Hummer 6. Internationale Sammler-Zeitung. Seite 83. Schroarz, der non 1560—1610 in Wien wirkte. Wir reproduzieren hier einige Arbeiten dieses Uleisters (figuren 21 —26), die mahl keines weiteren Kommentars bedürfen, da ihre Bestimmung aus den Abdrücken heroorgeht. Er wähnen möchte ich speziell ein Siegel, das ich nicht besitze, aber das mir deshalb bemerkenswert erscheint, ?ig ll Sig. 12 weil es Flame und Stand des FReisters enthält, also so zusagen signiert ist. Es ist dies das grofje Siegel des freiherrn uon Werdenburg, Herrn zu Grafenegg. Am Rande des Schriftbandes ist folgendes zu lesen: „Abraham Schwarz, Goldschmied. Wappen Stainschneider Coferfeter in Wax u. Stackl.“ Ein Zeitgenosse non Schwarz war Anton Hofmann, non dessen eigenem Siegel ich Abdrücke mit der Umschrift „Anthoni Hofman. R. R. Hl. Bef. Sigl. Wax u. Stainschneider“ aufbewahre. Alle späteren Arbeiten reichen nicht mehr an diese FTleisterleistungen heran. Ihre Werkzeuge, Schrift- und fifl 13 fig 14 andere Punze lassen sich noch durch hundert Jahre nach- weisen, aber die Talente sind nicht mehr da. Allerdings auch die Aufträge nicht. Ulan kann dies an den späteren Arbeiten sehen. Die Trennung des Eisenschneiders aus dem Gewerbe der Goldschmiede, das ist des heutigen JTledailleurs, welcher die Stanzen für die ITUinzenerzeugung oerfertigte, hatte sich oollzogen. Die Goldschmiede, welche tüchtige tllodelleure, Eisenschneider und Graoeure waren, die das ganze Handwerk als Künstler betrieben, nicht nur Giefjer, auch Ziseleure und Emailleure gewesen, haben nunmehr einseitige Techniken betrieben und beherrschen Auch diese Technik suchte andere Wege. Der spätere Eisenschneider mar kein Goldschmied mehr und umgekehrt — die Goldschmiede sanken zu Goldarbeitern herab. An den Arbeiten der Goldschmiede in der Zeit der Renaissance und oon da ab ist ersichtlich, welche Techniken schon 100 Jahre später nicht mehr oorhanden waren, ja schon unbekannt waren. — Flach dem Gesagten ist es erklärlich, wenn ich behaupte, eine Siegelsammlung hat nur einen Wert, wenn das künstlerische Filament der Darstellung in den Vordergrund tritt und wenn die Abdrücke das Können der JTluster nachmeisen und ihre Hamen bekannt sind oder werden. Die Abdrücke oon Wappen sind, nebenbei gesagt, nicht oerläljlich, sie zeigen oftmals grobe heraldische fehler, llicht alle IHenschen, welche ein Siegel anfertigen, sind imstande, ein Wappen richtig darzustellen. Dazu gehört ein bedeutender Grad oon Bildung und heraldisches Wissen, und trotjdem kommt es mir alle Tage oor, dafj ich oon einem Kaufmann ein Siegel nach einem Siegelabdruck Sig 17 ,, fifl 18 bestellt erhalte, an welchem man die figuren im Wappen nicht erkennt. Heutzutage werden die meisten Siegel nicht beim renommierten Graoeur, sondern beim Kaufmann bestellt. Würde die Kundschaft den höheren Preis, welchen der Kaufmann begehren muij, dem Erzeuger zuwenden, so möchten wohl bessere Arbeiten im Siegelfache ent stehen. Seit Einführung der Schraffierung als Wappenbe zeichnung ist eine noch größere Unrichtigkeit in der Wappen- darstellung möglich — und ein Siegelabdruck ist für die Ablesung der Wappenfarben nicht geeignet. — Ich frage nun, was hat eine solche Wappensammlung in Siegellack für einen Wert, wo jedes Stück fragen offen läfjt. — Ein Beispiel: In einem Wappen ist ein föwe auf senkrecht fig. 19 ?ig 20 schraffiertem Grund. Senkrecht schraffiert ist rot. frage: Ist der Cöroe auf rotem Grund gold oder Silber? Oder: Es ist ein Adler graoiert auf punktiertem Grunde. Ist der Adler schwarz oder rot wie der Tiroler Adler? Wer unterscheidet bei schlechten Abdrücken die figuren, die manchmal eine besondere Zeichnung haben? Es ist die wichtigste Aufgabe des Graoeurs, diese figuren im Schilde eines Wappens so deutlich als möglich zu machen. Wer das nicht kann, sollte keine Bestellung erhalten. Aber leider macht man die Erfahrung, dafj unter 100 IHenschen kaum 10 zu finden sind, welche die Arbeit des Graoeurs mit feinem Auge sehen. Es gehen daher 90 IHenschen nicht mehr das ganze Gebiet. Wenn man die Hlünzen und Siegel dieser Zeiten studiert, sieht man den Verfall genau, nicht nur die Zeichnungen, auch der Vortrag der späteren Zeit waren Dersüljt und unkräftig geworden.