Seite 186 Internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 12 diesem, bei Cratander erschienenen Werke darstelle. Dr. Bernoulli zeigte seinen Fund Herrn H. Ko eg I er, der in Fachkreisen als Spezialist in Holzschnilten bekannt ist und der sich zur Zeit be sonders mit Holbein beschäftigt. Wie dieser Forscher mitteilen konnte, handelt es sich hier um eine künstlerisch bedeutende Arbeit non Holbein. Ornamentales und Figürliches deutet unoer kennbar auf den Kleister. Das Ganze ist eine astronomische Tafel, zu der die ermähnten Canones die (Erklärung geben. Fünf Kreis tabellen behandeln das Astronomische, der übrige Raum zeigt Ornamente und figürliche Szenen. Die in den Zwickeln untergebrachte Darstellung des Candbaues, einer Cieburt u. a. sind non packender Realistik und heruorragend künstlerischer Formensprache, lieben diesem Exemplar entdeckte Dr. Bernoulli ein zweites, weniger scharf gedrucktes. Es gehört der neuen Ausgabe (1555) uon Jacabus Parcus an und weist unter der astronomischen Tafel, die 0'42 ITleter hoch und 0'61 Dieter breit ist, einen gleich breiten anderen Holz schnitt auf, einen Drachen, der schon 1534 norhanden war. Ob auch diese Darstellung uon Holbein ist, möchte Koegler nach nicht entscheiden. Auch die Persönlichkeit des Holzschneiders ist noch nicht festgestellt; zeitlich in Betracht kommt Cüßelberger. Unter den neueren Anschaffungen des Basler Kupferstichkabinetts fand sich ein bisher unbekanntes Signet, das Professor Ganz Halbein dem Jüngeren zuweisen konnte, nas Buchdruckerzeichen ist ein Dletallschnitt Jakob Fabers uon ungewöhnlicher Schönheit und Schärfe. Es findet sich als Dlitfclstück des Titelblattes zum oierten Bande der „Origenes vita et npera latinitate dnnn'a“. Die Um rahmung des Blattes ist französischen Ursprungs, während das Signet die für fiolbein charakteristischen Architekturornamente zeigt und im ganzen weit eindringlicher gearbeitet ist als der äußere Rand. Die Darstellung in der Dlitte weist d:e Köpfe eines Schafes, eines Domen und eines Wolfes auf, deren Eeiber uon einer Schlange umwunden sind; eine aus den Wolken herausgreifende Hand würgt den Hals der Schlange. Das Buch erschien um 1522 in Paris, in den Druckeroffizinen uon Johannes Pärnus, Jodocus Badius und Konrod Resch. Handschriften. (Dante-Handschriften.) Die Turiner „Stampa" bringt eine Kleidung, welche geeignet ist, in der ganzen wissenschaftlichen Welt Aufsehen heruorzurufen. Der italienische Priuatgelehrte Dr. Duigi Cappel itti will in Padua im Palazzo dela Ragione mehrere Dante-lKanuskripte gefunden haben. Die Entdeckung dieser Schrift stücke fand in recht eigentümlicher Weise statt. Dr. Cappelifti, der in dem Anfang des 13. Jahrhunderts erbauten Htunizipialgebäude uerschiedene archäologische Studien uornahm und auch die neue Bibliothek benüßte, fand in einem Pergamentbünde eine Anzahl Briefe, die nach seiner Überzeugung unbedingt uon der Hand Dantes herrühren. Sie sind an einen Paduaner Edelmann Fran cesco di Casamoldo gerichtet, der ein Jugendfreund und Studien gefährte des Dichters gewesen zu sein scheint, als dieser sich in Padua aufhielt. Die Briefe stammen aus uerschiedenen Jahren und ihr Inhalt ist geeignet, uerschiedene Perioden aus Dantes Le ben, die bisher der Forschung nicht zugänglich gewesen sind, auf zuhellen. So findet sich unter anderem ein Bericht aus dem Jahre 128? über die Schlacht bei Campaldino, die gegen die Arefiner geschlagen wurde und an der Dante, wie allgemein angenommen wird, feilgenommen hat. Der Brief ist augenscheinlich einige Tage nach dem Kampfe geschrieben und der Schreiber berichtet über eine leichte Verwundung, die er durch einen Schwerthieb an der linken Schulter empfangen hat. Auch ein Brief aus dem folgenden Jahre enthält einen Kampfberichf, und zwar wird die Erstürmung der Festung Caprona geschildert, bei der Dante gleichfalls tätigen Anteil nahm. Die Schilderung ist überaus anschaulich in einem lebhaften, bilderreichen und prachtuollen Stil gehalten, der in uielen Dingen eine auffallende Ähnlichkeit mit Dantes Stil aufweist und gewisse sich bei ihm wiederholende und typische Wendungen zeigt. Ein fernerer Brief spricht über literarische Pläne und ent hält auch ein lyrisches Gedicht erotischen Inhaltes, das sich in ähnlicher Form und in einigermaßen uerändeter Gestalt in der Gedicht-Sammlung „II Canzoniere“ findet, so daß aus diesem