tlummer 19 Seite 291 internationale Sammler-Zeitung. Die Porzellansammlung louröan. Seit der Auktion der grofzen keramischen Sammlung Hermann finden hat in Berlin keine größere Versteigerung einer Porzellan- sammlung statfgefunden. Rudolf Cepke zeigt nun für den 18. d. m. die Versteigerung der Porzellansammlung Karl Jourdan in Frank furt a. ITi. an, die sich an Umfang und Qualität den berühmten Vorgängerinnen Fischer, Clemm und finden anschliefjt. Aber nicht nur die Beschaffenheit der einzelnen Stücke roird die Wert schätzung des Sammlers befriedigen, auch kunstgeschichtlich bietet die Sammlung aufjerordenflich oiel des Interessanten und Wert- uollen und liefert dadurch roeifere Beiträge zur fösung der noch so zahlreichen Rätsel der Geschichte des Porzellans und seiner Kleister. Das Hauptinteresse Jourdans gehörte den süddeutschen Alanufakturen, die seif Hirth (ITlünchen 18Q<9) erst die ihnen ge- bürende Wertschätzung gefunden haben, Vor allem sind sie nicht nur numerisch, sondern auch künstlerisch glänzend oerfreten, Hudwigsburg mit den berühmten Rundgruppen und den Gruppen Fig. 2. Der spanische Kopitän. Frankenthal ist in seiner ganzen Entwicklung bis zum flin tritte Fllelchiors sehr gut oertreten. Wir heben heroor die Arbeiten Konrad Cinks, u. zru. „Eintracht in der Ehe“, „Zwietracht in der Ehe“ und „Der Raub der Sabinnerinnen.“ Interessante Aufschlüsse gibt die Sammlung über die Früh zeit der „Churfürstlich-rrtainzischen Höchster Porcellaine-Fabrique“. Insbesondere ist es eine Folge italienischer Komödianten, die den Schlüssel für Feilner’s Tätigkeit als HTodelleur in Höchst bietet. Von den fünf im Katalog abgebildeten Figuren reproduzieren mir hier zwei: Fig. 2. „Der spanische Kapitän.“ Der Körper ist in Angriffs stellung scharf nach rechts gewandt, der rechte Fufz ein wenig uor- gesetzt, der linke eingezogen, die linke Hand umklammert die schwarze Scheide, die Rechte halt in Schulterhöhe den Degen. Der Kopf ist scharf rechts gewandt. Der Kapitän trägt ein meifjes, zipfeliges Barett, oorn mit blauer, gebogter Kante, über der linken und Figuren des Tanzes zu Zweien und zu Dreien, die durch £eo Ballt dem Pierre Francois Uejeune zugeschrieben werden und die man bisher für Werke des F. A Pu st et 1 i hielt. Ein bedeutendes Kontingent stellen die bayrischen lllanufak- turen llymphenburg, Frankenthal und Ansbach. Der größte Teil dieser Abteilung ist weiteren Kreisen durch die Ausstellung im Bayerischen Ilationalmuseum, llliinchen 1909 (siehe 11 r. 15 des ersten Jahrgangs der „Intern. Sammler-Zeitung“) bekannt geworden. Es genügt daher bei Hymphenburg auf drei Arbeiten uon Bastelli „die Büste des Grafen oon Rheinstein", „Die Teegruppe“ und „Das Tiebespaar an der Ruine“, bei Ansbach auf die Serie uon Göffer- figuren hinzuweisen, die dem trefflichen lllodelleur Johann Friedrich Kaendler, dem Vetter des berühmten Porzellanplastikers Johann Joachim Kaendler, zugeschrieben werden, man begegnet ihnen noch oft mit der Bezeichnung Chelsea oder Thüringen Die kleineren Gruppen und Figuren, die häufig als Blindsfempel das Ansbacher Wappen am Boden tragen, sind das Werk des Bildhauers Taut, des llachfolger Kaendlers. Schulter hängt ein Dolman. Der enganliegende Rock ist uom Säbel gurt an gefaltet, die lange, weitze Hose an den blähten und Rändern mit blauen, gebogten Borten oersehen. Die Schuhe sind gelb. Der Sockel steht auf einem hohem, oierseifigen, an den Ecken abge schrägten und geschweiften Postament, dessen oorderes Feld flach ausgehahen und mit einer kleinen Racaille oersehen ist. Hinten, bis etwa Kniehöhe, befindet sich ein Baumstamm. Eine lllarke hat das Stück nicht, das eingeprefjte Formerzeichen ist P I. Fig. 5 zeigt einen springenden Scaramulz. Der linke Fufz ist weit uargestreckt, in der rechten Hand hält der Scaramulz zwei Briefe, in der linken einen blauen Geldbeutel. Die Kleidung besteht aus einem schwarzen, breiten, faltigen Barett, weifzem Halskragen, schwarzem Rack, Kniehose und ITlantel mit roten Borten, schwarzen Gamaschen und meifjen Schuhen mit blauen Schleifen. Um die tenden ist eine gelbe Schnur gebunden. Der Sockel stimmt mit dem oon Figur 2 überein. Der Baumstamm ist gelb, grün und blau betupft. Auch diese Figur hat keine lllarke, eingeprefjt sind: J. G. und ein Buchstabe in Fraktur.