Internationale
.gammler-^eifunf!
Zentralblatt für Sammler, Ciebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Horbert Ehrlich und J. Hans Prosl.
2. Jahrgang. Wien, 1. februar 1910. Hummer 3.
Die Kunstsammlungen öes Freiherrn Alfons uon Rothschild.
Von Dr. Cudcuig flbels (Wien).
(Schluß.*)
■ evor ich die Schilderung der mit französischen
JTleistermerken geschmückten Salons beginne,
möchte ich mehrere schriftlich und mündlich ge -
äußerte Wünsche nach ausführlicherer Beschreibung
einzelner Kunstgegenstände im großen Saale
nach Tunlichkeit erfüllen, Bus der fülle der
hier oereinigten Objekte roill ich nach eine kleine
fAMgf Anzahl herausgreifen, ohne damit sagen zu
roo ^ cn > daß unter den übrigen Schößen nicht
ebenso interessante und schöne Stücke zu
j/AJÄWv' finden mären,
Da stehen zum Beispiel in einer Vitrine
der rechten liängsmand zmei zierliche, nahezu
gleiche, silberne, oergoldete fließ-Kännchen,
französische Arbeit, etroa oom Anfang des
—16. Jahrhunderts, in den fein durchgearbeiteten
formen der Spätgotik. Überaus reizvoll ist der zmischen
fuß und Kanne eingefügte durchbrochene Kranz oon
Blüten, sehr charakteristisch die Behandlung des Aus -
gusses in Gestalt oon masserspeienden Drachenköpfen,
köstlich stilisiert die Gestalten der knieenden Engel mit
roeit ausgebreiteten flügeln. Die Drücker der Deckel sind
aus Buchstabenzeichen geformt: ein großes A = aqua und
ein W = vinum, als Winke beim Gebrauch für Wasser
und Wein.
Besonders schöne Arbeiten finden sich uon deutschen
Goldschmieden des 17. Jahrhunderts, und zroar sind
hauptsächlich Augsburger, nürnberger, Regensburger und
Straßburger Uleister uertreten. Ich ermähne zunächst einige
Pokale. Ein Prachtstück ist der Augsburger Deckelpokal,
Silber vergoldet; auf dem nach oben erroeiterten Becher
sind Reliefdarstellungen: Pluto und Proserpina, auf ihrem
ITleeresmagen fahrend; der llodus ist mit Widderköpfen
verziert, welche Ringe tragen. Der runde fuß, ebenso roie
der Deckel zeigen Ornamente in getriebener Arbeit. Als
Deckelknauf dient die figur eines Adlers. Der Pokal trägt
das Beschauzeichen Augsburg und als IJJeisterzeichen
einen Anker im geschwungenem Schilde.
Ein anderer Augsburger Pokal zeigt am Becher über -
aus edel durchgebildete schlanke frauengestalten in Treib -
arbeit, die Künste und Wissenschaften darstellend: IJlusika,
Poesia, Geometria etc. Der Deckel trägt die figur einer
*) Siehe [lummer 2 des laufenden Jahrganges.
JUadonna mit Kind und Eämmchen. — Ein dritter, gleich -
falls aus Augsburg stammend (und zwar nach dem Uleister-
zeichen SJ eine Arbeit des Jakob Schuhmacher, f 1608),
zeigt am Rande des Deckels eine Inschrift, die besagt, daß
der Pokal zu Ehren des am 2. August 1602 zum Bürger -
meister gewählten Goldschmiedes David Zorer verfertigt
worden sei. Dieser Becher ist gebaucht, nach oben er -
weitert und gleichfalls mit allegorischen, figürlichen Dar -
stellungen, sowie mit Emblemen, Band- und Pflanzen -
ornamenten und mit aufgeseßten IJJaskarons geziert. Am
llodus sind drei Kinderfiguren, der fuß ist rund, mit
silbernem Ring, Pflanzenornamenten in buntem Email, mit
Köpfen in llledaillons, geflügelten Engelsköpfchen, Obsf-
stücken und Bandornamenten in getriebener Arbeit, also
ein besonders reich dekoriertes Prunkstück. — Aus Straß-
burg stammt ein Becher, Silber vergoldet, gegossen in
konischer form, mit Darstellungen aus der biblischen Ge -
schichte, umgeben oon Bandornamenten, fruchtgirlanden
und Ulaskarons in Relief. Auf dem Boden sieht man ein
Wappen mit den Buchstaben f. E. W. V. R. G. H. 13.
Das Entstehungsjahr ist 1655. — Zwei sehr interessante
Stücke tragen die Ularke Regensburg, der Pokal der
Schüßengesellschaft zu Regensburg aus dem Jahre 1586
und ein Jagdpokal, um 1600. Der erstere hat zylindrische
form und ist mit Bildern, Wappen und Inschriften in
Treibarbeit versehen. Der Stiel ist durch einen Baumstamm
mit Armbrustjager, Hund und Hirsch gebildet. Der ge -
bauchte fuß zeigt in getriebener Arbeit Wappen, Embleme
und Ornamente. Der Deckel ist als Trinkgefäß behandelt
gleichfalls mit reicher getriebener Arbeit und dem Wappen
von Regensburg in Email. Das Beschauzeichen besteht
aus zmei gekreuzten Schlüsseln. Der andere zeigt in
friesartiger Anordnung eine Jagdszene, am Wasser spielende
Putten mit fischschmänzen, Engelsköpfe mit flügeln und
Renaissanceornamenten an der Cupa, mit Kinderfigürchen
und Volutensfüßen am Stiele und am fuße. Der Deckel
hat durchbrochenen Rand und ist mit allegorischen figuren,
darunter die blißschleudernde figur des Zeus auf Wolken,
geschmückt.
Von weiteren Goldschmiedearbeiten sei eine prächtige
Standuhr in vergoldeter Bronze erwähnt, aus dem 16.
Jahrhundert, von Rugendas, an dem fußgestell schöne
JTlaskarans und fruchtgehänge in Treibarbeit, mit reichen
ornamentalen Voluten, in künstlerischer und technischer
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Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 3
Hinsicht bemerkenswert. — ferner ein „Buttenmann“,
Silber oergoldet, mit der Butte auf dem Rücken, den
Hammer in der Rechten, einen Becher in der Linken, auf
rundem ornamentalem Sockel, mit Wappen und Inschriften,
eine nürnberger Arbeit des 17. Jahrhunderts. Endlich
möge der prächtige Hochzeitsbecher in Gestalt einer frau
heroorgehoben sein; das Kostüm des 17. Jahrhunderts ist
reich ornamentiert mit getriebener und gepunzter Arbeit.
Kopf, Hals, Krause und Hände sind Silber, das übrige
oergoldet. ln den erhobenen Händen trägt sie an Ästen
die halbkugelförmige, reich ornamentierte Cupa. Am Rande
des Rockes steht die Inschrift: „Wer daraus trincket Bier
oder Wein, der gedenck alzeit in Besten mein.“ ..
Hieran roollen toir einige oorzügliche HoIzschnitjer-
eien anreihen. Zunächst eine llladonna mit Kind,
das Werk eines niederrheinischen, roohl kölnischen Uleisters,
oon prächtigem Schöning der Linien und überaus roeich
und oornehm im reichen faltenrourf des Gemandes.
Auf der Rückseite ist das JTlonogramm A. D. eingeschnitten,
ferner ermähne ich zroei herrliche französische Reliefs in
mattem Buchsholz, Arbeiten oon entzückender feinheit in
den reich beroegten Gruppen, der Landschaft, der Perspek-
tioe. Die eine stellt die Auffindung lllosis, die andere den
Zug durchs Rote LlJeer dar.
Besonders reich ist die Sammlung an Glfenbein-
arbeiten oon deutschen, olämischen und italienischen
meistern, in der ITlehrzahl aus dem 17. Jahrhundert
stammend: Krüge mit figuralem Schmuck in Relief, Gruppen
oon frauen und Llymphen, ITleergottheiten, Kriegern,
Puloerflaschen mit Jagdszenen etc. — Gndlich sei mit -
geteilt, dalj auch zahlreiche roertoolle ITliniaturen oon
französischen und englischen Künstlern sich in der Samm -
lung finden.
Indem ich die Schilderung der entzückenden Garten -
salons mit reichem Blumenschmuck, mit Reliefs oon Rafael
Donner, eines mit llJobiliar, das zum Teil aus dem
einstigen Besil3 der Königin AJarie Antoinette stammt, mit
guten ungarischen ITlarktmotioen oon Pettenkofen etc.
einer späteren Gelegenheit oorbehalte, will ich nun einen
der interessantesten Räume des Palais beschreiben, den
Prudhon-Saal, Der im Louis XVI.-Stil, roeil) mit goldenen
umrahmenden Ornamenten gehaltene Raum enthält in den
hohen Wandfeldern und über den Türen dekoratioe Gemälde
des erst in jüngster Zeit roieder zur gebührenden Würdi -
gung erhobenen Pierre Paul Prudhon (1758—1823) und
seiner Schülerin und Geliebten Constance LTlayer. Von
der Existenz dieser Gemälde ist bisher in der Öffentlichkeit
so gut toie nichts bekannt. Als ich oor einigen Jahren
Herrn ITleyer-G raefe, dem geistoollen Autor der „Gnt-
roicklungsgeschichte der modernen ITlalerei“ und speziellen
Kenner der französischen Kunst gelegentlich oon diesen
Arbeiten Prudhons Grroähnung machte, äufjerte er den leb -
haften Wunsch, die Bilder zu sehen, Photographien zu
erhalten und genaueres über die Gntstehung zu erfahren.
Prudhon toird, roie enoähnt, oon den neueren Kunstkennern
und Historikern besonders hoch gestellt. Gr mar der einzige,
der neben Daoids hartem strengen männlichen Stil der
Gmpirezeit die roeiche toeibliche zarte Seite der französischen
Kunst aus dem Rokoko hinüberrettete ins 19. Jahrhundert,
in die Alalerci der Romantik. Prudhons schcoärmerischer
Geist oermochte seine Llahrung nicht allein aus der kühlen
Gröfje der Antike zu ziehen, sondern er fühlte sich gerade
zu jenen meistern hingezogen, die - roie Corregio und
Watteau — der Antike am fernsten stehen. Das macht
seine mythologischen und allegorischen Darstellungen, roie
die berühmte „Gntführung der Psyche“ im Louore so an -
ziehend und sympathisch. Da sich die Kunstfreunde und
die Wissenschaft oon Jahr zu Jahr mehr mit diesem oor-
nehmen Künstler beschäftigen, der inmitten einer tendenzi -
ösen und oft brutalen Produktion der Llach-Reoolutionszeit
die feinsten koloristischen und seelischen Grrungenschaften
des 18. Jahrhunderts festzuhalten und an dem Geiste der
Antike zu oeredeln bestrebt roar, so roürde die Publikation
dieses Rothschild’schen Salons besonderes Interesse er-
roecken. Was in französischem Prioatbesitj oerborgen roar,
rourde in den letzten Jahren fast oollständig oeröffentlieht.
Die Zeitschrift „Les Arts“ hat in mehreren Heften eine
Anzahl oon Gemälden Prudhons, soroie seiner schönen
freundin und congenialen Schülerin Hille. Constance lllayer
aus oerschiedenen Sammlungen, besonders aus der Kollek -
tion Alexis Rouart, publiziert. — Auch die Wandfüllungeri
und Supraporten im Palais Rothschild sind charakteristische
schöne Werke dieses Illeisters. Die oier Höhenbilder,
roeiche die Kunst, die Illusik, die freuden des Reichtums
und die der Liebe darstellen, und die drei Quergemälde
über der Tür, dem Spiegel und dem feilster, roeiche in
matten farbtönen, in der Art oon Grisaillen und in relief -
artiger Wirkung jedes eine liegende frauengestalt, die eine
schlafend, eine andere lesend und die dritte sich schmückend
zeigen, oermeiden mit größter feinheit die frioolität des
Rokoko, roie die pathetische Pose des Klassizismus. Welcher
Adel in der Zeichnung, roeiche Delikatesse in den Be -
wegungen, im Kolorit! Wohl haben auch deutsche und
österreichische Künstler des 19. Jahrhunderts einen oer-
roandten Stil dekoratioer ITlalerei aufzuroeisen, doch erreicht
keiner, auch Ra hl nicht, den französischen ITlaler an Grazie
der Komposition, an Lloblesse des Tons.
ln eine frühere Zeit der französischen Kunst, in die
Blütezeit des galanten Rokoko, fühlen roir uns oersetjt,
roenn roir das Arbeitszimmer, die Bibliothek und den
Schlafraum im ersten Stockroerk betreten. Vor allem das
berühmte Gemälde oon Boucher, welches die LTlarquise
Pompadour als Göttin darstellt, die schönen Gobelins und
die beiden Gemälde fragonards „La bascule“ und
,, I Lescarpolette“ gehören zu den schönsten Produkten jener
Gpoche. ITlit dem letzteren Bilde hatte fraganard (1737
bis 1806) bekanntlich seine eigene Position geschaffen.
