Seite 296 Internationale Sammler-Zeitung. Hummer 19 und «erblichenen Überzügen der Droschkensiße gewannen. Da oiele geschnifjte ITlöbel früher einmal übertüncht, non den Sammlern aber wieder abgewaschen und mit Wachs eingelassen wurden, damit die Schärfen der Skulptur und der Glanz des Holzes wieder zur Geltung gelangen könne, gründeten falscher in der flunergne daraufhin eine In dustrie. Sie drücken den eingeborenen Bauern und Klein bürgern die alten Schränke um ein Butterbrot ab, reißen die massioen, dicken, nie gewaschenen füllungen heraus, bedecken sie mit gotischem Schnißcoerk oder ITtascarons und lassen sie dann mehrmals mit Kalkfarbe überstreichen, die, bei langem Trocknen in der Sonne tief in die fasern und Poren des Holzes eindringt. Hach längerer Zeit werden die Tatein mit Cauge gewaschen. Die in den Vertiefungen und Poren zurückbleibende trockene färbe zeugt für das Alter der nom alten Anstrich befreiten Schnißerei. Damit ist schon mancher Sammler „angeschmiert“ worden, aber er hat auch wenigstens ein echtes Stück, wenn auch kein gar zu altes oder kostbares für sein gutes Geld erhalten; schlimmer ist es, wenn ihm eine aus altem Holz fabri zierte Imitation angehängt wurde. Im Verarbeiten wurm stichigen Holzes wird mitunter wirkliche frechheit entwickelt. Das Schnitjwerk durchschneidet die Wurmgänge gelegentlich auch der Hänge nach, so dafj auf der Oberfläche offene Kanäle hinlaufen. Boule-Arbeiten nach Zeichnungen Berains und Gillots kommen in Blasse aus den Werkstätten der Vorstadt Saint Antoine. Aber man kann die neuen Ginladungen non Schildkrot, nachgemachten natürlich, Kupfer und Zinn leicht an den Tier- und lllenschengestalten erkennen, die der Hof tischler Hudmig des Vierzehnten, Andre Charles Boule, niemals anbrachte. Aus Zelluloid imitiertes Schildpat oerrät sich, wenn man einige Tropfen Wasser darauf stehen läßt. Cs bilden sich nämlich dann Beulen. Von der Gotik bis zur Biedermeierzeit werden die ITlöbel aller Stilepochen nachgemacht und gefälscht. Tröstend kann man sagen, daß sich zwar die alten Vergoldungen aus der Renaissancezeit mit einer Kupfermischung nachahmen lassen, die Holzoergoldung aus der Zeit Cudroig des XIV. und spätere aber auf keine Weise. Ulan müßte Goldblätter oon demselben Korn und derselben Stärke schlagen und sie dann alt machen können, was bisher glücklicherweise noch nicht gelang. f. V. Schmidt und Portais & fix in Wien, Bern- heimer in HTünchen liefern allerdings ausdrücklich als Imita tionen, alte ITlöbel, die oon einem ganz erstaunlich „echt“ wir kenden Aussehen sind, und was die Comp igniede buissculptes in bezug auf die Herstellung oon Schnitzwerk oermiltels der ITlaschinen schon oor Jahren oermochte, kann man schon in den Sälen des Couore sehen, die die Vermächtnisse ITlonsieurs Thiers’ bergen. Auch in JTlailand befindet sich eine Ge sellschaft, die mittels heißerFRetallmodel Holzreliefs prefjt.Der Druck der heilen ITletallmodel erzeugt zugleich eine oberfläch liche Verkohlung, die durch kräftiges Bürsten gänzlich beseitigt werden kann, worauf das Holz eine hübsche Patina zeigt. In der kleinsten Stadt Tirols, dem nur 700 Cinwohner zählenden mittelalterlich anmutenden Rattenberg am Inn ist einer kleiner Schreinermeister tätig, der außerordentlich geschickt aus alten tiroler Bauerntruhen die prächtigsten gotischen Kredenzen tischlert, an denen schöne Schlösser in Cisenschnitt blinken, die natürlich neu sind, so alt sie auch aussehen mögen. Aehnliche Reubeleber der Alttiroler Kunsttischlerei sind in Schwaz, Hall, Innsbruck und anderen Orten emsig tätig. Chronik. Ansichtskarten. (Vierländer Postkarten.) Huf der gegenwärtig im Hamburger ITtuseum für Kunst und Gewerbe stattfindenden Vier länder Ausstellung zeigt der Hamburger ITlaler H, Haase eine Anzahl non Ansichtspostkarten, die Vierländer ITtotioe überaus glücklich oertnerten. Die Karten sind sowohl künstlerisch, wie technisch sehr bemerkenswert. ITlan sieht auf ihnen u. a. einen alten Kornspeicher aus dem Jahre 1580, den Türeingang eines Hufnerhauses aus dem 17. Jahrhundert, interessante üiebelseifen desselben Hauses, ferner Stube und Diele des Hardenschen Hufner hauses in rieuengamme mit der Jahreszahl 1595. Die schönen in Dreifarbendruck hergestellten Ansichtskarten werden in Serien zu je sechs Stück oerkauft. flutographen. (Autographen-Romanzen.) finen hübschen (Anblick in das Getriebe der modernen Autographenjagd gibt ein bedeutender englischer Autographensammler, A. ITT. Broadley, in einem soeben erschienenen Buche, das den Titel: „Plaudereien über Autographen“ führt. 6s sei zunächst ein darin abgedruckfer Brief Wellingtons angeführt, der oor einigen Jahren für 101 Pfund oerkauft wurde. Der Brief ist nach dem Tage der Schlacht bei Waterloo geschrieben und zeigt Wellington oon einer neuen Seite: „Der arme Canning,“ so lautet der Brief, „hafte gestern in unserer Schlacht meinen kleinen Depeschenkasfen, und dieser ging oerloren, als er getötet wurde. Jch märe ihnen dankbar, wenn sie mir einen andern oon gleicher Gröfje, mit gleichem Schlosse, Schlüssel und Cederdeckel so bald wie möglich schicken würden. Was halten sie oon der oollstandigen Hiederlage Bonapartes durch die Armee? ln den Annalen der Welt hat es nie einen so oerzmeifelten oder so hartnäckig ausgefochtenen Kampf oder eine solche lliederlage gegeben. Cs war wirklich eine Gigantenschlacht, mein Herz ist gebrochen oon den schrecklichen Verlusten, die ich erlitten habe: meine alten freunde, meine Ge fährten und meine armen Soldaten! Wie ruhmreich die Schlacht auch sein mag, ich werde nicht mit ihr zufrieden sein, wenn sic nicht das €nde Bonapartes bedeutet.“ — Zuweilen steigern be sondere Gelegenheiten die Preise für an sich wertoolle Autographen bedeutend. Als oor ein paar Jahren die 100 Wiederkehr der Schlacht oon Trafalgar gefeiert wurde, stieg die Hachfrage nach IJelson- briefen bedeutend. Damals wurde ein Brief Flelsons an £ady Hamilton für 1050 Pfund oerkauft und einen Rekordpreis erzielte bei Chrisfie Flelsons berühmtes ITlemorandum an die flotte am Abend oor der Schlacht oon Trafalgar, das oon einem Sammler für 5600 Pfund erstanden wurde. Zuweilen jedoch kommen be sondere Glückspilze unter den Autographensammlern auf ganz billige Weise zu den werfoollsten Briefen. Vor ein paar Jahr zehnten z. B. kaufte ein Händler in Hugerford lllarket für 7 Pfund für die Tonne einen grofjen Posten altes Papier oon der Verwaltung oon Somerset House. Damit hafte er einen ganz aufjerordentlich guten Kauf gemacht, denn unter den Papieren fanden sich amtliche Berichte aus der Zeit Heinrichs Vir, und Garderoberechnungen für die Königin Vlisabefh. Hoch billiger kam der Aufographensammler Dr. Raffles zu einem außerordentlich werfoollen Stück: bei einem Antiquar erwarb er unter anderen Papieren für 18 Pence, also rund 1.50 ITlk. die Originalrechnungen über die Ausgaben bei der Hinrich tung ITlaria Stuarts, moderne Autographensammler bedienen sich, um oon lebenden Berühmtheiten Autogramme zu bekommen, aller hand nicht ganz ehrlicher Kniffe, ßroadley oersichert, Sir John