Seite 186 Internationale Sammler- Zeitung riummer 12 Chronik. Ansichtskarten. (Salzburger Ansichten.) Im Verlage des Salzburger Hofbuchhändlers Herrn. Kerber ist eine neue Serie uon Künstler postharten nach Aquarellen uon 6. T. Compton, T. Reiffenstein und H. lto cd ach erschienen, die ruahl zu dem Vollendetsten zählen, was auf diesem Gebiete bisher geleistet rourde. Die genannten Künstler haben durchuiegs Salzburger ITlotiue behandelt, ruelche namentlich das charakteristische Wahrzeichen Salzburgs, die fesfung Hohensalzburg, uon uerschiedenen Seiten gesehen, zur Anschauung bringen. Die farbenwirkung, welche in dem tadellos ausgeführfen Dreifarbendruck zu bester Geltung kommt, ist eine geradezu ent zückende. Bibliophilie. (Straßburger Wiegendruck.) ln der IRünchner Hof- und Staatsbibliothek hat jeßt der Baseler Unioersitäfsprofessor Dr. Ru dolf Tuginbühl einen Wiegendruck aufgefunden, der eine bisher unbekannte Schrift aus der großen geistigen Bewegung darstelit, die zu deutscher Renaissance und Reformation emporführt. Ver mutlich dem Jahre 1478 angehörig und in Straßburg gedruckt, ist die Schrift für die Schmeiz und Süddeufschland deshalb uon besonderer Wichtigkeit, uieil sie eine in sich abgeschlossene Dar stellung des berühmten Burgunderkrieges Karls des Kühnen bietet, geschrieben und gedruckt unmittelbar nach diesem folgen- schrueren Ereignis Die Inkunabel führt den Titel Nicolai de pre- liis et occasu ducis Burgundie historia. Hachforschungen ergaben, daß überhaupt nur fünf Exemplare des kleinen, nur 36 Seiten umfaßenden Druckes existieren. Der Autor, der unter dem über wältigenden Eindruck des Schicksals Karls des Kühnen steht, be trachtet den Kampf, uiie Tuginbühl in der Deutschen Tiferafurzeitung ausführf, als einen Kampf zwischen Deutsch und Welsch. Er be ginnt sein Werk mit der Verwunderung darüber, daß die Deutschen, deren Taten nicht weniger groß seien als die anderer Völker, sie uergessen ließen, obgleich es ihnen nicht an Poeten und Rednern fehle und dies uielleicht im Gedanken an ein Wort Sollusts über die alten Römer, lieber Ausgezeichnetes zu tun als Ausgezeichnetes zu reden. Der Zweck seiner Studie bestehe hauptsächlich darin, den Ccsern zu zeigen, wie uergänglich weltliche, auf ein zufälliges Glück aufgebaute macht ist. Und als er zum Schluß seines Werkes seine Schweizer Tandsleute wegen ihrer IRut- und Disziplinlosig keit tadeln muß, schreibt er die schönen Worte: Es ist Pflicht eines jeden Historikers, sich bei keinem Volke einer schmeichlerischen Vertuschung schuldig zu machen, sondern die Geschichte so darzu stellen, daß ihre Wahrheit aus sich selbst spricht. Rieht weniger interessant ist, was nicolaus über seine Darstellungsweise sagt: „Ich bitte den Teser, mit der Rauheit meines Stiles Rachsicht zu üben. Er möge bedenken, daß es Pflicht des Historikers ist, die Geschichte in nerständlicher Sprache darzustellen und nicht mit Worten zu uerhüllen; denn dunkel berichtend wird er nicht ein Erzähler, sondern ein Vernebler der Geschichte sein.“ Wer diese Worte liest, tut gut, sich der mißachtung zu erinnern, mit der die italienischen Begründer des Humanismus auf die literarischen Stu dien der Deutschen herabblickten. Hai doch P o g g i o, der be rühmte päpstliche Sekretär und Autor der facetien, gefragt: Sind die Deutschen lRenschen? nein, schlaftrunkene, blöde schnarchende Geschöpfe sind es und niemals nüchtern! Und Campano schrieb: „Heben ist hier gleichbedeutend mit Saufen. Die Barbarei der Geister ist ganz unglaublich, freunde der Wissenschaft sind äußerst selten, der Eleganz gar keine; für das Studium der Humanität fehlt alle fassungsgabe. Bei diesen Barbaren wohnt keine niuse. Diese Verachtung mar es, die die Teistungen der deutschen früh- humanisfen, des Eichstätter Domherrn Albrecht oon Eyb (der in seinem Ehebuch die frage beantwortet, ob ein JTlann sich oer- heiraten solle), des württembergischen