Seite 362. Internationale Sammler-Zei hing. Hummer 22, eigentlichen Bestimmung dienen zu können. Dasselbe gilt uon einigen Dielfarbigen entwürfen zu Tischkärtchen, die sich beinahe zu Postkartengröfje ausgewachsen haben. ITlit Recht lächeln mir heute über die in charakterischen Proben auf der Ausstellung uer- tretenen schreiend bunten, naiuen Glückwunsch- und Besuchskarten aus der Biedermeierzeit, die uns an die Heiligenbilder, die noch heute auf den messen der Wolgastädte feilgeboten werden, erinnern und doch einst uon gar gelehrten und respektabeln Berliner Herr schaften oermandt worden sind. Daf3 das Streben unserer mo dernen Künstler und Kunstgewerbler, auch die Bedarfsartikel des täglichen febens durch Schönheit der form und zweckentsprechendes material zu adeln, sich neuerdings auch die Papier- und Karten industrie erstreckt, ist gemifj erfreulich, aber auch hier gilt es, der Gefahr einer protzigen Snobkunst im entstehen uorzubeugen und fessings Wort zu beherzigen, dafj weniger manchmal mehr ist. (fluseen. (Der neue feite r der Berliner llationalgalerie.) Aus Berlin wird uns geschrieben: Zum nachfolger Tschudis als feiter der llationalgalerie wurde Professor fudroig Justi, der erste ständige Sekretär der Berliner Akademie der Künste, ernannt. Justi geht ein oorzüglicher Ruf Daraus. Gr mar eine Zeitlang Direktor des Sfädelschen Kunstinstituts in frankfurt a. 111., wo er durch eine glückliche tleuordnung der Sammlungen und durch die Bewerbung des großen Rembrandt „Die Blendung Simsons“ aus dem Besitze des Grafen Schönborn in Wien Proben organisa torischer Tätigkeit gab, die er auch in den Ausstellungen der hiesigen Akademie und besonders in der großen eng'ischen Aus stellung in Berlin im uorigen lahre bewährte. (lleüerWerbungen der Berliner llluseen.) Cinen kost baren Goldschats uon einzigartigem Werte erwarb soeben das ITluseum für Völkerkunde in Berlin aus dem großen alten Gold- lande uon lllittelamerika, dem Isthmus uon Panama Die Samm lung, die schon durch das material einen ganz bedeutenden Wert uerkörpert und deren archäologischer und künstlerischer Wert nicht hoch genug zu schätjen ist, konnte, dank einer Spende uon frau Dr. JTlertens angekauft werden. Die ostasiatische Sammlung des Aluseums kaufte Skulpturen einer interessanten indischen Religion, des Dschainismus, an. Soeben ist auch, wie Prof. Grünmedel mitfeilt, eines der interessanten Temperabilder Chinesisch-Turki- stans, eine Platte aus der „Höhle in der Schlucht mit der Treppe“ uon Qyzyl ins llluseum gelangt. Giner der ältesten deutschen farbenholzschnitte wurde für das Berliner Kupferstichkabinetf angekauft Das Blatt, das den Grzbischof Heinrich uon Regensburg darstellt, stammt aus der Augsburger Druckerei des Grhart Raf- dolt, der i486 aus Venedig in die fechstadt übergesiedelt mar, im nächsten Jahre das Regensburger Brauer druckte, dem der Schnitt angehörte. Gr uerdient, wie Dr. Glaser ausführt, besonderes Inter esse, als artscheinend frühester Versuch, die Kolorierung einer figür lichen Darstellung auf mechanischem Wege mit Hilfe eigener Holz stöcke zu bewerkstelligen, anstatt sie, wie früher, mit freier Hand in den fertigen Druck einzutragen. (Gin