Gs ist aus Kupferstich-Reproduktionen bekannt, rourde
übrigens auch oom ITleister in mehrfachen Varianten
wiederholt. Virgile Jösz erzählt über dieses Bild: „Gs
roar im Jahre 1 763, als der Baron Saint Julien den jungen
begabten ITlaler, der den Liebesszenen Watteau's und
Lanerets eine neue flöte geben sollte, aufforderte, ihn in
seiner petite maison zu besuchen. Gr stellte ihn seiner
freundin ITladame de la Tour du Pin oor und eröffnete
dem Künstler seine Absicht: Ich möchte, dafj Sie ATadanie
malen, und zroar auf der Schaukel sitjend. mich stellen
Sie so, dafj ich die fiilje der Schönen sehe, — oielleicht
auch mehr, roenn Sie mich besonders erfreuen roollen!“
— Sa entstand das Gemälde „Les hazards heureux de
l’esearpolette“, oon dem eine Variante sich jetjt in der
Wallace-Kollektion befindet; es gefiel so sehr, dafj weitere
Bestellungen folgten, die sich in der Sammlung des Herzogs
oon Polignac, bei Gdmond Rothschild in Paris und in
der in Rede stehenden Wiener Sammlung finden, „fragonard
hatte damit seinen Beruf entdeckt: Les surprises d’amour
sind sein unerschöpfliches Thema geworden.“
Die Vorliebe für die Kunst frankreichs, die ja bis
auf den heutigen Tag die führung der gesamten Kunst-
beroegung behalten hat, spricht sich auch in der plastischen
Ausschmückung der gartenseitigen fa^ade und der herr -
lichen, roeiten Liberblick gewährenden Gartenterrasse aus.
Rechts erblicken roir an der Litauer eines Wirtschafts -
gebäudes einen figurenreichen grofjen Wandbrunnen, ein
Werk des zeitgenössischen Pariser Bildhauers Chapu, dessen
„Jeanne d’Arc“ im Luxembourg, die „Huldigung der
Jugend“ (Grabdenkmal für Henri Regnault) wegen ihrer
Hummer 3
Internationale Sammler-Zeitung.
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schlichten Innigkeit und meisterlichen Durchbildung zu den
besten Beistungen der neueren Zeit gerechnet werden. —
Anmutige Branzegruppen, Arbeiten non Pigalle (1714 bis
1785), non Houdon (1741 —1828), dem berühmten Schöpfer
des „Voltaire“ und „FRoliere“ (im foyer der Comedje
francaise) etc. sind auch an den Balustraden, wie in den
Salons, «erteilt.
So geht durch die ganze Sammlung, besser gesagt’
durch das ganze Palais Rothschild jener Zauber eines aus
dem Guten das Beste auswählenden, in Allem seinen per -
sönlichen Geschmack betonenden Geistes. Die genufjreichen
Stunden, die ich in diesen Räumen, oor diesen Kunstwerken
und an der Seite des geistlichen kunstoerständigen Haus -
herrn zubringen durfte, werden mir unoerge^lich sein.
• ♦
Österreichische Kunsttopographie.
(Band III. Pol. Bez. fTlelk.*)
Don midielangelo freiherrn uon Zois. (Wien.)
Österreich ist an Kunstwerken reich, oiel reicher als
man gemeiniglich ahnt. Wir wissen es wohl, dafj wir
einen ganz hübschen Bestand an Kunstwerken haben, aber
mir kennen sie nicht. Wir sind oom Auslande hypno -
tisiert und kennen die oerschiedenen Kunststätten Deutsch -
lands, wie Dürnberg, Rothenburg, besser, als das, was
im Auslande, das in allen Kunstgeschichten zu finden
war, — oder aber schien ihnen die Sache doch zu unbe -
deutend, um darüber zu reden. Besonders, da man Öster -
reichs Kunst gerne als ein Anhängsel der deutschen be -
trachtete. Da mir im Bande schwiegen, fand das Ausland
sich nicht bemüssigt, sich näher um unsere Kunst zu
fig. 1. Blick auf lllelk. 1769.
wir selber haben. Und da manche unserer Schätje nur
schwer erreichbar sind, die fremden uns nach nicht darauf
aufmerksam gemacht haben, im Bädeker nichts oon ihnen
steht, so kennen wir sie nicht. Doch nein, es hat immer
Beute gegeben, die sie kannten. Aber entweder waren sie
unsicher, getrauten sich nicht zu sagen, dafj ihnen dies
und jenes in der Heimat ebensogut gefalle, wie ein Objekt
*) K. k. Zenfralkommissian für Kunst- und historische Denk -
male, Österreichische Kunsttapographie, Band 111, Politischer Bezirk:
melk. Wien 1909. ln Kommission bei flntan Schroll & Co., Kunst-
uerlag, Wien I., Hegelgasse 17,
kümmern, und so kam es, dafj noch Professor Hluther
in seiner Geschichte der ITlalerei Österreich in einigen
Zeilen erledigen durfte.
Dem wird nun langsam anders.
Die k. k. Zentralkommission für Kunst und histo -
rische Denkmale in Wien hat sich die Aufgabe gesteckt,
zu Zwecken der Denkmalpflege unseren Bestand an Kunst -
werken zu inoentarisieren und gibt zu dem Zwecke die
österreichische Kunsttopographie heraus, uon der nunmehr
der dritte Band, den politischen Bezirk ITlelk umfassend,
oorliegt, während der erste den politischen Bezirk Krems,
Hummer 3
5 e if e 36 Internationale S
der zcueite die Bezirke X—XXI Wiens behandelte. Jeder
dieser Bände hat eine eigene Ulission erfüllt. Der erste
schilderte die liebliche Wachau, zeigte uns, welch eine ent -
zückende, an liebenswürdigen Kunstwerken reiche Cand-
schaft sich oor den Toren Wiens erstreckt — der zweite
führte uns in die Welt der Sammler, während der dritte
uns die Pracht eines reichen Klosters uorfiihrt.
fln der Hand der Urkunden sehen wir, wie das
wunderbare Stift OJelk gebaut, ausgeschmückt, erhalten
wird, machen wir einen tiefen Einblick in die Welt, in das
Kunstempfinden der Baracke, in jene Zeit, in der es noch
keine betriebsamen firmen, sondern feinfühlige — man
toeiß nicht, soll man sagen Künstler oder Handwerker
gab, die mit uereinten Kräften ein Werk oon so wunder -
barer Harmonie, uon so einheitlich kräftigem Wollen
ammler-Zeitung.
sonderbaren, sich bis in die Wölbung des Presbyteriums
ziehenden Hochaltäre, die schlichte, kleine, aber in ihrer
Cinie fast wuchtige Kirche in Holzern, den malerischen
alten Karner in Coosdorf, und schließlich mauern.
Schon die Silhouette der Pfarrkirche ist auffallend.
Ein hoher weiter Chor, ein kleines, oiel niedereres Cang-
haus, ein Turm, der etwas Troßiges, wehrhaftes hat, an
den einer Burg erinnernd. Und darinnen ein flügelaltar,
in dem gotische und Renaissance Elemente miteinander
ringen, der noch ooll inniger frömmigkeit und Raioetät
ist und schon die antikischen Ornamente kennt. Dazu
ein herrliches fichthäuschen, zart, schlank, aufstrebend.
Dazwischen finden wir Tandschaften, wie die Donau -
insel Wörth, Ruinen wie freyenstein, behäbige alte Häuser,
fig. 2. melk.
Stadt und Stift.
schufen, daß nicht ein Teil störend wirkt, den andern um
sein Dasein bringt, und das Ganze als eine Apotheose
des Glanzes, des geschmackuollen Reichtums erscheint.
Damit ist aber die Bedeutung dieses Bandes noch
lange nicht erschöpft. Denn er führt uns in Wort und
Bild eine Reihe oon Werken oor, oon denen man schon
gehört, ohne sich oon denselben eine Vorstellung machen
zu können, andere, hochbedeutsame wieder, oon denen
man — einfach nichts mußte So werden wir mit der
heiteren, edlen Pracht der Schallerburg, dem sonderbaren
Baue oon Schönbühel, mit Ubbs bekannt — und stehen
staunend oor dem Portale der Pfarrkirche in feischniß,
die eine eindrucksoolle, nachdenklich stimmende ITUschung
oon spätgotischen und Renaissancematioen aufweist, ent -
decken fröhlich in der kleinen Kirche in Ochsenbach ein
fenster mit Glasgemälden des 15. Jahrhunderts, zwei
gotische Schreinaltärchen, die Pfarrkirche in Kilb mit dem
Straßen der kleinen Städte, HJeßgeräte, familienbilder,
kostbare Handschriften usw. Die Kunsttopagraphie bietet
uns also ein treues Bild des Bestandes an wertoollen
Denkmalen der Vergangenheit, wie er sich im Jahre 1909
darstellte und ist in der Hinsicht oon dokumentarischem
Werte, lloch größer aber wird ihr Wert, wenn man erwägt,
daß dadurch zum ersfenmale eine Übersicht über das
Kunstleben der IHonarchie gegeben wird, eine Übersicht,
die jeder forscher wird berücksichtigen müssen, roill er
sich nicht grober Unkenntnis zeihen lassen. Ein Werk
wie das Portal oon feischniß kann nicht mehr einfach
übersehen werden — ebensowenig auch die Schallaburg
oder ITlelk selber, das mehr genannt als wirklich be -
kannt gewesen sein dürfte, man wird lernen müssen,
mit unserer Kunst zu rechnen — und wir selber werden
angeregt, nicht erst in der ferne das zu suchen, was wir
in der Heimat selber haben — Kunstwerke, die oon
Rümmer 5
Internationale Sammler-Zeitung.
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größtem Werte und Interesse sind, eine Entwicklung, die die mir uns so bescheiden in den Hintergrund gehalten
herrliche fruchte getragen hat. haben, eine eigene Kunst besessen haben, die man bald
Drei Bände der Kunsttopographie sind erst erschienen, zu erkennen lernt. Wir bemerken, daij die Spätgotik bei
Jeder hat eine Überraschung gebracht — und trägt den uns oiel länger fortgelebt hat, als in anderen Gebieten,
Keim für neue in sich. Die gröfjfe wird mahl oielen die dafj die Barocke mit ihr irgend roie und stark oercoandt
Erkenntnis gewesen sein, dafj mir in Österreich — wir, | ist, dafj die Renaissance einejganz eigene Rolle spielt,
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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 3
fig. 4. Hachaltarbild non loh. 111. Sch
über die der Herausgeber der Kunsttopagraphie, Dr. Tie^e,
sich ganz eigene Gedanken zu machen beginnt. Da und
dort finden sich faden, die man nicht gesucht hatte, er -
geben sich Eichter, die dunkle Partien erhellen. Ulan kann
denen, die, um Kunst zu genieljen, in das Rusland reisen
zu müssen glauben, nur sagen: Eernet zuerst die Heimat
kennen. Sie bietet Gegenstände oon mindestens demselben
Interesse. Dali der Ort
]Tlauern, Kilb usro. und
nicht „Ante portas“ heifjt,
dafür kann er nichts.
Der neue Band lllelk
ist raieder selbstredend un-
gemein reich illustriert, mit
Grundrissen, Eängs- lind
Querschnitten nersehen, die
Ausstattung mustergültig,
Wir entnehmen dem
oorsfehend besprochenen
Werke mit freundlicher Gr-
laubnis der k. k. Zentral-
kammission einige lllus-
trationspraben, die sich auf
erlesene Kunstroerke be -
ziehen. Das erste Bild (fig. 1)
zeigt den schon im Ribe-
lungenliede unter dem
Hamen IHedelikhe oor-
kommenden Ort nach einem
Aquarell oon fr. ITtayer
oon 1769. fig. 2 führt
uns Stadt und Stift lllelk
in seiner heutigen Gestalt
oor Augen. Ginen trächtigen
Zug in dem herrlichen
Gesamtbilde bietet die un -
mittelbare Umgebung der
Stadt, insbesondere die
Donauauen, deren Charak -
ter hier durch tote Arme
und buschreiche Inseln mit
besonderer Deutlichkeit zu -
tage tritt.
