Hummer 16. Internationale Sammler-Zeitung. Seite 251. Chronik. Flutographen. (Amperes Briefe miedergefunden) Die Auffin dung eines wichtigen ßriefschafjes konnte der Sekretär der Pariser Akademie der Wissenschaften, Darboux, in einer Sitjung der Akademie mitteilen. Cs handelt sich um eine Sammlung non Briefen und Papieren des grofjen llaturforschers Ampere, die der Bibliothek des Instituts gehörten und seit etwa 50 fahren uer- schcuunden mären. Die ruertuollen Dokumente haben sich nun im Dachlafj eines Gelehrten uorgefunden, der sie für eine Arbeit aus dem Archiu der Akademie geliehen hatte. Sie waren unter per sönlichen Papieren des nachlässigen Entleihers unoersehrt und oollständig uerwahrf und sind nun der Akademie wieder zugesfellf worden. Die Briefe enthalten ein reichhaltiges material, aus dem sich wichtige Erkenntnisse über die Arbeitsweise und die ?orschungs- ergebnisse des Gelehrten gewinnen lassen, dem die Physik und die ITlathemafik so uiel tierdanken. Sie weisen persönliche Bekennt nisse in Briefen an seinen Sahn und wissenschaftliche Abhand lungen in mitteilungen an andere Gelehrte auf. (€in neugefundenes Gedicht Karls des Großen?) Vor einiger Zeit wurde gemeldet, der Kardinal Rampolla del Tindaro habe in einem Kodex der Vatikanischen Bibliothek ein noch nicht herausgegebenes elegisches Gedicht Karls des Grofjen gefunden. Die uon der Paderborner bischöflichen philosophisch theologischen Fakultät herausgegebene Zeitschrift „Theologie und Glaube“ hat sich nun eine Zuschrift Rampollas selbst uerschafft und feilt sie in dem uierten Hefte dieses Jahrganges mit. Rampolla bestätigt hier die „Derzeitige“ und ohne sein Wissen und Wollen nerüffentlichte Aachrichf. Karl der Grofje uerleihe in dem Gedichte „in seinem llarnen und im ITamen seiner Gemahlin Hildegard seinen uäterlichen Gefühlen lebhaften Ausdruck anläßlich des frühen Todes ihres gemeinsamen lieben Kindes“. Das Gedicht umfasse 44 Verse. Die form entbehre nicht der Eleganz. Die Veröffent lichung sali in einem Bande „Anekdofa“ erfolgen, den Rampolla demnächst herausgeben will und der bereits druckfertig sei. Der Kardinal hebt schon jetjt heruor, dalj die inneren und äufjeren Gründe, die für Karl den Grofjen als Verfasser sprechen, „derart seien, dalj sie keinerlei Zweifel zulassen“. „Die Geschichte wird ferner auch daraus Hutjen ziehen, dafj die Genealogie des Hauses Karls des Grofjen neues Eicht empfängt. Zudem wird eine Cücke ausgefüllt, die der berühmte Einhard in der Vita des Königs Karl offen läfjt“. Danach darf man auf die Veröffentlichung in der Tat gespannt sein. Weniger der Genealogie wegen; denn der grofje Karl hat ja so uicle Kinder gehabt, dafj es auf eins nicht so an kommt. Aber wenn das Gedicht wirklich uon Karl dem Grofjen ist und sich auch noch durch eine gewisse Eleganz auszeichnef, so wäre das für die Geschichte des geistigen L'ebens am Hofe des grofjen Kaisers uon hohem Interesse. Hoffentlich lassen die Gründe für seine Verfasserschaft wirklich „keinerlei Zweifel zu“. Bis jeljt war man der (Deinung, Karl habe keine besondere ?ertigkeif im Cateinischen gehabt und sich der Hilfe der Hofdichter auch da bedient, wo er in einem Gedichte selbst das Wort nimmt. Bibliophilie. (Absch 1 ufj der A11gemeinen Deutschen Biogi aphie.) Der Text der Allgemeinen Deutschen Biographie ist jetjt, nach dem 55. Band, der unter Redaktion uon Geh. Hof rat Doue erschienen ist und für den Dr. Bettelheim in Wien noch oorbereitende Arbeiten gemacht hatte, zum Abschlüsse gekommen. Reichsarchio- praktikant ?rifj Gerl ich in Alünchen arbeitet nach den uon Doue aufgestellten Grundsäfjen und unter Benütjung der uon Kanzlei sekretär Graop in Schleswig gefertigen Vorarbeit an dem General- register, dessen