Seite 166 Internationale Sammler-Zeitung. Clement spielt in diesen Bildern mit. Cranach malt Cngel in beiden Geschlechtern oder mir sehen bei ihm einem bekleideten ITlädchen einen nackten Jungen gegenüber gestellt. Seine ganze meisterhafte Kunst entroickelf er jedoch in den Kinderporträts, die Angehörige des kur sächsischen Hauses roiedergeben. Ähnlich mie in Spanien JTlurillo und Valasquez, stehen in der niederländischen Kunst des siebzehnten Jahr- ?ig. 10. Chodoroiecki: Cotfe schneidet den Kindern Brot. hunderts sich Rubens und uan Dyck gegenüber. Sinnen froher Realismus und Festlichkeit bei dem einen, frühreife Roblesse und ITlelancholie bei dem andern. Hier ein Fest in Kinderreigen, strömenden Kinderbildnissen, dort eine Welt, die sich schlieljt und Schatten uorausmirft. ITlela Cscherich gibt in den meiteren Kapiteln die Cntmicklungsgeschichte der europäischen ITlalerei und inner halb derselben die Darstellung des Kindes im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert bis auf unsere Zeit. Sie oerroeilt bei der französischen Kunst, bei der englischen, roo Reynold und Gainsborough das aristokratische Gesell schaffskind mit zärtlicher Roblesse malen, spricht non Deutschland, mo man aus einem erstarrten Klassizismus ?ig. 11. Runge; Des Künstlers Söhnchen. zur Romantik überging. Runge nähert sich mie der Rafur in feierlicher Stimmung auch dem Kinde, dem er aber in den Porträts eine scharfe Rafurbeabachtung ange deihen läfjt. Goftlieb Schick roird der IRaler schmester- Ijcher Zärtlichkeit, Hudroig Richter stellt die Heiden und Freuden innerhalb des Familienlebens dar, geht aber Rümmer 11 über einen bestimmten Typus des Kindes nicht hinaus. Speckter und Schmind roerden als IRärchenpoeten charakterisiert, Cduard Steinle nach der schablonenhaften Art der Razarener als Illeister roahrhafter, indioiduali- sierender Darstellung. Als karikaturistisches Sujet be gegnen mir dem Kinde in Wilhelm Büschs Zeichnungen und gelangen durch roenige Stationen zur zeitgenössischen Kunst, zu Böcklin, Thoma, Eenbach, Kalkreuth, Zumbusch, die das Kind mit Schönheit und Phantasie umgeben oder in einfacher Art in die roerdende Seele dringen. ITlela Cscherich hat in ihrer Darstellung oiel non der Farbenfreude des JRalers, etroas oon der Phantasie des JAärchendichters bei aller Gründlichkeit und in erster Reihe einen feinen Sinn für die Psyche des Kindes. Einige Reproduktionen aus den Abbildungen und Tafeln des Buches seien hier toiedergegeben. Die Bilder sind nach Photographien des Bruckmannschen Verlages ?ig. 12. Steinle: Des Künstlers Tochter. i hergestellt. Jm Relief der Freikanzel am Dam zu Prato oon Donafello (Fig. 1) sehen coir die Putten in befreiter j Anmut und sorgloser Heiterkeit nach dem strengen Pathos der Antike. Cianardo da Vincis klassisches Studienblatt (Fig. 2) führt uns in den Anschauungskreis des Cinquecento mit seiner fabelhaften Ceichtigkeit der Zeichnung, der man keine Blühe mehr anmerken kann. Bei Guercino (Fig. 3) und Behanr (Fig. 7) sehen mir zuerst das Biotin des Totenkopfes auf einem Kinder- und llladonnenbilde. ln dem schmerzlich zusammengezogenen lllunde des schla fenden Jesuskindes auf dem Bilde Blurillos (Fig. 4) be merken mir die Äußerung eines quälenden Traumes. Das Kind ist in der Zimmermannsmerkstatt eingeschlafen und träumt oon Golgatha. Die Abbildungen Fig. 5 und 6 reproduzieren zroei der zur Zeit der deutschen Frühkunst beliebten neujahrs blätter. Reizend ist das Blatt nach einem unbekannten Illeister, das ein nacktes Kind mit hochgezogenen Beinchen und in den lllund gesteckten Fingern auf einem Polster kissen zeigt.