Seite 266 internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 17 Zuganges uon der Kirche nach der Sakristei, stielten die ITluurer 1 unter einer drei bis nier Zentimeter starken Kalk- und Zement- j Schicht auf mertuolle ITlalereien, die uon dem herbeigerufenen Prooinzialkonseruator, Prof. Haupt, als der Grhaltung roert bezeich net wurden Gs wurde an anderen Stellen in der ITälie des Altars der Kalkpuß abgeklopft, und auch dort kamen, wenn auch teils beschädigt, )Tlalerarbeiten zum Vorschein. Die Vermutung des Professors Haupt, der in dem ITlittelschiff unter einer mehrere ITlillimefer starken Kalktünche tuirkliche Bilder uermutete, traf ein. Der Prouinzialkonsernator, der sich dieser weiteren Arbeit selbst unterzog, legte in dem ITlittelschiff zunächst zwei Bilder aus der Kirchengeschichte: Jakobus und die Auferstehung Jesu frei, nachdem man die Bilder freigelegt und sie angefeuchtet hatte> traten sie scharf heroor, Ulan benußfe diese Gelegenheit, um sie auf die photographische Platte zu bringen, man darf darauf gespannt sein, was sich unter den übrigen, noch nicht freigelegten irischen uorfindet. Gin Kunstmaler aus dem Süden ist bereits beauftragt, die Bilder aufzufrischen, eine Arbeit, die ITlanate erfordern und oiel Geld kosten mil d. Da die Gemeinde St. Johannis nicht einmal über die Gelder zu der erforderlichen Renouation der Kirche oei- fiigf, müssen der Staat und die Prooinz helfend eingreifen. Die städtischen Kollegien der Stadt Flensburg gemährten eine Beihülfe uon 1000 mark. (Restaurierung eines berühmten Hresko.) Das be rühmte Hresko Paolo Uccellos im Chiostro Verde an Santa ITlaria llooella in Florenz ist jeßf einer durchgreifenden Restaurierung unterzogen morden. Wesentliche Teile haben sich als unwieder bringlich uerloren herausgestellt. Jedoch hofft man der weiteren Zerstörung Ginhalf getan zu haben. Die Ablösung non der Wand und Hreilegung der Rückseite lief] eine Reihe uon Veränderungen der Zeichnung im Verlauf der Arbeit erkennen. Gine uon der end- giltigcn Redaktion abweichende Umrifjskizze der Higuren des Sem und Japhet kam auf der Wand unter der Halbschicht zum Vorschein. (Die ITlosaiken im Königspalaste zu Palermo.) Die prächtigen Wandmosaiken auf Goldgrund, die sich in der be rühmten palatinischen Kapelle des Königspalastes uon Palermo befinden, haben durch eindringende Feuchtigkeit Schaden gelitten; nur eine gründliche Restauration kann dem weiteren Verfall ein Ziel seßen. (Hresken non Buffalmacco.) In der alten Badia uon Florenz wurden einige der uon Vasari beschriebenen Hresken aus der Passionsgeschichte uon Buffalmacco aufgedeckt. Von diesem lllaler der Frühzeit, den Boccaccio als Spaßmacher im „Decamerone“ erwähnt, ist sonst nichts erhalten, so daß die Auf findung derlTlaleieien uon hohem kunstgeschichtlichen Interesse ist. Handschriften. (Gin altes hebräisches ITlanuskript.) Unter den non der französischen Dlission Pelliot aus Chinesisch-Tu rkesta n mit gebrachten ITtanuskripten befindet sich, wie man uns mitteilt, auch ein aus Psalmen- und Prophetenstellen zusammengesetztes hebrä isches Gebet in schöner Quadratschrift, die in das achte bis I neunte Jahrhundert n. Chr. zu setzen ist; somit repräsentiert dieser Hund eines der ältesten hebräischen IRanuskripte. Das Blatt war ! gefaltet und wahrscheinlich dazu bestimmt, uon dem frommen j Besitzer auf dem Ceibe getragen zu werden, (Schillers Hlucht nach m an n heim,) Den Bemühungen \ des Bewahrers und Ordners im Schillerhause in Weimar, Pro fessor Dr. Gduard Scheidemantel, ist es gelungen, uon der in Wien lebenden Urenkelin Andreas Streichers das ITlanuskript der Darstellung Streichers uon seiner mit Schiller unternommenen Hlucht für das Schillerhaus in Weimar zu erwerben. Die Urenkelin [ Streichers hat die sorgfältig oerwahrte Handschrift, uon der sie sich nur schweren Herzens trennt, in hochherziger Weise für ein uerschwindend geringfügiges Aquiualent dem geweihten Hause j überlassen, in dem schon eine oom Wiener Schilleruerein gewidmete Bronzefafel der Crinnerung an Schillers Hreund dankbaren Aus druck oerleiht. Dumismatik. (Die Geburtstagsplakefte des Kaisers Hranz Josef.) Außer der uon uns gemeldeten Geburtstagsplakefte des Kaisers Hranz Joseph (s. lTr. 16) ist noch eine zweite geprägt morden, welche in der Ausführung genau mit jener übereinsfimmf, aber statt der Widmung „Jn treuer Zueignung Hranz Joseph I.