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Internationale Sammler-Zeitung.
Flummer 12.
Reize ist. Struck roill eine Anleitung geben, die Künstler
und kunstnerständige Dilettanten in den Stand setjt, die
schöne Kunst in Schwarz und Weil] selbständig zu erlernen,
zugleich soll das Werk den Blick des Kunstliebhabers
schärfen, um die Erzeugnisse der Radiererkunst besser
und intensmer genießen zu können.
Wir betreten mit ihm die Werkstatt, lernen jedes
Werkzeug kennen, jedes chemische Präparat, das ganze
material, alle Handhaben des Radierers. Wie ein Radierer
sehen soll, roorauf es ihm ankommt, das sagt er uns mit
oerständlichen, das Detail liebenden, aber niemals pedan
tischen Worten. Er erklärt uns die“let3fen Geheimnisse der
Abdruck auf Papier zu oeroielfältigen. Allem Anscheine
nach kam ein Deutscher zuerst auf dieses Beginnen. Die
ältesten, bis jet^t bekannten Kupferstiche aus der mitte
des 15. Jahrhunderts rühren non deutscher Hand her.
Dann bildete sich das Verfahren des Kupferstiches in uoll-
endetster Weise aus. Schongauer ist zu nennen, dessen
Kupferstiche uon einer naioen Schönheit sind, dann Albrecht
Dürer mit seinen Rleisterwerken und die mit großer Fein
heit gestochenen miniaturplatten Hans Sebald Behams. ln
Italien führte ITlanfegna mit höchster ITleisterschaft den Stichel.
Struck schildert dann das Verfahren bei der Radierung,
den Erstabdruck, den Remarquedruck, die Technik der
?ig. 2, ITlax liebcrmann: Badende Jungen.
Wirkungen, die Caunen und möglichkeifen des Künstlers
im Technischen, all seine Abstufungen und JTlethoden.
Ungemein prägnant und mit höchstem Verständnis
erklärt er dann die künstlerische Wesensart und die Quali
tät der heruorragendsten Radierer alter und neuester Zeit
und begleitet so die beigegebenen Reproduktionen und
Originalradierungen, die das Buch in schönster Weise
schmücken, mit Erklärungen, die tief in die künstlerische
Indiuidualifät eindringen.
Er beginnt mit einer Klarlegung des Kupferstichs, der
zu den ältesten Künsten gehört. Schon im Altertum hat
man Schriftzeichen, ornamentale Darstellungen u. dgl. in
metallene Gegenstände gradiert; doch erst im )Tlitfelalter
entstand der Brauch, derartig graoierte Darstellungen durch
kalten Radel, die Schabkunst, die Aquatinta und Erayon-
manier, die Tithographie und den Holzschnitt.
Besonders instrukfin ist das Kapitel über das äußerst
interessante und reiznolle Vernis-mou-Verfahren, das der
geniale Fehden Rops betrieben. Das Vernis-mou-Verfahren
bietet die Gelegenheit, im Gegensatje zu den scharfen, ge-
ätjten Pinien der Radel einen meichaufgelösten, kernigen,
bleistiftartigen Strich hernorzubringen.
Wie die feinsten Ruancen in den Tönen erzielt
merden und alle diesbezüglichen Errungenschaften der mo
dernen Kunst handelt Struck in einem andern lichtoollen
Abschnitt ab. Den größten Genufj werden dem Teser die
in einem Anhänge gegebenen „Zwanglosen und unoerbind-
lichen Bemerkungen zu den Abbildungen“ bereiten. Ein