Seite 182 Internationale Sammler-Zeitung. nummer 12 mein erschwert roird, dafj der Verkäufer sich der betrüge rischen Veränderung an den Altertümern bemüht mar. _ Cs mul] leider bemerkt roerden, da^ eben das Ge nüssen des internationalen flntiquitäfenhandels ein unglaub lich roeites in dieser Beziehung ist. Cs fällt manchmal dach scheuer, bei solchen Wiederherstellungen und Über arbeitungen an dem guten Glauben der betreffenden Händler festzuhalten, roenn man erfährt, dal3 sie die uon ihnen zum Verkauf gelangenden Altertümer aus den Ateliers ge kauft haben, in denen sie sonst ihre Reparaturen noll- ziehen lassen. Cs ist dringend zu cuünschen, dafj die öffent lichen, ruie prioafen Sammlungen durch Eingreifen der Rechtspflege auch in diesem falle der Antiquitätenfälschung durch betrügerische Umroandlung besser toie bisher geschüfjt roerden, und es ist zu hoffen, dalj es bald gelingen möge, die biester solcher fälschungen, auf roelchem Gebiete es auch sei, und an roelchem Orte es auch sei, so aufzudecken, daj3 auch die Gerichte die Überzeugung oon den massen haften Betrugsfällen dieser Art bekommen und das roach- sende Beroeismaterial eine genaue Kontrolle aller ein schlägigen fälscherkreise ermöglicht. Der Ing. Dr. Rudolf Krulla propagiert in einer Broschüre, die eben im Selbsfuerlag erschienen ist, die Errichtung uon Er- kenntnis-TAuseen. „Wer die uerschiedenen ITluseen unserer Kulfurstaaten durch wandert“, betont der Verfasser einleitend, „roird bald die unlieb same Entdeckung machen, dab eigentlich kein einziges non ihnen uns oollauf befriedigt, nicht allein die uerschiedentliche Einseitig keit des Gebotenen ist es, die uns uerstimmt, sondern der meist zutage tretende ITlangel eines deutlich erkennbaren Zweckes, dem die ganzen Sammlungen gewidmet sind, der ITlangel einer zweck dienlichen Anordnung. Ein großer Teil der in den letzten Dezennien entstandenen ITluseen hat es sich nun zur Hauptaufgabe gestellt, lediglich lehrreich zu wirken. Es wurden massenhaft Spezial sammlungen errichtet, die allein ein bestimmtes Gewerbe zu fördern haften, Handwirtschafts- und Industriemuseen aller Art, lAuseen für Hygiene und Pädagogik, oielfach uon priuaten Vereinen ins Heben gerufen; die rein naturwissenschaftlichen Sammlungen aber wurden, soweit dies der Raum zulieh, nach irgend welchen neueren Einteilungsprinzipien aufgestellt. Dann entstand eine Gruppe uon lAuseen, die es sich zur Aufgabe stellte, den Weg wissenschaft licher forschung darzustellen; andere wieder huldigten der rein biologischen Richtung in naturwissenschaftlichen Gruppen. So ent standen die palastartigen lAuseen der lebten Zeit; und jede gröbere Stadt war bestrebt, ein solches in ihrem Bannkreise zu besten. So grob auch die Zahl der Besucher derselben sein mag, wage ich dennoch zu behaupten, dab alle bisherigen Bemühungen, ideale lAuseen zu schaffen, in ihrem Hauptzwecke fehlschlugen und fehlschlagen muhten, weil ihnen sozusagen das erkenntnistheore tische Rückgrat fehlte; und das fehlt ihnen allen, wouon ich mich auf einer Reise durch Europa, Amerika und Asien überzeugen konnte. Dieses erkenntnistheoretische Prinzip ist es nun, dem ich zum Heben oerhelfen möchte.“ Wie er das zuwege bringen will, führt Dr. Krulla in inter essanter Weise aus. Wir hoffen, der guten Suche, für die er ein- tritt, zu dienen, roenn wir den Anschauungen des Dr. Krulla Raum geben, ln dem Kapitel „Das Erkenntnis-lAuseum“ spricht er sich über sein Projekt, wie folgt, aus: ln oielen Instituten wird gleichzeitig an demselben Probleme gearbeitet, ohne dab der eine Forscher uon den Bemühungen oder Erfolgen des anderen Kenntnis hat. Es sind dies nicht immer Probleme, zu denen wirklich so uiele Köpfe nötig wären; es roird dte Arbeit bläh mehrfach gemacht. Und roieoiel menschliche Geistes energie roird da oergeudet, roieoiel weiter wäre die JAenschheit in ihrer Erkenntnis, roenn sich die geistigen Errungenschaften besser übermitteln lieben! Viele der allergröbten Fortschritte oerdankt oft eine Wissenschaft einer anderen (Biologie-Ehemie z. B.), und doch entfernen sich oiele Wissenschaften infolge der fortschreitenden Spezialisierung immer mehr oon den übrigen und ihre Errungen schaften und Probleme roerden mehr und mehr als interne Ange legenheiten betrachtet, Doch da leuchtet ein Verständigungsmittel, das geeignet scheint, jene erwünschte Übersichtlichkeit und gleich zeitige Feinheit der Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse aller Gebiete nicht nur dem geübten forscher, sondern auch dem wissens durstigen Caien oarzuftihren: die lAuseen mit ihren Sammlungen und Bibliotheken. Varausgesebt, dab ihre Einteilung richtig ist, und auf die kommt es tausendmal mehr an als auf ihren Geldwert, mübte so ein lAuseum mit logisch angegliederter Bibliothek doch alles bieten, was wir oerlangen. Also wie sind die heutigen lAuseen durch schnittlich eingeteilt? links Kunst, rechts lTatur; diese zerfällt in Steine, Pflanzen und Tiere. Hiermit ist meist alles Wissenswerte erledigt. Wer etwas über Astronomie zu erfahren wünscht, der gehe auf eine Sternwarte und frage dort an oder kaufe sich ein Buch. Chemie und Physik sind gar nicht oder nur durch alche- mistische oder pädagogische Objekte uertreten, die geologischen Sammlungen sind nach den wenigen Hauptperioden geschieden und der Geist der Geologie, roie er in Tektonik und Paläogeographie gipfelt, ist gar nicht oder blalj durch wenige Bilder dargestellt. Die Paläontologie aber ist ohne Berücksichtigung der sachlich mit ihr untrennbar oerknüpften Paläogeographie untergebracht. Wir eilen rasch durch die übrigen Säle, um uns die Kulturgeschichte des lAenschen anzusehen. Ein Kasten mit der Aufschrift „Japan“ leuchtet uns entgegen, ln ihm eine alte Schildplattrüstung, Seiden gewebe und alte Pfeile, niemand meib, aus welchem Jahrhundert, geschweige denn Kulturepoche. Und hätte Japan sich nicht in den lebten Jahren mit seinem Kriege dem groben Publikum oorgestellt, oon hundert Besuchern würden neunundneunzig glauben, dalj diese Waffen dort noch heute in Brauch sind. Dab ein gedruckter Katalog eoentuelle Aufschlüsse bringt, ist wertlos. Erstens kaufen sich die wenigsten Besucher Kataloge, znieitens kann derselbe nicht bei jeder Umstellung neu gedruckt werden. Die Sammlung wird der Sklaoe des Katalogs. Auch die in den lebten Jahren entstandenen lAuseen leiden oielfach unter dem lAangel logischer Einteilung. Unter dem Titel der Hehrhaftigkeit wird manches Übel angerichtet. Hauptsächlich sind es die Spezial sammlungen, die den lAuseen zum Verderben roerden. ln einem der neuesten palastartigen lAuseen Honda ns z. B. sind fast nur Spezialsammlungen untergebracht. Ein Saal chinesischer Keramik, dort eine Sammlung oon Kopfbedeckungen, dort Kleidersammlungen oder Zimmereinrichtungen. Das Gebotene im Detail ist einzig schön. Und doch hat alles zusammen höchstens für einen Spezialsammler, einen Töpfer, Hutmacher oder Schneider Interesse; ein Kulturbild erweckt dergleichen nicht. Ein Habyrinth oon Stiegen und Türen zeigt überdies, dab e >ne systematische Einteilung gar nie beabsichtigt war. Die riesenhaften amerikanischen lAuseen aber leiden nach mehr unter dem Drange, höchst Praktisches oder Sensationelles zu bringen. Die gröbfen Versteinerungen und Skelette roerden ange kauft, lebenswahre Indianer- und Tiergruppen zusammengestellt etc. Verläbt der Durchschnittsbesucher dann so ein lAuseum, freut er sich förmlich, all diesen Raritäten wieder entronnen zu sein und