Rümmer 11 Seite 185 Internationoie Sammler- Zeitung. Chronik. Bibliophilie. (Die illustrierte Ausgabe oon Goethes Italienischer Reise.) Dr. o. Graeoenifj spricht in der „frankt. Zeitung“ oon der Wiederaufnahme des alten Planes, die „Italienische Reise“ zu illustrieren, den Goethe selbst gehegt hat. Der Dichter hatte sich deshalb mit dem [Haler Jakob Wi heim Raux in Verbindung gesefjt. Hm 19. Januar 1815 schrieb er an ihn: „Soeben bin ich beschäftigt, die Papiere, welche sich auf meine italienische Reise beziehen, zu sichten und zu redigieren. Hierbey sah ich nun freylich, datj dieser wörtlichen Darstellung sehr zum Vortheil gereichen meiste, wenn aus meinen eigenen Skizzen sowohl, als denen der freunde und Kunstgenossen, was bedeutend ist und erläutern könnte, in Kupfer gestochen, dem Werklein beygefügt würde.“ Goethes Plan kam indes nicht zur Ausführung. Dicht aus IDangel au bildlichem material, hn Goethehause in Weimar lagert eine menge Skizzen, die der Dichter selbst zeichnete, und andere, die oon Tischbein und Kniep stammen. Graeoenih beabsichtigt nun jetjt Goethes Plan zur Ausführung zu bringen, wozu ihm das material des Goethe museums zur Verfügung gestellt wurde. (Gin Buch Shakespeares.) ln frankreich ist eine interes sante Shakespeare-Reliquie aufgefunden worden, ein Buch, das einst in dem ßesitj des graben Dramatikers war und den Anhänger der Bacon-Theorie zum mindesten oon der Gxisfenz des Schwans uom Aoan überzeugen sollte. Das Buch ist eine historische Abhandlung, ein Quartband oon 260 Seiten, betitelt „Supplemenfum Chronicorum“. Gs befindet sich in einem ausgezeichneten Zustande, jede Seite ist ganz unbeschädigt, nur der Ginband ist neu. Der Inhalt ist eine Geschichte der Welt uon der Schöpfung bis zum Jahre 1491 und das Buch selbst wurde mit xylographischen Heftern 1492 in Venedig gedruckt. Am Gnde befindet sich eine handschrift liche notiz, die an die leiste Seile angeklebt wurde und die besagt, dafj das Buch nacheinander Johannes Carestinus non Bologna, niaximilian Sforza und dann franziska Sforza, den beiden Her zogen oon mailand, gehörte. Der Ief3fere oerkaufte es mit noch anderen Büchern 1554 an einen gewissen Baldwin, einen Condoner Bürger. 1600 wurde es oon William Shakespeare erstanden, der in der notiz als „Jgnotus et insignis Aboniae cyclus“ bezeichnet wurde, und oon seinem Besig ging es 1607 in den des Arztes Hall über. Dann fand es allmählich seinen Weg nach frankreich hinüber und kam in den Besifj der familie St. Simon. Als Klon- seigneur de St. Simon, der Bischof oon Agde, im Jahre 1794 guillotiniert und seine Bibliothek zerstreut wurde, erstanden zwei seiner freunde, der Generaloikar Gohin und 111. Pellier, Schreiber eines friedensrichters, einen Teil derselben, dem auch dieses Buch angehörte. Gs hciFjt, dafj der Originaleinband die Unterschriften der oerschiedenen Gigentümer dieses Buches trug, wann dieser oerschwunden, ist noch nicht festgestellt. Auf der ersten Vorder seite befindet sich aber noch die Reproduktion einer antiken ITlaske mit der Inschrift „Gx Shakesp. Cibr“ und oiele Stellen des Textes sind unterstrichen und mit Randbemerkungen oersehen. Bilder. (Grwerbung einer „Kreuzabnahme“ Rembrandts.) Der Sammler f. C. Gans in frankfurt a. Al. hat eine „Kreuz abnahme Rembrandts erworben. Das Bild befand sich in den dreißiger Jahren des uorigen Jahrhunderts in der Sammlung des Viscountess Hampden in Gngland, in den oierziger Jahren war es ein Stück der Sammlung J. A. Beaoers und fauchte dann erst wieder 1908 in einer Auktion bei Christie in Condon auf. Dir. Kleinberger (Paris) erwarb es bei dieser Gelegenheit für 8190 Pfund und oon ihm hat es nunmehr Herr Gans gekauft. Zudem Bilde selbst bemerkt Wilhelm Bode in einem oom 50. ITlai d. J. datierten Gutachten: „Die in der oorseitigen Photographie mieder gegebene „Kreuzabnahme“ ist ein llleisferwerk Rembrandts aus seiner besten Zeit, oom Jahre 1654 Sie entstand, weil Rembrandt, der infolge seiner falliterklärung gezwungen war, mit seinem ganzen Kunstbesii3 auch ein Hauptwerk seiner früheren Zeit, die „Kreuzabnahme“ oon 1654 (jeijt in der Gremitage), abzugeben, eine Grinnerung an dieses Bild zu haben wünschte. Aus der Wiederholung ist dann, wie immer bei Rembrandt, ein ganz anderes Bild geworden, das an Wucht der Behandlung, an Glut der färbung und malerischer Wirkung das Petersburger Bild weit übertrifft, das überhaupt eines der packendsten größeren biblischen Gemälde Rembrandts ist.“ (Gine IDiniatur Cefebores.) Herr Paul Welzl oon Wellenheim in Wien besitjf eine interessante IDiniatur des französischen IDarschalls francois Joseph Cefebore, Herzog oon Danzig (geb. 25 Oktober 1755, gesf. 14. Sep tember 1820.) Sie ist oon Klimo 1815, also fünf Jahre oor dem Tode Cefebores, gemalt und stellt eines der gelun gensten Porträts des IDarschalls dar. Die IDiniatur stammt, wie uns Herr oon Wellenheim mitfeilt, aus dem Be- sit3e der familie Cefebore. Wir repro- 5ig. 5. marschall Cefebore. duzierai hier (fjg. 5 ) die IDiniatur, deren natürliche Grölte 6 X T'/ 2 cm ist, in etwas oerkleinertem Klaljstabe. (275.000 IDark für einen Corot.) Seit einigen Jahren werden für die Werke der Kleister uon Barbizon ungewöhnlich hohe Preise bezahlt. Vor einigen Tagen kam auf einer Auktion bei Christie in Condon eine Abendlandschaft oon Corot unter den Hammer und rief wiederum einen heilen Wettkampf unter den anwesenden Händlern und Ciebhabern herum'. Das erste Gebot oon 40.000 IDark wurde oon einem auswärtigen IDitbietenden sofort oerdoppelt und in kurzer frist waren die Gebote auf 273.000 IDark getrieben, für welchen Preis das Bild in den Besilj einer amerikanischen firma überging. Das ist ein Preis, wie er selten auf einer englischen Auktion für einen nicht englischen Künstler bezahlt worden ist. Als oor einem IDonnt in llew-Uork zwei Corots jeder für mehr als 200.000 IDark uerkauft wurden, glaubten Sachoerständige und Kenner, dafj die Vorliebe für diesen Kleister, soweit sie sich in Preisen ausspricht, aufs höchste ge stiegen sei und nun wieder abnehmen müsse. Die Christie-fluktion scheint das Gegenteil anzudeuten. Um übrigens den riesenhaften Aufschwung der Wertschäljung Corots nach besonders zu illustrieren, sei daran erinnert, dafq das jet3t bei Christie oerkaufte Werk oor 30 Jahren für knappe 10.000 IDark zu haben mar.—Dos Gemälde, das diesen Rekordpreis erzielte, ist eine feine Candschaff in den oerschieierten färben der Abenddämmerung, in der man im Vorder gründe einen Knaben sieht, der an einem Baum zu einem Vogel nest emporklimmt, während zwei Kindchen ihm nachsehen. 1m Hintergründe erblickt man auf einer Anhöhe über einer Talmulde einen tempel. Die Gröf3e des Bildes ist 26 : 35'/ 4 Zoll. Bei derselben Versteigerung erzielte übrigens eine andere Candschaft oon Corot, „Der Windstofj“, 25,200 Hlark, während ein „Schlafendes Kind“ oon Klaris 102.900 IDark und ein Bild oon Joseph Israels, „Der Gierkuchen“, 56.700 lllark brachte. (Cleue Holbein-funde.) Von neuen Holbein-funden wird aus Basel berichtet: In der hiesigen Unioersitäfsbibliothek ent deckte der Oberbibliothekar Dr. C. Chr. Bernoulli ein grof3es Holzschnittblatt, das sich unter den alten Candkartenbeständen befand. Gr stellte fest, dafj dieses Blatt, das 1554 datiert ist, bas- lerischer Herkunft sein müsse und dafj es als bisher unbekannte Hbbildungstafel zu Sebastian IDünsters „Cunones super novnm Instrumenten“ gehöre, beziehungsweise einem Probeabdruck aus