Internationale
$ammler2eifunjj
Zentralblatt für Sammler, üiebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: ITorbert ehrlich und 3. Hans Prosl.
3. Jahrgang. Wien, 1. Juli 1911. Hummer 13.
Bedanken über das 5ammeln.
Von fTlichelangclo freiherrn oon 2ois (Wien.)
■ underbar sind die Wege des JTlenschen. Dem
einen legte das Geschick brennenden Chrgeiz
in die Wiege, dem andern Herrschsucht, der
Dritte mufj Bücher schreiben, Bilder malen, der
andere Brücken bauen, Bäume pflanzen, oiele
sammeln, und ein jeder erblickt in dem ihm
gesteckten Cebensziele den allein münschens-
roerten, erstrebenswerten Gehalt, die Krönung
eines menschlichen Daseins. Drum ist ein jeder
der krasseste Cgoist, und begreift seine ITlit-
menschen nicht, dofj sie nicht auch für dasselbe
schwärmen, wie er.
Chrgeiz, Herrschsucht, Schaffensfreude,
Sammlergeist, alles sind Triebe, die sich auch
im primitiven manschen, ja sogar im Tiere
finden, die aber sehr ungleich zu werten sind.
Denn in dem (ehrgeizigen, in dem Herrschsüchtigen
erblicke ich einen mann, der alles auf eine
Karte, auch die Gegenwart setjt und der damit
rechnet, dafj die Gegenwart für die Zukunft
uorsorgen wird.
Der Künstler schafft neue Werte: in
seinem Schaffen liegt, wenns auch nur sich selbst und
der Gegenwart zu liebe erfolgt, doch schon ein Gedanke
an die Zukunft. Der Künstler ist Altruist, ohne es zu
wollen, denkt er an Zuschauer, Bewunderer, seine
Schöpfungen sollen nicht blofj ihn, sondern auch Dritte
erfreuen, ihnen gefallen. Der Beifall ist ihm ein Stimu -
lans, das er nicht zu entbehren vermag, fine ganz
merkwürdige Stellung nimmt der Sammler ein, so dafj es
sich wohl oerlohnt, sich mit ihm und seiner Ceidenschaft
etwas gründlicher zu befassen.
Der Sammeltrieb, der Trieb gewisse Gegenstände,
deren fülle keinen praktischen Zweck mehr hat, zusammen -
zutragen, rnufj einer der ältesten sein, die es gibt, denn
wie erwähnt, kommt er auch bei Tieren oor. Die diebischen
Gelüste der Raben und der Clstern lassen sich auf ihn
zurückführen, und eine Vogelart sammelt direkt muscheln,
bunte federn u. dgl., um sich daran zu erfreuen.
Kinder sammeln Abziehbilder, Tiebigbilder, An -
sichtskarten, Vögel, alte federn, Zündhölzchenschachteln;
die jungen ITlädchen kaufen allerlei Tand als Ballkarten,
Bukettschleifen, Photographien, Kalender, Bänder an —
Jünglinge kleben gedankenooll marken in Albums, sortieren
Steine, ITluscheln, Pflanzen, Tiere.
Und erwachsene Teute unterhalten sich damit, Regale
mit Büchern zu füllen, horrende Preise für fiebhaberaus-
gaben zu zahlen, die Wände ihrer Zimmer mit Bildern zu
behängen, aus ihrer Wohnung ein Arsenal, eine Rumpel -
kammer zu machen. Und um sich nicht oor sich selbst
zu schämen, hängen sie ihrem Tun ein wissenschaftliches
IJläntelchen um, und sprechen oon Aumismatik, Heraldik,
Ästhetik, Archäologie usw., lauter Wissenschaften, die ihren
Grund in dem Sammeltriebe des ITlenschen haben.
Solche Sammlungen nun lassen einen doppelten
Schlug auf den Sammler zu. (erstens durch den Gegen -
stand, der gesammelt wird, zweitens durch die Art, den
Geist, der in denselben herrscht. Cs ist natürlich ganz
etwas anderes, wenn einer Skalpe, der andere Postwert -
zeichen zu seiner Tiebe erhoben hat, oder wenn sein Herz
an Waffen oder an prähistorischen Ciefäfjscheiben hängt,
ln dem tiefsten Grunde der Seele des einen schlummert,
vielleicht, sogar wahrscheinlich unbewußt ein Abenteurer,
in der des zweiten Interesse für Reisen, in der des dritten
ein Gröberer, in der des oierten ein Wahrheitsucher, der
den Schleier oon der Vergangenheit lichten möchte. Und da
so ziemlich alles, was nicht niet- und nagelfest ist, gesammelt
wird, oon Aschenschalen bis zum Zwirnfaden, so ergeben
sich schon da einige ganz hübsche Ausblicke. Die oer -
mehren sich noch, wenn man auch das wie gesammelt wird,
berücksichtigt. Denn es ist nicht dasselbe, wenn einer
blofj IHünzen sammelt, einerlei, ob es antike, moderne,
europäische oder ausländische sind, oder ob er sich darauf
beschränkt, die der Cäsaren in seine Baden zu sperren
— oder die Waffen als Waffen oder als Beispiele der
Behandlung oon Aletall schätjt, oder das Gewicht auf die
Konstruktion legt. Während der Quantitätensammler, wie
ich ihn nennen möchte, nur Werte zusammenträgt, und
es mehr weniger dem Zufalle iiberläfjt, aus dem, was er
zusammentrug, einen neuen Wert zu schaffen, geht der
Qualitätssammler, wie ich ihn ungenau bezeichne, direkt
darnach aus, einen neuen Wert zu erzeugen. Denn gelingt
es ihm, das zu erreichen, was er anstrebt, etwa eine
lückenlose Reihe oon Cäsarenmünzen zusammenzubringen,
so ist der Geldwert nicht der, was ihn die verschiedenen
münzen gekostet haben, sondern ein bedeutend höherer.
Von dem wissenschaftlichen Werte gar nicht zu reden.
So berührt sich plötjlich der Sammler mit dem
Schaffenden —- mit dem Künstler, und wird oon diesem
Standpunkte aus zu einem ?aktor oon großer kultureller
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Hummer 13
internationale Sammler-Zeitung.
Bedeutung, Che mir nun auf den Zusammenhang zwischen
Sammler und Schaffenden näher eingehen, sei noch ermähnt,
daß auch aus der Art und Weise, roie sich der Sammler
zu seinem Werke stellt, tiefgehende Schlüsse erlaubt sind.
ITlancher hütet es roie seinen Augapfel, und läßt es oon
niemandem besichtigen, andere wieder breiten ihre Schäle
oor jedem aus, der will, oder auch nicht und oerlangen,
dafj er sie würdige, bewundere usro.
Hiemit ist aber die Psychologie des Sammlers noch
nicht erschöpft. Denn manche begehren nur die erlesensten
Dinge, etwa römische münzen mit Stempelglanz, kostbare
Brokate, wunderoolle Porzellane. Ihr Wunsch geht bloß
nach ITleisterroerken. Andere wieder kennen keine größere
Jreude, als Dinge zu haben, die ein anderer Sammler nicht
hat, und wäre im Stande, eine ganze Auflage einstampfen,
alle Bilder Rafaels uernichten zu lassen, bloß damit sie
selbst lauter Unika besäßen. Und hier berühren sie sich
wieder mit den Künstlern, die sehr häufig für die Schöpfungen
anderer nicht das geringste Verständnis haben, und nur
sich selbst, die eigenen Werke sehen.
Dieser Zusammenhang zwischen der Seele des Samm -
lers und des Künstlers ist ein außerordentlich tiefer. Ich
rede nicht daoon, daß Sammler oft Künstler sind und
umgekehrt, daß Sammler oft nichts anderes sind als
Künstler, denen die eigentliche Schöpfungskraft fehlt. Ich
rede daoon, daß die Tätigkeit des Sammlers und des
Künstlers auf derselben Grundlage basieren, auf welcher
sich der Tatendrang des ITlenschen überhaupt und die
Ciebe erheben, Cs ist dies der oft uneingestandene Wunsch
des Weiterlebens nach dem Tode. Gr ist es, der den Bauer
bewegt, Obstbäume zu pflanzen, oon denen erst der
Sohn früchte sehen wird, der dem Handwerker dos Werkzeug
führt, der dem Künstler JTleisel, Pinsel, die Jeder in die
Hand drückt, und der manchen heißt, Gegenstände Zu -
sammentragen, sie zu katalogisieren, zu beschreiben.
Cs ist der Wunsch, nach seinem Tode weiter zu leben, der
ihn dazu bestimmt.
Das erklärt nun, warum so oft Junggesellen zu
Sammlern werden, und warum sie ein so großes Gewicht
darauf legen, daß ihr Werk geschlossen, wenn möglich mit
ihrem Flamen bezeichnet, sich den Aachkommen überliefere.
