Seite 364 Internationale Sammler- Zeitung. Rümmer 23 kaufte er aus der Sammlung Bicknell sieben Turners zusammen für 280.000 Kronen an — das Bild kam also auf durchschnittlich 40.000 Kronen; der Sammler selbst hatte die Sachen direkt non Turner gekauft, dem er jedes Stück gleichmütig mit 5000 Kronen bezahlt hatte Unerschrocken ging Sir William flgne.ro auf dem einmal betretenen Wege roeiter. ln den siebziger Jahren erstand er Turners „Walton Bridges“ für 100.000 Kronen und 1875 zahlte er für ein den großen Kanal in Venedig darstellendes Gemälde Turners sogar den Rekordpreis uon 140.000 Kronen, natürlich ge hörte die allergenauesfe Kenntnis des Barometers des Kunstmarktes, soroie des in Betracht kommenden Käuferkreises dazu, um solche Preise mögen zu können. Gin ähnliches Wagestück roar es auch, als Sir William flgnero die Juroelensammlung der familie ITlarl- borough im.Jahre 1875 im ganzen für die Kleinigkeit uon 700.000 Kronen an sich brachte. Die Sensation in der Cebenslaufbahn dieses Grofjkunsthändlers ereignete sich im Jahre 1876, als die berühmte „Herzogin uon Deoonshire“ uon der Hand öainsboroughs, die flgnea) für 100.000 Kronen erstanden hatte, ihm gestohlen rourdo. Der Diebstahl erregte um so größeres Aufsehen, als das Bild bei seiner Ausstellung den Gegenstand lebhaftester Erörterungen gebildet hatte. Ein Teil der Kenner roar uon dem Werke begeistert, aber ITlillais hatte geradeheraus erklärt, nach seiner TTleinung habe Gainsborough das Bild nie gesehen. Erst 50 Jahre später fand das Gemälde seinen Weg zu flgnero zurück, und heute bildet es eines der Glanzstücke der uielbesprochenen Sammlungen Pierpont lllorgans. Bis in seine lebten Tebensjahre hat Sir William flgnero und das uon ihm geleitete Haus eine große, ja ausschlaggebende Rolle auf dem Weltkunstmarkte gespielt, und erst uor roenigen Jahren hat der scharfblickende ITlann eine Zweigniederlassung in Berlin gegründet, roeil er die wachsende flufnahmsfähigkeit des deutschen Kunstmarktes richtig erkannte. Die Hauptaufgabe dieser Zweigniederlassung bildete der Handel mit Werken der englischen Schule, die ja auch bei uns in jüngster Zeit eine außerordentliche Beliebtheit errungen haben. Diese wachsende Beliebtheit der eng lischen Werke hafte Sir William flgnero gleichfalls rechtzeitig er kannt, und mancher uon ihm beratene Sammler hat Werke non Hopner, Romney und Carorence rechtzeitig für beiläufig 5000 Kronen angekauft, die kaum ein Jahrzehnt später auf dem Kunstmarkte einen Wert uon 200 000 Kronen erreichten. Übrigens spielte der Verstorbene auch im politischen Ceben eine heruorragende Rolle, und er benüßte seinen Einfluß im Jahre 1885 in sehr geschickter Weise dazu, um das Haus der Gemeinen zu der Bewilligung uon l s / 4 UJillionen Kronen zur Erwerbung der aus Bienheim stammenden IJJadonna uon Raffael und des Bildnisses Karl 1. uon nan Dyck zu bestimmen. (Die Sammlung des ITlalers Cathrop.) Aus nero-üork roird gemeldet: Die Entscheidung über das Schicksal der berühmten Kunstsammlung des amerikanischen ITlalers Cathrop ist gefallen: noch im taufe dieses Winters kommt die Kollektion in den Ander son Art Galleries unter den Hammer. Außer den Werken ameri kanischer Künstler hat der