Kanzlers Ricinus oon Wyle und des Autors der neuentdeckten Schrift allmählich ein Ende be reiteten. (Die Spekulation in Büchern.) Aus Rew-Uark wird berichtet: Ein neues feld für die nackte Spekulationswut der amerikanischen ITlillionäre hat sich auf dem „Büchermarkt“ er öffnet und zwar macht den großzügigen Anfang IRr. Henry Edward Huntin gfon, - der Reffe und Erbe des uersforbenen Präsidenten der Western Eisenbahn, der die Prioatbibliothek des uersforbenen IRr Dwight Church zu keinem anderen Zwecke erstanden hat, als um einen großen Spekulationsgewinn damit zu erzielen. Die Bibliothek, die der uersforbene Bücherliebhaber in einem halben Jahrhundert müheooller und geduldiger Arbeit zusammengebracht hat, gerät so in die Hände eines fflannes, dem sie nicht mehr gilt als Eisenbahnpapiere oder irgendein anderer Spekulations gegenstand. Er bezahlte zwar für die Bibliothek als Ganzes die ungeheure Summe uon 5 IRill. mark, aber nur, weil man ihn darauf hingewiesen hafte, daß der Wert, den die einzelnen ßücher- schäße heute erzielen können, noch erheblich höher ist. Er will also die Bibliothek zur Auktion bringen, und hofft, bei den Preisen, die man heute in Amerika für seltene Erstausgaben und IRanu- skripfe bezahlt, durch den Einzeloerkauf einen großen Gewinn zu erzielen. Die Bibliothek besteht aus zwei Teilen; die englische Abteilung enthält Exemplare aller folioausgaben oon Shakespeare, deren Wert allein auf 800.000 IRk. geschaßt wird. Die zweite und größere Abteilung ist besonders reich an merfoollen historischen Dokumenten. Bilder. (Die Geschichte eines frans Hals.) In Antwerpen ist kürzlich ein franz Hals entdeckt worden. Zu Beginn des Jahres kaufte ein dortiger Antiquar bei einer öffentlichen Versteigerung ein Bild um den Preis uon 20 franken. Er stellte es in das Aus lagefenster seines Tadens und oerkaufte es bald darauf für 100 franken. Der neue Käufer reinigte das Bild und machte dabei die Entdeckung, daß er einen frans Hals erworben hatte, Er oerkaufte das Bild, das ein mit einer jungen Kaßc spielendes Kind darstellt, dieser Tage für 30.000 franken nach Paris. (Van Dyks „marschall oon Villiers“.) In einem Feuilleton der Wiener „ITlontagsreoue“ erzählt deren Eigentümer, Herr Jakob Herzog: „Allmählich wurde ich als brauchbarer Dilet tant bekannt und weil ich mir selbst eine kleine Kollektion angelegt habe, wurde ich der Ratgeber aller befreundeten und auch mancher, oft erst im Auktionssaale an mich herangetretenen Tiebhaber, die mich um Rat angingen Käser, der gründlichste Wiener Kunst händler, besprach sich off mit mir, IRiethke, der größte, führte mich durch seine Vorräte mit der frage, was ich zu dem und jenem sage. IRit einem dieser Beiden ist es mir passiert, daß ich einmal in seinen Taden kam und noch in der Kiste ein Bild sah. Es entspann sich folgendes Gespräch: „Woher haben Sie das Bild?“ „Aus Paris. Eine oornehme Dame hat ein großes fest ge geben und zur Aufbringung der Kosten, weil sie just kein Bargeld hatte, das Bild aus ihrer Sammlung kommen lassen.“ „Was kostet es?“ „Ich habe sechzigtausend Gulden dafür bezahlt, wenn Sie mir fünftausend Gulden Rußen geben, können Sie es haben.“ „Abgemacht. Ich trage just Geld bei mir. Hier haben Sie fünf- undzwanzigtausend Gulden, steigen Sie mit mir in den Wagen, zu Hause liegen noch zwanzigtausend, den Rest in wenigen Tagen.“ Er fuhr mit mir, ich zahlte bald noch zehntausend, mit den leßten zehntausend mußte der Händler warfen, weil ich kein Bargeld mehr hatte. Das war jener IRarschall Villiers, Herzog oon Grandison oon Van Dyk, der, als ich ihn nach Antwerpen zur Van Dyk- lubel-Ausstellung lieh, das größte Aufsehen erregte und IRax Rooses, der berühmte Biograph des IReisfers, mir einen enthu siastischen Dankbrief schrieb. Eine ganze Titeratur erhob sich über das Gemälde, das in der Tat zu den größten Schöpfungen des unoergleichlichen Porträtisten gehört. Kaum war die Ausstellung