Von dem herrlichen
Schmuck des Benediktiner -
stiftes geben fig. 3, 4 und
5 Zeugnis.
figur 3, das Decken -
gemälde des Bildersaales,
stellt ein mächtiges, stein-
farbenes architektonisches
Gerüste mit tragenden Verti -
ko Ikonsolen und schmücken -
den Blumenoasen in Rischen
dar, das einen mittleren
bronzefarben gerahmten
Durchblick frei läfjt. Darin -
nen allegorisches Gemälde,
der Triumph des hl. Bene -
dikt auf einem oon Reprä -
sentanten aller Rassen ge -
leiteten Wagen, über dem
oorne die fama mit der
Tuba, hinten der bärtige
Chronos mit der Hippe
fliegt und in der Hütte die
hl. Dreifaltigkeit thront.
Rechts unten sitjt ein Papst
und deutet auf einen Block mit der Aufschrift: „Honori
magni Patriarehae lienedieti."
Düs Gemälde courde im Jahre 1719 oon Hippolyto
Sconzani gemalt.
fig. 4 ist ein Werk Johann lllartin Schmidts, des
; sogenannten Kremser-Schmidt. Cs ist das Hochaltarbild,
das sich in der Kapelle des neugebauten bischöflichen
midt.
Hummer 3
Seife 30
Internationale S
Knabenseminars befindet: Öl auf Ceinroand, Taufe Christi,
der im Jordan steht, links Johannes der Täufer die Wasser-
schale über seinem Haupte ausgieljend: hinter Christus
schrieben zroei grolje Cngel, sein Gemand haltend. Oben
Reigen großer und kleiner Cngel und Cherubim. Das Bild
rnurde um 1755 gemalt und stammt aus der Pfarrkirche
zu Stein an der Donau.
Cin liebliches Bild aus der Höhe des Cukas Cranach
zeigt ?ig. 5. Der Harne des HJalers ist nicht bekannt, doch
geht man nicht irre, roenn man annimmt, daß das Gemälde
non demselben österreichischen Schüler Cranachs herrührf,
ammler-Zeitung.
: non dem die ITladonnenbilder in Cilienfeld und in der Kirche
der englischen Fräulein in St. Pölten stammen.
rflan sieht auf dem Bilde die Hladonna mit dem Kinde
in ganzer figur unter einer Weinrebenlaube sitzend: sie ist
mit einem blauen Kleide und rotem Ulantel bekleidet, das
rötlichblonde Haar hängt in reichen offenen Strähnen um
das runde Gesicht, an das sich das im Schote der hl.
Jungfrau auf einem grünen Polster stehende Kind schmiegt.
Der Sit] ist eine mit Holz eingeplankte Rasenbank. Durch
die taube blickt man in eine phantastische Candschaft mit
I zackigen Bergen.
Entdeckung eines „falschen“ Uelazquez in London.
Aus Condon wird gemeldet: „Hier ist ein falscher Velaz-
quez entdeckt morden. Die llational-Galerie hat das Bild oor
zroei Jahren für 900.000 HJark erroorben. Der Kunstforscher
William Richmond behauptet, daf3 sich in den färben Preußisch-
Blau befinde, das erst oor 150 Jahren entdeckt rourde. Der
Chemiker Church gibt an, daß seine
chemische Untersuchung die fälschung
des Gemäldes ergeben habe.“
Cs kann sich hier nur um die
sogenannte „Venus mit dem Spiegel und
Kupido“ handeln, auch „Venus Rokeby“
genannt, roeil sie früher in Rokeby,
Uorkshire, bei ITlr. tflarritt roar. Dann
kam sie als Ceihgabe in die llational-
öaller^’, bis sie oon dieser nach einer
öffentlichen Subskription in Cngland Dar
etroa zweieinhalb lahren käuflich er -
roorben rourde. Der Preis roird ner-
schieden angegeben. Ulan spricht so
gar in eingeroeihten Kreisen oon 1,200.000
Schilling. Karl Justi, neben Beruete
heute unbestritten der bedeutendste aller
Velazq.uez-Kenner und -forscher, hat die
Cchtheit des Gemäldes niemals in Zweifel
gezogen. Cr spricht an mehreren Stellen
seines Hauptwerkes non ihr. So beklagt
er im ersten Bande, daf3 sie dem Prado
in Hladrid fehle. Dann widmet er ihr
auch im zweiten sogar ein eigenes aus -
führliches Kapitel.
Die Venus kommt im Jnoenfar
oon 1686 unter dem Hamen „Psyche und
Kupido“ im Spiegelsaale oor. (Ut <>s dos
quadros ygaal.s de a vara de alto y
vara y media de ancho el uno de Adonis
y Venus; y el otro de Signis y Cupido,
Originales de naiio de Belazquez, 150
und 100 dobloncs) Das Bild uersrhroindef
nach dem Brande 1754. Vielleicht oer-
leljfe seine hüllenlose llacktheit das Zart -
gefühl. Um die ITlitte des Jahrhunderts
faucht das Bild wieder auf im Palaste
fllba, wo es Ponz sah fV’iage V •' o:i ,
der es ein „gefeiertes Werk“ nennt. Von
da wandert cs in die Galerie des friedens -
fürsten Godoy und wurde bei dem Ver -
kauf 1808 nebst Tizians „Schlummernder
llymphe“ oon illr. Wallis erworben.
Buchanan schätjte beide auf 4000 Guineen.
Auf den Rat Sir Joshuas (Reynolds) kaufte
die Venus ITlr. JTlorritf, der Oheim des
früheren Besißers, für 500 Pfund Sterling.
Dorf, im fernen Uorkshire, auf dem Candsiße Rokeby, dem Walter
Scott dichterische Weihe gegeben, roar die arme Göttin lange oerhängt.
Doch durfte Justi sie wiederholt schon damals sehen Cr hat sich „oon
ihrer tadellosen Erhaltung und der ursprünglichen Helle
und frische der färbe überzeugt“. Und nun soll — die Chemie
fig. 5. Hladonna in der Weinlaube. Schule des C. Cranach.
(Zu Artikel: „Österreichische Kunsttapagraphie“, Seite 55.)
Seife 40
Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 3
will es uns unwiderleglich beweisen — das kostbare und auch —
kostspielige Werk auf einmal eine spätere Fälschung sein? Vielleicht
— die niäglichkeit mag immerhin für uns fernerstehende affen
bleiben — hat man blof; eine Retouche eines Restaurators unter -
sucht? Doch das widerstreitet der „tadellosen Erhaltung“. Hing
sein, dafj diese seither sich uerschlechtert hat, und dafj doch eine
fremde Hand fremde färbe auf die alte ITlalerei aufgetragen hat . . .
ITlan sieht die Venus in Rückenansicht auf ein Ruhebett schlank
hingelagert, flmor hält ihr einen Spiegel in schwarzem Ebenholz -
rahmen oor, in dem ihr rundes Gesicht für uns wahrnehmbar
wird. Sie richtet den Kopf, der auf dem eingezogenen flrm ruhte
etwas in die Höhe nach links. Der Knabe hat sichs bequemer
gemacht, er kniet und stüfjt die übereinandergelegten Hände auf
den Rahmen, ln seiner kindlich weichen Gelenkigkeit erinnert er
Justi an den kleinen fl-B-C-Schütjen in Correggios „Schule des
flmor“, die dem Bilde lange Zeit im Palaste fllba Gesellschaft
geleistet hat. Da man oon dem Gesichte der Göttin nur etwas
uerlorenes Profil zu sehen bekam, so hat der JTlaler uns im Spiegel
entschädigt. Das Spiegelbild hält nicht ganz, was der Körper oer -
sprach. Cr ist die Hauptsache, spanischer Typus, und man hat
das Utodell in dem ITlädchen der Spinnerinnen (Gas Hilanderas)
darin miedererkennen wallen. Justi bemerkt, daf3 der Realismus
dieser flktmalerei dem damals schon oerstorbenen Gchrer des
Velazquez Pacheco und seinem antikisierenden Geschmack wenig
freude bereitet hätte. Der grofje Velazquez-Kenner Justi, oor dessen
scharf kritischem Blick so mancher oermeintliche unbestreitbar
„echte“ Velazquez nicht zu bestehen oermochte, hat jedoch, wie
schon angedeutet, an keiner Stelle im geringsten an der Echtheit
der „Venus Rokeby“ gezmeifelt, ja die Cchtheitsfrage überhaupt
gar nicht zur Diskussion gestellt Ulan darf somit auf die weiteren
Ergebnisse in dieser für die weiteren Kreise der Kunstwissenschaft
sensationellen Angelegenheit mindestens so gespannt sein, wie
auf die weiteren Ulitteilungen über die „flora“ des Gionardo oder
des weniger berühmten Ericas.
Eine gute Abbildung der Velazquez-Venus findet sich im
„Velazquez“ oon Walter Gensei (Stuttgart und Eeipzig 1905,
Deutsche Verlagsanstalt) auf Seite 87. Die JTlaf^c des Gemäldes
sind nicht angegeben. Sie dürften die Tizian-lTlalje der gelagerten
Schönheitsgöttinen ungefähr sein oder die oon Giorgianes Venus
in Dresden. fl. f.
Der Dartilaf} Adalbert fflatkowskys.
Von Arthur Eloefjer (Berlin).
Adalbert Ulatko wsky hatte kaum die fünfzig überschritten, oeranitäfsrecht der tragischen Geidenschaft. Wir betrauern noch
als er uns entrissen wurde. Ein königliches Gefolge ging mit ihm tiefer den Totentanz der Schatten, die oon dem Blute des zu früh
_ _ fig. 6. Tluljholztruhe. Um 1500. Oberitalien.
datnn, ein Triumphzug monumentaler Gestalten oon Karl Uloar Gefallenen nun umsonst das Ceben begehrten. Um die Eeiche des
zum Coriolan und Wallenstein, ausgestattet mit dem oollen Sou- taten Siegfried raunt es wie oon einer Götterdämmerung: den
Rümmer 3
Internationale 5ammler-Zeitung,
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alten Saust, den Ouiscard, den Salstaff und £ear konnte er uns etwas Rassefremdes, entrücktes, als ob sie uon fernen sagenhaften
nicht mehr geben. Die llatur schien sich in einer Sonntagslaune Cändern kämen, als ob sie alle Schönheit, die zu sterben drohte
oerschwendet zu haben, um über allen gewöhnlichen ITlafsstäben für sich und uns ins Exil der Gegenwart gerettet hätten. Sie haben
Sig. 7. Tod ITlaria. Gotische lindenholzgruppe.
ihrem erwählten Helden die Weihe der Kraft und Schönheit zu i die Seelen uon toten Königen, Helden, Verbrechern, und mittels
oerleihen. Die größten Darsteller, die mit einem Sophokles, Goethe, einer geheimnisuollen Erbschaft bewahren sie Kraft und Sinn,
Shakespeare auf dem Wege der Dioination unmittelbar uerkehren, Glanz und Schönheit oergangener Zeiten mit größerer und erwecken-
Sig. 8. Begräbnis lllaria. Gotische findenholzgruppe.
haben immer etwas Zeitloses, als ob die nahe und übersichtliche , derer Wahrheit, als es die genaueste forschung prüfender Wissen-
Gegenwart allein sie nicht begrenzen könnte. Trat} aller liebe und | schüft uns erklären könnte.
Vertrautheit oerehrt unsere Bewunderung an ihrer Erscheinung [ lllatkowsky lebte autjer und über seiner Zeit; er. dachte
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Hummer 3
Inter nationale Sammler-Zeitung.
fausts Gedanken, lachte wie .Siegfried, facht wie lTlacbeth und litt i
mie Oedipus an der zweifelhaften Weisheit der Götter. Das mar
seine Wirklichkeit, und es ist anzunehmen, daß die unsere ihn
herzlich wenig anging. Handel und Wandel, Politik, Gesellschaft,
Zeitung, jedes Interesse des Tages blieb ihm uermutlich fern und
unuerständlich. Der Künstler hat uns immer nur gegeben, ohne zu
empfangen, und er lebte für sich, in sich wie ein lllensch, der
seinesgleichen nicht findet, wie der Überlebende eines Dynasten -
geschlechtes, der nur mit der Vergangenheit oerkehren kann. Sein
schwer zugängliches Heim hatte er mitten im Getriebe der großen
Stadt, aber ihre laute flöhe beunruhigte ihn nicht, eben weil sie
ihm gleichgültig blieb. Von außen gesehen war es eine Kliets-
wohnung, mie tausend andere, die das moderne Bedürfnis gleich -
mäßig heroorbringt, ober innen war es ein Palast, eine Kapelle,
eine Trinkstube, eine Rüstkammer, bei allem Reichtum des Ein -
zelnen, Seltenen und Kostbaren etwas durchaus Einheitliches, ge -
prägt durch das Verlangen einer bis zur Wildheit großartigen
Persönlichkeit nach prunkender Kraft.
