Seite 28 internationale Sammler-Zeitung. Rümmer 2 Ausgrabungen oornahm, bis der Urnenfriedhof als erschöpft an gesehen murde. Jety ist es gelungen, nicht weniger als 35 Gräber bloljzulegen. Oie noch gut erhaltenen Urnen zeigen scheine Vei> zierungen und sind reich an Beigaben, namentlich in Geroand- nadeln, die unseren Sicherheitsnadeln sehr ähneln, und Eisenfibeln. Aber auch Gebrauchsgegenstände wurden gefunden, u. a. zwei Siebe, Uähnadeln, ITtesser aus (eisen und Bronze, schachtelarfige Behälter, ferner ein Armband, kaum einen ITlillimeter stark und mit Ornamenten geschmückt — ein Stück, das Zeugnis ablegt oon der grofjen Kunstfertigkeit der Schmiede damaliger Zeit. Wie schon uon Prähisforikern bewiesen worden ist, ist der Urnen friedhof oon dem Stamm der Tongobarden angelegt worden, die in diesem Teil der Priegnitj etwa um die Zeit 400 nach Christ wohnten. Die ?unde wurden dem Priegnitj-lTluseum überwiesen. (Cine neue Zeichnung Albrecht Dürers) konnte soeben das Berliner Kupferstichkabinett seinem reichen Bestände an entwürfen und Skizzen des ITleisters einfügen. es ist ein Stu- dienblgtf, auf dem Dürer mit flüchtiger feder mehrmals sich an einer Darstellung des Christophorus oersucht hat. Da schreitet der riesenhafte Heilige, einen Baumstaum als Stütze benutjend, durchs Wasser, und sein Rücken beugt sich unter der Cast des Chrisfus- knäbleins auf seiner Schulter, das den heiligen Packträger auf die Bedeutung der neuen Cehre mit erhobenem Händchen hinweist. Die Cntwürfe gehören Dürers reiferen Jahren an. Der Künstler hat mehrfach eine Darstellung des oolkstümlichen Heiligen geschaffen, im Holzschnitt dreimal und im Jahre 1321 auch zweimal hinter einander im Kupferstich. Doch stimmt das neuaufgetauchte Skizzen haft, das bisher der Dürer-forschung unbekannt geblieben ist, mit keiner der graphischen Darstellungen Dürers überein. Als weitere, überaus glückliche Crmerbungen kaufte das Berliner Kupferstich kabinett eine grofje Reihe oon Radierungen Daniel Chodowieckis in oorzüglichen Vorzugs- und Probedrucken. Besonders die Illustra tionen zu englischen Dichtern sind hier oertreten, wie zu den meist gelesenen sentimentalen Romanen aus der mitte des 18. Jahr hunderts, der empfindsamen Reise des Cawrence Sterne, dem Peregrine Pickle des Smollet, oon Franzosen nach dem Gil Blas des Ce Sage. Auch ein paar recht lustig wirkende Übertragungen des Hamlet in das steifleinene Gewand des Couis Seize finden mir hier unter den Illustrationen Chodowieckis, oon dem auch ein paar seltene Blätter, wie die zu einem Buche der Kaiserin Katharina, erworben wurden. Von neueren meistern erhielt das Kupferstich- kabinett als Geschenke mehrere Blätter oon Utax Klinger, darunter das Ex libris oon Professor felix Becker in Ccipzigund das radierte Titelblatt zu Eduard Grisebachs neuem Tannhäuser (Prähistorische 5unde in der westfälischen Veled a- Höhle.) Das Gebirge des südlichen Westfalens ist ganz besonders reich an Tropfsteinhöhlen, in denen auch bereits mertoolle prähi storische 5unde gemacht worden sind. Schon oor etwa 15 bis 20 Jahren hatte Dr. Emil Carthaus hier Grabungen unternommen, durch die aus uerschiedenen Höhlen des Hönnetales Reste oon menschlichen und tierischen Skeletten, sowie zahlreiche Erzeugnisse einer mehr oder weniger primitioen Kultur aus Stein, Bronze, Eisen, Knochen, Bernstein usm, ans Cicht gefördert wurden. Cart haus hat nun in diesem Jahre die wissenschaftliche Untersuchung einer besonders interessanten Höhle im oberen Ruhrtal, der soge nannten Veleda-Höhle bei dem Dörfchen Velmede, durchgeführt, über deren Resultate er im Globus berichtet. Aulner zahlreichen Knochenresten oon Tieren, die für die Kenntnis der einstigen Säuge tierfauna im Cande der roten Erde wichtig sind, wurden ITlenschen- knochen in großer menge gefunden, die wenigstens 12 bis 15 Individuen, sowohl Erwachsenen wie Kindern, angehörten. Wahr scheinlich wird es sich um eine Beerdigungsstätte in oorgeschicht- ücher Zeit handeln, doch lassen auch einzelne Indizien die An nahme zu, dafj hier traurige Zeugen der damals noch herrschenden Anthropophagie oorliegen. Bei den Skeletten wurden zahlreiche Artefakte aus Knochen, Bronze und Eisen, sowie überaus oiele Tonscherben aufgefunden. Die Scherben oerschiedencr sehr dick wandiger Töpfe lassen auf eine höchst primitioe form der Her stellung schließen, da sie noch ohne Zuhilfenahme der Töpfer scheibe oerfertigt sind und in die Töpfermasse Kalkspat- und Quarzkörnchen in menge hineingeknetet erscheinen. Überraschend war es, datj oerschiedene Tonscherben deutlich einen altrömischen Ursprung erkennen liefen. Auf zwei feuerstellen in einem Seiten gange der Höhle wurden auch zahlreiche oerkohlte Getreidekörner entdeckt, unter denen sich nur Körner oon Weizen und Gerste ; fanden, denn Roggen und Hafer sind nicht früher als in den ersten j nachchristlichen Jahrhunderten in unserem Vaterlande bekannt ge- ' worden. Wichtig war auch der fund eines oerkohlten Geweberestes. Außerdem wurden Spinnwirtel aus Ton, oerschiedene oon ITlenschen- ! hand gearbeitete und geglättete Knochenstücke, Beinnadeln und j -Pfrieme, sowie zahlreiche uerwitterte Bronzegegenstände ans Eicht gefördert, unter denen ein Kinderarmband, zwei kleine Ringe und j ein paar Bruchstücke oon fibeln oerhältnismäfjig gut erhalten I waren. (Eine Renaissance der Gobelinmanufaktur.) ln der französischen Gobelinmanufaktur, der cs in den lebten Jahrzehnten bisweilen zum Vorwurf gemacht wurde, dafj sie oon dem Ruhm ihrer Vergangenheit zehre, regt sich neues Heben und man bemüht sich ooll Eifer, durch moderne Elemente der altehrwürdigen Kunst neues, frisches Blut zuzuführen, llun sind berühmte zeitgenössische Künstler zu den Entwürfen herangezogen worden, Villette, Cheret, Toudouze und andere Künstler haben durch interessante Zeichnungen I neue llJotioe geliefert, und bei der beoorstehenden grofjen Aus stellung oon Turin soll, wie eine französische Zeitschrift berichtet, die französische Gobelinmanufaktur den Beweis erbringen, dafj die altberühmte Kunst der Weberei auch im dekoratioen Sinne der moderne Großes zu leisten imstande ist. (Grabungen der Deutschen Orient-Gesellschaft.) Die Deutsche Orient-Gesellschaft hat dieser Tage die Ergebnisse ihrer auf dem oorgeschichtlichen friedhafe bei Abisur-El ITlcIek (mittelägypfen) oorgenommenen Grabungen oertcilt. Es handelte sich um reiche Ausbeute in Gefäfjen aus Ton und Stein, an feuer- steinmessern, Schnitjereien aus Elfenbein, Knochen, an Kettengliedern aus Halbedelstein, Holz, Edelstein und fnyence, sämtlich aus dem Ende der oorgeschichtlichen und dem Beginn der geschichtlichen Zeit Ägyptens (etwa 3800 bis 3500 o. Ehr.) Bei der Verteilung konnten 52 deutsche Sammlungen bedacht werden, nämlich: Aachen, Baufjen, Berlin (Ägyptische und oorgeschichtliche Abteilung), Bonn, Braunsberg, Bremen, Breslau, Bromberg, Cöln, Dillingen a. 0., Dresden, Düren, Eisleben, Erlangen, frankfurt a. 111,, friedberg in H., Giefjen, Göttingen, Greifswald, Guben, Hadersleben, Halberstadt, Halle, Hamburg, Heidelberg, Heilbronn, Hildesheim, Karlsruhe, Königsberg i. Pr,, Konstanz, Candshut, feipzig, Eiegnitj, Eübeck, lllannheim, ITtainz, (Henningen, Illünchen (Antiquarische und etnographische Sammlung), 111.-Gladbach, lltirnberg, Paderborn, Pyritj, Rostock, Stralsund, Strafjburg, Stuttgart, Tübingen, Weimar, Worms, Würzburg. (Ein neuer Hans Baidung.) Aus Basel wird berichtet: ln der öffentlichen Kunstsammlung ist kürzlich ein neuer, oon der Gottfried Keller-Stiftung deponierter Hans Bai düng zur Aufstellung gelangt. Die mittelgrofje religiöse Tafel „St. Anna selbdritt unter einem Baldachin in einer Renaissancehalle“ war bisher gänzlich unbekannt — sie war in Schweizer Prioatbesitj. Doch findet sich in der Karlsruher Kunsthalle eine Zeichnung mit gleicher Dar stellung, die bereits im Handzeichnungswerk uon Terey (1894) publiziert ist. Diese Unterlage war für die Restauration einer kleinen Partie des sonst trefflich erhaltenen Gemäldes oon Wichtig keit. Das Basler Bild läfjt eine oersonnen religiöse Stimmung harmonisch zusammenklingen mit feinem Humor und echt deutscher fabulierlust; zu der frauengruppe mit Jesuskind, die in der rechten Bildecke unter einem Baldachin und oor Goldgrund angeordnet ist, tritt eine Schar oon zwölf Putti, die in einem Caubgewinde spielen und raufen, sich im Hause geschäftig machen und allerlei Schaber nack treiben. Das Bild ist als typisches Beispiel oon Stilmischung gotischer und neuer Elemente interessant, dann auch als ein reich- farbiger Vertreter oon Baidungs früherer Zeit; besonders die frauengewänder zeigen ein sattes Blau und Rat und ein ungemein delikates Blaugrün, die oon dem fein kultioierten farbensinne zeugen, den wir bei Baidung schon zu Anfang des zweiten Dezen niums des 16. Jahrhunderts bewundern. — Ein zweites Bild, das die Gottfried Keller-Stiftung in Basel deponiert, stellt das Porträt des Ritters Adalbert III. oon Bärenfels dar und wird in Tereys Baidungswerk ebenfalls dem Elsässer llleister zugesprochen. Die etwas derbe zeichnerische Durchführung des Ganzen läfjt aber eher auf einen, allerdings zeitgenössischen und tüchtigen lTach- ahmer Baidungs schließen. Der neue Katalog der Kunstsammlung oerzeichnet denn auch das Bildnis als ein Werk Baslerischer Schule. (Paläontologische Entdeckungen in einer Vorstadt uon Triest.) Der Globus meldet: Dem städtischen Jlluseum für ÄafUrgeschichte in Triest wurden einige sehr interessante Tier-