Seite 252. internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 16. stammt der berühmten Sammlung des Kaufmanns Solly, und zwar der zweiten Samm ung, die Solly nach dem Übergang der ersten in den Besiß der Berliner ITtuseen in Cngland anlegte, Als 1847 sein Uachlaß uersteigert wurde, wurde es nicht oeräußert, sondern blieb im Besiß der Tächter Sollys, die das Bild als Kleinod hüteten und es ihrer Cieblingsnichte uermachten Vor einigen Jahren wurde es wieder uon Familienmitgliedern erworben, in deren Besiß es sich noch jeßf befindet Die Komposition entspricht dem lTlittelstück der ITtadonna mit dem Baldachin, der llluttcr mit dem Kinde, so daß die erste Vermutung die ist, es handle sich uin eine Kopie. Aber der Verg eich zeigt, dafj das Sollybild nur uon der ITleisferhand herrühren kann, im Gegensaß zu dem Ge mälde im Palazzo Pitfi, das schülerhaft in der Ausführung ist und non anderer Hand nollendet wurde, ist die Solly-lTladonna in jeder Hinsicht ein ITleisferwerk. Hände, Füße und Kopfe sind gleich wunderbar durchgeführt. Übermalt ist wesentlich nur der Hinter grund, im übrigen ist das Bild gut erhalten, in der Farbengebung steht es der ITladonna mit dem bartlosen Joseph am nächsten und scheint in dieselbe Zeit zu gehören wie die ITtadonna mit dem Tamm. Bronzen. (Bronzen aus dem Wallensteinpalast.) Aus Prag wird uns geschrieben: Unter den Kunstschaffen, die dos schwedische Heer während des 30 jährigen Krieges in Deutschland und Böhmen sammelte, befinden sich auch große Bronzefiguren aus dem Wallensteinschen Palast, der auf der 1648 non den Schweden er stürmten und geplünderten Kleinseite non Prag liegt, nunmehr scheint Aussicht zu sein, dafj diese Bronzefiguren, die im Park des bekannten Schlosses Drottningholm ein Unterkommen gefunden haben, wieder nach Prag gelangen, allerdings nur in form non llachbildungen. Hierzu hat nämlich Graf Waldstein, der jetjige Besiljer des Wallensteinschen Palastes, bei der Verwaltung des lTationalmuseums die Erlaubnis nachgesucht, und gegenwärtig ruht die Sache beim König Gustau, da die ITluseumsoermalfung über die heikle Angelegenheit nicht selbst entscheiden will. Graf Waldstein beabsichtigt, den Wallensteinschen Palast und Garten in der ursprünglichen Gestalt hersteilen zu lassen. Als Wallenstein das Gebäude in den Jahren 1621 — 1630 bauen ließ, hatte Adrian de fries, ein aus dem Haag stammender Künstler, den bild hauerischen Schmuck auszuführen. Dazu gehören auch die in Drottningholm befindlichen Bronzearbeiten, oon denen etliche das Wallensteinsche Wappen tragen. Diese Arbeiten stellen dar Apollo, Bacchus mit dem Satyrknaben, Adonis und Venus, eine Taokaon- gruppe, zwei Fechter, zwei Sirenen, zwei siljende Flufjgötter und IJeptun. Die drei leßferen Gruppen gehörten ursprünglich zu einem Springbrunnen, der in Wallensfeins Garten stand. Handschriften. (Das ITlanuskript der Pasforalsymphonie.) Durch Vermittlung eines kunstbegeisterten Bürgers, des Dr. Erich Prieger ist das überaus kostbare Autogramm uon Beethouens Pasforalsym phonie für die Stadt Bonn erworben und dem Verein ßeethooen- haus in Bonn übergeben worden. Jm Jahre 1838 wurde diese Handschrift für eine geringfügige Summe ins Ausland oerkauft, wo sie dann über 70 Jahre, zulctgt in England, oerwahrt wurde. Vor etwa zwei Jahren wurde das ITlanuskript zum ersten Alal oerschiedenen Bibliotheken und Sammlern des in- und Auslandes zum Kauf angeboten und zwar zum Preise uon 100.000 mark, flach langen Verhandlungen ist es nun gelungen, diese Handschrift für die Heimat zurückzugewinnen. Der stattliche Querfolioband enthält auf 272 beschriebenen Seiten die uollsfändige Partitur. Das ganze Werk, das mit den Worten beginnt: „Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Tande“, in dem sich so oiele Züge echt Beethooenschen Humors zeigen wer erinnert sich nicht der drolligen Stelle, wo der Fagottist des Dorforchesters, unbeeinflußt oon der übrigen tTlusik, hartnäckig an seinem Einsafj festhält? — zeigt auch in der Handschrift Beethouens Freude am Scherz. Da, wo die