Es war ganz natürlich, daß JTiatkowsky sammelte, und wer
den Künstler kennt, wird sofort wissen, was er seiner Ilatur nach
sammeln mußte. Er liebte das Volle, Schwere, Prächtige, und selbst
eine Renaissancenatur, siedelte er sich in der Zeit an, die uns be -
sonders männlich und kroftuoll scheint, in der Zeit seines Shakes -
peare, die die mächtigsten Künstlernaturen, die unbedenklichsten
Helden und Eroberer heroorgebracht hat, beoor die europäische
Gesellschaft höfisch und dann bürgerlich wurde. Seine mit sicherem
Geschmack gepflegte lleigung ging auf gotische Skulpturen der
reifen Spätzeit des ausgehenden ITliftelalters, oor allem aber auf
die Heroorbringungen der Renaissance, ob es nun niederrheinische
Truhen, Danzinger Silbergeräte, italienische ITiajoliken oder fland -
rische Gobelins waren. Die Eitelkeit hat bei diesem Sammler gar
keine Rolle gespielt; er pflegte seine Schöße nicht zu zeigen und
auszustellen. Sie mußten ihm dienen als seiner Persönlichkeit an -
gemessen, sie schufen ihm die charakteroolle Umgebung, die selbst-
genügsame Abgeschlossenheit, in der die Gebilde seiner Phantasie,
die Wandlungen seines Genius durch die Seelen oon so uielen
Helden und Königen sich gestalteten. Jn dieser Rüstung dachte er
sich seinen Percy, mit jener Armbrust bewaffnete er seinen Teil,
dei schwere Humpen war für Göß geräumig genug, und das
würdige Pergament hätte faust entrollen können. Es war keine
Sammlung im gewöhnlichen Sinn, womit immer der Begriff des
konkurrierenden Wetteifers oder der Schaustellung oerbunden
bleibt, es war die höchst persönliche und natürliche Vergegen-
ständlichung eines ITtenschen und Künstlers, der sein Geseß nicht
com Tage nahm, der sein ITtaß zeitlos oon allem Großen empfing.
Der Kleister ist tot, und die geheimnisoolle Werkstatt, die schon
bei seinen febzeiten die fegende umwisperte, hat sich geöffnet.
Alles, woran sein Königsauge hing, worüber seine Hand zärtlich
zu streifen pflegte, oerstreuf sich nun in die Welt, und es ist, ols
ob er zum zweiten ITtale uon uns ginge.
Wir reproduzieren hier aus dem uon der firma fepke in
Berlin ausgegebenen Auktionskatalog drei Objekte.
figur 6 zeigt eine kleine llußholztruhe in rechteckiger farm
mit reichem, durchbrochenem Eisenbeschlag, mit Rot unterlegt. Die
Innenseite des Deckels eingelegt mit hellem und dunklem Holz,
geometrisches Illuster, mit Elfenbeinknöpfchen belebt und ebenfalls
reich durchbrochener Eisenbeschlag. Die Innenwände haben auf
drei Seiten etagerenförmig übereinanderstehende, kleine Schub -
kästen und oerschließbaren Behälter; jede Kastenfüllung mit hellem
und dunklem Holz eingelegt.
Die Truhe stammt aus Oberitalien. Entstehungszeit, um 1500.
(H. 50 cm, Br. Qo cm, T. 55 cm.)
figur 7 und 8 sind zwei gotische findenholzgruppen, mit
alter Vergoldung, die den Tod und das Begräbnis der JTlaria dar-
, stellen. Die sehr guten fränkischen Arbeiten gehören dem Anfang
des 16. Jahrh. an. (H. 52 cm, Br. 86 cm.)
r
Die Heueru/erbungen der königlichen fTluseen in Berlin.
Die königlichen Kluseen haben, wie wir dem Januarheft
der „Amtlichen Berichte aus den königlichen Kunstsammlungen“
entnehmen, in leßter Zeit wieder eine Reihe bedeutender Erwer -
bungen gemacht.
Auf dem Gebiete der deutschen Plastik ist ein Relief mit
der heiligen Familie aus der Werkstatt des Ulmer Hochaltars be -
sonders heoorzuheben, das in das Kaiser Friedrich-ITluseum
gelangte Huf einem großen Throne sißen links JTlaria, das nackte
Kind auf dem Schoße, das in der finken einen Apfel hält, den es
betrachtet und die Rechte gleichsam segnend erhebt. Rechts sißt
die heilige Anna, die Arme nach dem Kinde ausstreckend, um es
zu sich herüber zu nehmen. Hinter dem Throne stehen links
Joseph, rechts die drei ITlänner der Anna. Das oorziiglich er -
haltene Relief gewinnt dadurch an kunsthistorischer Bedeutung,
daß sich noch zwei weitere Darstellungen desselben Themas nach-
weisen lassen, eins im Bayerischen nationalmuseum zu ITUinchen,
das andere, nur zur Hälfte erhalten, in der forenzkapelle zu
Rottweil Diese Exemplare sind einander nahe uermandt, doch
stimmen nur je zwei Exemplare in einigen Zügen überein, während
sie im dritten fehlen, was sich nur dadurch erklären läßt, daß
alle drei Reliefs ein gemeinsames Vorbild haben, oon dem sie sich
im einzelnen mehr oder weniger entfernen. Daß dies Urbild auch
ein Relief gewesen sei, ist sehr zweifelhaft. Auch ein niodell ist
als gemeinsame Grundlage nicht anzunehmen, da die ßenußung
oon ITtodellen in den deutschen Bildhauerwerkstätten nicht Sitte
gewesen zu sein scheint. Dagegen sind mehrfach Zeichnungen
oon plastischen Arbeiten erhalten, die als Entwürfe angesprochen
werden, und nach einer solchen Zeichnung, die immer in der
Werkstatt blieb, und bei neuen Bestellungen wieder benußt wurde,
scheinen die drei oerwandten Reliefs gearbeitet zu sein. Das
älteste und zugleich am sorgfältigsten ausgeführte Exemplar ist
das lllünchener Relief; das aus Rottweil ist bereits etwas schema -
tischer, und das Berliner Stück ist zugleich grober und derber,
auch in den Proportionen nicht so fein abgewogen. Als Ent -
stehungsort der Gruppen ist Ulm anzunehmen, wo sie mit einer
Reihe anderer o. rzüglicher Schnißarbeiten der Werkstatt des Hoch -
altars im Ulmer JlTünster entstammen,
für das Kunstgewerbemuseum konnte ein Emailbild
aus der Schule des llikolaus oon Verdun, der stärksten Künstler -
persönlichkeit unter den Goldschmieden romanischer Zeit, erworben
werden. Es ist eine oben abgeschrägte Kupferplatte mit dem Bild
des Eoangelisten Johannes, die in den linken flügel eines Trip -
tychons eingefügt zu denken ist. Solche Triptychen wurden in der
zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts uon den Emailkünstlern des
IJlaasgebietes in größerer Anzahl geschaffen. Die Technik des
Stückes ist durchaus die gleiche, die die Emailbilder des Kloster -
neuburger Altars aufweisen, den llikolaus oon Verdun laut In -
schrift 1181 oollendet hat. Wie dort, steht die figur in Vergoldung
ausgespart auf blauem Grund, die rotweißen, um die figur oer -
streuten Rosetten sind in Zellentechnik eingeseßt. Auch die Innen -
zeichnung ist durchaus die gleiche, so ist z. B. in den ITTantelfalten
des Johannes die farbenwirkung durch ein rot, blau und grün
gesprenkeltes Email gesteigert, das am Klosterneuburger Altar
auch sehr häufig ist, außerhalb der Werkstatt des llikolaus oon
Verdun aber nicht nachweisbar ist. Eine eigenhändige Arbeit
dieses Kleisters ist diese Johannesplatte allerdings nicht; Rikolaus
hat seinen Stil oon 1181 bis zu den Bildern und figuren am
Klarienschrein in Tournai oon 1205 nur wenig oerändert, der
Hummer 3
Internationale Sammler -Zeitung
Seite 43
Zeichner des Apostels Johannes aber steht der Gotik bereits nahe,
taie an der freieren Gemandbehandlung, der bewegten Haltung u. a.
zu erkennen ist,
Unter den Werken, die der llationalgalerie aus der
Stiftung des Geh. Kommerzienrats H. Hoffbauer und seiner frau
zugegangen sind, stehen die Aquarelle uan Eduard Hildebrandt
im Vordergründe. Denkt die Kritik auch heute über den einst so
gefeierten Künstler, „den ITlaler des Kosmos“, anders als oor
fünfzig Jahren, so haben doch uiele seiner Reisestudien bleibenden
künstlerischen Wert. Charakteristisch für Hildebrandt ist alle Ver -
meidung der Details, Konzentrierung auf den Gesamteindruck,
Kontraste oon tiefen Schatten und Eichtern und die Reigung, die
formen ins Rundliche zu oerweichlichen. tin frühes Ölbild : „fischer-
kutter an der Küste der Hormandie“ zeigt uns Hildebrandt als
Schilderet- des bunten bewegten Cebens auf dem Wasser, feiner
im Ton, im allgemeinen auch farbiger sind die später, zumeist
auf seinen weiten Reisen entstandenen Aquarelle. Holländische
Winterlandschaften mit der Windmühle auf dem Hügel, schottische
ITlotioe, sowie namentlich Skizzen oon Illadeira und den Kanari -
schen insein bilden die frühesten Studienfrüchte der Reisen, denen
sich dann Candschaften und Darstellungen aus fast allen ländern
der Erde anreihen. Die Unermüdlichkeit seines Schaffens zeigt am
deutlichsten die grofje Anzahl der hinterlassenen Werke, allein an
Aquarellen sind durch Kommerzienrat Haffbauer der riational-
galerie 287 überwiesen worden.
In der egyp tischen Abteilung des alten ITluseums ist
die Sammlung der Skarabäen neuerdings durch einige interessante
Stücke oeroollständigt morden. Skarabäen sind Käfer aus Stein
oder fayence, auch wohl aus llletall oder Glas, meist hübsch blau
oder grün glasiert, die auf einer Platte aufruhen, die Schriftzeichen,
Darstellungen oder Ornamente trägt. Die Arbeit ist gewöhnlich
nicht sehr sorgfältig, doch ist die naturtreue des Käfers in Ver -
bindung mit einer gewissen Stilisierung oon bewundernswerter
nteisterschaft. Viele der Skarabäen waren Siegel, andere Schmuck -
stücke, Hmulette, Talismane usw. Sie sind der Tange nach durch -
bohrt und konnten an einem Ringe oder einer Schnur getragen
werden, ündurchbohrte Skarabäen finden sich auch in den Binden
der ITlumien und in großem lTlafjstabe ausgeführt, legte man einen
Skarabäus auf die Stelle des Herzens bei der ITlumie, beschrieben
mit einem Spruch, der das Herz beschwört, beim Totengericht nicht
gegen seinen Herrn sich zu erheben und als Zeuge gegen ihn
aufzutreten.
