Seite 166 Internationale Sammler-Zeitung. Hummer 11 280 durch Kauf, 950 als Pflichtexemplare in die Samm lung; der Rest entstammt dem älteren Bestände im Depot, oon dem alljährlich ein Teil inoentarisiert roird. ln diesem Jahre rourde das Gesamtwert; oon William Unger dem Inoentar einoerleibt. Die Bestände der Kupferstichsammlung an älterer Graphik ermöglichen nur in oerhältnismäljig seltenen fällen eine Bereicherung. Immerhin wurden auch hier oerschie- dene Gelegenheiten ausgenutjt und wurden unter andern angekauft: ein anonymer Holzschnitt aus dem (Ende des XV. Jahrhunderts, oon £ukas Cranach das Porträt Philipp ITlelanchthons (Holzschnitt), Blätter oon W. Proliant, Gilles Demarteau, £. Schiaoonetti, Tomkins, dann oon österreichi schen Künstlern Stiche oon Karl Pfeiffer, Quirin JTlark, Passini, Eithagraphien oon Kriehuber, Trentsensky und anderen, eine interessante (Erwerbung bildet der Ankauf oon Giuseppe Pasis fünfbändigem Werke „Dolle magnifi- cenzc di Roina“ (1747). Die moderne österreichische Graphik wurde beim Ein kauf in erster Einie berücksichtigt. Hier konnten unter andern Blätter, beziehungsweise Klappen oon Augustin (Haydn-ERappe), Burian, Cossmann, fanto, H. frank, 0. frie- drich, E. Gödl-Brandhuber, f. Gödl-Brandhuber, f. Gold, E. Grüner, Jetfmar, Jungnickel, Dr. Junk, Klemm, Kon stantin, T. Krizman (ITlonotype), Each, Easke (ITlonotype), Eegler, Euntj, UToll, Karl HJoser, Orlik, (E. A. Reichel, Si mon Stoitjner, Stretti-Zamponi, Thiemann, William Unger (JTladonna oon Perugino) und f. Windhager erworben werden. Hlit besonderer Auswahl wurde das graphische OEuore der modernen Künstler des Auslandes oermehrt. Die Photographiensammlung wurde durch 1000 Photographien nach Gemälden der kaiserlichen Galerie, solche nach Gemälden im Augsburger Uluseum, nach siene- sischen HJiniaturen, nach einigen spanischen Künstlern und nach einer Gruppe oon Skulpturen aus Pariser Samm lungen bereichert. An Geschenken sind besonders zu oer zeichnen: Pom Oberstkämmereramte farbenholzschnitteoon E. H. Jungnickel (zehn Blätter Tiergattungen), die farbige Radierung oon E. Kasimir „Der Prunksaal der Hofbiblio- fhek“, ferner eine Reihe oon Porträten, eine Kupferplatte mit einem Stich des XVIII. Jahrhunderts und Zeichnungen, Die Akademie der Wissenschaften schenkte einige Porträte für die Porfräfsammlung. Pon der Graphischen Gesell schaft kamen der Sammlung ein Blatt oon )Tl. oan der Eoo sowie Probedrucke einiger Holzschnitte oon Jung nickel zu. Einzelne Blätter schenkten die Künstler JTI. fränkel, E. Grüner, Hirschenhauser, Hofrichter, Hollenberg und C. A. Reichel. Dr. oon JTlzik und Dr. Rogenhofer schenkten Exlibris. Schlief^lich wäre noch einer kunstgeschichtlich inte ressanten Erwerbung der Handschriftensammlung der Hofbibliothek Erwähnung zu tun, eines Eoangelistariums, das dem XIII. Jahrhundert angehört. Der 30 Blätter um fassende Grofjquarfkodex ist mit llliniaturmalereien reich geschmückt und zeigt nebst bunten Zierleisten und Initialen oor dem Beginn jedes der oier Eoangelien die in byzan tinischem Stil gehaltenen, wohlkonseroierten farbigen Poll bilderder Eoangelisfen Johannes, lllatthäus, Eukas und lTlar- kus. Diese Bilder werden durch interessante und gut erhaltene gestreifte Seidendecken mit Stickerei und Quasten geschürt. Ex libris Libri? fälschungen in der Hoe-Bibliothek. Die Versteigerung der Hoe-Bibliothek in fl ew-Mark, deren roichtigsfe Resultate mir bereits melden konnten, beschäftigt sehr intensio die amerikanische