollte, erwarb die Herzogin non Portland für 1800 Pfund
die aus dem Besitje der Barberini stammende Glasamphore
augusteischer Zeit, die seitdem ihren Flamen trögt. Wie Direktor
non Falke in den amtlichen Berichten mitteilt, bot dies ITleisferstück
antiker Glasschneidekunst die Wirkungen, die Wedgwood erstrebte,
in klassischer Vollendung, und so faf]te dieser eine Flachbildung
ins Auge, für die er die Vase als ITlodell geliehen bekam. Aach
jahrelangen Versuchen erreichte er die weiche Wirku.ig des Originals,
bei dem der dunkle Grund durch die flachen Stellen der weif]en
Glasschicht schattierend durchschimmert, durch dunkle Färbung der
entsprechenden Reliefpartien. Bald nach 1790 eröffnete er eine
Subskription auf 50 lTachbildungen jede zum Preis uon 50 Guineen.
Von dieser Auflage wurden bisher 17 Exemplare bekannt, durch -
wegs unbezeichnet. Das soeben ins Berliner Kunstgewerbemuseum
gelangte hat noch die zugehörige Eederkassette, ist mit der Sub -
skriptionsnummer 9 uersehen und trägt auf den silbernen Be -
schlägen neben der Eondoner ITlarke das Datum 1792. ITlit dem
prachtuollen Werke ist das erste alte Exemplar der Portlanduase
in ein deutsches llluseum gelangt.
Uom Kunstmarkte.
(Verkäufe der GroFjen Berliner Kunstausstellung.)
Kaiser Wilhelm bestimmte das Gemälde „Gute Aachrichten“ uon
Wilhelm Räuber-lllünchen und die Bronze „Athena“ uon Walter
Schulze-Themis, Berlin, zum Ankauf. Weiter wurden uon Priuaten
gekauft; Gemälde: Aug. Kühles, FAünchen, „Innthal“, Güstau Schön -
leber, Karlsruhe, „Phorcn“, Caesar Klein, Berlin, „Geburtstagstisch“,
Heinrich Wilke, Berlin, „Wanderung des lAenschen“, F. Hoffmann-
Fallersleben, Berlin, „Oldenburger liloor“, lohann D. Holz, FAünchen,
„Im Schatten“, Rene Reinicke, FAünchen, „Abendandacht“, Ferdinand
Schebek, Wien, „Tigerpaar“, Crich Kubierschky, lAünchen „Herbst -
landschaft“, Emanuel Baschny, Wien, „Aussicht“, Hans Klatt,
lAünchen, „Winter an der Würm“, Hans Hartig, Berlin, „Ein Juni -
abend“, Adolf Hosse, Rothenburg, „Spaziergang“. — Skulpturen:
Frit] Roll, Berlin, „Gänsepaar“, Ferd Eepke f „Studienkopf“, Crnst
Seger, Berlin, „Florettfechterin“, Walter Schulze - Thewis, Berlin,
„Athena“ (zweimal)
(lAöbel uon Thomas Chippendall.) Aus Eondon wird
uns berichtet: Einen aufjerordentlichen, wenn auch nicht über -
raschenden Erfolg hatte die Versteigerung der Chippendall-FAöbel
aus dem Besitze des Arztes H. P. Dean in Bridgefoort House.
Jn kaum zwei Stunden war die ganze 74 Hummern umfassende
Sammlung losgeschlagen, der Erlös beträgt 207.575 lAark. Von
Hauptsfücken erzielten: ein Sofa aus JAahagoniholz mit dreiteiliger
Eehne, der Sit; mit alter englischer Stickerei — Blumen in bunter
Seide — 41.925 mark, ein Schrank uon Amboina und Rosenholz,
die uier inneren Türen mit Ebenholz und Elfenbein dekoriert, die
lllitte des Schrankes gekrönt uon einem tempelähnlichen Dach aus
Rosenholz 50.100 Alark, ein runder Atahagonitisch mit Schnitjercien
6000 IHark, ein reich dekorierter Schrein, dessen oberer Teil als
Bücherschrank oerwendet werden kann, 15.000 mark, ein Armstuhl
aus niahagoni, dessen Armlehne mit 'Engelsköpfen geziert ist,
18.000 mark, ein paarStühle mit aiter englischer Stickerei in bunter
Seide 5000 mark. Für eine alte englische Uhr, der Deckel mit
Blumenmalerei, wurde 9200 iAark gezahlt.
(Die Zeichnungen Turners.) ln Eondon wurden uor
einigen Tagen die Zeichnungen Turners uersfeigert. Die Palette,
die der Kleister in seinen letjten Arbeitsjahren in Chelsea benütjte,
fand als eine interessante Reliquie für 500 IAark einen Eiebhaber
und soll als Geschenk in die Aational-Galerie kommen Für drei
kleine Gemälde wurden 29.870 mark bezahlt. Für die Zeichnung
„Küfjnacht-Euzern“ fand sich für 55.7C0 IAark ein Abnehmer.
„Euzern uon den Klauern“ wurde mit 28.600 Klark bezahlt, und
das 1824 entstandene ..Folkestone: Zwielicht“ ging für 21.000 IAark
in neuen Besil] über. Den höchsten Preis aber erzielte eine Ansicht
uon Windermere, die für 40.950 mark zugeschlagen wurde.
(Amerikanische münzpreise.) Klan berichtet aus Iletu-
9ork: Bei einer Klünzenauktion im hiesigen Aumismatik-Klub wurden
zwei 50 Dollars-Goldstücke, die 1877 in Philadelphia geprägt wurden,
für je 10.000 Dollars uerkauft. Es waren dies, soweit bekannt,
die einzigen zwei Goldmünzen dieser Art, die je oom Bund geprägt
morden sind, indessen wurden während der ersten Goldsucherzeit
in Kalifornien uon Priuaten achteckige Goldstücke zu diesem Betrage
hergestellt. Jn Philadelphia wurde eine im Jahre 1787 uan
Ephraim Brascher in Aew-tlork geschlagene Gold-Dublone für
5650 Dollars uerkauft. Einige Centstücke aus den ersten Jahren
nach der Unabhängigkeitserklärung brachten 60 70 Dollars.
(Die Sammlung Eotichius.) Die Versteigerung der
Sammlung Eotichius durch die Firma H. G. tempert] in Frank -
furt a. m. ergab einen Erlös uon 65.000 KJark. nennenswerte
Preise erzielten:
Wilhelm Altwein: Ar 5. Bauernhaus, Klk. 1200. Wilhelm
Amandus Beer: Ar. 4 Knabenbildnis, FAk. 270. Jose Benlliure y
Gil: Ar. 5. Der Architekturmaler, JAk. 5000. Carl Böhme: Ar. 7.
Blick auf das llleer bei Capri, Klk. 5900. Rosa Bonheur: ITr. 8.
Tierstück, mk. 1500. Ferdinand ßriitf: Ar. 10. Jm Foyer des Opern -
hauses zu Frankfurt a JA., Klk. 2400. Friedrich Eckenfelder: Ar 15.
Rast bei der Arbeit, Klk. 750. Eduard Grütjner: Ar. 14. Der
Kardinal, )Ak. 7100 Walter Fiele: llr. 15. Waisenmädchen, IRk. 3500.
Horst Hacker: Ar. 16. Der Vierwaldstätter See, Alk. 400. Johann
Adolf Hoeffler: Ar. 0. Waldlandschaff, mk. 720 Hugo Kauffmann:
nr. 22. Die Dorf-Honoratioren, Klk. 2500. Derselbe: Ar. 25. Eiebes-
werben, mk. 750. Franz Jüffner: Ar 24. „Unser Herr Enkelsohn“,
Alk. 380. Kaulbach: Ar. 25 Bildnis Hansens, Alk. 5600. Wilhelm
Keller-Reutlingen: Ar. 26. Schafe auf der Weide, mk. 600. Eenbach:
Ar. 27. Bildnis der Frau F., lAk. 10.600. Wilhelm Eöwith: Ar. 50.
Der Kardinal, Klk. 400. Carl lAorgenstern: Ar. 31. Rheinlandschaft,
JAk. 600. Derselbe: Ar. 52. marine, Klk. 550, Jose ina Eopcz
IKezquita: Ar. 33. Tanz im Cafe, Klk 2000 Robert Schleich:
Ar. 56. Die Stärkung, mk. 460. Albert Schröder. Ar. 58. Familien -
glück, Klk. 400. Karl Seiler: Ar. 40. Jm Wartesaal, Klk. 4000.
Franz Stuck: llr. 42. FKädchenbildnis, Klk. 5600. Arthur Thiele:
Ar. 43. Gemsen im Hochgebirg, JAk. 500. Theodor Weber: Ar. 44.
JAarine, Klk 420. Stephan Sinding: llr. 45. Die Walküre, Skulptur,
Holz, polychroiniert und mit eingeseljten Steinchen. Für das eigen -
händig skulptierte Original der berühmten meisterlichen Figur des
bekannten Künstlers wurde Klk. 4300 bezahlt, für eine grolle Boule-
Uhr mit Konsole (Ar. 46) Klk. 2200.
(Auktion der lAünzsammlung Ed. F. Weber.) Huf
der Versteigerung der T T . Abteilung der Sammlung Ed. F. Weber
durch Dr Hirsch in lAünchen, erzielten namentlich JAedaillons
und bei trefflicher Erhaltung schön patinierte münzen hohe Preise.
So uom altitalienischen Schwergeld: Bronzebarrenstücke mit Bruch -
teilen uon Reliefbildern (Spitje eines Schwertes und Teil der
dazu gehörigen Schwertscheide, auf dem anderen Barren schrei -
tender Stier) 710 und 785 mk.; Dupondius uon Sufrium, mit
Kopf der Rome, Rs. Rad mit 6 Speichen, 1875 Klk.; Triens uon
Tibur, Adler und Sepia mit uier Fangarmen, 805 Klk.; Konsular -
münzen: Aureus der Gens Klinucia, 855 mk.; Aureus der Gens
Sulpicia mit Dioskurenköpfen und der Feste Tuskulum, 800 Klk.;
Kaisermünzen: Aureus mit Kopf des Julius Cäsar und des Oktaoianus,
860 Alk.; Aureus des Sekfus Pompejus mit Kopf, des Pompejus
JAagnus und des Gnaeus Pompejus, 870 JAk.; Aureus des Eepidus
riummer 11.
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 175.
mit Kopf des Cepidus und stehender Vestalin, geprägt 43 u. Chr.,
2950 Ulk.; Silbermedaillon des Domifianus mit ITlinerrm, 3825 ttlk.
(Berliner ITlünzkabinet); flureus der Julia und des Titus, 1650 JTlk.;
flureus mit Büste des Hadrianus auf beiden JTlünzseiten, 950 Ulk.;
flureus mit Hadrianbüste und Büste des Trajanus gegenüber der
Büste derPlotina, 1800 111k.; Bronzemedaillon mit Kopf des flntinous
und stehendem Stier, geprägt in Smyrna, 1400 )Tlk.; Bronzeme -
daillon mit stehendem Widder, dem uorigen Stück ähnlich, 1125 ITtk ;
ßronzemedaillon mit Kopf des flntoninus Pius, stehender Klars,
der einen Helm auf eine Trophäe setjt, die ein kniender Gefangener
trägt, 25 c; ö ITlk.; Bronzemedaillon mit Kopf des lllark flurel und
meiblicher Gestalt, die eine um die Statue des Salus sich ahndende
Schlange füttert, 955 Ulk.; Bronzemedaillon der Tucilla, stehende
Venus mit Cupido an flammendem Altar, 1000 ITlk.; Bronzemedaillon
des Commodus, Rs. Commodus fldlerszepter haltend in Quadriga,
1150 Ulk, Den höchsten Preis erzielte mit 11.600 ITlk. ein Gald-
medaillon Konstantins des Grossen, IT 2592. ferner: flureus, Büste
des Didius Julianus mit stehender Concordia, 1425 ITlk,; flureus
der ITlanlia Scantilla, roorauf oerschieierte Juno mit Pfau, 2325 ITlk.;
flureus der Didia Clara, Tochter des Julianus, Hilaritas mit Palme
und füllhorn, 2200 TTtk.; flureus des Clodius fllbinus, sitzende
Fortuna, 3400 ITTk,; Bronzemedaillon des fllbinus oon ungeruöhnlirh
hohem Relief mit fortuna, 1825 ITlk.; flureus der Plaufilla, stehende
PI., ein Kind auf dem linken Rrm, die Rechte am Szepter, nur zu
3 / 4 erhalten, 1700 ITlk., flureus des Diadumenianus, Spes Publica,
3700 ITlk., flureus der Julia ITTaesa, oerschieierte Juno, 3725 ITlk.;
flureus des Uranius flntoninus, fecunditas, 3000 UTk., flureus des
ITlaximinus I., stehende Prooidentia mit Stab und füllhorn, 2025 flTk.;
Silbermedaillon des Gordianus III. mit den 5 ITloneten, 1800 UTk.;
Goldmedaillon mit behelmtem und geharnischtem Brustbild des
Gallienus mit Schild und Canze und stehender fides, 4500 ITlk.;
flureus des Caelianus, lagernde Hispania mit Hase, 4725 ITlk.;
flureus der Ulpia Seoerina, stehende Konkordia, 2725 Ulk.; flureus
des florianus, schreitender ITtars und gefesselter Gefangener,
2600 ITlk ; Goldmedaillon des Diocletianus, Jupiter mit Blitj und
Szepter, zu füllen Adler, einen Kranz im Schnabel haltend, 5400 ITlk.;
flureus der flaoia Julia Helena, 2150 ITlk.; Goldmedaillon des
Constantinus I mit Stadttor uon Trier, 8000 Ulk.; Goldmedaillon
der ITTaxima fausta mit oerschleierter fausta, ihre beiden Söhne
im flrm haltend, 5700 Ulk.; Goldmedaillon des Constantin, zroei
eine Girlande haltende Putten, 6700 ITlk.; Goldmedaillon mit Brust -
bild Constantius II. und den Gestalten des Constantinus und des
Constantius in Elefantenquadriga, 4000 ITlk.; Goldmedaillon Valen-
tians 11. sitjende Consfantinopolis, 3300 ITlk. Die drei spätrömischen
Goldbarren im Gemichte uon 192.65, 524.20 u. 211.80 g erzielten
Preise Don 2025, 4000 und 1600 ITlk. fluch Contorniaten und
Spintrien tuurden hochgetrieben. Von münzen der Völkermanderung
ging ein Goldtriens des Westgoten flmalrich auf 400 ITlk., zroei
solche der Burgunderkönige Gundobald und Sigismund auf 66
bzro. 110 Ulk.
(Seltene Kupferstiche.) Bei 1. Halle in HTünchen rourde
eine heruorragende Sammlung uon Blättern der englischen und
französischen Schule des 18. Jahrhunderts oersteigert. Cine beson -
ders reiche Abteilung enthielt nur Bildnisse und Karikaturen
lTapoleons, seiner familie und seiner Generale; eine andere
flbleilung uiele seltene Bildnisse der Königin ITlarie Antoinette.
Unter den Handzeichnungen befanden sich als besondere Selten -
heiten 12 Aquarelle, Volksszenen uon Georg Immanuel Opitj.
einige Hauptblätfer erzielten folgende Preise: Couis Debucourt:
„fes deux Baisers“, 1786, eines der schönsten Blätter der franzö -
sischen Schule, 5350 UTk.; Ce TTlenuett de la ITtarie, Ca lToce au
Chateau, Ca ITlatinee du Jour de l’fln, Ca fete de la Grand-lTTama
7130 UTk. frederique Sophie de Prusse, in einem Park mit einem
Blumenkörbchen in der Hand, 8920 Ulk.
Ausstellungen.
Berlin. Akademie der Künste. Porträt-Ausstellung des Kaiser
friedrich ITluseumoereines.
— Berliner Sezession 18. Ausstellung. Bis Ende August.
— Grofje Berliner Kunstausstellung 1909. Bis 26. Sep -
tember.
Brüssel, modernes UTuseum. Jahresausstellung der Künstler -
gruppe „Vie et lumiere“
Budapest. Künstlerhaus, frühjahrsausstellung.
Buenos flyres. französische Kunstausstellung.
Dresden. Internationale photographische Ausstellung.
— Grofje flquarell-flussfellung. Schlufj 1 Oktober.
Düsseldorf. Grofje Kunstausstellung für christl Kunst und
des Vereines zur Veranstaltung uon Buntausstellungen. Bis 30. Oktober.
Göding. Ausstellung mährischer und polnischer Künstler-
oereine.
Görlitj. Austeilung des Kunstuereines für die Causitj.
Konstanz. Bodensce-flusstcllung. 15 Juli bis 1. September.
Cuzern. Ausstellung der Kunstgesellschaft. Bis UTitte Oktober,
ntünchen. X Internationale Ausstellung im Glaspalast.
ITancy. Internationale flusstelhmg.
fleustadt an der Haardt. I. Ausstellung des Vereines pfäl -
zischer Künstler und Kunstfreunde. 3.—12. Juli.
Orleans. Ausstellung der Sociefe des flmis des flrts.
Paris. „Salon“, Grand Palais des Champs Clysees. Bis
5. Juli.
Strasburg. Altes Schlofj. Verband der Kunstfreunde in den
Cändern am Rhein. Grolje Kunstausstellung. Schlufj 15. September.
Venedig. VID. Internationale Kunstausstellung. Bis 51. Oktober.
Wien. Hofbibliothek. Zimelien-flusstellung.
- Grofje deutsche Kunstausstellung, Künstlerhaus I. Karlsplatj.
— Hagenbund, T., Zedliljgasse, frühjahrsausstellung.
— Kunstsalon friedrich Schroarz, I.. ITibelungengasse 11.
Gemälde alter UTeister.
— Kunstsalon Hirschler, T., Plankengasse 7. Originale zu
C. Burnands „Parabeln des Cuangeliums.“
Wiesbaden. Kunstausstellung. Bis 15. September.
Auktionen.
1. Juli. Amsterdam, f. ITTu 11er & Co. Versteigerung uon
Gemälden uon Rembrandt, Hals, Cuyp, Ter Borch, Ostade, Jan
Steen, Ruysdael, uan Goyen u. a., ferner Delfter fayence, chines.
Porzellan, altes Silber, TITobel, Skulpturen.
1. Juli. Alünchen. Galerie Helbing. Handzeichnungen uan,
Carl Spitjroeg, Rottmann, Pettenhofen, Richter etc.
2. und 3. Juli. Alünchen. Galerie Helbing. Kupferstiche
Radierungen, japan. Original-farbenholzschnitte aus dem ITachlaf]
des Hofrates Cdgar Hanfstaengl, manchen.
10.—20. August. Köln. I W. Heberte (H. Cemperlj’ Söhne)
Sammlung Hammel, Zürich. Gemälde italienischer und niederlän -
discher Schule. Antiquitäten und Kunstgegenstände.
Herbst 1909. Köln. J 111. Heberle, (H. Cempertj Sohn).
Sammlung Hammel, Zürich. Gemälde italienischer und nieder -
ländischer Schule, Antiquitäten und Kunstgegenstände.
He.bst 1909. Wien. C. I. Warora. moderne Gemälde.
Literatur.
