Seite 116 internationale Sammler-Zeitung. rtummer 8 neben den altbekannten und beliebten Spieen, mie Brüsseler, Brabanter, Chantilly, Duchesse, Reticella, Irish, Blonden, Point d'Alencon und Point de Roses neue Spißengattungen zu sehen, die eine roertuolle Bereicherung jeder Spißen- sammlung mären. Tassen mir noch einmal die Schätze der Ausstellung an unserem Auge Darüber ziehen. Da fällt unser Blick auf eine handgearbeitete Spiße mit Rosenmotioen nach antiken Hlustern in Point ä I’ aiguilles, die Dielleicht das roertaollste Stück der ganzen Cxposition mar. Cs ist ein ganzes Kleid. Die Rosenmotine sind in einem gelblichen Zroirn, der fast spinnroebdünn ist, so fein und sorgfältig, aber mit jenem etroas unregelmäßigen fand gearbeitet, der das Blerkmal jeder echten Spiße ist. Vollkommen regelmäßig kann eben nur die Rlaschine arbeiten. Durch den gelblichen Stich des ITlaterials rourde der Anschein des Antiken ermeckf. Die Rosenmotine roaren einem antiken Bluster nachgebildet, mit 20.000 111k. mar der Preis an geschrieben. Wenn man bedenkt, roelche Blühe an die Arbeit gemendet rourde, mird man ihn nicht als zu hoch bezeichnen. Dort sehen mir einige Objekte, zroar nicht nach eigenen Cnfroürfen, sondern nach herrlichen mustern aus geführt, aber sie künden uns oon neuem die Cehre, daß mir die Stickereien und Spißenarbeiten früherer Jahrhun derte kaum zu überbieten imstande sind und gut daran tun, unsere Blöden durch das Studium alter Kunstroerke zu erneuern. Hier mieder entzückt ein Tischtuch unser Auge, das nach einem Original im Pariser Cluny-Bluseum in filet-Guipure in Verbindung mit Bladeirastickerei in Tiermotioen und figuralen Ornamenten gearbeitet ist. Os hat nach Angabe einen Wert non 2000 Kronen, den mir nach der Schönheit der Illuster, der Zartheit der Cinien und der munderDollen Ausführung durchaus nicht über trieben finden. Unter den fächern gefällt uns einer ganz besonders gut, der in so feinem Garn eine Reticellaspiße in Häkel arbeit zeigt, daß man erst ganz genau hinschauen muß, um zu erkennen, doß es sich um keine genähte Spiße handelt. Gin anderer fächer ist Klöppelarbeit; ein Bukett Blaigläckchen ist mie zufällig über das Gerüste hingestreut. Auch frioolitäten, die sich zurzeit nicht gerade großen Anroertes erfreuen, sind mit oiel Geschmack oerroendet; der fächer, der in dieser Technik ausgeführt ist, kann mit den anderen mahl konkurrieren. Die nadelmalerei feierte in dieser Ausstellung neue Triumphe. Wenn mir uns auch mit dem Gedanken eines Bildes, das sein entstehen Pinsel und lladel zugleich oer- dankt, nicht recht befreunden können, müssen mir doch zugeben, daß das Schloß Bliramare, die Schneelandschaft auf dem Semmering, der Wandschirm mit den flamingas und den Seerosen, den Cibellen und den Wasserlilien ein großes lllaß oon künstlerischem Geschmack und Kunst fertigkeit nerrieten. Auch die Bekanntschaft mit einer ganz neuen Technik, oon der anonymen Ausstellerin „Bürotechnik“ benannt, rourde uns uermittelt. Gin Wandbehang ist auf einem Grunde oon sehr grobem Cananas mit parallellaufenden Spagatreihen oon ungefähr einem halben Zentimeter Durch messer bespannt. Der Spagat nun ist übersfickt mit einem Illuster, das eine Blodedame darstellt, die mit ihren zroei Hündchen promeniert. Während die figuren mit flachstichen über den Spagat gestickt sind und rings um den Wand behang durch Übersticken des Spagates mit roeißer und schroarzer Wolle ein sehr originelles Illuster erzielt rourde, besteht der fond nur aus dem Spagat, der unüberzogen blieb und einen graubraunen Hintergrund bildet, der die gestickten figuren höchst plastisch und farbenprächtig heroortreten läßt. Diese Technik hat den Vorteil, roenig mühsam zu sein und durch große flächen sehr dekoratio zu roirken. Rieht mehr ganz neu, aber doch nach nicht genug bekannt, sind die Batikarbeiten. Die Technik besteht hier darin, daß man auf Blull, Seide, Cachemir de Soie, auch auf Ceinen ein Bluster auslegt und den fand des Stoffes mit Säuren bearbeitet. Hat nun der Grundstoff unter der chemischen Ginroirkung seine faibe geändert, so roerden die Patronen abgehoben. Zuroeilen mild auch der Grund bedeckt und das Bluster selbst durch Ginroirkung oerschie- dener Säuren mehrfarbig gestaltet. In dieser Technik sahen roir sehr schöne Gcharpes, Kissen und Tischtücher. Doch müssen roir sagen, daß roir eigentlich bei einem Ceinen- tischtuch, das z. B. Kirschen und Blätter zeigt, die Batik technik nicht als sehr gut angeroendet betrachten können. Wozu ein kostspieliges Verfahren in Anspruch nehmen, roenn heute doch in gedruckter Teinroand ebenso schöne und vielleicht noch oiel kompliziertere Illuster hergestellt roerden? Aus der fülle der gehäkelten Arbeiten konnte man schließen, daß zur Zeit unter allen Techniken das Häkeln sich des größten Vorzuges erfreut. Irishguipure fand nicht nur auf Ulodeartikeln, sondern auf Blilieux und Tischwäsche jeder Art, auf Reticules, Kinderhäubchen, Sonnenschirmen, fächern und Tautdecken ausgedehnteste Anwendung, ln alter Zeit wurden Barben, (roir nennen sie heute Stola, Gcharpe oder Kracatte), Kragen und Ulanchetten, Volants mit unbestimmtem Zroeck, Chantilly-Schirme, Kleider und Jabots, Häubchen und Taufdecken, insbesondere aber Kirchen- spißen genäht, die zu Altar und Bleßdecken und llleß- geaiändern oerroendet wurden. In einem nächsten Artikel sali eine heroorragende Sammlung antiker, echter Spißen geschildert roerden, die einen Überblick über die Kunst auf diesem Gebiete gibt. (T rron 0 i>c7ri Q,^r) ^ n=c?n D= d°C^zrj L/S3J 0 CszfL] Gemälde moderner (Heister. Auf die Ölgemälde moderner Bleister aus dem Rach lasse des Herrn B. Bl. Goldschmidt in frankfurt a. Bl., die am 26. d. Bl. in der Galerie Helbing in Blünchen an den Bleistbietenden oerkauft roerden, ist schon hinge- roiesen roorden. Zroei reizende Stücke der Sammlung seien hier herausgegriffen. fig. 9 ist eine Tandschaft des französischen Blalers Jules Dupre (geboren 1812 zu Huntes, gestorben 1889 zu Isle-Adam). Den Blittelplan des Bildes nimmt ebenes Wiesengelände ein, das noch oon der untergehenden Sonne beleuchtet ist, während die Berge, die die Szene schließen, schon im Dämmerlichte liegen und je nach den Waldungen oder Wiesen, die ihren Rücken bedecken, mehr oder minder dunkle Ruancen zeigen. Am fuße des Berges rechts im Blittelgrunde eine kleine Ortschaft. Vorn, erheblich tiefer liegend als das Gemälde des Blittelplanes, ein Wasser tümpel mit Abfluß, den eine alte, einfache Brücke über schlägt, links oorne Baumschlagkulisse. Die stimmungs-