Seite 272. Internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 17. der Pflug seine Furchen zieht, sind noch drei Grabhügel als sch mache Erhöhungen sichtbar. Diese so'iten auf Veranlassung des General- konscruatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns, das auch die Kosten der Grabungen tragt, untersucht werden, fester Tage nun rourde zunächst der am östlichsten gelegene ab gegrüben. Das Ergebnis mar überraschend. Auf dem Grunde des Hügels lagerte eine Brandschichfe uon 3 m Durchmesser, stark mit Kohlen und kalzinierten Knochenresten durchsetzt. Auf dieser Schichte und teilweise in sie eingebettet standen in einer ebene hart aneinander 15 Tongefäße, deren Zahl sich noch um einige erhöhen dürfte, da im Innern der großen Gefäße, die mit ihrem Inhalt gehoben und der Untersuchung harren, noch kleinere steckten. Von den Gefäßen sind besonders eine rate glatte und eine graphitierfe bimförmige Urne uon 25 cm Durchmesser und zwei grolle, an der Innenseite graphitierfe, mit reicher Innen dekoration (schräge Striche und Bögen an den Wänden, sich kreuzende Cinien an der Bodenfläche) uersehene flache Schüsseln aus schwarzem Ton uon 50 cm Durchmesser zu ermähnen. Am Rande der einen Schüssel lag eine 26 cm lange, eiserne Canzcn- spiße mit Tülle und an der Seite der roten Urne eine uon Rost zerfressene eiserne ITlesserspiße non 6 cm Hänge. Aufzerdem wurden durch den ganzen Hügel hin rohe Streuscherben und ein zweischneidiges ITlesserfragment aus Feuerstein und eine Feuer steinsäge gefunden. Der Grabhügel dürfte der früheren Hallstatt zeit, Hallstaftzeit A, angehören und die Gegend nicht bloß damals (1200—1000 u. Chr.), sondern — aus den wenigen Feuersteingeräten zu schliefzen sogar schon in der jüngeren Steinzeit (oor 2500 u. Chr.) besiedelt gewesen sein. (Ein Otto Tudmig-Zimmer) ist im Dresdener Stadt museum eingerichtet morden. Die kürzlich in Dresden uerstorbene Tochter des Dichters und seine Schwägerin lltarie Winkler haben durch Schenkungen die Einrichtung dieser pietätoollen Stätte er möglicht, die des Dichters Schreibtisch und Arbeitsgerät, seine Tabakspfeifen, seine kleine Bibliothek und allerlei Hausgerät oer einigt Handschriften seiner Werke und Arbeiten, Bildnisse uon Cltern, Geschwistern und Freunden, alte gerahmte Theaterzettel, Briefe und allerlei Andenken ueruollständigen die schlichte Sammlung. (Römerfunde in Westfalen.) Aus Haltern in Westfalen meldet man: Die hier unter Professor Dragendorffs Ceifung be triebenen römischen Ausgrabungen haben beim Prätorium des Feld lagers eine solche menge uon Funden ergeben, wie in keinem Jahre uorher. Bis jetzt sind etwa fünfzig münzen ans Tageslicht gekommen, ferner herrlich oerziertc Terrasigillata-Waren; darunter ein Kelch becher mit Darstellungen aus dem bürgerlichen Heben in halb er habener Arbeit, dann blaues und buntliniiertes Glas, endlich Ringe, Radeln und Amulette uon Bronze, Waffenstücke, ITteifzel und Brech eisen uon Eisen. Unter der Unmasse non Tonwaren gröberer Art hat sich eine grofze, reiclwerzierte, fast unuerletzte Campe mit zwei Öffnungen für die Dochte gefunden. Die Fundstücke kommen im hiesigen JTluseum zur Aufstellung. (Der Pfau der Urzeit) Aus Rem-Mark wird berichtet: Die große Fundgrube prähistorischer Tierreste, die Asphaltab lagerungen auf dem Rancho la Crea hei Cos Angeles, die uon den Archäologen der kalifornischen Unioersität systematisch durchsucht wird, hat jetzt der Forschung eine neue Entdeckung beschert; man hat einen grollen uersteinerten Pfauhahn aufgefunden, den ersten Pfau der Urzeit, den man auf dem amerikanischen Kontinent entdeckte. Der Fund erregte nicht geringeres Interesse, als jener uersteinerte, säbelzähnige Tiger, den Professor 1 C. ITlariam in dem Asphaltbett entdeckte und der als Vorläufer unserer Katzen arten gelten mufj. Der uersteinerte Pfauhahn wurde uon Coye H. IRiller entdecke, der ihn Pauo Carliforniens taufte. Der Pfau uon Ca Crea unterscheidet sich auffällig uon den fossilen Pfauen, die man in Indien und Europa gefunden hat: er bildet eine Sonderart für sich, die bisher unbekannt war Besonders auffällig sind die großen sehr stark entwickelten Sporen, die dem Urpfau als Ver- feidigungsmitfel dienten. (Große Diebstähle in der kaiserlichen Bibliothek zu Petersburg.) Aus Petersburg wird uns geschrieben: Eine in der kaiserlichen Bibliothek oorgenommene Reuislon hat, wie die „Romoja Rufz“ meldet, zur Aufdeckung uon großen Diebstählen und Beschädigung uon werfuollen und seltenen Büchern und Hand schriften geführt. In der russischen Sektion de. Bibliothek wurden 6000 Exemplare der seltensten Bücher philosophischen und wissen schaftlichen Inhalts gestohlen; ungefähr 3000 Bücher sind durch Herausreilzen und Herausschneiden uon Blättern, Illustrationen und Plänen arg beschädigt worden. In der ausländischen Sektion