i (ummer 6 Internationale 5 a m m 1 e r - Z e i t u n g. Seite 87 (Döbelbeschläge. 6s ist schon oft beklagt morden, dafj die Beschläge der lllöbel selten in harmonischem finklange zu den möbeln selbst stehen. Ruch unsere teuersten lllöbel entbehren noch zu oft eines gediegenen und zweckent sprechenden Beschlages. Wie aber ein gutes Buch in einen seiner würdigen Cinband gehört, so ist für ein gutes ITlöbel ein guter Beschlag fast unerläßlich. Ja, ein solcher adelt selbst die einfachste Tischlerarbeit, was z. B. die bürgerlichen iTlöbel der Kongrefjzeif beweisen. so feiert nun unter seinem ITachfalger auch hier die Ratur mit ihren zarten Blüten, fruchten und Täubchen, dann unter llapoleon die Bewunderung des Altertums mit seinen liebenden Göttern und Fabeltieren, Pallas Athenen, Adlern, Pyramiden und Opferflammen in der noch immer eortreff- lichen Goldbronze die schönsten Triumphe. Das Theater leiht seine Alasken und lAusikinstrumente, der Krieg seine Waffen. Denn lAöbelbeschläge dieser Zeit gehören durch ihre mannigfaltigkeif in uorzüglich modellierten Gestalten 5ig. 7. Ciebhabern schöner geschmacknoller Illöbelbeschläge, wie nicht minder Sammlern zum frommen hat Julius Teisching, der oorteilhaft bekannte Direktor des Rainermuseums in Brünn, bei Anfon Schroll & Co. in Wien ein Werk erscheinen lassen, das uns die ITlöbel- beschläge aus einer künstlerisch hohen Cpoche, aus der Zeit non 1770 bis 1840 in 26 Cichtdrucktafeln oar Augen führt. Der Verfasser oerbreitet sich in dem Vorwort in sehr interessanter Weise über die ITlöbelbeschläge der non ihm ins Auge gefaxten Periode. Cr schreibt: „Der ITlöbelbeschlag hat seinen eigenen, Don seinem Stoff wie oam Holz des möbels und dessen Behandlung abhängigen Cntmicklungs- gang durchgemacht, so gut und so schlecht, wie irgend ein anderes Arbeitsfeld in der weiten Welf der Kunst. Auf den herben frühling des schweren mittelalterlichen Beschlages kam das sommerliche Prangen der Rennaissance, in welcher der eiserne Beschlag eben als das ITlöbel selbst die gewaltigsten wie die zierlichsten Gestaltungen und Techniken spielend annahm, und ihm folgte die köstliche Herbstreife der barocken Goldbronze, die im achtzehnten Jahrhundert technisch wie ornamental so oft zur Haupt sache des ganzen möbels wird. Che dann die unfruchtbare Zeit des 19. Jahrhunderts anbrach, in der sich der erstarrende Reif über alle Felder der Kunst breitete, klang jene herrliche Fülle des künst lerisch wie kanstruktio Vollendeten in der Zopf- und Kuiser- zeif noch einmal wie ein Schwanengesang des Abschied nehmens aus. Hatte der ITlöbelbeschlag unter Cudwig XV. allen Schnörkeln willig und geschmeidig Gefolgschaft ‘geleistet, aller Art, zugleich durch ihre stilistisch noch ganze strenge Durchbildung und feine Ziselierung durchaus zu dem Vor nehmsten, was um 1800 überhaupt geschaffen wurde. Das Schlüsselbild dient wirklich noch der leichten Führung des Schlüssels. Ziehring, Fensterreiber und Knopf bilden bequeme Handhaben; über das einfachste lTußgerät, den feuchter, den Griff, den schlechtesten Beschlag gleiten noch die lebten uerschönenden Strahlen einer sinkenden Sonne. Wie weit ist unsere Zeit dauon entfernt, jene Kulturhöhe wieder erreicht zu haben.“ Da die Cichtdrucktafeln leider keine Reproduktionen ermöglichen, so beschränken wir uns auf die Wiedergabe der zwei Beschläge, die das Vorwort des schönen Werkes zieren. (Fig. 7 und 8.) Fig. 8.