Seite 152 Internationale Sammler-Zeitung. riummer 10 Und damit trat auch naturnotarendig ein Umschwung im Wesen der sinnlichen Betätigung ein. Der Expansion der Kraft sind non der Ratur stets enge Grenzen gezogen. Die sinnliche Betätigung roandelt sich deshalb aus einer ITlanifestafian der Kraft zu einem bloßen Spiel, zum Ge tändel. Die Hiebe wird zur Galanterie. Denn Spiele kann man endlos ausdehnen, Spiele kann man jeden Tag neu nariieren. Spielerisch roerden daher alle Huldigungsformen, damit aber trat]dem um so raffinierter. Alles Seelische, Geistige und Künstlerische ist nur ITlittel der Stimulanz: neue Variationen der Galanterie zu entwickeln und ständig 5ig. 10. £ely: flelly Gwyn, die Geliebte Karls II. oon England. neue Offenbarungen in jeder dieser neuen Variationen zu ermöglichen. Das Taster wird damit gesellschaftsfähig. Gs wird nicht offiziell zur Tugend, aber es wird ideologi- sierf im Dienste des obersten Tebenszweckes „Genießen“; in diesem Zweck und Ziel findet es seine Rechtfertigung. Das ist das Geselj des Absolutismus und seine spezi fische Ausprägung im Sexuellen. Wie dieses Gesetj sich in den uerschiedenen Klassen durchsetzt und in jeder seinen spezifischen Ausdruck findet, wie es die Tebensphilosophie, die Sprache, die Gesetze der öffentlichen und priuaten Sittlichkeit, die Rechtsanschauungen und so weiter formt, wie es literatur und Kunst befruchtet und, erst im Barock und später im Rokoko, die ihm adäquaten Kunstformen entwickelt, — das soll der Inhalt der „Galanten Zeit“, des zweiten Bandes non Gduard fuchs’ „Illustrierten Sittengeschichte oom ITlittelalter bis zur Gegenwart" bilden, dessen erste Tieferungen uns bereits oorliegen. Die bedeutsamsten sittengeschichtlichen Dokumente aus diesem Zeitalter liefern natürlich die objektioen Künste, und unter diesen obenan steht die ITlalerei, — die malenden und zeichnenden Künste sind in jedem Strich, in jeder Arabeske eine einzige Huldigung, ein uieltausend- strophiger Preisgesang auf die Wonnen und Seligkeiten der Galanterie in allen ihren Abstufungen, Variationen und finessen. Aus diesem Reichtum, aus diesem raffiniert tönenden Tiede einen Teil des Allerschönsten, des Interessantesten und auch des Seltensten zur Dokumentierung seiner Dar stellung oorzuführen, ist die Absicht des Verfassers, Und diese Absicht ist, soweit es nach den bisherigen Proben schließen darf, Gduard fuchs so oorzüglich gelungen, wie noch keinem forscher und Sammler oor ihm. Der neue Band wird die besten farbstiche enthalten, die die eng lische und französische Kunst im achtzehnten Jahrhundert heruorgebracht hat, er wird einen grofjen Teil der erlesensten und merkwürdigsten Kupfer des Barock und Rokoko bringen, und außerdem an zahlreichen non fuchs zum erstenmal wieder an den Tag geförderten Produkten der Volkskunst belegen, dafj die Galanterie in die Bürgerslube ebenso Ginzug hielt, wie in die Salons des höfischen Adels und der Geldaristokratie . . . Welch grol'ze Sorgfalt der Verlag oon Albert Tangen in JTlünchen auf die möglichst originalgetreue Wiedergabe dieser künstlerischen Kostbarkeiten nermandte, mögen die Ulusirationsproben erweisen, die wir dem Prachtwerke entnehmen. fig. 7 präsentiert einen galanten Kupferstich non Jean Honore fragonard: Der KliT3. Gs ist eine Widmung des Künstlers an den TRarschall Grafen de la Tour d’Au 0 erg ne. Jn fig. 8 hat Thomas Rowlandson den Tord Quensbury, einen der bekanntesten englischen Roues seiner Zeit, oeremigt. Wer die Schöne an der Seite des alten Grafen ist, sagt uns das Buch nicht. Damen dürfte das Augsburger Schabkunstblatt (fig. 9) interessieren, da die hier dargestellte Dame die Hut- und federnmode um das Jahr 1785 zeigt. Das Blatt rührt oon J. Haid her. fig. 10 bietet das Bild der IRrs. Relly Gwyn, der Geliebten Karls II. oon Gngland. Der Ala 1er ist der Hol länder Peter Tely, eigentlich Pieter oan der fals, der nach Van Dycks Tode nach Tondan kam und da bald ein gesuchter Porträtmaler wurde. Aus dem Jahre 1781 stammt der reizende englische Schabstich „The Hlilitary Beauty“, den wir in fig. 11 reproduzieren. Der llame des Stechers ist nicht bekannt. fr- RgfTlRrgri LiSSiJUSoiJ nSDRgn DsD ©0 CSD RS1RST1 |: DSXsD i Die gefälschte Keilschrift. In diesen Blättern ist oft daoon erzählt morden, dafj in oer- schiedenen ländern eine große Anzahl kunstoerständiger ITlenschen lediglich dauern leben, Antiquitäten zu fälschen und sie als echt in den Handel zu bringen, eigentlich ist dieser schurkische Vor gang nur eine natürliche Solge des immer mehr überhandnehmen den, an und für sich sehr lobenswerten Sammeleifers und je mehr sich der Horizont der Kunst erweitert, desto umfangreicher wird auch das Gebiet der Fälschung, Was wird nicht alles gefälscht? moderne und alte Bilder, Terrakotten und Bücher, Porzellan und münzen, Gewebte Stoffe und Briefmarken, Waffen und Auto graphen, Grzeugnisse der Goldschmiedekunst, Bronzen und ITle- daillen, kurz fast alle jene Gegenstände, nach denen der Sammel geist oerlangt. Wurden ja nicht einmal die altehrwürdigen Könige Ägyptens hieroon uerschont, und in der zweiten Hälfte des uorigen Jahrhunderts mußte es sich sogar Ramses TU. gefallen lassen, dafj sein überlebensgroßes Standbild aus schwarzem Basalt aus