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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 18.
Schaufensterkonkurrenzen und Überlassung oon lllaschinen
und so mar der Künstler bemüht, diese ITlittel auf der
llledaille zur Darstellung zu bringen. Wie sinnreich er
dies beroerkstelligte, sehen mir in fig. 3, die uns die
Ruersseite der llledaille oorführt.
Die roeibliche ?igur mit dem Herzogshute auf dem
Kopfe personifiziert das Tand Hiederösterreich, die drei
figuren ihr gegenüber repräsentieren llleister, Gesellen und
den neugierigen Cehrling. frau Hiederösterreich, roenn
man so sagen darf, hat einen flussfellungsplan uor sich,
an dessen Hand sie ihrem kleinen .Auditorium die ganze
förderungsaktian expliziert. Im Hintergründe gemährt man
eine fassade mit Schaufenster, unten den Kopf einer Dreh
bank und einen geflügelten ITlerkurstab.
Die Reuersseite der llledaille (?ig. 4) trägt die Hegende:
„Preis der niederösterreichischen Handes-öemerbeförderung.
Gemidmet oom Candesausschusse für das Erzherzogtum
Österreich unter der Enns.“ Zmei Siegespalmen umschließen
überdies mit ihren Blättern das Handesroappen.
Diese llledaille roird oom niederösterreichischen
Candesausschusse für besondere geroerbliche Ceistunqeu
oder für die Teilnehmer an Veranstaltungen des Candes
verliehen.
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Rite Kunst in (Dailand
Von Emil Thieben (Htailand).
Die Kunsfschätje ITlailands werden oon der großen TTlenge
der Italienreisenden oicl zu wenig beachtet. Während in Venedig,
florenz und Rom selbst uon Deuten, die daheim für Kunst blutwenig
Interesse haben, oersteckt gelegene Kirchen und ITluseen oon geringer
Bedeutung aufgesucht werden, glauben dieselben Deute, wenn
sie in die lombardische Hauptstadt kommen, genug gesehen zu
haben, wenn sie den Dom und den lllonumentalfriedhof besichtigt
haben. Die Gemäldesammlungen der Brera, d r Panbrosiana, des
ITluseo Poldi Pezzoli, die ehrwürdigen Kirchen oon Sant’ Ambrogio,
Sant’ Eustorgio, San Satiro, San Babila und andere oerdienten es
wirklich, besucht und eingehend befrachtet zu werden.
Insbesondere bietet die Pinakothek der Brera eine so groß
artig und übersichtlich geordnete Gemäldesammlung, wie keine
andere in ganz Italien existiert. Corrado Ricci, der jetzige Deifer
des italienischen Kunstwesens, darf sich das Verdienst zuschreiben,
diese ausgezeichnete Ordnung geschaffen zu haben, und seine
llachfalger Prof Sinigaglia und Dr. ITtodigliani, der jeßige
Direktor der Galerie, haben, oon dem Vicedirektor 5rancesco
lllalaguzzi Val er i wirkungsooll unterstüßt, durch bemerkenswerte
lleuerwerbungen die Tradition Riccis würdig fortgeseßt.
Der Utunifizenz des Königs Viktor Emanuel 11J. sind die
wunderbar frischen Sresken Bernardino Duinis zu danken, die einst
die Villa Pelucca bei ITlonza geschmückt haften, flber auch die
Gemälde der oenezianischen Schule sind in ansehnlicher Weise be
reichert worden. Gin prachfoolles Bildnis oon Girolama Romanino
oerdient cor allem genannt zu werden. Bernardino Dicinio mit
dem Beinamen „Pordenone“ war in der Brera bisher nicht uertreten,
jeßf zeigen zmei Bilder, die die llladonna mit dem Jesukinde und
dem heiligen Johannes darstellen, die liebenswürdige Einfachheit
dieses lila ers. flus dem erzbischöflichen Palaste ITlailands fanden
diese beiden Gemälde und auch nach andere ihren Weg in die
Sammlung der Brera. Unter diesen sei noch eine Allegorie oon
Andrea Schiaoone, ein lebhaft bewegtes Gemälde, das unzweifel
haft unter dem wuchtigen Einfluß Tintorettos gemalt wurde, her-
oorgehoben. Von ITtarca Basaiti wurde eine schöne Grablegung
Christi erworben, während Cima da Coneglianos Kunst neuer
dings durch eine rührend liebliche llladonna, die ihrem reizend
schönen Kinde eine Birne reicht, bestätigt wurde Das Bild befand
sich bisher in der Kirche der llonnen oon Santa Maria Maier Domini
in Conegliano.