Schreiben allein schon mit großer Wahrscheinlichkeit heruorgeht, das Dr. Cappelitfi mit seiner Annahme Recht haben dürfte. Ein Vergleich der Klanuskripte mit notorischen Dante-Klanuskripten ließ unoerfeennbare Ähnlichkeiten erkennen. Unterzeichnet sind die Briefe mit einem einfachen D. numi5matik. (Klünzen u erst ei g er u n g.) Dian berichtet aus Dlünchen: Die Versteigerung heruorragender Sammlungen uon römischen und griechischen Dlünzen durch den llumismatiker Dr, Jakob Hirsch hat in drei Tagen einen Erlös uon ungefähr 180.000 ITtark er bracht. Die Äuktion war uon Vertretern der bedeutendsten deutschen und überseeischen KUinzensammler und Händler besucht und ein zelne Stücke wurden hart umstritten. Der höchste Preis, der für ein einzelnes Stück bezahlt worden ist, war 4825 mark. Eine der Doubletlen des Berliner kgl. lllünzkabinetts (aus dem Ankäufe der Sammlung Arthur Cöbbecke-Braunschweig) hat ihn erzielt. Es ist eine Cafana-Tetradrachme feinsten Stils des Kleisters Choirion aus der Zeit uon etwa 461 415 uor Ehr., ein Kleisterwerk griechisch- sizilianischer Stempelschneidekunst, Sie zeigt den Kopf des Apollon ganz uorne mit Eichenkranz im Haar, das in der mitte gescheitelt ist und rechts und links in Docken herabwallt. Fast ebenso hoch bezahlt wurde das Prachtexemplar einer Didrachme uon IKefa- pontum aus der Zeit uon ungefähr 480—400 u. Chr. mit weib lichem Kopf mit Ährenkranz, dreifachem Ohrgehänge und Perl halsband; das gelockte Haar unter dem Ährenkranz aufgesteckt. Die münze erzielte 4775 Klark, Eine andere Tetradrachme uon Regium aus dem gleichen Jahrhundert brachte 4475 mark ein, Je 4500 lllark wurden bezahlt für eine eubäische Didrachme des fünften Jahrhunderts u. Ehr., mit stehender llymphe Himera nnd nacktem Reifer, der uon einhersprengendem Pferde herabgleitel; und für eine phönizische Tetradrachme uon Kletaponfum aus etwa 424—558 u. Ehr. mit Kopf des Apollon und Handfackel im Quadrat. Ferner brachten eine Didrachme uon Amphibolis aus zirka 480 bis 400 u. Ehr. mit weiblichem Kopf 3525 lAark, eine andere mit Kopf der Demeter mit Ährenkranz 5125 lllark, eine eubäische Tetradrachme mit Kopf der llymphe Segesfra und nacktem jugend lichem Jäger 3325 lllark, eine eubäische Tetradrachme aus zirka 400 u. Ehr. mit Kopf der llymphe Euboia und stehendem Stier 2600 lAark, die gleiche Summe ein Aureas mit der Büste der Kaiser Carus und Earinus nebeneinander mit Harnisch im Carbeer und rückseitig die beiden Kaiser nebeneinander galoppierend, die Rechte erhoben; weiter eine Eatana-Tetradrachme aus zirka 415 bis 403 o Chr. mit jugendlichem männlichem Kopf und Quadriga, deren Denker in langem Chiton uon schwebender llike bekränzt wird, 2500 mark; je 2225 lllark eine eubäische Tetradrachme und eine eubäische Drachme uon llaxus aus etwa 461 445 u. Chr. mit Kopf des Dionysos und sißendem Satyr, beides Klünzen uon wunderoollem Übergangsstil und Prachtexemplare uan größter Seltenheit; endlich eine eubäische Tetradrachme uon Agrigentum aus etwa 472 - 415 u. Chr. mit zwei Adlern und Hase, rückwärtig sprengender Quadriga mit den Denker bekränzender llike. (Ein Kleinod des Herzogs Wilhelm V. uon Bayern) konnte soeben für das Klünzkabinett der Berliner Hluseen mit Hilfe des Geh. Kommerzienrates Dr. E. Simon erworben werden. Das reizende Prunkstück, das durch die Grazie des Kledaillanporträts wie das feine Goldschmiedmerk der Fassung gleich ausgezeichnet ist, zeigt das Brustbild des Bayernherzogs im Harnisch und lllantel, mit einer Cäwenmaske auf der Schulter. Es wird durch die Initialen als Werk des Antonio Abondio beglaubigt, jenes Künstlers Floren tiner Herkunft und Klailänder Schule, der' 1566 uonr Kaiser ITlaxi- milian 11. an den Prager Hof gerufen wurde und dann, außer für die Habsburger, auch für das Witfelsbacher Herzogshaus gearbeitet hat. Huf der Rückseite trägt es die lateinische Aufschrift; „Ein Herz und eine Seele“, die natürlich auf die Gemahlin des Herzogs zu beziehen ist. Dr. Schaefer würdigt in den Amtlichen Berichten das Stück als das älteste Beispiel einer neuen Kunstübung, die dem Begriff der Schaumünze einen besonderen Hochdruck gab und aus ihr durch Ausstattung zu einem Anhänger einen heruorragen- den Schmuck schuf. Während ältere derartige Beispiele nur unzu längliche Entlehnungen aus der Kunst der Goldschmiede bieten, ist das bayrische Kleinod in dem ersten uollwcrtigen Zusammen-