Die ältesten als Siegel benutzten Skarabäen stammen aus
der IlTifte des dritten oorrhristlichen Jahrtausends, und oon da an
beginnen sie allmählich die ältere form des Siegels, den Siegel -
zylinder zu oerdräncjen Die form des Skarabäus wechselt, wie
die Art der Graoierung nach Zeit und ITlode, Von den Inschriften
sind am wichtigsten die Königsnamen, oon denen uns manche nur
oon Skarabäen her bekannt sind. Flamen oon Prioatleuten mit
ihren Titeln befinden sich besonders auf den Exemplaren aus dem
mittleren Reich (um 1000 o. Chr.) Auch treten um diese Zeit die
Ornamente mehr und mehr in den Vordergrund, Blumen, Spiralen,
Haken und flechtbänder, die sich oielfach mit den Ornamenten
der griechischen Inselwelt berühren. Später beoarzugt man Götter-
nainen, magische Zeichen und Worte, ja ganze Gebiete, deren
Sinn aber für uns kaum oder gar nicht zu uersfehen ist. Im neuen
Reiche um 1500 o. Chr. nehmen die Inschriften der Skarabäen oft
Bezug auf Ereignisse des öffentlichen Cebens. Der Königsnamc
erhält Zusätze: „der die fremdländer niederwirft“, „der Herr des
starken Armes“. Thutmosis III. wird auf einem Skarabäus ge -
nannt: „der Herr der Denkmäler im Tempel des Amon“ oder
„dessen Obelisken im Amontempel Dauer haben“. Hier wird offen -
bar auf bestimmte Ereignisse angespielt, und die Worte können
nur auf die Beendigung größerer Bauten oder auf die Errichtung
oon Obelisken Bezug haben. Ein Skarabäus nennt den König „der
Kadesch niederwirft“, und ist gemifj nach der Eroberung der
wichtigen nordsyrischen festung Kadesch angefertigt und aus -
gegeben worden. Ein anderer trägt die Aufschrift: „Isis schenke
ein gutes neues Jahr“, Unter Amenophis 111. (um 1400 u. Chr.)
werden die geschichtlichen Ereignisse auf Skarabäen nicht nur in
kurzen Worten, sondern in ausführlichem Text oerewigt. Solche
groije Skarabäen aiird der König zur Erinnerung an seine
freunde und Beamten ocrschenkt haben
Von den fünf oerschiedenen Typen solcher Skarabäen, die
bislang bekannt sind, befanden sich oier, zum Teil in mehreren
Exemplaren, in den königlichen ITluseen. Um Stil und Inhalt zu
oeranschaulichen, sei oon dem einen der ganze Text in der Über -
setzung oon Prof. Schäfer mitgefeilt: „Es lebe der Horus, der
starke Stier, der durch Wahrheit glänzt, der Herr der beiden
Diademe, der die Gesetze befestigt, der die beiden Cänder be -
ruhigt, der Goldhorus, graf] an Armkraft, der die Asiaten schlägt,
der König oon Ober- und llnferägypten, der Herr der beiden
Cänder Cleb-mat-re, der Sohn des Sonnengottes Amenophis, dem
Ceben geschenkt sei, und die grofze Gemahlin des Königs Teje,
sie lebe. Ihr Vater heifzf Jeje: „Sie ist die Gemahlin des starken
Königs, dessen Südgrenze nach Kal (in Obernubien), dessen Ilord-
grenze bei lleherin (llordostsyrien) reicht“. Ein anderer, jetzt er -
worbener Skarabäus berichtet, wie der König dieser Gemahlin im
11. Jahre seiner Regierung einen groizen See angelegt hat: „Seine
ITlajesfät befahl, einen See zu machen für die grol'ze Gemahlin des
Königs, Teje, in ihrer Stadt Zerucha. Seine Cänge beträgt 1700
Ellen, seine Breite 700 Ellen. Seine lllajestät feierte das fest der
Sch'.eufjenöffnung am 16. des 5. ITlonats, wo Seine lllajestät auf
ihm fuhr in seinem Königsschiff: die Sone glänzt.“ Kurz oorher,
in seinem 10. Regierungsjahr, war dem König ein bedeutendes
Geschenk (oder Tribut) aus Syrien zugegangen, worüber gleichfalls
ein Skarabäus, dessen einziges Exemplar das llluseum besitzt,
betitelt: „Kostbares, das Sr. lllajestät gebracht wurde, Kilugipa,
die Tochter des fürsten oon lleherin, Sutarna und die ersten
ihrer Haremsdamen, 517 frauen“. Von dieser Heirat ist auch in
der in Teil Amarna wieder aufgefundenen keilschriftlichen Korre -
spondenz des ägyptischen Königs mit den asiatischen fürsten die
Rede. Ein anderer Skarabäus nennt die Jagderfolge des Königs:
„Summe der Cöwen, die Se. Dlajestät mit eigener Hand geschossen
hat, oon seinem 1. bis zu seinem 10. Regierungsjahre: 102 Cöwen.“
Auf einen in der Sammlung noch nicht oertretenen Skarabäus
berichtet der König aus seinem 2. Regierungsjahre über ein Jagd -
feld oon 170 Wildochsen.
Auch in späterer Zeit wurden noch ab und zu ähnliche
Skarabäen angefertigt, aber nie mehr in dem niafje, wie unter
Amenophis III. Um so mehr Aufsehen erregte daher ein Skara -
bäus mit einer großen hieroglyphischen Inschrift, der oor einem
Jahre im Kunsthandel auffauchte. Die Inschrift berichtete oon
tlecho und der bekannten llmsegelung Amerikas, die uns sonst
nur durch Herodot bekannt ist und mehrfach angezweifelt worden
ist. Der Skarabäus, der berufen schien, diesen Streit zu ent -
scheiden, wurde aber alsbald als fälschung erkannt und oerhalf
seinem Urheber zu einer empfindlichen Strafe.
Antike Kleinkunst.
Bronzen und Keramik.
Die oierte (letzte) Abteilung des Kunstbesitzes eines bekannten : Utensilien des täglichen Gebrauches. Ihr Gepräge erhält sie durch
norddeutschen Sammlers, die am 22. d. 111. in der Galerie Helbing die italischen Bronzen, doch sind auch skandinaoische, französische,
in ITlünchen unter den Hammer gelangt, umfaßt oornehmlich Er- deutsche und schöne ungarische fundstücke oorhanden.
Zeugnisse der antiken Kleinkunst und ist besonders ergiebig an l ln ihrer Gesamtheit gibt die Sammlung ein Bild der Ent-
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Inter nationale Sammler-Zeitung.
Plummer 3
Wicklung der Bronzetechnik oon den ältesten Zeiten bis zur Spät-
und Flach-Antike, namentlich die Villanooa-Stufe, die etruskische j
und römische Kleinkunst sind durch Arbeiten repräsentiert, roie sie
nicht häufig auf den markt kommen.
llicht oiele Sammler dürften so aparte Schmuckstücke der
Villanooaperiode ihr eigen nennen, nicht niete die ebenfalls dieser
alten Kulturstufe angehörigen Pferdegebisse besitzen. Sehr interessant
sind auch die zahlreichen Arbeiten nach griechisch-orientalischen
Vorbildern. Gin hübsches Illuster dieser Art zeigt fig. 9. Cs ist
eine große Bronzescheibe mit getriebener Dekoration: Zroei Hirsche
merkenswerte Arbeiten. Gin sehr gutes Stück ist z. B. die große
Krabbe (Katal.-Ilr. 643), eine Arbeit uon außerordentlich lebendiger
modellierung. Von gleicher Schönheit ist der treffliche Pantherkopf
(Brunnenrohrmündung) (Kat.-llr. 654.)
Die Keramik bietet zunächst seltene formen, so besonders
unter den älter-archaischen Gattungen und unter den Bucchero;
unter den figuratio bemalten Gefäßen finden sich manche merk -
würdige Darstellungen, auch mehrere Beispiele streng schönen Stiles,
€in reizendes Stück stellt die Amphora (fig. 10) dar. Der
Katalog gibt oon ihr folgende Beschreibung: „Sehr schlanke Amphora
fig. 9. Bronzescheibe. Barbar. Stil.
fig. 10. Amphora. Unteritalien.
und zroei Höwen in flauer Ausführung. Rings um die Scheibe
läuft ein ITläanderband. (Diam. 32 1 9 cm.)
Blättern mir weiter in dem oon Dr. Paul Arndt wissen -
schaftlich exakt redigierten Katalog, so stoßen wir auf eine fülle
begehrenswerter Objekte. Viel besonders Wertoolles bietet die um -
fangreiche Abteilung der Waffen und Ausrüstungsgegenstände, unter
leßteren die oorzüglich gearbeitete griechische Beinschiene. (Kat.
Ao 65). Sehr groß ist die Reihe der fibeln: oiel frühe formen,
dabei sehr komplizierte Stücke, wie die dreiteilige Armbrastfibel
(Ao. 352), eine Kahnfibel uon ungewöhnlicher Größe (Gewicht 550 g)
und sehr hübsche Tierfibeln.
Unter den Gefäßen ist das merkwürdigste ein kleines in der
form eines Schuhes (Salbgefäß). Gine eigenartige ITlerkwürdigkeit
dieses Stückes ist die benagelte Sohle. Unter den Geräten sind
besonders schöne Strigiles, ein interessantes Sistrum und eine
gekrümmte Tuba uon gewaltiger Hänge (139 cm) zu erwähnen
Sehr reich an schönen Objekten ist auch die Abteilung der
figürlichen Kleinkunst. Die Statuetten sind fast durchwegs be-
mit gewundenen Henkeln. Darstellungen mit starker moderner
Übermalung: a. Zweikampf zweier oollgerüsteter Helden, oon denen
der eine in den Hals getroffen ist. Oben Wägung der Seelen,
dabei rechts sißender Hermes, links stehende Göttin mit Diadem.
Rechts ein enteilendes ITlädchen. b. Zwei laufende Silene (einer
mit fackeln), welche Graten auf den Schultern tragen. Von diesen
hält einer eine fackel, der andere schießt den Bogen ab. Auf der
Schulter: a Stier und Hörne, b. umschriebene Palmetten. Am Hals
frau mit fackeln und opfernde frau. Unteritalisch. Höhe 55 cm.“
Von den Tonarbeiten seien noch genannt ein männlicher
Kopf (spätetruskisch) Kat.-lTr. 937 und e'me reizende Terrakotta -
gruppe, zwei Schulknabcn darstellend (Kat.-lTr. 995). Schließlich
sei eine etruskische Aschenkiste (llr. 982) erwähnt, ganz intakt,
wie die meisten dieser Kisten, durch Darstellung einer ITlordszenc
(hier: Gtiokles und Polyneikes) dekoriert. Die Auktion dürfte regste
Beteiligung finden, da sie nicht nur JTluseumsstücke, sondern auch
für die Jnterpretationsübungen der Unioersitätsseminarc durchaus
geeignete Objekte in großer Anzahl enthält.
Hummer 3
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 45
Chronik.
flutographen.
(Die Versteigerung bei Henrici.) Die non uns in llo. 2
angekündigte flutographen-Versteigerung bei Karl Ernst Henrici
in Berlin hatte manches bemerkenswerte Ergebnis. Der uon uns
ermähnte Brief Goethes an Christian uon männlich in ITlünchen
erzielte 310 Ulk., ein uon der Hand des Dichters herrührendes
Sfammbuchblatt 595 ITlk., ein Brief Sch illers „an den Herrn Ober-
konsistorialrat D. Körner in Dresden“ (5. Januar 1788) 505 ITlk.
und ein Zureiter Brief Schillers an Körner 275 ITlk. für die drei
Heinebriefe wurden zusammen 925, für ein Schreiben Artur Sch open-
hauers an Daoid Ascher in Ceipzig 360 Olk. gezahlt. Ein mit
ITliniaturen geziertes Stammbuch des Adeligen Andreas Hayden-
reich uon Bildeneck (aus Tirol), Studierender in Ingolstadt (1596 -
1611) erzielte 1210 111k. Interessant ist, daß ein sehr seltenes
Schreiben uon Charlotte Kestner, der freundin Goethes, nur —
18 ITlk. brachte. Wir kommen auf die Auktion noch ausführlicher
zurück
Bibliophilie.
(Ein Goethefund.) Zu dem uon uns in ITr. 2 gemeldeten
Goethefund sendet der Oberbibliofhekar an der Kgl. Bibliothek in
Berlin, Herr A. Harßschansky, der „frkf. Zfg.“ folgende inter -
essante Zuschrift: In einem Prospekt, an dessen Spiße die Bezeich -
nung „Die allergrößte Seltenheit der gesamten Goefhe-Citeratur“
steht, kündigt die firma Karl Konegen in Wien die faksimileaus-
gabe der Schrift Adam ITlüllers „Etwas, das Goethe gesagt hat“
an. Die Schrift ist zum 51. Oktober 1817 in Ceipzig gedruckt,
richtet sich gegen die feier des Reformotionsjubiläums und steht
mit Goethe eigentlich in recht losem Zusammenhänge. Das in
Wien aufgefundene nach dem Prospekt einzige — Exemplar
trägt auf dem Titelblatte die handschriftliche Bemerkung: „niemals
erschienen: ein zweites Exemplar ist nur in den Händen des fürsten
ITletternich oorhanden.“ Der Wiener Bibliophile Hans fei gl wies
nun nach, dafj die handschriftliche Eintragung uon Adam lllüller
selbst herrührt. Da das ITletternichsche Exemplar bei der uor
einigen Jahren abgehobenen Versteigerung der Bibliothek des
fürsten nicht oorhanden war, also wohl schon uor Jahrzehnten
der Vernichtung anheimgefallen ist, ist nach dem Prospekt das
Wiener Exemplar der Adam ITlüllerschen Schrift „ein Unikum im
wirklichen Sinne des so oft mißbrauchten Wortes, denn es ist eben
das einzig erhaltene Exemplar, das kein Sammler, keine Bibliothek
und kein Archio, auch nicht das Goethe-Archio in Weimar, besißf
und besißen kann.“ Das stimmt nun aber nicht. Gleich nach dem
Erscheinen des Prospektes mies der Direktor der leipziger llniuer-
sitätsbibliothek, Geheimer Hofrat Dr. Boysen, ein Exemplar in
dieser Sammlung nach, und auch die Kgl. Bibliothek in Berlin
besißt ein Exemplar, das noch dazu eine alte Eintragung mit Rot -
stift „Rezensionsexemplar“ trägt. Wie oiele andere Bibliotheken
das „Unikum“ noch besißen, uermag ich zurzeit noch nicht zu
sagen, ich habe aber die Hilfe des Huskunftsbureaus der Deutschen
Bibliotheken angerufen, um das zu ermitteln. Der Vorgang ist
bezeichnend dafür, wie sogenannte Unika entstehen: Herausgeber
und Verlag haben offenbar die handschriftliche Bemerkung Adam
ITlüllers, nachdem die Schriffoergleichung einmal festgestellt hatte,
daß er der Schreiber ist, für so durchaus sicher gehalten, daß sie
anscheinend bei keiner Bibliothek angefragt haben.“
(Ein Schubart-Unikum.) Der Schubartforscher Professor
E. Holzer in Ulm hat uon einem Berliner Antiquariat eine mit
dem Flamen Schubart uersehene Komposition erworben, die
ein Unikum in der Schubart-Citerafur darstellt und neues Dicht auf
Schubart als Komponisten wirft. Es handelt sich um ein Konzert
für Cello mit Orchesterbegleitung. Eine gründliche Prüfung, an der
auch ITTünchener Sachuerständige beteiligt waren, ergab, daß Er -
findung, Alelodie und Orchestrierung zweifellos uon Schubarts Art
sind. Dennoch stellt uns das dreisäßige Konzert noch uor uer-
schiedene Rätsel. Es fragt sich, warum das Opus in Braunschweig
oerlegt wurde, für welche Art uon Cello es bestimmt war, da die
darin enthaltenen Passagen auf dem modernen Cello großenteils
nicht ausführbar sind, und dann ist es auch sehr auffallend, daß
es die Opuszahl VII trägt; uon den sechs uorhergegangenen Werken
ist keine Spur oorhanden, und sonach ist anzunehmen, daß weit
mehr Kompositionen Schubarts uerlorengegangen sind, als uer-
mutet wurde.
(lließsches philosophischer IT ach laß.) Bei Alfred
Krön er in Ceipzig erscheint demnächst lTizßsches philosophischer
tlachlaß unter dem Titel „Philologien, Gedrucktes und Ungedrucktes“.
Das Ganze ist auf drei Bände berechnet.
Bilder.
(König Ceopolds Gemäldesammlung.) Wie ausBrüssel
mitgeteilt wird, ist die belgische Regierung der Ansicht, daß die
Gemälde des oerstorbenen Königs Ceopold, welche unlängst aus -
gestellt waren, als Eigentum seiner Töchter zu betrachten sind.
Da die Teilung dieser mertuollen Gemälde aber sehr schmierig ist,
dürfte eine öffentliche Versteigerung nicht zu umgehen sein. Es
heißt, die Regierung werde einige dieser Gemälde für den Staat
onkaufen.
(Die Wandfresken der Sixtinischen Kapelle.) ln den
leßten Tagen ist, wie man uns aus Rom schreibt, eine Reinigung
der Wandfresken der Sixtinischen Kapelle unter der Ceitung des
neuen Direktors der päpstlichen Kunstsammlungen, Professors
Caoenaghi, erfolgt. Die Bilderfolge des Quattrocento wurde sorg -
fältig abgestäubt. Das Ergebnis übertrifft alle Erwartungen. Die
Fresken der florentinischen und umbrischen ITteister haben jeßt
ein frisches Aussehen gewonnen.
(Zeichnungen Goethes.) Die leßte ITummer der „Chronik
des Wiener Goethe-Vereins“ enthält eine besonders interessante
Beilage. Goethe hat bekanntlich uon frühester Jugend bis ins späte
Alter uiel gezeichnet. Vor die Öffentlichkeit getreten ist er jedoch
nur ein einzigesmal, im Jahre 1821, mit einem Heftchen „Radierte
Blätter nach Handzeichnungen uon Goethe“, herausgegeben uon
Schroerdgeburth. Den ungemein stimmungsoollen Blättern hat
Goethe Gedichte beigefügt, die mit den Bildern zu einem Kunst -
werke uon intimstem Reize zusammenklingen. Von der heute un-
gemein seltenen Originalausgabe hat ein feinsinniger Wiener Goethe-
Kenner, Herr ?elix S ch m a b , einen geschmackuollen tleudruck
oeranstaltet und mit einem llachworte über die Entstehung des
Werkchens oersehen. Der Wiener Goethe-Verein (I., Cschenbach-
gasse 9) oerfügt nur mehr über wenige Exemplare des fleudruckes,
die lediglich mit dem ganzen 25. Bande der „Chronik“ den noch
für 1909 neu eintretenden ITlitgliedern abgegeben werden können.
Liebig-Bilder.
(lTeuheiten.) Die Ciebig-Kompagnie oerausgabte zwei
hübsche Serienneuheiten, welche sich würdig den übrigen Chromos
der ?irma anreihen und den Sammlern derselben gewiß Freude
bereiten dürften. Die Serien stellen dar: I. Inseln des mittel -
ländischen Uleeres: a) Rhodos, Ritterstraße, Hafeneinfahrt;
b) Sizilien, Catania, Tempelreste uon Girgent; c) Thera, Hafen und
bischer uon Thera; d) Korfu, Hafen und Achilleion, flTerkur-Terrasse;
e) Korsika, Ajaccio und korsische Bergbewohner; f) Kreta, Kanea
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Internationale Sammler-Zeitung.
und kretische Volkstypen II. ffladagaskar, das fand der Hooa:
a) Wohnhaus der Homi; ITlausoleuni zu flntananarioa und Hooa-
tuappen; c) Palast der Königin zu flntananarioo; d) madagassische
fandschaft; e)Tainataoe, Geldwechsler; t) Begräbnisstätte der Hooa,
Krokodilprobe. 3 Z.
Dumismatik.
(Berliner numismatische Gesellschaft.) Aus Berlin
wird berichtet: ln der let3ten Sißung der numismatischen Gesell -
schaft hielt Obermünzmardein 111 ittmann einen Vortrag über die
geglückte nähere Bestimmung einer flthenastatue durch athenische
Bronzemünzen der Kaiserzeit. Die Statue, die jeßt dank der
Opfermilligkeit einiger Kunstfreunde die neueröffnete Skulpturen-
sammlung des ITluseums zu Frankfurt a. 111. ziert, ist oor 25
Jahren in Rom in dem Bereiche der ehemaligen lukullischen Gärten,
luo noch andere wichtige runde gemacht morden sind, entdeckt
morden. Unbeachtet stand sie seitdem in einem Seitengebäude
des Sundgrundstücks, bis sie 1906 der Archäologe Dr. Cudroig
Pollak sah und an ihrer eigenartigen Haltung erkannte, dal) sie
nicht für sich allein geschaffen sein könne, sondern zu einer Gruppe
gehören müsse. Er erinnerte sich gewisser athenischer Bronze -
münzen aus der Kaiserzeit mit der flthena-lTlarsyas-Gruppe und
brachte es durch oergleichende Untersuchungen zur Gewißheit, dafj
es sich auch bei der Statue um diese Gruppe handele, u. zw. um
eine Kopie des oerloren gegangenen ITlyronschen Bronzeoriginals
Die Bronzemünzen, die die Bestimmung herbeigeführt haben, tragen
drei oerschiedene Darstellungen der flthena und des JTlarsyas und
stammen aus zwei uerschiedenen Zeitperioden. Die ältere ist die
des Hadrian 117 -138 n. Chr., die jüngere die Gordians 111.
258—244 n. Chr. Der Vortragende, der Abbildungen der Statue
und Kopien der münzen aus dem Berliner känigl. ITlünzkabinett
oorlegte, führte die Statue auf die Hadrianszeit zurück. Admiral
Strauch legte oor: l) die neuen durchlochten l Cenf-flickelmünzen
( l ' u <i Rupie) non Britisch-Ostafrika und Unganda-Protektorat,
die 1909 an Stelle des I Centstücks aus Aluminium getreten sind.
Weder in Britisch-Ostafrika noch in ITigerien (an der Westküste)
hat sich das flluminiumgeld bewährt, es oxidiert außerordentlich
und wird so unansehnlich, daß es wieder abgeschafft wird. Auf -
fällig ist, daß dennoch in Frankreich noch kürzlich die Cinführung
oon flluminium-münzen diskutiert wurde. 2) Das neue Klein -
geld Siams, bestehend aus 10 und 5 Satangs in Dickel und
1 Satang in Kupfer, alle drei durchlocht. Cs ist der zweite Ver -
such Siams, nickelmünzen einzuführen. Der erste im Jahre 1898
mißlang, da die Beoölkerung sich gegen nickelstücke ablehnend
oerhielt. — Prof. Sturm zeigte die oon ihm ausgeführte goldene
llledaille (75 mm) für die Berliner Gesellschaft für Anthropologie,
Cthnologie und Urgeschichte Hs., die drei Schwesterwissenschaften
um einen Altar gruppiert, auf dem ein Schädel liegt. An dem
Altar der Gründungstag XVII. XI. -Ml CCrti.XlX. Cin leichtes
Band umschließt das Ganze. Die Rs. stellt die Vereinigung als
Cinzelfigur dar, die einem ihrer heroorragendsfen Alitglieder einen
Torbeerkranz pflückt. Unten der Dame des Cmpfängers, in diesem
ersten Falle Albert Grünwedels, des Crforschers Innerasiens. Die
llledaille zählt zu den schönsten der leßten Jahre. Prof. Sturm
nahm noch Gelegenheit, auf üble Überraschungen bei Benußung
der Kopiermaschirie zur Herstellung der Stahlstempel einzugehen
So mar beispielsweise bei der Hs. der oorgenannten llledaille in
der mitte eine arge Verschiebung zustandegekommen, und auf der
Rs. waren fast alle Tiefen doppelt gezeichnet; beides mußte dann
in Stahl bearbeitet und beseitigt werden. Dergleichen mißliche
Vorkommnisse sind immer erst nachträglich zu entdecken, da
während der Arbeit alles in Öl schwimmt. — Dr. Bahrfeldt be -
richtete über einen umfangreichen Fund brandenburgischer Denare
aus der späteren Zeit der bayerischen ITlarkgrafen, der in Gransee
(an der llordbahn) ausgegraben ist. Gr bestand nach der Reini -
gung aus rund .8000 Gr. Silber, u. zw. 12 000 ganzen und 4400
halben brandenburgischen Denaren, sowie 150 Denaren und Brac-
teaten anderer Herkunft. Der geringe Erhaltungszustand der
Stücke gestattet keine zuoerlässigen Gewichtsproben, sondern nur
Gehaltsproben. Eine eingehende Publikation des Inhaltes bleibt
oorbehalten. Geh. Reg.-Rat o. Kühlemein besprach eine Reihe
oon französischen Spottmedaillen aus dem Feldzuge 1870/71,
die damals auf den ßouleoards in Paris feilgeboten wurden:
„Wilhelm 1., Bismarck und llapoleon am Schandpfahl“, „Kaisertum
Deutschland“, „Siege de Paris“ u. a. Gr legte ferner die llledaille
oon H Hahn auf die Einweihung des Chemnißer Denkmals auf
Kaiser Wilhelm 1., Bismarck und Illoltke, sowie eine große Plakette
auf W. o. Kaulbach oon Stanger 1860 oor. — Ingenieur Tange zeigte
die beiden Dledaillen [auf den Besuch König Friedrich Wilhelms I. ;
oon Preußen in Dresden im Jahre 1728. Die eine oon Großkurf,
Stempelschneider in Berlin und Dresden 1699 1734, (Hs. Brustbild |
des Königs, Rs. göttliche Hand mit dem gordischen Knoten) kommt
öfter oor, dagegen ist die andere oon Koch, Stempelschneider in
Gotha 1706 -1742 (Hs. Brustbild, Rs. Torbeerkranz mit zwei rechts- '
hin fliegenden Adlern, darunter Kurschwertef und Szepter gelehnt,
OMINK RA USTG) höchst selten. Es scheint, daß wegen des Risses
im Rückseitenstempel nur wenige Exemplare abgeschlagen worden
sind. Derselbe Redner trug über die Gepräge auf die Beendigung
des Oldenburger Erbfolgestreifes 1676 oor: I große Silbermedaille,
1 kleine goldene oon drei Dukaten Schwere, l Taler.
(Die Sammlung Bissinger.) Aus Pforzheim wird be -
richtet: Per oerstorbene Gymnasialrektor Professor Karl Bissinger
hat seine wertoolle lUimzensammlung, zirka 14.000 meist römische,
griechische und mittelalterliche münzen der flltertumssammlung
der Stadt testamentarisch oermachf.
(Großer 111 ünzenfund.) Aus Innsbruck wird uns ge -
meldet: Die Frau des Besißers Peter TudI in JTlünster machte
sich oor einigen Tagen im Keller ihres Hauses zu schaffen, wobei
ein Stück Alauerpuß herabfiel. Auf diese Weise wurde eine zehn
Zentimeter breite, zwanzig Zentimeter hohe und fünfzehn Zenti -
meter tiefe llische entdeckt, in der zirka 1300 Stück llliinzen aus
den Jahren 1653 bis 1765 eingemauert waren. Herr TudI oerkaufte
einige dieser münzen einem Händler, den Rest übernahm ein
Sammler namens Kick.
Philatelie.
(Änderung der Schweizer lllarken.) Wie die „Schweizer
Philate). Dachrichten“ aus zuoerlässiger Quelle erfahren, isl in aller
Stille die Korrektur der „uerzeichneten Armbrust“ auf den Schweizer
Postwertzeichen zu 2, 5 und 5 Cts. oorbereitet worden. Die abge -
änderten Werte, mit hinter der Armbrust durchgehender
Sehne, sind bereits im Druck und werden demnächst ausgegeben
werden. Das Blatt fügt dieser Dachricht die Bemerkung bei, daß
oon einer plößlichen Hausse der bisherigen Werte kaum die Rede
sein wird, da die Teilknabenmarken II. Ausgabe doch ordentlich
lange in Kurs waren, und die schon früher aufgetauchten Gerüchte
oon einer beoorstehenden Korrektur der Sehne gewiß die Sammler
oeranlaßt haben, ihre Bestände — für alle Fälle - auf angemessener
Höhe zu erhalten.
(Eine neue Briefmarke oon Afghanistan.) Aus Kabul
kommt eine für alle Philatelisten wichtige llachricht. Der Emir oon
Afghanistan hat die Erlaubnis zur Ausgabe einer neuen lllarke
gegeben. Die lllarke ist blau und zeigt die Ansicht einer llloschee,
die oon Sternen umgeben ist.
(Wer mar der erste Briefmarkensammler?) Der
„Collectionneur de timbres poste“ brachte die IDeldung, daß der erste
Alarkcnsammler ein Herr Tegrand gewesen sei. Bald darauf er -
hob ein Herr Weßel in Cillc Anspruch auf diese Ehre, weil er bald
nach dem Erscheinen der ersten englischen Postmarken (6. lllai 1840)
mit dem Sammeln begonnen habe. Dun tiitt auch ein Herr Kraffer
in Sidney, der hochbetagte Sohn eines nach Australien ausgewan-
derten Deutsch-Österreichers auf den Plan, indem er behauptet, daß
schon sein Vater mit dem Sammeln oon Postwertzeichen den An -
fang gemacht habe, als am 5. llooember 1858 in Deu-Südmales die
ersten amtlichen Briefumschläge mit Stempelaufdruck zur Ausgabe
gelangten.
Wohltätigkeitsmai'ken.
(Eine Rosegger-lilarke.) Peter Rosegger hat bekanntlich
angeregt, durch Beschaffung eines Iflillionenfonds den Deutschen
Schuloerein in die tage zu seßen, etwas Großes leisten zu können.
Zur Förderung der Absicht des Dichters hat nun ein Komitee eine
Rosegg er-lllarke in Vertrieb geseßt, deren Erträgnis zur Ein -
zahlung oon Bausteinen für die Rosegger-Stiftung zu normenden
ist. Die lllarke zeigt das wohlgetroffene Bildnis Roseggers. Die
Umschrift lautet: Rosegger-lTlarke. 2000 Kronen gleich zwei
ITlillionen. Der Preis ist mit 4 (h) angegeben.
Uersrhiedenes.
(Große Römerfunde in Diederösferreich.) Am 21. o.
111. ist in Siebenbrunn am Illarchfelde ein ungemein mertooller
Fund aus der Römerzeit gemacht worden. Alan glaubt, daß es
sich um das Grab einer fürstlichen Person aus der Römerzeit handelt.
Ulan fand Knochen im Grabe, die einem Alaune, einer Frau und
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Internationale Sammler-Zeiturig.
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einem Pferde angehprt haben dürften. Interessant und geradezu
einzig ist der Schmück, der leider etvuas gelitten hat. Cr ist zumeist
aus reinstem Gold: Große Bernsteinkugelketten mit öoldfassung,
galdene Armspangen, goldene Ketten, goldene Ringe mit roten
Steinen, lange galdene Stangen, deren Zweck noch nicht recht er -
sichtlich ist, Glasbecher und anderes, doch keine münzen. Cs heißt,
daf3 ein Herr Pal] aus Wien einen Teil des Schmuckes erworben
habe; die Arbeiter, welche die Sachen entdeckt hatten und ihren
Fund zu oerheimlichen suchten, hätten ihm ihre Sundobjekte gegeben.
Die Zeit, aus der das Grab stammt, ist noch nicht bestimmt.
Bemerkenswert ist, daß in dieser Gegend bisher keinerlei Römer -
funde gemacht wurden.
(»Sine unbekannte Karl-flugust-Büste) wurde in
Weimar ans Hichf gezogen. Das Werk wird nicht nur alle Kenner
und Sammler aus dem Bereiche der klassischen Weimarer Zeit
stark interessieren, sondern stellt ein literaturgeschichtliches Doku -
ment dar, über dessen Auffindung sich die weitesten Kreise freuen
werden. Cs stammt ohne Zweifel oon der Hand Ulartin Klauers,
eines Künstlers, der 1774 durch die Herzogin Anna Amalia oon
Rudolstadt, nach Weimar als Hofbildhauer berufen wurde und
schon damals eine Art Kunstschule leitete. Crst in neuester Zeit
ist man wieder zu einer wirklichen Würdigung seiner Arbeiten
gekommen; sie sind zum größten Teile aus gebranntem materiale
gefertigt, eine Technik, in der er es als ehemaliger ITlodelleur für
seine heimatliche Fayence- und Porzellan-Industrie zu meisterhafter
Fertigkeit brachte. Der junge Großherzog wußte diese seine Fertig- i
keifen zu schäßen und ließ ihn 1789 eine Toreutika-Fabrik zu
Weimar errichten, wo in trefflich gebrannten Crden plastische Kunst -
werke und architektonische Zierstücke hergestellt wurden. Damals
entstanden seine Büsten oon den Grscheinungen des Weimarer
musenhofes, deren größter Teil erst die leßten Jahre wieder ans
Cichf gezogen wurde. Die jeßt aufgefundene Karl-August-Büste
stammt wohl aus dem Jahre 1775 und stellt in ungefähr halber
Größe den siebzehnjährigen, eben mit der Darmstädter Prinzessin
Cuise oerlabten Prinzen in sprechender Charakteristik der Züge
dar. Die Figur ist mit einer blaugrünen, eingebrannten Glasur
überzogen, die ihr einen eigenen, an eine Patina erinnernden Reiz
oerleiht. Das Stück war im Besiße eines ehemaligen, jeßt hoch -
betagten Offiziers des Weimarischen Kontingents, dessen Großoater
es oon der Herzogin-mutter als deren Kammerdiener zum Regierungs -
antritte Karl Augusts geschenkt bekam.
(Gin zerstörtes llaturdenkmal.) Die Zerstörung eines
interessanten Haturdenkmals wird aus Schaumburg-Cippe ge -
meldet. Gs handelt sich um den mächtigen Findling, der im Volks -
munde als der Schäferstein oon Hagenburg bekannt war.
Die Zerstörung ist auf Veranlassung der fürstlichen Forstoermaltung
in Bückeburg erfolgt. Die Trümmer des Blockes wurden zum
Gindecken einer Waldstraße benußt, die durch einen fürstlichen
Forst bei Hagenburg führt. Der Stein ragte teilweise aus der
Grde und war durch einen oernarbten Strich in zwei Teile geteilt.
Ginige Vertiefungen wurden als die Abdrücke eines Klenschenfußes
und eines Hundes gedeutet. Ginst soll, so erzählt „Hiedersachsen“
die Sage, ein Schäfer seine Herde am Waldessaum gehütet haben.
Dabei ließ er es gern geschehen, daß die Tiere ein nahes Roggen -
stück abmeideten. Als später der Bauer den Feldfreoel sah, folgte
er den Spuren nach in den Wald. Dort fand er den Schäfer auf
jenem Felsblock, umlagert oon der übersatten Herde. In heftigen
Worten fährt der Bauer den gewissenlosen Alann an. Der aber
leugnet frech und Derflucht sich obendrein, er wolle auf der Stelle
untergehen, wenn er der Übeltäter wäre. Da klafft der Stein aus -
einander, Schäfer und Hund oersinken. Riß und Spuren aber
blieben sichtbar und oerkündeten die Geschichte oom Schäferstein
zu Hagenburg. Die Zerstörung eines solchen Denkmals ist zur
Zeit der immer mehr erstarkenden Heimatschußbemegung — be- |
sonders, da sie auf Befehl einer Behörde erfolgt sehr auffällig.
(Tluseen.
(Königliches Kupferstichkabinett in Stuttgart.) Das
unter der Heitung des Dr. G. Willrichs stehende kgl. Kupferstich -
kabinett in Stuttgart ist nach Beendigung der Adaptierungen
jetjt wieder eröffnet worden. Im großen Saale und zwei daran
stoßenden Kabinetten sollen fortan in oierteljährigem Wechsel
größere Ausstellungen oon Original werken der graphischen
Künste stattfinden. Fürs erste ist eine Ausstellungsfolge geplant:
„Die graphische Kunst unserer Zeit.“ Die Stuttgarter Künstler
machen den Anfang. Im Studiensaale ist u. a. eine Ausstellung
unfergebracht, in der die Verfahren der druckgraphischen Künste
in Platten, Werkzeugen und Darstellungen des Arbeitsganges oor-
geführt werden.
(Diebstahl im Berliner Kunstgewerbemuseum.) Aus
dem Kunstgewerbemuseum in Berlin wurde ein Bronzerelief
gestohlen, das Friedrich den Großen zu Pferde darstellt. Gs ist oon
Schadow modelliert, 59 Zentimeter hoch, 30 Zentimeter breit und
seitlich mit oergoldctem Kupfer gefaxt, mit schwarzer Farbe ist
die Inoenturnummer 15309 eingeschrieben.
Uom Kunstmarkte.
(Kupferstich-Auktionen in der Galerie Helbing.) Am
28. Februar und l.llJärz findet in der Galerie Helbing in ITtünchen
die Auktion einer Sammlung oon Kupferstichen, Radierungen und
Holzschnitten oorwiegend des XV.—XVIII. Jahrhunderts statt. An
alten meistern sind Albrecht Dürer, E. oan Heyden, J. uan ITleckenen,
G. Pencz, Reinbrandt gut oertreten, das 18. Jahrhundert wird durch
ßarfolozzi, ßeauoarlet, Cochin, V. Green, Ranteuil, C. Ploos, uan
Amstel repräsentiert. Beachtung oerdienen auch die Abteilungen
der Ansichten der Holzschnitte, der Porträts und der Handzeich -
nungen und Aquarelle alter und neuerer Kleister, die den Schluß
des 878 Hummern umfassenden Kataloges bilden. Am 2. IRärz
gelangt ebenfalls in der Galerie Helbing eine graphische Sammlung
zur Versteigerung, die das weiteste Interesse uerdient. Gs sind
ausschließlich Original-Radierungen, Original-Holzschnitte und Origi-
nal-Eifhographien moderner IIIeister und fast durchgehends
ausgezeichnete signierte Künstler- und Frühdrucke. Ulan findet da
Arbeiten aller Eänder, wie der heroorragendsten Kleister. So sind
oertreten Jacques G. Blanche mit hübschen Eithographien, F. Boehle
mit einer großen Handschaft, Fr. Brangmyn, R. Bryden und Fr.
Burridge mit zahlreichen, teilweise sehr seltenen Arbeiten, Ch. Fr.
Daubigny und 111. Desboufin mit hübschen Blättern, Otto Fischer
mit einer größeren Anzahl prächtiger Arbeiten. Ganz besonderes
Interesse werden die Radierungen oon Otto Greiner (zwei Porträts
Siegfried Wagners), lllax Klinger (Folge oom Tode, op. II u. a),
Wilhelm Heibl, Gmil Orlik, Ferd. Schmußer (dabei brillantes Porträt
oon Kainz als Hamlet), Karl Sfauffer-Bern (besonders ein sehr
schöner Kopf Gust. Freytags) und Friß Thaulows prächtige Radie -
rungen und Handschaften in Farben erregen. Rieht weniger bemerkens -
wert sind die Arbeiten Seymour Hodens, D. S. IRac Paughlan,
Jos. Pennels und James Whistler, als ganz heruorragend dürften
einige Blätter oon Ch. Rleryon und Jean Fr. Hüllet (besonders „Hes
glaneuses“) bezeichnet werden. Ferner sind noch durch zahlreiche
beachtenswerte Werke repräsentiert P. Helleu, H. oon Hoffmann,
K. Kollmiß, W. Heistikow, Gd. Rlanet, C. H. Shannon, W. Strang
und Heinr. Vogeler. Außerdem seien noch ermähnt die interessanten
Blätter oon A. Gast, Alph. Hegros, Alex. Hunois, J. Fr. Rafaelli und
Felic. Rops. Weitere Auskunft erhalten Interessenten durch den
illustrierten Auktionskatalog, der durch die Firma Hugo Helbing,
RJünchen, gratis zu beziehen ist.
(Chodomiecki-Versteigerung.) Für Sammler der Kupfer -
stiche Daniel Chadowieckis dürfte es oan Interesse sein, zu er -
fahren, daß Rütte lllärz in dem Kunstinstitut oon C. G. Boerner
in Heipzig die größte je oersteigerte Sammlung dieser Stiche aus -
geboten wird. Infolge Vereinigung der beiden größten bisher
existierenden Chodomiecki-Sammlungen, nämlich derjenigen aus
dem Besiß des Wilhelm Gngelmann, der das klassische Hand -
buch über Chodowiecki geschrieben hat, und aus bekanntem Berliner
Prioatbesiß, wird eine Dubleftensammlung ausgeschieden, die fast
oollständig ist und die großen Seltenheiten des Chodomiecki-Werkes
enthält. Gs ist bis auf Gntnahme weniger Blätter die oollständige
Cngelmann-Sammlung, die hier zum Verkauf kommt. Per Katalog
erscheint Rütte Februar.
Seile 48
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 3
(Auktion uon Sammelobjekt-Behältern.) 1m Palais
Modena in Wien wurde in der nötigen Woche die Auktion einer
grofjen Anzahl Vitrinen, Wände mit Ctageren, Kasten, Pulte, Tische,
Türaufsätje oorgenommen. 6s handelte sich um 150 Möbelstücke,
in welchen zum Teile die kostbare Kunstsammlung, zum gröfjeren
Teile die Raturalien- und ethnographische Sammlung des Crzherzogs
franz ferdinand aufbewahrt waren. Die Kunstsammlung ist i
bereits im ersten Stockwerke des neuen Flügels der Hofburg unter -
gebracht; die reiche Raturaliensammlung und die ethnographische |
Kollektion, welche der Crzherzog non seiner Weltreise mitgebracht
hat, werden derzeit uon Beamten des naturhistorischen ITtuseums
wissenschaftlich geordnet und ebenfalls im Reubau der Hofburg
aufgestellt. 6s hatten sich Professoren und Vertreter uon wissen -
schaftlichen Instituten, ITlusealbeomte und Kaufleute zu dieser
Auktion eingefunden, welche zum Teile im überglasten Hofraume,
zum Teile in den einzelnen Stockwerken des Palastes abgehalten
wurde, einzelne Objekte fanden Käufer zu guten Preisen, andere
wurden zum Schätjungspreise abgegeben. Die Auktion hatte auch
oiele neugierige herbeigelockt.
Ruktionen.
1. februar und folgende Tage. Berlin. Amsler & Rut -
ha rdt. €ine kleine Chodowiecki-Sammlung und Originalarbeifen
erster Künstler unserer Zeit (Sammlung Paul Helm-Hamburg),
darunter reiche Werke uon den grofjen englischen Radierern, ferner
Oreiner, Klinger, ITlcnzel, Rops u. a.
8. und 9. februar. Berlin. Rudolf Cepkes Kunstauktions -
haus. llachlalj der Frau Geheim. Kommerzienrat lllarie Heck -
mann, Berlin, frau Anna friedländer, Berlin und Prof, fritj
Werner, Berlin (Abt. III). Dabei bedeutende Werke uon Kaulbach,
Gustau Dore, C. Hilgers, f. u. Defregger, Cd. Harburger, 6. o.
Blaas u. a.
9. februar. Frankfurt a. M. Adolf Hef3 Rachf. Sammlung j
des Generals uon Graba in Dresden. Brakfeaten. münzen unter
Talergrötje bis zur Kipperzeit, numismatische Bücher.
15. februar. Berlin. Rudolf Cepkes Kunstauktionshaus,
nachgelassene Kunsammlung des Hofschauspielers Adalbert Mat-
kowsky, Berlin, farbige gotische Holzskulpturen (fränkische und
schwäbische Schule), niederrheinischc Renaissance-mübel, italienische
und spanische majoliken, altes Danziger Silber, niederländische
Gobelins des 16. Jahrhunderts, alte Türfüllungen, Paneele, Plafonds,
gotische Truhen etc.
15.-17. februar. Frankfurt a. IM. Rudolf Banget.
Japanische und chinesische Kunstgegenstände, Sammlung des Herrn
W. A. oan Vcer in Amsterdam.
21. —26. februar. Berlin. Max Perl. Sammlung Brenner.
Kupferstiche, Radierungen, Schabkunstblätter, farbendrucke, Holz -
schnitte, Cithographien des 15 bis 17. Jahrhunderts.
22. februar. Berlin. Rudolf Cepkes Kunstauktionshaus.
Galerie alter Meister des 15. bis 18. Jahrhunderts. Darunter Wetke
oon Bronzino, BrouDer, Teniers, oan Coo, Weenix, Cawrence, Rubens,
Don, oan der Reer, Breughel, Js. o. Osfade, Canale, oan Goygen,
Hans B. Grün, etc.
22. februar. München. Galerie Helbing. Kunstbesitj
eines norddeutschen Sammlers. Antike Bronzen und Keramik.
28. februar und 1. ITlärz. ITlUndten. Galerie Helbihg.
Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte, Schwarzkunstblätter und
farbstiche.
2. Utärz. München. Galerie Helbing. Sammlung oon
Original-Radierungen, Holzschnitten, Cithographien moderner
Meister, sowie Kupferstiche, Radierungen etc. des 15. und 16. Jahr -
hunderts.
8. und 9. ITlärz. München. Galerie Helbing. Bibliothek
des oerstorbenen Kunsthistorikers Prof. Dr. Alwin Schult], Kunst
und Kulturgeschichte des Mittelalters und der Reuzeit. (Bohemica
Polonica.)
10. März München. Galerie Helbing. Autographensamm-
lung aus dem Rachlasse des Kommerzienrates Otto B a 11 y in
Säckingen.
Mitte März. München. Galerie Helbing. Ölgemälde alter
Meister aus Bremer Prioatbesitj, sowie aus dem Rachlaf] des Herrn
Couls Ricard in Frankfurt a. RI.
März. Köln a. Rh. J. m. Heberle. (m. tempert]’ Söhne),
G. m. b. H. Sammlung oon Kunsfgegenständen, Antiquitäten und
Gemälden aus dem Rachlafj der frau Pauline Stern, Stuttgart.
Mitte April. Wien. Gilhofer & Ranschburg, '. Roten-
turmstr. 23 Kupferstichsammlung des polytechnischen Zentraloereines
in Würzburg. Hauptsächlich französische und englische Stiche
des 19. Jahrhunderts; punktiert, geschabt und in färben gedruckt.
Frühjahr. Köln a. Rh. J. 111. Heberle. (IR. tempert]' Söhne).
G. m. b. H. Deutsche Zunftabteilung des nordischen Museums
zu Stockholm.
Ausstellungen,
Berlin. Kunsthandlung Bduard Schulte. Anton Graff
Gedächtnis-Ausstellung, 182 Bildnisse. Bis 4. februar.
— Ausstellungshalle im Zoologischen Garten. 16. Deutsche
Geweihausstellung. Bis ind. 16. februar.
— Kupferstichkabinett der kgl. Museen. Ausstellung oon
Radierungen und Cithographien. Mc. Reill Wisthlers.
— Kunstakademie, französische Ausstellung.
Budapest. Winter-Ausstellung des Candesoereines.
Chemnifj. Ausstellung der Kunsthütte.
Florenz. Ausstellung der Gesellschaft italienischer Künstler.
Graz. Jubiläumsausstellung des Vereins der bildenden Künstler
Steiermarks.
Hannouer. 78. Grolje Kunstausstellung, fröffnung 24. februar.
Meran. Ausstellung des Meraner Künstlerbundes. Bis
15. Mai 1910.
Mel]. Kunstausstellung der „Vereinigung unabhängiger
lothringer Künstler.“
München. Kunstsalon Brak], Sammlung M. feldbauer.
Uancy. Internationale Ausstellung.
— Oldenburg, frühjahrsausstellung des Kunstoereines. 6r-
öffnung 15. februar.
Rom. Internationale Kunstausstellung. Bröffnung 1. februar.
Wien. Albertina. Ausstellung uon 157 neuerworbenen
Kunstblättern.
— Sezession. I. friedrichstralje. Mestrooic-Ausstellung.
— Künstlerhaus, I. Karlsplatp Aquorellausstellung der
Genossenschaft bildender Künstler.
— Kunstsalon Hirschler, I. Plankengasse 7. Kollektion des
Candschafters Charles Cafite.
Zürich. Künstlerhaus. Ausstellung.
Reue Kataloge.
* Richard Härtel, Buch- und Kunst-Antiquariat, Dresden.
A. tudwig, Richterstrafje 15. Katalog Rr. 66 Militaria. Inhalt:
Kriegsgeschichte, friedrich der Grolje, Rapoleon, Uniform-Abbildungen,
friedrich-Porträts, Schlachtenbiider, Kriegskarten, Pläne etc. (1206
nummern.)
* Paul Graupes Antiquariat Berlin S. W. Kat. ITr. 52.
Bücher zu besonders billigen Preisen. (1690 nummern )
Briefkasten.
„Bilderliebhai er“ in Pr. Die Madonna del diuin amore
befindet sich in der Villa Borghese in Rom, die Madonna del
Pesce im Prado zu Madrid, die Madonna Tempi in der Pinakothek
in München.
Giiiio S—o, Venedig. 6fwa 1200 Kronen.
Hauptmann S., Szombafhely. Wird brieflich beantwortet.
J. Z. III. Reisnerstralje. Ihr Wunsch soll nach Tunlichkeit
berücksichtigt werden.
Philipp u. B., Salzburg. Bchappe nennt man die schräg
abgeschnittene, dicke Radel, deren man sich bei der Radierung
bedient, um den Strich der federzeichnung nachzuahmen,
Druck und Verlag: J. Hans Prosl, teoben.
Verantwortlicher Redakteur: % Ritsche, teoben,