Seite 146 internationale Sammler-Zeitung Ru mm er 10 Bild ist höchst charakteristisch für die durch den ITleister oertretene, schon oorhin genannte historisch-romantische Richtung, die, wenn sie auch heute nicht mehr recht an muten will, doch seinerzeit ungemein geschäht murde. Von dem bekannten und sehr geachteten ITlailänder ITlaler Girolama induno (1827—1801) sehen wir drei Bilder, zwei Darstellungen „Aus dem italienischen feldzug“, beide aus der Galerie Gsell, und ein hübsches Genrebild „Beim Stadtarzt“. Guten Klang haben noch die Hamen: Gscosura, ein Spanier, der ein Schüler Gerömes ge wesen, Flanier und Serrur, welch letzterer Künstler, ob wohl als Schlachtenmaler bekannt, hier durch ein hübsches kleines Genrebild „flm Klaoier“ uertreten ist. Hiermit wären die einer älteren Richtung ungehörigen fremdländischen ITlaler der Artigkeit wegen zuerst genannt und wir können uns nun denjenigen zuwenden, welche durch ihre prägnante künstlerische Persönlichkeit sofort eine bestimmte Vorstellung erwecken und die in der Geschichte der Kunst für alle Zeiten als lllarksteine gelten werden. Von solchen heroorragenden Künstlern einer ganz ausgeprägten Gigenart finden wir in dieser Auktion eine beträchtliche Anzahl und wir brauchen nur die Flamen Oswald Achenbach, Calame, Danhauser, Waldmüller, Amer ling, Ulakart, FFlarko, Pettenkofen, Schmitson nennen, um auf diese Pylonen in der Kunst hinzuweisen. Um gleich mit Oswald Achenbach zu beginnen, sehen mir non demselben zwei prächtige landschaften, die eine ein FFlotio bei Aeapel, die andere die Insel Ischia darstellend. Achenbach ist ein aus sich selbst emporge wachsener Künstler, der sich an kein Vorbild anlehnt, denn niemand uor ihm hat die südliche Candschaft so ge sehen und sie in solcher Vollendung zur Darstellung ge bracht wie er. Ohne dafj man bei ihm eigentlich non einem ausgeprägten Stil reden könnte, geben sich seine Bilder doch sofort als uon seiner Künstlerhand geschaffen zu erkennen, sowohl in Komposition und Tichteffekt als auch nach der Art und Weise, wie er seine figuren in die Candschaft stellt oder besser gesagt, sie als Gins mit der Candschaft empfindet. Obwohl er immer Ansichten aus der Flatur bringt, hat er doch die frühere Veduten malerei oollständig überwunden und immer die Wahrheit im Auge behaltend, sie ganz in Stimmungsmalerei aufge löst. Gr hatte eben die Gabe, plötjlich in der Flatur auf tauchende ITlomente zu erfassen und fesfzuhalten mit sicherer Beherrschung aller Details, und diese Fähigkeit oerleiht oielen seiner Bilder den Gindruck einer Vision oder einer Traumerscheinung. Dies ist hier namentlich bei der Ansicht oon Ischia der fall, wo der sonnenbe schienene goldene Berg aus dem grauen nebel aufleuchtet wie eine Gätterburg. Bei aller Beherrschung der Details behält Achenbach immer eine Breite des Vortrages, die seine Bilder auch in technischer Beziehung pikant macht. Wie Oswald Achenbach die südliche Flatur beherrschte, so hat der Schweizer Alexander Calame, der hier mit einem sehr schönen kraftoollen Bilde oertreten ist, die Candschaft seiner Heimat in nie alterndem Reize festge halten. Calame gehört zu den größten meistern der Cand- schaffsmalerei des 19. Jahrhunderts; er hat die Gebirgs- natur so großartig erfaßt wie keiner oor ihm und oer band die Flaturalistik der Anschauung mit einer Schön heit der Darstellung, die ihresgleichen sucht. Das hier oorliegende Bild „Am Vierwaldstättersee“ zeigt eine nahe stehende großartige Baumgruppe, neben der wir einen Ausblick auf den im Sonnenlicht spiegelnden See genießen. Galames wunderbare eigenhändige Originallithographien nach seinen Werken geben uns ein quasi über veritatis seiner ungemein reichhaltigen künstlerischen Schöpfungen und zugleich einen Ginblick in die kolossale Vielseitigkeit seines Genies. Seine