kürzlich uerstorbene Cathrop eine Sammlung uon Werken der IJJeister uon Barbizon zusammenge bracht, eine Reihe Candschaften uon Corot, eine Studie uon Rousseau, ztuei Werke uon Diaz und eine Candschaft uonDupre. fluch zwei Gainsboroughs und Werke uon Constable, Dela croix und Richard Wilson werden oersteigert. Die Sammlung ent hält überdies Tintorettos „mutter und Kind“. mu5een. (Ein ITluseum in Pompeji). Der flufsichfsrat über die Altertümer und bildenden Künste in Italien hat dem Unterrichts minister uorgeschlagen, in Pompeji ein großes ITluseum mit Bibliothek und Amtswohnung für den Direktor und Räumen für ein archäologisches Institut zu erbauen. Zur Durchführung dieses Planes soll dem Parlamente ein spezieller Geseßentrourf oorgelegt werden. (Aus dem britischen Kluse um). Eine wichtige Bereicherung hat die graphische Sammlung des Britischen llluseums erhalten, indem ihr durch Srau ITlary Greenfield eine 1890 in Deir el Bahari aufgefundene, 122 ?uß lange Papyrusrolle geschenkt morden ist, die die thebanische Rezension des ägyptischen Toten buches in hieratischer Schrift enthält und mit prächtigen Abbildungen geschmückt ist. Die Handschrift ist nach der „Times“ um das Jahr 1000 o. Chr. für die Prinzessin lTesi-ta-neb-sacher angefertigt worden. Uom Kunstmarkte. (flntiquitäten-flukti an.) In der Galerie Helbing in ITlünchen findet am 9. und 10. Dezember eine flntiquitäten-fluktion statt, die drei ITachlässe uereinigt und dementsprechend mannig fache Bestände aufroeist. Es ist der Besiß des i Baron uon Hol leben, Starnberg, der flteliernarhlaß des Professors Hermann Kaul- bach und altes Kunsfgewerbe aus dem Besiße uon Sräulein fl. Straus, Eichstätt, fln bemerkenswerten Objekten sind besonders reich die Abteilungen der Keramik, der Zinnarbeiten und der Tllöbel. Zunächst sind heruorzuheben gute italienische ITlajolika, deutsche Porzellane und Fayencen. Unter dem Zinn sind besonders Ge schirre und andere Gebrauchsgegenstände des 18. Jahrhunderts, der Empire- und der Biedermeierzeit zu erwähnen. Unter den sonstigen Tlletallarbeiten fällt das Silber auf. Bei den Ulöbeln finden sich besonders schöne Renaissance-Arbeiten, namentlich reich gearbeitete Schränke, so ein mächtiger prachtooll dekorierter fig. 13. Srankentaler Kaffeekanne. Schrank, der als wirkliches ITlitseumsstück bezeichnet werden kann, ein Schweizer Buffet uon 1664, ein Ulmer fußnetkasten und andere Halbschranke ausgezeichneter Qualität. Auf einige sehr gute Rahmen der Renaissance, dabei eine mit Uleisfernamen bezeichnete Arbeit sei besonders aufmerksam gemacht, Von späteren Arbeiten sind einige sehr hübsche französische lllöbel mit Vernis lllartin-malerei, sowie Empire-Biedermeierstücke bemerkenswert, fluch einige ITlöbeT garnituren kommen uor. Im Übrigen sei noch auf die reiche ?olge schöner Teppiche und die interessante Kollektion uon Jagdwaffen, Jagdutensilien und Geweihen hinwiesen, namentlich unter den leßteren befinden sich uiele Raritäten und Kuriositäten. Eine kleine Sammlung hübscher Bildnisminiaturen bildet den Schluß des ab wechslungsreichen Ensembles. Der mit uielcn Textabbildungen aus- gesfattete Katalog ist durch die firma Hugo Helbing gratis gegen Partoersaß zu beziehen.