Die alte lombardische Schule hat in dem Gemälde Cioerchios,
das die Anbetung des lesukindes in der naioen Art des Quattrocento
schildert, einen guten Zuwachs erhalten Von Ambragio da ^ossano,
genannt Bergagnone, ist aus der Sammlung Sipriot ein „Kcce
Homo“ oon starker Empfindung und zartem Kolorit eingereiht
worden. Ein San Girolama, ein wuchtiges Werk des Da-Vinci-
Schülers Cesare da Sesto, wurde um 12,000 Eire gekauft. Der
Art des Gaudenzio ferrari gehört ein Gemälde an, das eine
Krippe mit ungemein reicher Staffage darsfellt. Die ganze Gruppe
befindet sich in einer offenen Grotte, deren Hintergrund durch eine
freundliche Dandschaft mit Hirten gebildet wird. In der Sammlung
Sipriot, die im Jahre 1005 an die Brera überging, war auch ein
rundes Wandgemälde Duinis, das den ernsten Kopf eines roeifj-
bärtigen Greises oerewigte. Aus der hiesigen Kirche Sant’ Hngclo
wurde eine figurenreiche Kreuzigung, oielleicht ein Werk des
Bramanfina, der Gemäldesammlung einoerleibt, während eine
andere Kirche in der Umgebung ITlailands, die „Oetosa di Gtarognano“,
zwei gute Bilder der Veroneser Schule der Brera überlief].
Die Gemälde der ferraresischen Kleister haben in einer
Kreuzigung des G B. ßenoenuti, genannt l’Orsoiauo, eine Be
reicherung erfahren.
Von den Genueser Künstlern des Seicento fehlte bisher
Bernardo Strozzi, oon welchem nunmehr ein prächtiges Bildnis
eines lllalteserritters aus der Sammlung Sipriot in die Brera ge
kommen ist.
Besonders groß war die Anzahl der Handzeichnungen,
die teils uon dem bekannten Kunstfreund Dr. Trizzone geschenkt,
teils käuflich erworben wurden und die nunmehr diesen Teil der
Galerie zu einem ungemein lehrreichen gemacht haben, da der
Besucher fast alle großen ITlaler Italiens durch Handzeichnungen
uertreten findet.
Wenden wir uns oon der lllalerei zur Architektur, so ist
ein bedeutendes Projekt zu oerzeichnen, durch das die ehrwürdige
Basilica oon Sant’ Ambrogio oon den zu ihrer Dinken erbauten
kleinen Häusern befreit werden soll, um die malerische Wirkung
dieses bedeutenden Bauwerkes, das jeßf nur uon einer Seite einen
wuchtigen Eindruck macht, zu heben. Die elegante Säulenhalle, die
kein Geringerer als Bramante dem ernsten lombardischen Bau
denkmal wie einen heiteren Gruß der Renaissance hinzugefügl
hat, wird dann nicht mehr so oersteckt sein, daß sie nur oon
wenigen Besuchern entdeckt wird, und das Oratorium des hlg.
Sigismund wird oon den störenden Anbauten gereinigt werden.
Ein anderes mittelalterliches Baudenkmal: das Kirchlein in
San Bernardino, das bisher in einem Gebäudekomplex ooll-
ständig eingeschlossen war, ist durch dessen Demolierung frei
gelegt worden und läßt nunmehr seine edle Rundbogenfassade
sehen. Jm Innern bemerkt man Spuren oon Wandgemälden, die
im 17. Jahrhundert übertüncht wurden. Jeßt soll die Kalkschidit
entfernt werden und die Kunstschäße ITlailands werden oielleicht
hiedurch durch eine neue Sehenswürdigkeit oermehrt werden.
Z. Z.