Klaoier fanners.) Die Wiener städtischen Samm lungen sind um ein interessantes Objekt bereichert worden: ein aus dem Besi^e fanners stammendes Klauicr wurde um den Preis uon 300 Kronen uon der Gemeinde für die städtischen Samm lungen angekauft. (Kesfner ITluseum in Hannooer.) Adolf Hengelers „Susanna im Bade“ ist für das städtische Kestner-lAuseum in Hannouer erworben worden. (Gin ITluseum in Togo.) ln Togo hat sich ein Komitee gebildet, das sich die Schaffung eine Candesmuseums, das mit Bücherei und Tcsehalle uerbunden sein soll, zur Aufgabe gemacht hat. Die TTlitgliedschaft kann durch Zahlung eines beliebig hohen einmaligen Beitrags erworben werden. Der Grundstock ist schon früher gelegt worden und hat den Betrag uon 7200 Alk. erreicht, ln dem Aufruf heifjt es: „Die Bewohner des Schutzgebietes Togo, unter ihnen zahlreiche, in der Hauptstadt des Tandes lebende Deutsche, uor allem aber die auf dem Arbeifsfelde neu eintreffen den Guropäer haben es oft als einen Triangel empfunden, dafj sie keine Gelegenheit haben, sich über den Charakter des Tandes an Hand einer übersichtlichen populär-wissenschaftlich angelegten Sammlung zu orientieren. Schmerzlich wird auch allgemein der lAangel einer Bücherei empfunden, in welcher die in Togo lebenden Guropäer die über das Schupgebief und die llachbarländer uor- handene Titeratur, koloniale Bücher und Zeitschriften und sonstigen nuterhaltenden und belehrenden Tesestoff finden können.“ (Tleuermerbungen des francisco Carolinum in Tinz.) In den Besit3 dieses Aluseums ist eine grofje Anzahl uon Handzeichnungen, Porträts, Karikaturen und Druckschriften aus dem flachlasse des in Schwanenstadt uerstorbenen Statthalterei rates Aloritj uon Alayfeld gelangt. Alayfeld gehörte der frank furter ITationaluersammlung an und die Objekte erhalten dadurch ein besonderes Interesse, dafj sie sich auf die Tage und die Persön lichkeiten dieses Reichstages beziehen. Die Sammlung enthält u. a. 82 Porträt-Tifhographien mit den Darstellungen der berühmtesten Alitglieder des Parlaments. Unter den Karikaturen, die das Jahr 1848 in reicher fülle heroorbrachte, und die heute bereits einen hohen Sammel- und Seltenheitswert besten, ragen die berühmten sechs Hefte „Taten und Aleinungen des Herrn Piepmayr, Abgeord neten zur konstituierenden Aationaluersammlung zu frankfurt am IHayn“ heruor, deren humoruolle lithographische federzeichnungen Don dem bekannten Düsseldorfer Alaler A. Schrödter herrühren und zu dem Besten gehören, was jene Zeit an geistreicher Illu strationskunst geschaffen hat. Auch Autogramme, alte Ansichten der Paulskirche uon aufjen und innen, Broschüren mit Alitteilungen über die Alitglieder der Aationaluersammlung und anderes wert- ualle zeitgeschichtliche Alaterial enthält das interessante Konuolut Uom Kunstmarkte. (Von den fondoner Auktionen.) TlTan meldet aus Ton- don, l. Dezember: Gestern wurden bei Christies in ihrer ersten Sticheauktion in dieser Saison folgende gute Preise für englische Schabkunstbläfter gezahlt: S. Cousins, „Alaster fambton“, taro- rence p , 131 £ 5 s, V. Green, „The Tadies Waldegraue“, Reynolds p., 189 £, f. Bartolozzi, „Countefj Spencer“, Reynolds p., 131 £ 5 s und 5. W Reynolds, „ITlrs. Arbuthnot“, Hoppner p., 136 £ 10 s. — 1546 wurde Gtienne Dolet in Tyons mit seinen Büchern als Häre tiker uerbrannt. Am Alontag zahlte Quaritch bei Sothebys für eine Sammlung seiner Schriften und Bücher und andere die sich auf ihn beziehen, 3135 Alk. (Versteigerung der Sammlung Doistau.) Aus Paris wird uns geschrieben: Im Hotel Drouot wurde anfangs dieses Alonafs die Sammlung felix Doistau uersteigert, die hauptsächlich Gmail, Clfenbeinschnitjereien, Schmuck und Waffen enthielt. Die erzielten Preise sind als sehr gute zu bezeichnen. ITlan bezahlte u. a. eine Kupferkassette, mit Gmail oerziert, mit den Initialen Jesu Christi, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 500. — Gmailliertes Kupferkreuz mit Christus mit der Dornenkrone und dem fenden- tuch, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 1400. Kupferkassette mit Darstellung einer Jagd in Gmail und getriebenem Kupfer, fimoges, XTIf. Jahrhundert, fr. 2800. — Kupferner Armleuchter mit Gmail, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 605 Plakette aus Kupfer und Gmail: Der segnende Christus, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 950. - Plakette, kupferoergoldet und emailliert: Christus am Kreuze, fimoges, XIII. Jahrhundert, fr. 1120. — Rechteckiges Kofferchen in getriebenem Kupfer mit oier oergoldeten llledaillons, emailliert, fimoges, XIV. Jahrhundert, fr. 4700. Zwei emaillierte Kupfer leuchter, fimoges, 14 Jahrhundert, fr. 2800. — Schiffchen aus emailliertem Kupfer, mit Gngelsfiguren uerziert, fimoges, XIV. Jahrhundert, fr. 2100. — Ciborium in getriebenem Kupfer, uer- goldet, XIV. Jahrhundert, fr. 350. Von Clfenbeinarbeiten seien genannt: Plastik: Die Jungfrau, stehend, mit dem Jesuskinde. XIV. Jahrhundert, fr. 1100. — Clfenbeinkreuz mit dem hl. Geist, auf dem Sockel die Chiffre Heinrichs III., aus dem XVI, Jahrh,, fr. 855. — Gruppe aus Glfcnbein: die Jungfrau mit dem Jesukinde, i italienische Arbeit, Cnde des XVI. Jahrhunderts, fr. 800. — Bas relief in Glfenbein: Kinder und Ziegen, olämische Arbeit aus dem XVII. Jahrhundert, dem Van Obstal zugeschrieben, fr. 1700. Von Schmuck und Rliniaturen erzielten: Kollier, Gmail auf Silber, italienisch, XIV. Jahrhundert, fr. 2400. - Goldener Ring mit herz förmigem Siegel, XVI. Jahrh., fr. 500. — Silberner, teilweise email- Herter Ring mit zwei Karyatiden, XVI. Jahrh., fr. 1420 — Korsage- Schmuck in Gold und Gmail, mit Perlen, Smaragden und anderen farbigen Steinen, XVI. Jahrh., fr. 8400. - Goldemaillierter Ring mit Diamanten, Gnde XVI. Jahrh., fr. 15,100. - Pendeloque, Gold, mit Vögeln und Blumen in Gmail, Anfang des XVII. Jahrh., fr. 1150. — figurine einer reich in Gold gekleideten Dame, mit Dia manten und Rubinen, Gpoche fauis XLII., fr. 4100. - Waffen u. s, w.: Ziselierte Platte, Karl V,, umgeben uon der Kette des Ordens uom goldenen Vliefj, Gnde XVI. Jahrh., fr. 4200. Schlüssel, dessen Griff uon zwei Chimären gebildet wird, fr. 800. — Hammer aus Gisen mit gotischen Verzierungen, XVI. Jahrh., fr. 500. - eiserner Säbel aus dem XVI. Jahrh., fr. 520. — Die ersten zwei Tage brachten mit dem Verkaufe der Gmail-, Glfenbein-, Kupfer- lind Schmucksachen ein Grträgnis uon fr. 215.392.