Seite 4 Hummer 1 Internationale Sammler-Zeitung. Die deutsche medaille. ITlit einer doppelten Absicht hat sich Karl Domanig an die große Aufgabe gemacht, die ITledaillensammlung des österreichischen Kaiserhauses zu beschreiben; es sollte einerseits die geschichtliche Entwicklung der ITledailleurkunst in deutschen fanden geboten, anderseits die oielfache Uer- roendung ihrer Erzeugnisse an heroorragenden, dem Be stände des kaiserlichen ITliinzkabinettes entnommenen Bei spielen illustriert werden. Wie sehr er beide Zwecke erreicht, daoon gibt das Prachtmerk Zeugnis, das uns als Srucht seiner Arbeit uorliegt. (Die deutsche Aledaille in kunst und kulturhistorischer Hinsicht, flach dem Bestände der ITledaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses uon Karl Domanig. Illit Genehmigung des h. Ober kämmerer-Amtes Seiner k. u. k. Apostolischen ITlajestät. 100 Tafeln in Cichtdruck. Wien, Uerlag uon Anton Schroll & Co.) Es gibt auf dem Gebiete der ITledaillenkunst kaum ein zweites Werk, das diesem an Gründlichkeit gleichzu- ITledaille auf facopo Trezzo. medaille auf den flbt uon Säusenburg. stellen wäre; mit einem mähren Bienenfleiß hat Domanig das weit zerstreute, oft schwer zugängliche material zu sammengetragen und sein Augenmerk namentlich darauf gelenkt, die Entwicklung der deutschen medaille in Beziehung zur Entwicklung der Künste in Deutschland überhaupt zu seßen. iter per exempla efficax. An einigen Beispielen soll die Brauchbarkeit des Werkes erwiesen werden, das in keiner Bibliothek eines UTedaillensammlers fehlen dürfte. Die medaille (fig. 1. und 2) ist das Werk eines unbekannten Kleisters, gehört jedoch dem 16. Jahrhundert an. Aoersseite, ein Halbbild, r. r., Kopf J / a Profil. Um schrift: SEBASTIAN. GRAVE. ZV-ORTEMBERG. Die Grafen uon Ortemberg (Ortenburg), eines der ältesten uon den nach blühenden Adelsgeschlechtern in Bayern, waren wegen ihrer in Iliederbayern gelegenen Grafschaft Ortenburg Reichsstände; sie nannten sich „des älteren Geschlechts“ gegenüber den Grafen oon Ortenburg in Gedenkmedaille auf Karl V. Kärnten, die in Gabriel oon Salomonen ihren Ahnherrn hatten, aber schon 1640 ausstarben. Sebastian Graf oon Ortenburg wird als ein Sohn Wilhelms (fl530) in den Genealogischen Tabellen Hübners angeführt. Bergmann oerweist (handschriftlich) auf ein, wie es scheint, damals dem Hafbuchhändler Hahn in Hannooer gehöriges Exemplar unseres Stückes, dessen Reoers (s. frg. 2) folgendermaßen beschrieben wird: Hilf. Du. Allerheiligste. ATueter Gottes f. ln gleichem Kranze die heilige Jungfrau, die Krone auf dem Haupt, auf dem linken Arm das Jesukind, welches ?ig. 7. ?ig. s. Straßburger Schüßenprämien. den danebenstehenden hl. Sebastian, der halbbekleidet, in der Cinken einen Pfeil hält, einen Apfel reicht. 2'/, Zoll im Durchschnitt, moderner Abguß in zwei Hälften. Es ist dies, bemerkt Domanig, wohl dasselbe Exemplar, das sich heute im Berliner Kabinet befindet. Tig. 3 ist eine Aledaille auf den italienischen ITte- dailleur Jacopo Trezzo, der 1589 zu niadrid starb. Der Schöpfer ist der Italiener Antonio Abondio, den die Kunst und Prunkliebe Kaiser Rudolf II. an seinen Hof nach Prag zag. Abondio soll im Jahre 1538 als Sohn des Bildhauers und ITledailleurs Antonio Abondio des Ä. geboren worden sein. Er trat in die Dienste des Kaisers, der ihm 1574 die Bestätigung seines Adels und seine Wappenbesserung Graf Sebastian Ortemberg. Sig. 6. Straßburger Schiißenprämie.