Vogeistimmen, Aachfigall, Wachtel und Kuckuck erklingen sollen, trägt er den Kuckuck, dessen musikalische Ver wendung ihm wohl besonderen Spaß bereitet hat, mit riesengroßen Buchstaben ein. Die Autogramme der ersten drei Symphonien sind oerschollen, die anderen fünf Symphonien bewahrt die König- j liehe Bibliothek zu Berlin. (Eine Widukind-Handschrift.) Die Königliche Bibliothek in Berlin erwarb eine Handschrift der berühmten Sachsengeschichfe Widukinds oon Eoroey, der etwa 1004 als manch in diesem westfälischen Kloster starb, Die Handschrift stammt aus englischem Prioatbesiß. Sie wurde im oorigen Winter oon Sothebey in Tondon oersteigert und konnte nunmehr aus zweiter Hand für die König liche ßilbl'othek erworben werden. Bisher waren drei Hand schriften oon Widukinds „Rerum Saxonicarum libri fres“ erhalten, die, um 067 uerfaßt, ein historisch unschäßbares material für die Geschichte der Sachsen oor und unter König Heinrich I. und Kaiser Otto J. in Annalenform enthalten. Georg Waiß hat im dritten Bande der monumenta Germaniae Historica auf Grund der bisher be kannten drei Handschriften die beste Ausgabe der Sachsenge schichte geschaffen. Das Auftauchen der uierten liefert nun eine neue Überlieferung des Textes und läßt die Hoffnung entstehen, daß so noch manche heute uermißfe Handschrift wieder ans Tichf treten wird. Die neue Widukind-Handschrift besißt einen Diel besseren Text, als die in der berühmten lllanuskriptsammlung oon ITlonte Eassino, dem Alufterkloster der Benediktiner, und erseßt, obwohl auch sie selbst erst der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun derts entstammt, in weit höherem maße die oerlorene, sicher noch 1 im 10. Jahrhundert geschriebene gemeinsame niufterhandschrift. Auf dem Vorsaßblatt trägt sie neben anderen Eintragungen den Vermerk, daß der Eodex sich im Besiß des Johannes Trithemius, des berühmten Humanisten und Abtes des St. Jakobklosfers bei Würzburg, befand. Der um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts wegen seiner umfassenden Gelehrsamkeit hochangesehene Johann aus Heidenberg, wie er eigentlich hieß, ist auch selbst als Historiker heroorgetrefen, hat allerdings in seiner lleigung zu phantastischen Spielereien seine Annalen oon Hirsau und über den Ursprung der Franken auf oöllig fingierte Quellen begründet. Von der Hand des Trithemius geschrieben ist noch eine weitere Eintragung in griechi scher Geheimschrift auf dem Schlußblaft des Kodex, in der er das Jahr und das Kloster nennt, oon dem er die Handschrift gegen ein Exemplar der Werke des hl. Anselmus eintauscht. Bibliothekar Dr. 6. Jacobs hat mit Hilfe der Polygraphia des Johannes Trithe mius, seiner Anleitung zu einer Geheimschrift, festgesfellt, daß der neue Berliner Kodex 1492 oom Kölner Pantaleon-Kloster erworben wurde. numi5matik. (Zum 80, Geburtstag des Kaisers Franz Josef.) Die Erinnerung an den achtzigsten Geburtstag des Kaisers Franz Josef wird, wie mir erfahren, auch in einer Plakette ueremigt, zu der der JTlonarch wiederholt dem Wiener Kammermedailleur Pro fessor Rudolf ITlarschall gzsessen und die mit einem Faksimile des Kaisers geziert ist. Die Plakette, in Goldbronze ausgeführf, zeigt den Kaiser in ITlarschalls-Uniform, darüber befindet sich in der charakteristischen Handschrift des Kaisers die Widmung: „In treuer Zueignung. FranzJosef“ und das Datum „18. August 1910“. Wie schon die besondere Form der Widmung erkennen läßt, ist die Plakette nur für Persönlichkeiten bestimmt, die dem lAonarchen nahestehen: außer Mitgliedern des Kaiserhauses dürften nur wenige der Auszeichnung teilhaft werden, eine solche Plakette zu erhalten. (Falsche 50 Pfennigstücke.) Aus Berlin wird uns ge schrieben: Falsche Fünfzigpfennigstücke sind jeßt stark im Umlaufe. Sie sind so uorzügiieh ausgeführt, daß man sie kaum oon echten unterscheiden kann. Um allen Zweifel an der Echtheit der münzen zu beheben, ist es aber nur notwendig, ein wenig mit einem Höllen steinstift auf dem Geldstück zu reiben. Die falschen Stücke erhalten dabei einen schwarzen Strich, die echten dagegen bleiben farblos.