Seite 258 Hummer 17 Internationale Sammler-Zeitung. besonders da es eigene Bestimmungen betreffend den Verkauf uon Kirchengut gibt, deren Richteinhaltung recht fatale folgen nach sich ziehen kann, roie bereits einige Antiquare erfahren mußten. Ebenso peinlich kann die Sache merden, roenn man ein besonders historisch roert oolles Stück erroirbt oder oeräußert, das besser an Ort und Stelle bliebe. Hier seßt nämlich oft, derzeit noch unbewußt, eine der Ideen der nationalökonomie der geistigen Güter ein. Denn es erscheint für die Allgemein heit oorteilhaffer, roenn ein Wertobjekt im geistigen Ver kehre bleibt, als daß es demselben entzogen roird, und nun statt dem Vergnügen oieler bloß dem eines einzelnen dient, ein Gedanke, der sich in seinen Konsequenzen mit dem Heimatschüße deckt. Dieser, oon dem Gedanken des Schußes der Bilder der Heimat ausgehend, hat seine Aufgabe bald sicher ge faßt, und hat alles in dieselbe einbezogen, roas mit der Erhaltung des roeiteren Begriffes Heimat zusammenhängt. Gr tritt nicht bloß für die Beibehaltung der heimischen Bauweise, sondern auch für die Sitten und Gebräuche, für die Hausindustrien, für einzelne Gegenstände ein, roas jemanden, der seine Augen offen hält, nicht Wunder nehmen kann. Die Denkmalpflege, der Heimatschuß, die Rational ökonomie der geistigen Güter schränken alco den großen Sammler bis zu einem gewissen Grade ein, und er roird jedenfalls sehen müssen, sich mit denselben auf gütlichem Wege auseinanderzuseßen. Bis zu einem gewissen Grade roird ihm dies bei der Rationalökonomie der geistigen Güter leicht fallen, roenn er nämlich nicht darauf oergißt, daß „fortune oblige“ seine Sammlungen möglichst oielen zugänglich macht, seine Schäße nicht egoistisch niemandem zeigt. Sonst aber roird er oorsichtig sein, sein Interesse dem der Allgemeinheit zurückstellen, und sich den Prin zipien der modernen Denkmalpflege anschließen. Ja, roenn er klug ist, roird er selbst für dieselben eintreten und sie propagieren, er roird die Geroerbe-Genossenschaffen der Reuzeit darauf aufmerksam machen, daß sie die Rachfolge der alten Zünfte und Innungen sind, daß sie daher die Pflicht haben, den alten, meist bloß oerschleppten Zunft truhen, Krügen, Zeichen, Urkunden nachzuforschen. Gr roird die Gemeinden auf ihre alten Urbare aufmerksam machen usro., denn je mehr die Antiquitäten geschaßt werden, umso größeren Wert haben sie — auch in Geld ausgedrückt, und ein umso größerer Vermögensbestandteil sind jene, die er selbst besißt. Gr roird, roenn er auf die Grroerbung dieser Gegenstände uerzichtet, die für Denkmal- und Heimatschuß oon Wert sind, noch immer ein feld finden, das groß genug für die Betätigung ist. jedenfalls aber sind die Zeiten oorüber, in denen ein Sammler seelenruhig Altäre, Kelche, Gemälde aus Kirchen zusammenkaufen und dann in das Ausland oer äußern konnte. Die Anschauungen haben sich in jeder Beziehung geändert. Wo man früher wertlosen Plunder sah, haben roir roertoolle Objekte erkannt, für die zu sorgen oft nicht Sache des Ginzeinen, sondern der Allge meinheit, des Staates ist. Was früher nur einen kleinen Kreis interessierte, ist heute eine Angelegenheit des Volkes geworden, das seine Kunst haben roill, und, roenn es auch die oerschiedenen Theorien oon Denkmal-, Alters-, Stimmungsroert usro. nicht kennt, doch das Gefühl dahin wieder erlangt hat, daß der alte Altar, so alt er auch sei, doch roas besseres oorstellf, als der blißblanke frisch oer- goldete, den man ihm in die Kirche seßen roill. Gs ringt sich die Gmpfindung durch, daß diese und jene Gegen stände, troßdem sie juristisch Prioateigentum sind, doch einen Ginschlag oom Begriffe „öffentliches Gut“ haben, und der souoeränen Willkür der beati possidenti entzogen sein sollten. Wo solche Gmpfindungen oorliegen, da roird der Sammler besser seine Wünsche zurückhalfen, und sich dessen bewußt werden müssen, daß er selbst ja nur ein einziges Glied in der großen Kette ist und sich bescheiden muß. Gs bleibt ihm auch so genug zu tun übrig, und er erspart sich Konflikte oerschiedenster Art, und roird sogar eine IRission erfüllen. Die ]agöliuree-Knöpfe-5ammlung öer Uicomtesse (Tlontsaulnin. Von ITIarcell 3 a p p 1 e r (Wien). Die Sammlungen, die gegenwärtig in der „Inter nationalen Jagdausstellung“ in Wien exponiert sind, hinterlassen in dem flüchtigen Beschauer den Gindruck eines monotonen Bildes aufgehäufter Waffen, Geweihe und erbeuteten Wildes. Der sie aber mit Uluße und einzeln zu genießen weiß, roird angenehm überrascht sein, an den sonderbarsten Sammlereinfällen die große Hiebe zu erkennen, mit welcher unsere Jagdfreunde der Göttin Diana anhängen. Ulan sammelt auch hier nicht immer nur Zeugen und Beweise des Grlebten und Grlegten, man sammelt die scheinbar nebensächlichen Utensilien aus freude am Vergleich. Und oergleichen ist hier ein schönes Spiel. Im ersten Stock der getreuen Rachbildung des ent zückenden Jagdschlößchens „£a UJuette“, im Walde oon Saint Germain hat Vicomtesse IHontsaulnin hinter langen Vitrinen eine Sammlung oon Jagd-Cioreekn öpfen aus dem 16. Jahrhundert bis zur Jeßtzeit aus frank- reich und dem Ausland ausgestellt. Das sind Wappen knöpfe, die an die schmucken, meistens aus rotem Tuch gearbeiteten Parforcejagd-Tioreen geheftet roerden. Alan roird sich oergeblich bemühen, die ungefähr zweihundert ausgestellten Knöpfe den einzelnen Jahrhunderten nach zu unterscheiden. Jhre Zeit ist auch auf den sorgfältig ange brachten Vignetten nicht notiert, die den Ramen der ein zelnen Jagdherren tragen. Die Knöpfe sind manchmal flach, meistens aber konoex gebaut und sind zum Teil oon der Größe eines Zroeiheller-Stückes, dann wieder so groß roie eine Krone, manche haben sogar Guldengröße. Ulan sieht sie roeiß oon Silber oder Rickel, gelb oon Gold oder Rlessing, rotbraun oon Kupfer und einmal sogar aus echtem Horn. Die wenigsten Knöpfe sind glatt, so zum Beispiel der Knopf des fürsten Schroarzenberg. Die meisten tragen Grauüren: das lllonogramm mit der Adelskrone darüber, roie der Knopf an den Tioreen des Grafen franz Gsterhazy, oder der Grafen Tarisch; die Inschrift „Weid mannsheil“, oielleicht auch mit einem kurzen Gichenkranz darüber, roie die Knöpfe des fürsten Tiechtenstein; „Gquipage d’Antoniny“ am Tioreeknopf des Grafen Josef Pofocki. Am häufigsten begegnet man dem Alonogramm: