Seite 358 internationale Sammler-Zeitung. Hummer 22 fine berühmte ITlethode, lTeulinge daranzukriegen, heilst j in der Sprache der Händler ein Bild mit einer flmme in die Welt zu schicken, was bedeutet, ein Bild wird für eine gewisse Zeit in irgend einem roeitabgelegenen Bauernhause untergebracht, dort in einem Stall oder in einer dumpfen Kammer aufgehängt, um mit Staub und Schmutj bedeckt zu werden. Der schlaue Händler wird sodann oerkünden, er habe gelegentlich einer Reise in einem Bauernhause ein seltenes Kunstwerk entdeckt und diesen Fund unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit jenem Sammler mitteilen, dem er das Bild anhängen will. Bin gemein schaftlicher Besuch der Fundstätte ist der nächste Schritt. Der befragte Bauer wird immer antworten, dafj er nicht wufjfe, dafj ein wertoolles Bild im Hause sei, oder dafj es, seit er denke, dort hänge, dafj es schon zu seines Grofj- oaters Zeiten dort gehangen habe usw., dafj er ferner auch gehört habe, das Bild sei ein kostbarer Schatj. Run läfjt der Händler seine Redekunst wirken und das feine Geschäft kommt in der Regel zustande, wofür aber der Bauer blofj eine Kleinigkeit erhält. Zuweilen werden zwar auch echte alte Bilder in Bauernhäusern entdeckt, doch selten in einem guten Zustande. Die Bauern haben die unoerständige Gewohnheit, die Bilder mit Knoblauch oder Zwiebel zu reinigen; dabei nehmen sie nicht nur den Firnis, sondern auch die mertuolle Patina und gewisse Farben weg, so dafj in oielen Fällen nur der goldene Untergrund und die tiefer aufgetragenen Farben übrig bleiben. Doch solche Ruinen werden uon den Händlern eifrig gesucht, um einen Pappenstiel gekauft und hernach geschickte und in der Kunstgeschichte bewanderte Ulaler beauftragt, das Bild zu restaurieren oder besser gesagt, es auf Grund der noch sichtbaren Originalkonturen neu entstehen zu lassen. Der neue Schöpfer des Kunstwerkes erhält in der Regel nur einige IHark täglich und mufj ängstlich darauf bedacht sein, dalj niemand ihn bei seiner Arbeit sieht. Br lebt deshalb meistens im Hause seines Brotherrn und wird während seiner Arbeit oon der Außenwelt so strenge abge schlossen wie Fra Filippo Cippi, der als er seine berühmte j ITladonna für das Haus der IRedici malte, in einem Atelier buchstäblich gefangen gehalten wurde. Die Rachahmung der alten [Reister geschieht heute am häufigsten in Italien, denn der Italiener besitjt noch einen Teil des Genius seiner Vorfahren und er scheint instinktmäijig das Schauen und Fühlen der ITleister des 13. und 14. Jahrhunderts zu treffen und kann ihre Werke zuweilen mit sympathischer Treue wiederholen. Amerika ist ooll mit solchen Bildern, deren Echtheit oft in nichts anderm als in dem Entwürfe und in der Ceinwand besteht, auf der sie gemalt sind. Gemälde der älteren Zeit mit goldenem Untergrund und seltsamem Entwurf werden am meisten in Siena erzeugt, wo man die Holztafeln oor aller Welt außerhalb der Coden zum Trocknen aufstellt. Es sind dies zumeist oon Würmern durchfressene und mit chemischen Rütteln älter gemachte Tafeln, zuweilen werden alte, doch oerdorbene Bilder als Grundlage benütjf. Um beim Kaufe eines Bildes aus der Zeit Giottos nicht hintergangen zu werden, tut man am besten, sein Augenmerk auf eine einfache Komposition zu richten, da die Fälschung komplizierter Zeichnungen mit oiel Personen leichter als die der einfachen Cinien gelingt. Eine beliebte Probe, die alle Händler warm empfehlen, besteht in dem Abreiben des Bildes mit Alkohol, wodurch, wenn die Farben nicht Weggehen, der sichere Beweis gegeben sein soll, dafj die Farben und der Firnis im Caufe einer langen Zeit unzertrennbar geworden sind. Aber den ist nicht so, denn die Erfindungsgabe des Rlenschen ist grenzenlos, wenn es gilt, den Höchsten zu hintergehen und so ist auch gegen das Abreiben mit Alkohol ein wirksames mittel gefunden worden, man hat erfahren, dafj die Eingeborenen ITlexikos und Brasiliens einen Kaktus in Streifen schneiden, daraus einen Absud bereifen, der, wenn er mit Farben oermischt wird, diesen einen hohen Wider stand gegen Feuchtigkeit oerleiht. Die Eingeborenen streichen mit dieser mischung ihre Hütten an, um sie wetterfest zu machen. Die Bilderhändler machten sich diese ITlethode sofort zu eigen und haben damit erzielt, dalj ein Bild, in dessen Farben dieser Kaktusabsud gemischt wurde, den Angriffen der meisten Chemikalien widersteht. Die Alkohol probe und manch andere ist somit nichts mehr wert. Was das Beschauen der Rückseite eines auf Holz oder Ceinwand gemalten Bildes anbelangt, da weilj sich jeder geriebene Händler auch zu helfen, wie überhaupt die Käufer in der Regel nicht wissen, wie schlau und gründlich die Händler zu Werke gehen. So wird mittelst eines besonderen Ceims eine neue Kopie oder eine alte Rachahmung eines alten ITleisters an die Ceinwand eines wirklich alten, aber wertlosen Bildes sorgfältig geklebt und das Ganze hierauf in einem Ofen gebacken, wobei der Ceim sich fein oerteilt und die bei den Sammlern beliebten Sprünge entstehen, die für das sichere Zeichen eines hohen Alters gelten. Holzasche und Rauch geben auch ein scheinbares Zeugnis für das Alter und Cakritjen- saft kuriert ebenso wirksam ungläubige Amateure, als mit Husten behaftete Kinder. RTit einem Absud oon Süfjholz kann man nämlich einem Bilde den warmen, goldenen Ton geben, den die Sammler teuer bezahlen. Auch für die Herstellung der Fliegenflecke und des aus Staub und Schmutj gebildeten Belags haben die Fälscher ein bewährtes Rlittel. Sie bereiten, um Fliegenflecke auf einem Gemälde anzubringen, eine mischung mit schwachem Gummi und Tusch oder Sepia, tauchen darin einen feinen Pinsel ein und sprifjen sodann aus mehrere JTtefer Entfernung auf das zu alternde Bild. Die etwa zuoiel entstandenen Fliegenflecke werden leicht beseitigt, solange die Flüssigkeit nicht eingetrocknet ist. Kommen in einem Bilde Stellen oor, die den Kopisten zu schwer erscheinen — was freilich selten ist, weil die Kopisten meistens tüchtige Ulaler sind dann wird die betreffende Stelle mit einer Schmuijschicht belegt, gefirnist und sodann mit einem feuchten Tuche sorgfältig abgerieben. Das Wasser bildet mit dem Firnisse bald einen Schimmel, der oerlaufend angeordnet wird und dadurch den Anschein erweckt, als ob "der Schimmel auf die natürliche Weise entstanden sei. Beim Herstellen eines alten Bildes werden auch die Cinien nachgeahmt, die in der Künstlersprache pentimenti heifjen und angefangene, hernach aber oerbesserte Konturen bedeuten, Viele berühmte Bilder der Künstler haben solche pentimenti, die als Beweise der ursprünglichen Absichten der Künster gelten und die Fälscher wollen solche Zeichen der Echtheit nicht oermissen lassen. Über den Wert der Signaturen ist kurz zu sagen: Rur die Reulinge halten sie für untrügliche Zeichen der Echtheit, Es gibt Ulaler, die das Rachahmen der Signaturen als ihr Spezialfach gewählt haben und dies so gut können, dalj sie diese Kleister selbst täuschen könnten. Ein beliebter Trick der Händler ist, die Signatur unter einem der früher beschriebenen, schimmeligen Flecken anbringen zu lassen, um den Käufer die Entdeckung der Signatur zu überlassen, nachdem ihm eingeredet wurde, das Bild sei oon diesem ITleister. Geht der Käufer wirklich daran, den Schimmel zu beseitigen, dann triumphiert der Händler und hat eine sichere Kundschaft mehr. In früheren Zeiten waren die Rachahmer nicht selten heroorragende Künstler. Jakob uan Huysum malte Bilder, die er als solche oon Jan oan Huysum dreifjig Jahre nach dessen Tode oerkaufte. Konstantin Retscher malte uielemale das berühmte Porträt Karl I., das nun in fast allen grofjen Galerien oorhanden ist. Cuca Giordano worein unübertrefflicherRach- ahmer seiner Vorgänger und Daoid Teniers der Jüngere malte