der Bibliothek wurde das Verschwinden uon mehreren hundert Büchern festgestellt. Die Schuldigen sind noch nicht ermittelt worden. (Ein interessantes Kirchengestühl.) Jm Kölner Kunst gewerbemuseum ist gegenwärtig ein reich geschnitztes Kirchengestühl ausgestellt, das der Altenberger Domuerein für dieses berühmte kirchliche Denkmal durch Prof. Taubert in Berlin nach Bruchstücken hat hersfellen lassen, die sich im dortigen Kunstgewerbemuseum befinden, und die aus dem Alfenberger Dom selbst stammen. Das Gestühl ist künstlerisch besonders interessant durch üppige Aus gestaltung seines ornamentalen Schmuckes, namentlich auf dem uordern teil, wo in Pfeilerstellung und am Rande der Bank uor der Wand sich üppiges Geranke hon Eichenblättern findet An den erwähnten Pleilern sieht man auch auf der einen Seite einen Engel, auf der andern einen Hund, Die Rückwand der Sitze weist eine Reihe der für die Gotik bezeichnenden Teufelsgestalten auf und ist im übrigen dicht uon Blumenornamentik umrankt. Das nach dem alten 'illuster neu hergestellte Werk zeigt eine ausgezeichnete kraftuolle Technik der Holzbildhauerei und ist eine wesentliche Bereicherung derlnnenausgestaltung des herrlichen bergischen Domes. (Frankfurt oor 4000 Jahren.) Dem Direktorial-Assisfen- fen Welcker uom Städtischen Historischen ITtuseum in Frank furt a. m soll es gelungen sein, ein „Frankfurt uor 4000 Jahren“ nachzumeisen. Die Frankfurter „Kleine Presse“ bringt ausführliche Rachrichten darüber, denen mir folgendes entnehmen: Bei den Erd bewegungen der Osthafen-Anlage stiefj man auf prähistorische Funde, und es gelang, eine Fülle uon material aus der neolithischen Zeit zutage zu fördern. Herr Welcker führte die Alitglieder für Geschichte und Altertumskunde an Ort und Stelle und gab ihnen folgende Erklärungen zu den angeblich entdeckten Überbleibseln einer menschlichen Riederlassung, die sich da oor 4000 Jahren befunden haben soll. An der uerschiedenen Färbung des Grundes der ehemals bewohnte ist wesentlich dunkler als der nachmals darüber geschwemmte — lassen sich die Grundrisse der alten Wohnstätten mit Sicherheit erkennen. Der damalige Bauhorizont liegt etwa einen halben ITleter unter dem heutigen. Die Wohnungen mögen folgendermaßen gedacht werden: Eine ooale Grube, 30 bis 40 cm tief, 4 zu 6 m in der Grundform, die sich nach der mitte zu noch etwas senkte (Feuerstätte?), wurde angelegt. Rach Süd- osfen, bezeichnenderweise derjenigen Himmelsgegend, nach der man auch die Öffnung der Ristkästen im Garten richtet, war ein korridorartiger Ausgang mit Entwässerungsuorrichtung. Um die Grube herum ist eine aus Zweigen geflochtene Hütte zu denken. Sie war wohl mit Rasenstücken eingedeckt, wie es die Köhlerhütten im Spessart noch heute ueranschaulichen. Die Sparren und Stütz balken sind hier im feuchten Sandboden nicht erhalten, wohl aber in den übereinstimmenden Ausgrabungen an der Hohen Straße nachweisbar. Bei einer der Wohnstätten fand sich ein Brandgrab in dem korridorartigen Ausgang. Eine andere Hüfte mies neben reichlichen neolithischen Funden Scherben aus der jüngsten Ca Tene- Zeif (Zeit des Kaisers Augustus etwa) auf, so daß diese Fundstücke zeitlich um 2000 Jahre auseinander liegen. In der IRitfe der Grube fand sich unter dem Hüttenfußboden ein Steinzeitgrab mit Beigaben. Unter ihnen mar eine schöne Halskette aus 34 Sternchen, alle mit punktiertem, fragezeichenähnlichem Illuster. Ein schildförmiges JTliftelstück trägt ein Ornament uon der Gestalt des hebräischen Buchstabens Schin; cs war mit einem Anhänger ausgestattet, den wieder andere Illuster schmückten. Zu beiden Seiten des lllittel- stückes saßen nierenförmige Steine, ebenfalls mit Anhängern, uon denen einer wohl schon zu Cebzeiten des Trägers uerloren wurde. Zwei näher am Fluß liegende Gruben bargen nur material aus der Spät-Ca Tene-Zeit. Sie beweisen, daß Germanen der augusteischen Zeit an derselben Stelle gewohnt haben wie die Reolithiker, die nach diesen Befunden keineswegs ausschließlich die Höhen besiedelt haben, wie seither meist angenommen wurde, sondern auch die Riederungen Die meisten der gefundenen Gegenstände gehören der jüngeren Steinzeit, und zwar der sogenannten „Bandkeramik“ an. Auffallend ist die IRenge der Getreidemahlsteine, ein Beweis, daß schon die Heute der jüngeren Steinzeit ein seßhaftes, ackerbau treibendes Volk waren. Die Zugehörigkeit der Funde zu neolithischer Zeit, Bronze-, Hallstatt- und Ca Tene-Periade spricht für eine ununterbrochene Besiedelung des Bodens in dem Zeitraum uon 4000 Jahren: (Aus egypfischen Vorlagebüchern.) In die Papyrus- Sammlung der Berliner Aluseen sind in den leßten Jahren einige Bruchstücke uon miniaturen auf Papyrus gelangt, die zu den wenigen erhaltenen Federzeichnungen und farbigen Bildern aus den ersten Jahrhunderten der byzantinischen Periode gehören und