“ die Umschrift „Opernm onerumque adiutoribus Franciscus Josephns I Die XVIII Aug. MCMX — Memor fidei sibi et publioae saluti praosfitae“ trägt. (Die Denkmünze zur Jubelfeier der Berliner Unioer- sität.) Wie wir erfahren, ist die Denkmünze, die zur hundert jährigen Jubelfeier der Berliner Unioersität gemäß § 5 des neuen miinzgeseßes oom 1. Juni 1909 in der Königlichen ITlünze geprägt wird, uon dem Bildhauer Amberg, einem Schüler des Professors Tuaillon, modelliert worden. Die Ausführung der in der Horm eines Dreimarkstückes gehaltenen ITlünze weist gegenüber den früher bei solchen Gelegenheiten geprägten Denkmünzen eine wesentlich moderne Hassung auf, was sich in der Schrift wie in der Ausführung der Ginzelheiten geltend macht. Die Vorderseite der Denkmünze zeigt die reliefartig gestalteten Bildnisse König Wilhelms IT., des jeßigen preußischen Herrschers, und des Königs Hriedrich Wilhelm III., des Gründers der Unioersität. Beide Porträts decken sich zum Teil. Auf der Rückseite ist der Reichsadler in anderer Horm wie bisher uon dem Künstler ausgcstaltet worden. Gs sollen 600.000 Dreimarkstücke dieser Art hergesfeilt werden. — Abgesehen uon dieser Denkmünze wird noch eine Plakette in größerer Horm zur Verleihung an bestimmte Persönlichkeiten her- gestellt werden. Die Ulodellierung stammt uon ProfessorTuaillon, der sie im Aufträge des Kultusministeriums gefertigt hat. (Die französische Sieg es denk münze für das Jahr 1 8 7 0 / 71.) Das zweite französische Kaiserreich ist nicht arm ge wesen an Kriegsdenkmünzen. Die Heldzüge ITapoleons IJI. in der Krim, in Italien und in ITlexiko, dann auch die Hiederwerfung des chinesischen Aufstandes haben die Zahl der französischen Kriegs- und Sicgesmedaillen sehr bereichert, aber der leßte Wunsch der Hranzosen, diese stattliche Sammlung durch eine in den Käm pfen um den Rhein erworbene Siegesmedaille zu oermehren, sollte unerfüllt bleiben. Gs ist nun in der Öffentlichkeit wenig bekannt geworden, daß eine solche ITledaille tatsächlich oorhanden war, als der Krieg ausbrach und die ersten Schlachten im Glsaß geschlagen wurden. Auch hier kam eine trunkene Siegeszuoersicht zum Ausdruck, wie sie der damaligen Stimmung der französischen Regierung und des französischen Volkes entsprach. Das Wort: Fi- nis Poloniae', das Kosciuszko in der Schlacht bei JTlocicjowice am 10. Oktober 1794 ausgerufen haben soll, als er schwer oerwundet in die Hände des Kosaken fiel, war unter Abänderung des Cänder- namens als Denkspruch für die französische ITledaille gewählt morden, auf deren Reuersseite, umgeben uon Cichen- und Eorbeer- kränzen, die pomphafte Inschrift prangte: Hinis Germaniae 1870, Gs ist selbsfoerständlich, daß diese münze niemals oerliehen morden ist. man suchte sie uon seiten der Regierung möglichst geheim zu halten und nur wenige Stücke haben sich in spätere Tage gerettet- Die übrigen sind fast alle eingeschmolzen worden. Im Zusammen hang damit sei noch erwähnt, daß man sich auf deutscher Seite weit weniger mit der Stiftung einer Denkmünze für die Teilnehmer am Kriege gegen Hrankreich beeilte. Grst am 20. ITlai 1871, zehn Tage nach dem Hrankfurter Hriedensschluß, Unterzeichnete Kaiser Wilhelm I. das „Statut, betreffend die Stiftung einer Kriegsdenk münze“, die, wie es in dem kaiserlichen Grlaß hieß, den „unter Unserem Oberbefehl uereint gewesenen deutschen Armeen, welche durch heldenmütige Tapferkeit und Ausdauer in einer Reihe glän zender Siege herrliche Ruhmestaten oollbrachten und die Ginigung Deutschlands mit ihrem Blute besiegelten, für die glorreichen Held züge der Jahre 1870 und 1871“ als Auszeichnung uerliehen werden solle.