Deswegen erscheint es mir stets als ein trauriges
Schauspiel, wenn Sammlungen in den Wind gestreut werden,
sei es, daß die Crben sie zum Verkaufe bringen, sei es,
daß der Schöpfer selbst sich oon seiner Schöpfung trennt.
Ich habe oft oersucht, mich in den Gedankengang
eines solchen ITlenschen, der sich freiwillig seiner Schöße
entäußerf, zu oerseßen und immer kam ich zu demselben
Resultate, daß es wohl kaum ein ergreifenderes Bild geben
könne als das desjenigen, der, um sein höchstes Gut oor
sicherer Vernichtung durch oerständnislose Hände zu retten,
es lieber selbst einer unsicheren Zukunft anoertraut, und
so selbst zerstört, was ein lllenschenleben geschaffen.
Und immer und immer wieder hat es mich gereizt,
Sammlungen, die zum Verkaufe gelangen, zu besichtigen,
und meine, wohl nicht immer zutreffenden Schlüsse zu
ziehen. Cs läßt sich unter alten Gegenständen gut träumen;
mit ein wenig Phantasie beleben sich die Räume, jenes
Bild, diese Uhr erzählen ihre Geschicke. Gine Altroientasse
mit einer zärtlichen Aufschrift läßt eine ganze Gpoche ooll
sanfter, anheimelnder Reizen erstehen, man glaubt das
Cied zu hören: als der Großoater die Großmutter nahm.
Dinge, an denen man sonsl ooriibergeht, gewinnen Be -
deutung, und Kleinigkeiten, die man oft nur fühlen, nicht
roahrnehmen kann, öffnen die Tore doii Seelen, die wir
nie kannten, und uns mit einem ITlale oertraut werden,
als seien es unsere eignen. Oder ist es wirklich nur unsere
eigene, die wir in einem uralten Spiegel sehen, und nur
nicht zu erkennen oermögen? Dürfen wir schließen, daß
der Sammler eben jene Qualitäten schäßte, die wir zu
entdecken oermeinen, daß die zärtliche Aufschrift es war,
die ihn reizte, jene Tasse zu erstehen? Oder komplettierte
das Stück bloß eine Serie?
Gine der Sammlungen, die am meisten zum ITach-
denken oder zum Phantasieren oerführte, war jene des
Gutsbesißers Flikolaiewitsch aus Odessa, die oor zirka
zwei Jahren im Kunstoereine zur Versteigerung gelangte.
ITlan denke eine Sammlung, die im 18. Jahrhunderte
in Rußland entstand. Rieht einmal in Petersburg, sondern
bei Odessa. Gine Sammlung, die im Allgemeinen so
einheitlich war, daß sie unbedingt im Grundstöcke syste -
matisch entstanden sein muß.
Rußland im 18. Jahrhundert — Was ist das? Das
ist die Zeit Peter des Großen, Katharinas II.’— die
Zeit der großen Ceidenschaften, des Gärens, Werdens. Wir
haben in der Schule gelernt, daß damals westeuropäische
Kultur geradezu zwangsweise eingeführt werden mußte,
daß Barbarei noch ein ziemlich milder Ausdruck für die
Zustände sei usro. Peter, Katharina mußten als Belege
dienen.
Und nun entdecken wir irgendwo unten in der
ProoinZj da saß damals ein Gdelmann. Der machte, roie
so oiele andere, seine Bildungsreise nach Guropa. Und
dieser oon der Kultur unbeleckte, höchstens oon derselben
getünchte oder angehauchte Barbar — kauft Bilder. Schon
das ist sehr merkwürdig, noch merkwürdiger aber ist
es, was für Bilder er sich anschafft. Wenn man oom
18. Jahrhundert spricht, Künstler erwähnt, so sind es die
Ramen Boucher, Jragonard, Greuze, Chodoroiecki, Tiepolo
usw., die einem einfallen, und man denkt sich: Ru ja,
der Russe wollte in seine Wüstenei eine Crinnerung an
die freuden des Westens mitbringen, etwas oon dem
froufrou der seidenen Röcke oon Versailles, oon dem
Parfüm des liebenswürdigen, aber ach auch so bodenlos
benüßten Ceichtsinns, oon der liebenswürdigen Gesellschaft
holder Damen um sich haben.
Und wir fänden es sehr begreiflich, wenn wir einige
jener entzückenden Ungezogenheiten und Unangezogenheiten
fänden, die uns mit ihrer Grazie, ihrer delikaten Jarben-
gebung über die eigentlicüe Hohlheit hinroegtäuschen.
Wir sehen und staunen. Da hat der griechisch -
orientalische Christ ein Bild oon Coxic gekauft — gut,
das ließe sich mit dem Wunsche erklären, etwas aus dem
Kreise um Rafael zu besißen, wenn es ihm nicht gar als
ein Rafael oorgeführt wurde. Aber auch weiter staunen
wir. Wir suchen oergebens nach schmachtenden ITlarquisen,
nach Rlädchen, die ein roohlgefarmtes Bein zeigen, deren
Busentuch sich oerschoben hat, nach galanten Abbe'es, die
Tanzunterricht erteilen. Sondern wir finden hauptsächlich
Candschaften, Stimmungsbilder, die mit feinem Geschmacke
ausgeroählt, eine Reihe bekannter Künstlernamen aufroeisen.
Ginen solchen Geschmack hätten wir in Paris, in
Amsterdam oder sonst einem alten Kulturzentrum oer -
mutet, nicht aber in Odessa.
Und dann ist noch ein Kopf da, der gut genug
für Velasquez wäre, das Porträt eines Kardinals oon Cham -
pagne, ein Porträt oon Goya. So reicht die Vergangen -
heit bis in die Gegenwart. Wer mag dieser FRann gewesen
sein, der so oon der Schablone absticht? War es ein
Grandseigneur, der das Teben in oollen Zügen genoß, und
der auf die friponnerien eines fragonard, eines Boucher
oerzichten konnte, weil er täglich bei solchen Dingen mit-
wirkfe, und sich oon dem Trubel des Hebens in der Be -
trachtung der stillen landschaften erholen wollte, oder war
es im Gegenteile ein Träumer, der ruhig eines Weges zog
und die Bilder als etwas kongeniales empfand. Wenn
derselbe Sammler die genannten Porträts, dann die Reiter -
gefechte und die Skizzen erwarb, dann möchte ich glauben,
daß es kein Vioeur, sondern ein stiller ITlann war, der
in den Candschaften seine eigene, ruhige Seele roiederfand,
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Internationale Sammler-Zeitung.
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und aus dem Geseke der Ergänzung heraus die Porträts,
in deren Köpfen sooiel Energie, Tatenlust und Weltklugheit
steckt, erroarb. Deswegen kaufte er auch die Reiterbilder
mit ihren Darstellungen non mutigen Pferden, Kämpfenden,
dem Puloerdampfe und dem Blifgen blanker Klingen.
Ciebeooll hat er seine Schätge erroorben, sie in seine
ferne Heimat gesendet, sich an ihnen erfreut, zwischen
ihnen und seinen Büchern ein beschauliches Heben geführt.
Wenn seine Gutsnachbarn mit ihren Abenteuern in Paris,
Rom renommierten, mag wohl sein Blick lachend Überseine
Bilder geflogen sein, und eine innere Stimme sprach —
et in Arcudia ego.
Run hat das Geschick sein Werk zerschlagen und mit
dem Werke ist auch sein name verschimmelen.
Bloßlegung uon Fresken.
flu der Kirche ITladonna di Valoerde zu Sebenico sind
die fresken bloßgclegt worden. Über das Resultat berichtet, ruie
mir der neuesten lTummer der „lllitteilungen der k. k. Zentral-
kommission für Forschung und Erhaltung der Kunst- und historischen
Denkmale“ entnehmen, Restaurator Cukesch folgendes:
ln Aussicht genommen mar die Bloßlegung der noch uoll-
ständig uon Tünche und mörtelschichten bedeckten ITlalereien an
den beiden Schmalruänden der Kirche, da Dargenommene Proben
gezeigt hatten, dafj sie ebenso roie die bereits restaurierte Cängs-
roand bemalt maren. — Die mühsame und auch ziemlich anstren -
gende Arbeit des Entfernens oon zirka 110 m 2 Tüncheschichten
hatte insoferne ein sehr günstiges Resultat, als tatsächlich an
beiden Wänden ITlalerei zum Vorschein kam, in derseiben Arf roie
an der Cängswand.
