Zentralblatt für Sammler, Ciebhaber und Kunstfreunde Herausgeber: Herbert Ehrlich und J. Hans Prosl. 2. Jahrgang. Wien, 1. Rugust 1910. Hummer 15. Einkäufe an Borö. Erhfes und Unechtes. Von Richard £. Spilj (Wien). II* Schlange as uon den Straußenfedern gilt, die einem in Suez offeriert werden, das gilt auch uan denen, die man in Aden erhält. Dort kann man über dies Straußeneier und, rnenn man Scherereien haben will, auch lebende Affen kaufen, lloch besser fährt man im Hinblick auf die praktische Zoologie, wenn man einen indischen Hafen, etroa Aladras anläuft. Da gibt es Halbaffen, Affen und Äffchen, Sittiche und ITlungos, die aussehen tuie ITlarder und die besten uierbeinigen „Kammer jäger“ sind, denn sie uertilgen Schlangen, Ratten und Schinaben, an denen dort gerade kein lllangel ist. Hier oder in Bombay kann man für ein paar Silbermünzen gleich einem improoisierten Kampfe zwischen einem lllungos und einer Cobra bei- tnohnen, der allemal mit der Vernichtung der endet, ln Bombay und in Kurachi inerden allerlei Arbeiten aus Sandelholz, Schachteln, geschnißte Rahmen an Bord gebracht, mitunter aber handelt es sich gar nicht um Sandelholz, sondern um irgend ein anderes mit Sandeläl imprägniertes Holz, welches natürlich in einiger Zeit diesen künstlich mitgeteilten Geruch uerliert und sich derart als Fälschung erweist. In Kurachi werden überdies ziemlich plumpe, aber billige Silberarbeiten, Stackgriffe aller Art, Ketten, Becher elc. oerkauft. Die Gegenstände sind aus einem etwas oerschlechterten Rupiensilber oer fertigt auf dieser Verschlechterung der Cegierung beruht der ganze Gewinn — und werden beim Verkauf mit ge prägten Rupien abgewogen. 6s geht nach dem Gewicht, und die Arbeit kostet so gut wie gar nichts. Gtwas werfoolleres kann man gelegentlich in Colombo haben, nämlich Perlen. Um einen geringen Betrag kann man ein ganzes Boot mit Perlmuscheln erstehen, und damit wenigstens eine Anweisung auf das Glück in einer oder der anderen ITluschel wirklich einmal eine mertoalle Perle zu finden, was freilich seifen genug der fall ist. Dafür gibt es hier eine andere kostbare tierische Substanz, nämlich Clfenbein die Hülle und fülle. Ganze Herden oan großen und kleinen aus Clfenbein geschnitten Clefanten oan der :f Sii’he Itr. 14 der „Internationalen Sammler-Zeitung“. Größe eines Uhranhängsels bis zu faustgroße, ferner natürlich Stockgriffe und Kästchen aus Clfenbein und solche aus Schildkrat und Cbcnholz. Die besseren Stücke freilich erhält man nicht auf dem Schiffe, sondern in den Geschäfts läden der Stadt. Dort findet man auch wunderschöne Saphire aus Ceylon, Rubine aus Burma und ausgezeichnete indische Opale. Sehr schöne Cxemplare oon solchen Cdelsteinen und singhalesisch-indische Kunstarbeiten aller Art sah ich im laden des mir empfohlenen Don Theodoris, eines Singhalesen, der zwar etwas teurer oerkauft, als die anderen, dafür aber den unschäßbaren Vorzug hat, ein ehrlicher ITlann zu sein, was oon den Händlern in Colombo nur zum geringsten Teile behauptet werden kann. Die Reisen nach Indien und Ceylon kommen in die Diode, und ich will den Interessenten bei dieser Gelegenheit den ge nannten Kaufmann bestens empfehlen, denn er hat mich gut und ehrlich bedient. In Singapore kommen teufe aufs Schiff, die einem ebenfalls Cdelsteine oerkaufen wollen. Wenn man oorsichtig ist, so wird es sehr gut sein, und kauft man gar nichts, ist es am besten; denn ein gewöhnlicher Trick der teufe ist es zum Beispiel, die dort wertlosen, weißen Saphire für Brillanten auszugeben. Aber der ITlünzensammler findet etwas interessantes in Singapore oder Penang, nämlich altes siamesisches Geld. Cs sind Silberkugeln oerschiedener Größe, die an einer Stelle eine kleine Prägung zeigen und oon der geschäftigen Industrie zu Uhrkeften oder, was besonders beliebt ist, zu Knöpfen oerarbeitet werden. Die in Singapore ansäßigen Curopäer tragen diese kugelförmigen Silberknöpfe an den weißen Tropenjacken. Auch in den großen chinesischen Häfen, z. B. in Hongkong werden, wie in Indien, allerlei aus Silber oer fertigte Gegenstände, Ketten, Damengürtel, Knöpfe, Feder halter an Bord gebracht und ebenfalls um einen Spottpreis oerkauft, obzwar die chinesische Cegierung im allgemeinen besser ist, als die indische. Und wiederum gibt es Clfen bein in lllasse, oder Dielmehr nicht in (Hasse, denn das hier oerarbeifete Clfenbein der kunstoollen Rähmchen und Dosen gleicht eher einem feinen, zarten, durchbrochenen Spißengewcbe. Zart und fein und mit der unfehlbaren