* Andreas flubert „Runge und die Romantik“. Paul
Cassirer’s Verlag, Berlin W. 10. Preis kartoniert Ulk. 10. ln
„Runge und die Romantik“ schildert fluberl das Wesen der
deutschen Romantik um 1800 nach der künstlerischen, roie nach
der psychologischen Seite, ln dem künstlerischen Streben des früh
(verstorbenen lllalers Philipp Otto Runge und in seinen Gedanken
über Kunst sind die höchsten koloristischen Ziele det neueren Zeit
bereits uorroeggenommen. Runge erscheint hier als der Vollblut-
Romantiker, der er roar, roie seine Zeitgenossen ihn sahen, und
roie er sich selbst in seinen „Hinterlassenen Schriften“ bezeichnet
Seite 176.
Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 11.
hat. So spiegelt sich ein oolles Zeitbild in einem Künsterleben und
zugleich in einer der eigenartigsten nnd liebensroürdigsten Persön-
lichheiten dieser Zeit. Durch diese Würdigung der künstlerischen
Seite des Zeitalters ruird erst ein uolles Verständnis der deutschen
?rühramanfik überhaupt ermöglicht. Dem Werk ist ein reiches
bisher noch unoeröffentlichtes Bildermaterial beigefügt
* „Deutschböhmen im Bilde“ ist der Titel eines monumen -
talen Werkes, das im Werden begriffen ist. Der Verein deutscher
bildender Künstler in Böhmen hat sich die Aufgabe gestellt, allen
Heimatsfreunden die Schönheiten Deutschböhmens in edler form
uorzuführen. ein Spiegel in kostbarem Rahmen soll es sein, ein
Spiegel, in dem die berühmten und auch die unerschlossenen Reize
und Denkwürdigkeiten aller Gaue Deutschböhmens, Candschaften
und Städfebilder erscheinen werden. Kein flüchtiges Werk für den
Augenblick: ein epochales Werk für immer, bestimmt, die Hiebe für
die Heimat in und außer ihr zu wecken und zu stärken. „Deutsch -
böhmen im Bilde“ soll als Cieferungswerk in 20 ITlonafsheften er -
scheinen und 80 Kunstblätter im format non 38,28 cm, Bildgröße
25 20 cm nebst begleitendem Text aus berufener feder umfassen.
Herausgeber des mit freuden zu begrüßenden Werkes ist der Verein
deutscher bildender Künstler in Böhmen, Verleger der bekannte
Verlag uon A. Haase in Prag.
Heue Kataloge.
* Der Katalog der Düsseldorfer Aus Stellung für christliche
Kunst liegt nun in zweiter Auflage oar, was wohl für die starke
frequenz der Ausstellung spricht. Der neue Katalog berücksichtigt
selbstredend jene Werke, die wegen oerspäteten Eintreffens nicht
mehr in die erste Auflage aufgenommen werden konnten. Auch
wurden die Abbildungen beträchtlich oermehrt.
Briefkasten.
R. R., Cindau. Die Volksausgabe oon Goethes Werken wird
gegen Ende des dahres im tnseloerlage erscheinen.
Anfänger. Kohls großen Katalog und Briefmarkenhandbuch
1009. 8. Auflage.
Porzellansammler am Wörthersee. Vögel auf Porzellan hat
zuerst John Randall gemalt. R. ist bis auf den heutigen Tag auf
diesem Spezialgebiete unerreicht.
Baronin T. JTi. öothaische Almanache sammeln die meisten
Adelsfamilien; wer eine uollständige Sammlung hat, ist uns nicht
bekannt. Der Verlag selbst besißt nicht mehr alle Bände.
6raf W. Der Irrtum ist nun aufgeklärt. Besten Dank.
Parte, für den Partezettel Radeßkys uerlangt die firma
40 Kronen. Die Preise der übrigen Parten bewegen sich zwischen
50 Hellern und 40 Kronen.
„Zueignung.“ Das Gx-libris ist hübsch gedacht; senden Sie
uns einen Entwurf.
Dr. C. W., Berlin. Adresse ist IIJ., Strohgasse 16.
01. o. lA. In Kiautschau waren uor Einführung der Kolonial -
marken die Aufdruckmarken für Deutsch-China im Gebrauche.
0. S., Tepliß. Die Auktionsinstitute teilen prinzipiell die
llamen der Ersteher nicht mit.
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jedes Quartals den ITummern bei.
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