Rümmer 9. Internationale Sammler-Zeit ring. Seite 137. regierte. Die Gegenüberstellung der Bilder der Kaiser franz I. und seines Enkels franz Josef 1 hatte für sie einen aparten Reiz. ASPERN “1809 ERZH. CARL AUSSTELLUNG \wiEN\h iür 1909./ ‘ S fig. 2. Der Gedenkstempel. Iin ganzen wurden 66.000 Karten gedruckt, die fast ooll- ständig uergriffen wurden. Der Preis der einzelnen Karle betrug 20 Heller. Die kleinen Rest- bcstände, die noch uorhanden sind, werden zum selben Preise abgegeben, doch gilt der Ge denkstempel auf diesen Karten nicht mehr als Poststempel. Die Karten werden, wenn sie zur Post gegeben werden, neuer lich abgestempelt, ein Vorgang, der übrigens auch am 21. und 22. JTlai bei allen Karten beobachtet wurde, die außerhalb des 1 Bezirkes aufgegeben wurden. Die Gedenkkarte, die ob ihrer prächtigen Ausführung oiele Anerkennung fand, wurde non der Teilung der Erzherzog Karl- Ausstellung oerkauft, um das Defizit einigermaßen zu verringern. Denn beim Umstande, als die Ausstellung größtenteils bei freiem Entree zu besichtigen ist — uon den 115.000 Besuchern, die bis 25. o. 1TI. registriert wurden, haben kaum 4000 einen Eintrittspreis gezahlt — ist ein ziemliches Defizit aufgelaufen. Der Ausstellung fließt aus dem Erträgnisse der Gedenkkarte ein Reingewinn uon ungefähr 9000 Kronen zu, was in Anbetracht der noblen Art, in der diese Ausstellung dem großen Publikum zugänglich gemacht wurde, sehr sympathisch berührt. Flutographen. (Aus einem alten Album.) Vor etwa 50 Jahren hatte Charles Scitibeaux, der zahlreiche freunde unter den damaligen Größen der Politik, Titeratur und Kunst in Paris zählte, ein Album angelegt, in dem er die Photographien seiner berühmten Gäste sammelte und zugleich einige Zeilen non ihnen eintragen ließ. Sein Enkel oeröffentlicht jeßt in der „Reuue hebdomadaire“ die inter essantesten Seiten dieses Albums, in dem sich die bekanntesten tlarnen der Pariser Geisteswelt zusammenfanden, freilich scheint mancher eine nicht geringe Verlegenheit empfunden zu haben, wenn er plößlich aufgefardert wurde, einen „Gedanken“ zu äußern, und in einer ganzen Reihe uon Unterschriften wird diese Verlegenheit auch zum Ausdruck gebracht. Isabey schreibt z. ß.: „Etwas Hübsches zu schreiben bin ich unfähig: mein alter freund wünscht meine Unterschrift hier ist sie.“ Gustaoe Dore erklärt: „Pas Schmierigste, was ich in der Zeichenkunst und in der lllalerei kenne, ist ein Autograph unter seine Photographie zu seßen.“ Und sogar George Sand hat keinen anderen „Gedanken“, als diesen: „Ich soll hier einen Gedanken hinseßen. Es soll nicht anspruchs- ooll sein; es soll nicht albern sein: es soll nett sein; das ist das leichteste Ding uon der Welt!“ Schließlich konnten sich nicht alle auf die Art retten, und so findet man eine Reihe ganz interessanter Bekenntnisse; so wenn Delacroix schreibt: „Es ist kindlich, der Zeiten Strom wiederbringen zu wollen und in einer Kunst die Tradition einer Epoche wieder aufleben zu lassen, um sich einen originellen Anstrich zu geben, Die nachweit bewundert nur die Werke, die ihrer Zeit gemäß gewesen sind.“ Ingres schreibt ein begeistertes Bekenntnis zu Raffael nieder, Octaue feuillet oer- dammt die „Photographen“ in der L'iterotur, die sich Realisten nennen, und Sainte-Beuoe hat keinen anderen Ehrgeiz als ange nehme Dinge zu schreiben und große zu lesen.“ Sehr hübsch ist der Gedanke eines Journalisten, Granier de Cassagnac: „Das frauenherz ist wie der Weihrauch: nur wenn er oerbrennt, haucht er seinen Duft aus.“ Und der Photograph Radar erweist sich als ein Prophet, der heute manchen Parteigänger finden dürfte: „Die Cuftschiffahrt, 80 Jahre aufgehalten durch die erhabene und oer- abscheuenswerte Erfindung der Cuftballons, ist nur möglich durch das Prinzip des Schmerer-als-die-Cuff.“ (Autographenpreise.) Aus Berlin wird unterm 22. u. lJl. berichtet: Jn der Autographen-Auktian bei Ceo Ciepmannssohn wurden Autographen uon fürsten, Staatsmännern, Kriegsleuten, Dichtern und Gelehrten oersteigert. Ein Brief des großen Kurfürsten friedrich Wilhelm erzielte 465 Alk., ein Bismarck-Brief oon 1851 420 Alk., ein Autagraph Katharina II. oon Rußland 380 RJk., ein Autograph oon Relson 125 Alk. und eines oon Wallenstein 110 Alk. Den höchsten Preis zahlte man für ein Stammbuch eines aus Sfraßburg stammenden Buchhändlers (und Studenten?) Karl friedrich Treuttel. Das interessante Alanuskript, das u. a. Eintragungen oon Goethe und Schubart enthält, brachte 1200 111k. für den gleichen Preis wurde ein lateinisches Epigramm des Humanisten Erasmus zugeschlagen. Ein Brief Goethes an den Großherzog Karl friedrich oon Sachsen-Weimar (2. februar 1830) fand für 295 Alk. einen Tiebhaber, die Handschrift oon Heines leßten acht Strophen uon „Deutschfand im Wintermärchen“ für 90 Alk., ein Alanuskript oon Kleist mit Überschrift: „Die Bedingung des Gärtners. Eine fabel“ für 160 Alk. Briefe oon Hebbel kamen auf 50 bis 68 Alk. Autographen uon Theodor Körner auf 125 Alk. Widmungen oon Rießsche auf 50 und 55 Alk. Zwei Handschriften oon Alelanchthan erzielten 170 bis 200 Alk. Autographen oon Schopenhauer 150, 140 und 550 Alk. Bibliophilie. (Die Bibliothek des Üildiz-Kiosks.) Rach einer Be stimmung der neuen türkischen Regierung wird der seit 33 Jahren so ängstlich gehütete Üildiz-Kiosk nunmehr der Öffentlichkeit zu gänglich gemacht und zu diesem Zwecke einer genauen Unteisuchung unterworfen. Bei dieser Gelegenheit hat sich gezeigt, daß d:r ab- geseßte Sultan Abdul Hamid, der übrigens stets als Alann oon her- oorragenden Geistesgaben befrachtet wurde, eine Bibliothek in seinem Prioatbesiß hatte, der sich mahl kaum eine andere Prioatbibliothek oergleichen läßt. Es sind keine gedruckten Bücher, sondern aus schließlich Alanuskripte aus dem 14. -16. Jahrhundert in türkischer, arabischer und persischer Sprache, und alle mit jenen kostbaren Aliniaturen und Alalereien geschmückt, wie sie nur die Kunst des Ostens kennt, ln dieser Zeit beraubten d e Großherren oor allem die griechischen Klöster ihrer Bücherschäße, die sie dann, ohne sie erst auf ihren Inhalt zu prüfen, in die Bibliothek des Serails schaffen ließen. Abdul Hamid, ein begeisterter Verehrer der Titeratur des Orients, oerbrachte die Zeit der Einsamkeit in den Räumen des yildiz-Kiosks mit dem Tesen einzelner Rlonuskripfe, und, oon ihrer Schönheit und der erhabenen Tiefe ihrer Gedanken hingerissen, gab er Befehl, den ganzen oon seinen Vorgängern gesammelten Schaß an handschriftlichen Büchern in den Üildiz-Kiosk zu schaffen. Dort haben sie nun ein lAenschenalfer gelegen, gleichsam ein Priuat- eigentum des Pndischah, und keinem anderen Auge zugänglich, oor allem für die Wissenschaft ein oerlorener Schaß. Das soll j.ßf anders werden, die Benüßung dieser Bibliothek soll den Gelehrten nicht mehr oerwehrt werden: in den gebildeten Kreisen der Türkei glaubt man, daß sich unter den Alanuskripten noch zahlreiche, bisher uöllig unbekannte Werke türkischer, persischer oder arabischer Dichter befinden, und daß auch die Kenntnisse der Geschichte jener Tänder an der Hand dieser Alanuskripte eine bedeutende Vertiefung und Erweiterung erfahren wird. (Wiegendrucke Caxtons.) Die bibliophile Welt Englands ist in lebhafte Erregung oerseßt durch die Entdeckung oon fünf noch unbekannten Wiegendrucken aus der Werkstatt Caxtons, des ersten englischen Buchdruckers. Alan fand die Drucke in einem alten Band in Eichenholz oereinigt, als ob sie eben erst aus der Presse gekommen wären, und oon Spuren des Alters, wie z. B. Bücherwürmern, fast ganz oerschont. Die Bücher sind der „Alirrour of the World“ oon 1841 ^ 100 Seiten), die zweite Ausgabe der „Dictes or Sayings of the Philosophers“ oon 1478 176 Seiten), Cicero „Cato on Old Age“ oon 1481 (70 Seiten) und „De Amicitia“ oon 1481 (48 Seiten) und Cordyale „Alemorare Rooissima“ (75 Seiten) oon 1479. Die Drucke werden, dem „Daily Telegraph“ zufolge, bei Sotheby oersteigert werden. (Wer ist der Verfasser der Juniusbriefe?) Die Junius- Briefe, die berühmten englischen politischen Briefe, die in den Jahren 1769 -- 1772 im „Public Adveni-ier“ unten dem Pseudonym Junius erschienen, naben eine reiche Otera ur im Gefolge gehabt. Die frage, wer der Verfasser der Junius-ßriefe gewesen sei, ist wiederholt schon mit uiel Scharfsinn erörtert worden Ein sicheres Resultat wurde aber noch nicht erzielt. Am meisten Gewicht hatten die Beweise, die für dir Urheberschaft des englischen Regierungs- beamten Sir Philip f rancis (1740 bis 1818) ins feld geführt wurden. Run wird eine neue Tösung der frage oersucht. Aus Tondon kommt nämlich die Rachricht, daß der australische llaturforscher James Smith als Verfasser der Junius-BAete den Verfasser der Geschichte oom Untergang Roms, Edward Gibbo erkannt habe. Alan darf