Druck man etwa um Ostern 1911 beginnen zu j können hofft. Die Historische Kommission der ITUinchener flka- i demie der Wissenschaften gab die auf Anregung König j maxi nilions U. ins Ceben gerufene Biographiensammlung seit 55 Jahren heraus. (W i e d e r a u f f i n d u n g eines kostbaren Buches.) Aus llürnberg wird uns geschrieben: Das Buch der „Dodes- danz“, erschienen Cübeck 1489, welches 56 Blätter und 59 Holz schnitte enthält und einen Wert uon 30- bis 40.000 lllark hat, war im ITlärz dieses Jahres uom Germanischen IDuseum als ge stohlen angezeigt worden, und zwar mit dem Bemerken, dalj es in der Zeit uom Juli 1909 bis februar 1910 entwendet morden sei. Dieses kostbare Werk ist jetjt wieder aufgefunden und dem Ulu- seum zugesfellt worden. Es ist auf eine eigentümliche Art wieder zum Vorschein gekommen. Jm August 1908 wurde uon einem Un bekannten dem Besifjer eines Kaffeehauses in Tlürnberg für kurze Zeit ein Kästchen zur Aufbewahiung übergeben, welches unter dem Damen „Berger“ postlagernd nach JTlünchen geschickt wurde. Von münchen kam das Kästchen im September 1908 als unbe stellbar an den Kaffeehausbesitzer zurück. Am 1. August hat der Kaffeehausbesitzer dieses Kästchen der Kriminalpolizei übergeben. Gs wurde geöffnet und man fand darin das gestohlene kostbare Gut. (Die „T e u f e 1 s b i b e 1“.) Aus der in der königl. Biblio thek in Stockholm oermahrten „Teufelsbibol“, Gigas librorum, einem uollkommen unersetjlichen Citeraturschatj, sollte dieser Tage, dem „Carriere della Serra“ zufolge, eines der mit der Hand geschriebe nen Pergamenfblätter oerschwunden sein. Gs heifjt, dieser skanda löse Vorfall hätte sich schon früher sechsmal ereignet. Wie jetjt der Ceiter der Bibliothek mitfeilt, ist es eine bekannte Tatsache, dafj aus dem Buche etliche Blätter fehlen, doch berichtet er nicht, wann und unter Welchen Umständen die betreffenden Blätter uer- schmunden sind. Gigas librorum ist eine riesige Handschrift, die den Schweden 1648 bei der Erstürmung uon Prag in die Hände fiel, ebenso wie der gröfjte Schal; der Bibliothek in Upsala, der Codex argenteus, die Handschrift der gotischen Bibelübersetjung des U 1 f i 1 a s. Das material des Gigas librorum besteht aus dickem, solide gearbeitetem Pergament, zu dem etwa 160 Gselhäufe erfor derlich waren. Den Inhalt bilden u. a. das alte Testament in der Vulgataübersefjung, das Bellum Judaicum uon Josephus, eine Con fessio peccatorum, Cosmas böhmische Chronik und eine sehr be merkenswerte Zusammenstellung des neuen Testaments. Einer £e- gende nach wurde die Teufelsbibel in einer einzigen Dacht uon einem dem Tode uerfallenen ITlönch geschrieben, der hierbei den Teufel zu Hilfe gerufen und diesen dafür zum Dank im Buche ab gemalt habe. Bilder. (Gin unbekannter Rubens in fl g r a m ?) flgramer Blatter berichten: Vor einiger Zeit kaufte ein Kunstfreund uon einer alten Dame ein Bild, welches diese lange Jahre hindurch auf dem Boden dieses Hauses aufbewahrt hafte. Das Bild stellt die Salome mit dem Haupte des Täufers Johannes dar. Traljdem das Bild im Caufe der Zeit übermalt wurde, sind die Köpfe der Salome und des Johannes uollkommen gut erhalten. Auf dem Bilde befindet sich auch das gewöhnliche IDonagramm uon Rubens (?) Das Ge mälde, welches aus der Galerie einer alten fldelsfamilie stammen soll, wird demnächst auf seine Echtheit geprüft werden. (Eine neue IDadonna Raffaels). In der lefjten Sitjung der Berliner kunstgeschichtlichen Gesellschaft erregte eine Dtitteilung uon Professor Dr. Berthold Daun Aufsehen, die uon einem zurzeit im Priuatbesifj in der Dähe uon Berlin befindlichen IDadonnenbilde Raffaels Kenntnis gab. Das der bekannten IDadonna mit dem Baldachin im Pallazzo Pitti in Florenz oerwandte Gemälde ent-