Presse. Besondere Sensation rief ein Jnteroiew der „ltew Horker Staatszeitung“ mit dem frankfurter Buchhändler Dr. £. fl. Baer heroor, in dem ausgeführt roird, daf; mehrere Stücke der Auktion Falsifikate sind. Der schwere flnrourf bezieht sich namentlich auf den sog. Einband „Henry III of France“ und ein Ouid-Hlanuskript. Wir lassen den sensationellen Bericht der „nero-florkerStaafs- zeifung“ (Sonntagsblatf nom 7. ITlai 1911, Seite 21 und 22) im Wortlaute folgen: Eine Umwertung aller Werte auf dem Büchermärkte hat die Versteigerung des ersten Viertels der Hoe’schen Büchersammlung, die Freitag Abend zum Abschlüsse kam, mit sich gebracht, nie mals, seitdem es Bücher gibt, hat eine Auktion Don Kunstwerken der Buchdrucker und Buchbinder solches Aufsehen erregt, niemals sind solche horrende Summen für Bücher bezahlt morden. Sh. 997,563.50 ist das Gesamtergebnis der ersten neunzehn Ver steigerungstage, nur um Sh. 2636 50 weniger als eine lllillion. Aus aller Herren Eänder waren die Sammler, die Eiebhaber, die Buchhändler und Antiquare herbeigeeilf, um, wenn auch die Preise höher, immer höher getrieben wurden, um schweres Geld einen der uielbegehrten Kunstschätje, die der amerikanische Schnellpressen- Erbauer Robert H o e in jahrzehntelanger, emsiger Sammlerarbeit zusammengetragen hatte, zu ergattern. Und dabei ist erst der oierte Teil der Sammlung uerkauff, nur ungefähr 5000 Bände. Es bleiben noch 25 bis 30 Tausend für die kommenden Auktionen im nooember 1. J., im Januar und im 111 ärz nächsten Jahres. Vierzig lahre lang hat Hoc Bücher gesammelt, und es wird be hauptet, dafj er im taufe dieser Zeit an Sh. 600,000 seiner fieb- haberei geopfert habe. Da nach kanseroatioen Schälungen die Versteigerung der ganzen Bücherei ungefähr drei millionen bringen wird, so erweist sich in diesem falle eine an sich kostspielige Eiebhaberei als recht gewinnbringend. Es ist in der „Staats-Zeitung“ täglich über den Verlauf der Auktion berichtet worden, es kann daher wohl als bekannt nor- ausgesetjt werden, dal; die berühmte Gufenberg-Bibel Sh. 50,000 und das Buch „ITlarf d'flrtur“, gedruckt uon Wm. Caxfon, dem ersten englischen Buchdrucker, gegen Sh. 48,000 brachte und daf; für die lllanuskripte enorme Preise erzielt wurden. Es ist wohl auch allgemein bekannt, dal) die Buchliebhaber, Händler und Bibliotheksbeamten aus der ganzen Welt zusammengeströmt waren, um Einkäufe zu machen. Unter den Bietern befanden sich zum Beispiel neben Quaritch uon Eondon, auch ßaer oan Frankfurt a. JTI,, der den Beinamen der „deutsche Quaritch“ führt. Jn der Tat ist ja Eondon der eigentliche Auktions-Ort der Welt, aber die deutsche Firma hat sich ihren „Plalj an der Sonne“ erobert. Dr. E. fl. Baer, niitglied der Firma Joseph Baer & Ca (Frankfurt), welcher bei der Hoe-Auktion zugegen war, hat Philo logie studiert, sich aber im Wesentlichen auf die Bücherkunde ge worfen. Die Deutschen sind im Allgemeinen den Vertretern anderer llatianen in Bezug auf Fachkenntnisse weit Daraus, und dal) das Volk, welches der Welt die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Eettern schenkte, besonders auf dem Gebiete der ßücherkunde Heroorragendes leistet, ist wohl natürlich. Dr. ßaer kann auf seinem Gebiete als einer der gediegensten Kenner gelten, und seine einem Vertreter der „Staats-Zeitung“ gemachten Angaben in Bezug auf die Hoe-Auktion müssen daher als bedeufungsuol! und gewichtig befrachtet werden. Diese Angaben, welche zum Teile sensationeller ITatur sind, mögen uerbatim folgen: