Seite 298 Internationale Sa mm ler-Zeitung. rtummer 19 und nicht in alle Winde zerstreut wird, ln der Hauptsache findet man Briefe und Befehle oon Andreas Hofers eigener Hand ge schrieben, die mit ihren schaleren und umständlichen Schriftzügen und der altertümlichen Sprache jene Zeit heraufzaubern, in der die Bauern zu Helden wurden, als die Armee bereit mar, die Waffen zu strecken. Unter den interessanten Schriftstücken findet sich auch jener Befehl des Erzherzogs Johann, in dem es heifjf, dafj der „Wunsch seiner Ulajesfät dahin gehet, dal} die Tyroler sich ruhig uerhalten und nicht zroecklos sich aufopfern mögen“. (Eine Racine-Entdeckung.) Einen glücklichen fund machte kürzlich der französische Gelehrte Joseph Bannet in der kaiser lichen Bibliothek zu Petersburg. Es gelang ihm nämlich, zroei bisher uö11i g unbekannte ITlanuskripte oon Racine zu entdecken. Das erste mar eine Übertragung des Psalters und nach Ansicht Bannets sind die Bemeise für die Urheberschaft des großen französischen Dichters schlüssig. Als oöllig sicher darf allem An scheine nach die Autorschaft Racines bei dem zweiten lllanuskripf gelten. Kostbar gebunden und auf dem Rücken und den Deckeln mit dem Wappen Eudwigs XIV. uersehen, meist das lllanuskripf ein ITlerkzeichen auf, das für seine Authentizität spricht, das Papier ist mit demselben Wasserzeichen uersehen, roie die in der Pariser llationalbibliothek aufbemahrten Racine-JTlanuskripte. Jm Text be finden sich Verbesserungen oon Kopistenfehlern, die uon der Hand Racines herrühren. Der glückliche Sinder hofft, roie das „Journal des Debats“ mitfeilt, den lebten Beweis uon Racine selber zu er halten, dessen „Handschrift“ sich beim genauen Studium des ITlanuskriptes nicht oerkennen lassen dürfte. Das lllanuskripf führt den Titel: „Die sieben Psalmen der Pönitenz, in Sonetten paraphrasiert“. Jeder Vers ist mit einer Paraphrase uersehen, so dafj in dem ITlanuskripte 150 Sonette enthalten sind. Jedes dieser Gedichte wird obendrein noch durch eine moralische Reflexion be schlossen. Eine französische Zeitschrift hat es inzwischen unter nommen, eine Auswahl aus den Sonetten zu oeröffentlichen, der auch die schöne „Widmung“ Racines an den König beigefügt war. Diese Widmung wird dadurch besonders interessant, dafj Racine sich in ihr gegen Verdächtigungen wehrt, durch die ihm feinde beim König zu schaden gesucht hatten. Eudwig XIV. bekam aber weder Werk noch Widmung zu Gesicht. Der Dichter hatte beide jef^t gefundenen ITlanuskripte bei seinem Tode seinem freunde und Arzte Dodarf übergeben, aus dessen Händen sie durch irgend welche heute nicht mehr festzustellenden Umstände in die des Eustache Ce Hoble gerieten. Ce lloble nahm an ihnen allerlei fälschungcn, Textänderungen und Streichungen uor. Durch einen merkwürdigen Zufall aber blieben diese fälschungen auf dem Psalter und sein Vorwort, auf die moralischen Reflexionen und die „Widmung“ beschränkt. Die 150 Sonette blieben oon ihnen frei, (lleugefundene Sanskritdramen.) Prof. Dr. H. Olden burg (Götfingen) teilt der „frkfztg.“ mit: Durch einen unerwarteten Glücksfall scheint ein einst hochberühmter, altindischer Bühnendichter, dessen Werke man für hoffnungslos oerloren hielt, Auferstehung zu finden, ln dem „Vorspiel auf dem Theater“, das einem Drama des grofjen Kalidasa, des Dichters der „Sakunfala“, oorangeht, sagt der Theaterdirektor: „So will es das Publikum: Kalidasa hat ein Drama gedichtet, das den Titel führt „ITlalaoika und Agnimitra"; das sollen wir an diesem frühlingsfest aufführen. So lafjt denn ITlusik und Tanz beginnen.“ Worauf der Gehilfe des Direktors erwidert; „Dicht also! Will man denn die Schöpfungen so berühmter Dichter roie ßhasa, Saumilla, Kaoiputra übergehen, um dem Werk eines Dichters der Jetztzeit, Kalidasa, Ehre zu erweisen?“ — Die Hamen der hier genannten Vorgänger Kalidasas sind uns bis jetjt kaum mehr als eben nur Hamen Der lTatur der Sache nach mufj eine so reich und fein entwickelte dramatische Poesieroie die Kalidasas (5. Jahrhundert n. Chr. ?) ihre lange Vorgeschichte gehabt haben. Von der wissen wir unendlich wenig. Eine der bedeutendsten Rollen in dieser Vorgeschichte würde allem Anschein nach dem unter jenen Poeten an erster Stelle genannten Bhasa zufallen. Wir finden ihn in den uns erhaltenen Texten öfter erwähnt; ein paar lyrische Strophen oon ihm haben sich erhalten; wir begegnen dem Wort spiel, der ehrwürdige Kleister der Dichferschar Bhasa sei das Hachen (Hasa) der Poesie, Kalidasa sei ihre Grazie, für uns ober schien jenes Hachen oersfummt. Vor wenigen Tagen nun erhielt ich non Herrn Ganapati Shastri, einem Gelehrten des südindischen Staats Traoancore, die Hlitteilung, es sei ihm gelungen, aus einer Sammlung alter ITlanuskripte zehn (!) Dramen des Bhasa ans Eicht zu ziehen, die er in kurzem ueröffcntlichen werde, ln Traoan- core gibt es, roie mir oon kundiger Seite mitgefeilt wird, eine Anzahl gelehrter alter Brahmanenfamilien, die wohl solche Schäle besten mögen, und Ganapati Shastri ist ein nerfrauensroürdiger, um die Wissenschaft oerdienfer ITlann, dem schon früher schöne funde geglückt sind. Bekanntlich ging uor kurzem die ITlitteilung durch die Blätter, unter den Schäden der uon dem uersforbenen Pis chel angeregten zentralasiatischen Expedition seien Handschriften fragmente indischer Dramen gefunden, die an Alter die uns uorliegenden Dramen weit überragen. Hach dem, was darüber uerlautef, scheint es, dafj diese fragmente auch in ältere Zeit als die des Bhasa gehören. So darf man hoffen, dafj in kurzem aus mehr als einer Periode der Geschichte des uorkalidasei'schen Dramas Texte oorliegen werden, die uns über die Richtungen, in denen jene Geschichte oerlaufen ist, urteilen lassen, mögen diese Texte auch auf das grofje Hauptproblem der Geschichte des indischen Dramas Eicht werfen, dessen Eösung mit den bis jetjt uerfügbaren mittein nicht gelungen ist und nicht gelingen konnte: auf die frage, ob jenes Drama oon griechischen Einflüssen berührt worden ist. Dumi5matik. (Die neuen buIgarischen münzen). Das Wiener lllünz- nint hat gemeinschaftlich mit der münze in Kremnit] die Ausprägung der neuen bulgarischen Silbermünzen mit dem Kopfe des Königs f erdin and I. im Konkurrenzwege erstanden. Die Prägung wird in nächster Zeit uollzogen sein. Das Porträt zu diesen münzen, mit dessen Ausführung der treffliche Wiener llledailleur Regierungs rat Professor Stephan Schwa rlj uon der bulgarischen Regierung beauftragt war, fand sowohl in künstlerischer als auch in münz technischer Beziehung allgemeinen Anklang. (Ein niuseum oon falschen münzen.) Durch die Anlage einer umfangreichen Spezialsammlung gefälschter münzen der uer- schiedensfen Zeitalter hal die Direktion des ITlünzkabinetts in münchen eine für münzenforscher und Sammler gleich interessante lleuerung geschaffen. Die reichhaltige Sammlung umfafjt haupt sächlich l"lachahn.ungen seltener antiker münzen, wie zum Beispiel die Grofjbronzen der römischen Kaiser. Diese Hachbildungen sind nicht etwa in betrügerischer Absicht gefertigt morden, sondern sie entsprangen der freude der Renaissance an der Antike, und sollten für die im Original schwer erhältlichen münzen einen Ersatj bilden. Als erster scheint Eaoino um 1550 in Padua nach Grofjbronzen römischer Kaiser neue Stempel geschnitten zu haben, mit denen er technisch ausgezeichnete Kopien herstellte. Als dann die llach- frage nach seltenen Originalen stieg, fanden sich falscher genug, die in oollster Absicht der Täuschung ihre Produkte als echt aus- gaben. Die Zunft dieser fälscher arbeitete mehr oder minder raffiniert Das beweisen die zahlreichen Stücke der ausgestellten Kollektion. Die falschmünzer haben sich möglichst an das Original gehalten, die Künstler dagegen, die ihre Hachahmungen auch als solche ausgaben, hielten sich in der Auffassung und Ausführung nicht scharf an das antike Vorbild, sie indioidualisierten ihre Kopie, und so finden wir bei oielen Stücken unoerkennbar den Stil der Renaissance oertreten. Vielfach machten sich die fälscher nicht einmal die HTühe, die falsifikate zu prägen, sondern sie gossen sie einfach ab. Abgesehen daoon, dafj die römischen Kaisermünzen niemals gegossen wurden, oerräf sich die Gufjmünze durch charak teristische IHerkmale. fehlerhafte Umschriften der münzen oerraten oft schon die fälschung. So zeigt der ausgestellte falsche Aureus des Kaisers ITero die Eesart DCVR, statt DECVR (SfO). Die fälscher haben antike schöne Stücke auch „überarbeitet“ und aus einer weniger seltenen münze durch Retusche der Umschrift, Hachschneiden des Profils ein seltenes, sehr begehrtes Objekt geschaffen. Sie haben auch münzen angefertigt, die im Original gar nicht existieren.