so naturtreue und einfach große Auf fassung der Gebirgslandschaft ist ein Typus für oiele ITlaler seiner Zeit geworden und seine kolossale, sichere und kraftoolle Technik, die sich mit gleichem Glücke in großen, wie in kleinen Dimensionen erging, drückte seinen Bildern jederzeit den Stempel der Vollendung auf. Gin ebenfalls hochbedeufender, wenn auch in ganz anderer Weise wirkender Künstler, Carlo Alarko, ist mit drei seiner klassisch schönen Candschaftsbilder oertreten. Der Klassizismus, an welchen FFlarkö anknüpft, ist in seinen Gemälden mit einem formoollendeten Aaturalismus oermengt, seine rosigen fernen mit den märchenhaften Cichteffekten scheinen wie aus einer anderen Welt zu uns herüber zu leuchten, während die nahen Baumgruppen, Sträucher und Gräser mit schärfster Zeichnung die Wirk lichkeit festhalten. Seine Staffagen wählte ITlarkö haupt sächlich aus der griechischen FFlythe oder auch aus dem Goangelium und seine figuralen Darstellungen sind oon einer meisterhaften Schönheit und feinheit. Die hier zur Auktion gelangenden drei Gemälde wetteifern miteinander an Subtiiität der Ausführunge und zeigen jedes in seiner Art den poetischen, lieblichen und zugleich kraftoollen Reiz der Kunst dieses feinfühligen, immer sympathischen FFleister. Vom Hans FFlakart, dem farbenzauberer, kommt ein tadellos erhaltenes, seinen räumlichen Dimensionen nach auch für Prioate oerwendbares Bild zur Auktion „faun und Flymphe“, eigentlich die Kinder lAakarts dar stellend. Das freudige leuchtende Rot, welches FFlakart liebte, dürfte sich auf wenigen seiner Bilder so erhalten haben, wie hier auf dem Gewand der Flymphe; es sieht fast aus, als sei es mit Gold unterlegt, was der Künstler hie und da zu tun pflegte, um besonders prächtige und durchscheinende färben zu erhalten. Hiefiir spricht auch der geibe Ginschlag in dem Rot, der mit Alalfarbe roohl nicht zu erreichen gewesen wäre, und außerdem der Um stand, daß auch an anderen Stellen des Bildes wirkliche Vergoldung angewendet wurde. Der Wunsch, die Wir kungen der Altmetalle, sowie die leuchtender Steine mit denen der Ölmalerei zu oerquicken, ist eigentlich nie ganz erloschen und taucht immer ab und zu und namentlich auch bei den Werken der allermodernsten, wie Klimt usw. auf. Gs ist erklärlich, da die prächtige färbe, der leuchtende Schimmer ihren lockenden Reiz nie oerlieren wird, aber die Cösung des Problems, einen an und für sich unbeweglichen Ton unter die beweglichen und der fuftperspektioe nach abgestuften Töne zu seßen, wird immer ihre Schwierigkeiten haben und selten so gelingen, wie sie dem großen Aleister der farbenharmonie gelang. Auch schon bei den Abundantiabildern, welche gegen wärtig die neue Pinakothek zu ITliinchen beherbergt, sehen wir, wie Ulakart ITlefallunterlagen unter seinen färben oerwendete und hier unter anderen brillanten Tönen ein hellaufleuchtendes Grün oon zauberhafter Wirkung erreichte. Das hier genannte Bild „faun und Rymphe“ zeigt auch im übrigen die bekannten Vorzüge des llleisters und ist namentlich das fleisch des jugendlichen, fast noch kind lichen FFlädchenkörpers in reizoollster Weise behandelt. Gin Künstler, welcher die malerische Wirkung in ganz oerschiedenen Regionen suchte, August oon Petten kofen, ist mit einem seiner feinstgefonten Bildchen, dem oft gemalten „markt inSzolnok“, aus der Galerie Gsell stammend, oertreten. Wenn FFlakart in den leuchtenden, man könnte sagen positioen Tönen schwelgt, sucht Petten kofen die oon der Tuftoibratian teils aufgehellten, teils sanft abgestuften, auf eine grauliche Gesamtwirkung herab- gedrückten dezenten farbenharmanien auf, aus denen nur ab und zu einige dunklere oder hellere farbenflecke auf- leuchtcn. Seifen aber geht der ITleisfer in der Ausführung der Details so weit, wie auf diesem Bilde, das als eine