Abgesehen oon dem durchlaufenden, prächtig in öold, Grün
und Schroarz getonten Gesimse zeigte sich auf der Altarroand rechts und
links oom Triumphbogen das Hauptbild der Kirche, die Verkündi -
gung der Geburt Christi an ITlaria durch den Engel. Cinks in leicht
gebeugter Stellung die figur der hl. lllaria sehr gut erhalten,
roeniger das Betpult und die Umgebung. Den Hintergrund hinter
der figur bildet eine ITlauer, mährend sich oon der Cuft dunkle
flecke, wahrscheinlich Bäume abheben Auf der rechten Seite kniet
in Wolken der Engel in der erhobenen Rechten die Cilie, die linke
Hand in segnender Bewegung. Auch diese figur ist sehr gut er -
haben. Die Umrahmung ist genau wie auf der Cängswand reich
mit flechtwerk, Bändern und Perlensfäben gegliedert, in Gold und
Dunkelgrün getönt sowie überhaupt sämtliche Umrahmungen gleich -
artig durchgehen und oerhältnismäßig am besten erhalten sind.
Unter diesem Bilde befinden sich korrespondierend mit der Bilder -
reihe der Kirchenoäfer zwei Darstellungen, die leider kaum mehr
kenntlich sind, da außer einigen farbflecken, die nur die figuren-
umrisse ohne jegliches Detail zeigen, bloß die Hintergrundtönung
und das Rahmenornament erhalten sind. Rach Aufzeichnungen
im Kirchenarchioe waren hier die Darstellungen zweier Eoangelisten,
oermuflich St Cukas und St. ülatthaus, da nur diese beiden in
ihren Euangelien über die Verkündigung und Geburt Christi be -
richten.
Der Triumphbogen war hauptsächlich mit oergoldetem Orna -
ment und Streifen auf tiefblauem Grunde bemalt; da er aber
später mit Ölfarbe überstrichen wurde, waren daoon nur geringe
Reste übrig geblieben. So befinden sich an der Innenseite des
Bogens eine Reihe oon Engelsköpfen auf blauem Grunde, die Haare
und flügel teilweise oergoldef und an der linken Seite fragmente
geflügelter Greife mit fischschwänzen. Huch der Bogen am Grunde
der Apsis über dem Altäre zeigt noch die alte Bemalung.
Die gegenüberliegende Schmalwand ober dem Chore trägt
rechts und links über den fenstern die figuren der Propheten
Ezechiel und Janas mit den Inschritten in den Bogenlaibungen, an
den Seiten der feilster Ornamentstreifen auf. blauem Grunde. Das
Bild des Propheten Jonas ist gut erhalten, ebenso auch oier Engel,
die um das große Rundfensfer in der iTtifte der Wand gruppiert sind.
Die Caibung selbst ist um das fenster herum mit einem
Eierstabe und drei Reihen oon Perlenschnuren in großen Dimen -
sionen ziemlich roh, auf roenig sorgfältig behauener Steinfläche
bemalt. Rach spärlichen farbresten zu schließen, befand sich unter -
halb des fensters ein Bild, jeßt durch die Orgel oerdeckf, an dem
der Gegenstand der Darstellung nicht mehr zu erkennen ist.
Die Restaurierung erfolgte genau nach dem oor zwei Jahren
bei den anderen ITlalereien dieser Kirche angewendeten Verfahren.
An der bloßgelegten und gereinigten Wandfläche wurden sämtliche
Quaderfugen frisch uerpußt, ober den fenstern einige schadhafte
Steine frisch eingefügt, die ITlalerei erst mit Kaseinlösung fixiert
und hierauf die Abtönung aller Verpußstellen mit dem farbfon der
Umgebung oorgenommen. Ergänzt wurde diesmal gar nichts, da
größere Verpußstellen in den ITlalereien nicht oorkommen.
Weiter wurden sämtliche übrige Wandflächen der Kirche,
und zwar die Wand unter dem Chore und die Wände und Wölbung
in der Apsis, gründlich untersucht und gefunden, daß dieselben
niemals bemalt waren. Diese flächen wurden ebenso wie die
Cängswand der Euangelienseite mit entsprechender Tönung uer-
sehen. Die Cängswand erhielt, übereinstimmend mit der Bilder -
einteilung auf den bemalten Wänden, eine feldergliederung durch
einen horizontal durchlaufenden, steingrauen und oertikal gestellte
blaue Streifen mit gelbbraunem, einfachem Ornament, die felder
wurden mit dem rötlich-grauen Grundton der Bilder abgetönt.
Als Abschluß nach unten erhielten beide Wände einen in
Ölwachsfarbe ausgeführten roten Teppich mit hellem Granatapfel -
muster auf dunklem Grunde, die Holzleiste darüber würde antik
schwarz gestrichen. Die Wände unter dem Chore wurden steingrau
gestrichen und nach Quadern abliniert, die Wände der Apsis er -
hielten ein zartes, rotes Granatapfelmuster auf Goldgrund, die
Wölbung wurde blau gehalten mit goldenen Sternen.
Der Triumphbogen mußte, bis auf die oben erwähnten Stellen,
an denen die oorhandenen, alten ITlalereifragmente noch konseroiert
werden konnten, ebenfalls neu bemalt werden. Ein dunkles stumpfes
Blau wurde als Grundton angenommen und mit Streifen und Or -
nament in Goldton bemalt.
Dadurch, daß nun drei Wände fast oollsfändig mit alter,
restaurierter ITlalerei bedeckt sind und die übrigen flächen, die
neu bemalt werden müßten, entsprechend dazu gestimmt wurden,
ist nun der Gesamteindruck des Kircheninnern mit der dunklen,
prächtigen Holzdecke ein einheitlicher und durchaus harmonischer.
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nternationale Sammler-Zeitung.
Der konstantinische Rubel.
Aus dem Russischen non Cea mark (St Petersburg.)
j)lte JTlünzen, die in einer mehr oder weniger
roeit zurückliegenden Epoche geprägt wurden,
haben gewöhnlich einen höheren als den 11a-
minalwert. Doch gibt es münzen, deren £r-
wähnung schon allein das Herz des Rumisma-
tikers lauter schlagen läßt. Die Hälfte seines
Besitztums würde er für die oon ihm gesuchte
münze geben; ja es gibt sogar Sammler, die
selbst oor einem Einbruch nicht zurückschrecken
würden, nur um eine lllünze zu erhalten, die
längst außer Kurs gesetzt ist und für die ihm
der Krämer nicht einmal ein Päckchen Zündhölzer geben
möchte.
Zu solchen gesuchten münzen gehört unstreitig der
sogenannte „konstantinische Rubel“, für einen solchen
Rubel wird non Händlern und Sammlern 3000 Rubel ge -
boten. Der Glückliche, in dessen Besitz sich 10 solcher
Rubelmünzen oorfinden würden, wäre der Eigentümer des
recht ansehnlichen Kapitals non 30.000 Rbl., also ungefähr
65.000 Rlark. Einen solchen Glückspilz aber gibt es nicht
und kann es nicht geben, da sich auf dem ganzen Erd -
boden keine 10 Exemplare dieses Rubels auffinden lassen,
wenn man freilich nicht die gefälschten mit in Betracht
zieht, für die oon leichtgläubigen Sammlern horrende
Summen bezahlt worden sind.
Die Geschichte des „konstantinischen Rubels“ ist
überaus interessant. Außer seiner Bedeutung in numis -
matischer Hinsicht ist er auch noch deshalb oon Wert und
Wichtigkeit, weil er an und für sich einen ganzen Ab -
schnitt der Geschichte des Russischen Reiches darstellt,
einen Abschnitt, dessen Inhalt uns auch heute noch nicht
oollständig bekannt ist. — Es handelt sich im gegebenen
falle um den Großfürsten Konstantin, den Zweitältesten
Sohn Pauls I. und Bruder des kinderlos Derstorbenen
Kaisers Alexander I., der zwar im Jahre 1822 auf das
Thronfolgerecht oerzichtet hatte, jedoch bis zum Tode
Alexander I. als Thronfolger angesehen wurde.
Aus jener Epoche sind oiele Reliquien geblieben,
doch wurden sie fast alle oernichfef. Vernichtet wurden
die Porträts mit der Aufschrift: „S. Hl. der Kaiser Kon -
stantin 1.“, oernichtet wurden auch die Pässe, Befehle und
andere Dokumente mit der Überschrift: „Im Ramen des
Kaisers Konstantin Pawlowitsch“.
Unter dem Wenigen, was seiner Zeit der Vernichtung
entgangen ist, nehmen die silbernen Rubel mit dem Bild -
nis Konstantins die erste Stelle ein. Sie wurden im Ge-
heimarchio des finanzministeriums aufbewahrt und waren
im Caufe der Zeit in Vergessenheit geraten. Erst im Jahre
1879 wurde Kaiser Alexander II. durch den Großfürsten
Georg ITlichailowitsch, einem großen IRünzenfreund, der
übrigens ein Exemplar für seine Sammlung geschenkt er -
hielt, auf diese oergessenen Silbermünzen aufmerksam
gemacht. — Die Geschichte des „konstantinischen Rubels“
wird auf Grund einiger neuer forschungsergebnisse auch
oon S. f. Cibromitsch in dem kürzlich erschienenen Büch -
lein un1er dem Titel „Ein ungewöhnlicher Rubel“ be -
handelt.*)
*) Über diese seltenste ITliinze des Russischen Reiches sind
in dem Werke des Orofjfürsten Georg michailoitiifsch: „Die mün -
zen aus der Regierungszeit Kaiser tlikolaus I.“ ebenfalls Angaben
nth alten.
Am 27. Rooember 1825 traf in St. Petersburg durch
einen feidjäger aus Togaurog die ITleldung uom Tode
Kaiser Alexander I. ein. Alle waren der llleinung, daß
dem Geseß gemäß der ältere Bruder des oerstorbenen
Kaisers, der in Warschau weilende Großfürst Konstantin,
den Thron besteigen werde.
Sofort nach dem Eintreffen der Trauernachricht
wurde der Befehl erlassen, den Treueschwur auf den neuen
Kaiser Konstantin i. 'zu leisten. Als erster legte der
zweite Bruder des Kaisers Alexander ]., der Großfürst
Rikolaus, den Eid ab, der sich gleich darauf nach der
Kaserne des Preobraschenski-Regiments begab, wo er seinen
Bruder Konstantin zum Kaiser ausrief. Am gleichen Tage
wurden nach ITloskau und in andere Städte feidjäger mit
der Rachricht doh der Thronbesteigung Konstantins ge -
sandt. Überall wurde dem neuen Kaiser der Eid der
Treue geleistet.
Gleichzeitig begann man in St. Petersburg mit dem
Druck oon Pässen, Befehlen und anderen Dokumenten,
desgleichen wurde ein großer Vorrat oon Porträts ange -
fertigt, alles mit den eingangs erwähnten Aufschriften.
In den Kirchen wurden Gebetsgoffesdiensfe für den
neuen Kaiser Konstantin I. abgehalten usw.
Von Tag zu Tag erwartete man die Ankunft des
neuen Kaisers, damit er die Zügel der Regierung in seine
Hand nehme.
In der Zwischenzeit war auch an den IRünzhof der
Befehl oom finanzminister Grafen Karikrin ergangen,
kRünzen mit dem Bilde Konstantins zu prägen.
„Das Volk muß sich so schnell ahe möglich an den
Gedanken gewöhnen, daß es einen neuen Kaiser hat, und
das b.ste "mittel, um das zu erreichen, ist möglichst oiel
münzen mit dem Bildnis des neuen Kaisers in Umlauf zu
bringen,“ sprach Kankrin.
Der Stempel der neuen münzen war auf Anordnung
des oorsorglichen Kankrin bereits früher oom IRedailleur
des münzhofes, Reichel, hergesfellt worden und wurde
im Geheimen in der Kanzlei des IRünzhofes aufbewahrt.
Von diesen Stempeln ließ Kankrin sechs silberne Rubel
prägen und sie dem neuen Kaiser nach Warschau zur Be -
stätigung absenden. Auf der Vorderseite der konstan -
tinischen Rubel befand sich das Kopfbildnis Konstantins
nach rechts mit der oerkürzten Umschrift: „Von Gottes
Gnaden Konstantin I., Kaiser und Selbstherrscher aller
Reussen“. Unter dem Bildnis war die Jahreszahl 1825
angebracht. Auf der Rückseite befand sich der Reichs
adler oon einem mit Bändern umwundenen Corbeerkranze
umgeben. Unter dem Adler auf einer h hoorstehenden
fläche mar das Wort „Rubel“ angebracht. Der Kranz war
umgeben oon der Inschrift: „Reines Silber 4 solofn. 21 doli“.
Auf dem Rande: „Silber 83 1 ., Probe 4 sol, und elf fünf-
undzwanzigstel doli“-
Als der Offizier-Kurier Ssaburow nach einem oier-
tägigen rasenden Ritt im Briihlschen Palais in Warschau
anlangte und oorgelassen wurde, fragte ihn der Großfürst:
„Was haben Sie für mich aus St. Petersburg mitgebracht?“
„Diese Schatulle und einen Brief Sr. Durchlaucht des
finanzministers,“ war die Antwort. Der Großfürst öffnete
sofort die Schatulle, und als er die Silberrubel mit seinem
Bildnis und der Inschrift: „Konstantin 1., Kaiser und
Selbstherrscher“ erblickte, warf er die münzen erzürnt auf
nummer 13
Internationale Sammler-Zeitung.
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den Tisch. „Ich bin nicht Kaiser, sondern nur Grofjfiirst,“
bemerkteer und ocrlieJj das Gemach. Als Ssaburoro noch -
mals im Palais oorsprach und uom Adjutanten hörte:
„Seine Hoheit erachtet jede Antwort als unnötig, aus
Gründen, die bei Hofe in Petersburg bekannt sein müssen,“
machte er sich auf den Rückweg.
Graf Kankrin, ebenso auch andere Würdenträger
wufjfen non der Perzichtleistung des Großfürsten auf die
Thronfolge nach der Scheidung non seiner Gemahlin Anna
feodorowna, einer geborenen Prinzessin non Sachsen-
Koburg, und seiner Verheiratung mit der Polin Grud-
zinski, der späteren Fürstin Towisch; aber er und die
übrigen Gingeweihten waren überzeugt danan, daß der
Grofjfiirst den Verzicht zurücknehmen werde, worauf er
ein uolles Recht besaß. ln dieser Ansicht wurde Kankrin
noch durch den Brief des Großfürsten nikolaus an seinen
Bruder bestärkt, in dem er dem „Kaiser Konstantin J.“
lAitteilung oon der Gidablegung machte und sich seinen
„Treuen Untertanen auf Geben und Tod“ nannte.
Außerdem hatten auch der Reichsrat und der Senat,
in deren Händen sich Kuoerts mit der Verzichterklärung
auf die Thronfolge befanden, nach Warschau Vorstellungen
mit der Bereiterklärung, dem neuen Kaiser Konstantin I.
zu dienen, gesandt und gebeten, sie mit den für die erste
Zeit notwendigen Vollmachten zu oersehen.
Gin bedeutender Teil der Armee in Petersburg, ITlos-
kau und im Süden, sowie auch die Volksmassen konnten
sich nicht gleich mit dem Gedanken vertraut machen, daß
der Thronfolger nicht regieren werde.
Am Vorabend der Thronbesteigung nikolaus J. ließ
Graf Kankrin die Stempel, die Bleiabdrücke und sogar die
Zeichnung des historischen Rubels nach dem Geheimarchio
des Finanzministeriums schaffen, dem auch die durch einen
Kurier aus Warschau zurückgebrachfen Proberubel einoer -
leibt wurden. Gs heißt auch, daß außer den nach War -
schau abgefertigten sechs Proberubeln Kankrin noch sieben
Stück hat prägen lassen und, daß eben diese münzen im
Geheimarchio aufbewahrt wurden, während die nach War -
schau gesandten sechs Gxemplare eingeschmolzen worden
sein sollen.
flach einer anderen Version sind die sechs Proberubel
i beim Großfürsten Konstantin in Warschau oerblieben. Als
dann im fahre 1830 in Polen der Aufstand ausbrach,
sollen diese Rubelmünzen mit anderen Sachen zusammen
gestohlen und nach dem Auslande oerkauft worden sein.
Giner dieser „konstantinischen Rubel“ wurde oon
dem ausländischen ITlünzensammler Schubert in irgend -
einer Spielhölle erworben, Gs wird jedoch angenommen,
das Schubert diesen Rubel oon lltedailleur Reichelt ge -
kauft hat, den er aber, als er seine Sammlung dem Grafen
Tolstoi abtrat, nicht oerraten wollte und deshalb die
Geschichte oon der Spielhölle erfand.
Gine Tatsache ist, daß oon den oerschont gebliebenen
„konstantinischen Rubeln“ einer dem Großfürsten Georg
ITlichailomitsch gehört, ein zweiter der Sammlung oon
münzen und ITledaillen im Kabinett des Kaisers einoer -
leibt wurde, ein dritter in der Kaiserlichen Gremitage auf -
bewahrt wird, ein oierter dem Prinzen Alexander oon
Hessen geschenkt wurde, während der fünfte sich im
Besiße des Großfürsten Sergius Alexandramitsch befand.
Wenn sich im Umlaufe noch weitere „konstantinische
Rubel“ befinden, so sind es zweifellos Falsifikate.
Die Welt will nun einmal betrogen sein — und die
mtinzenfälscher tun ihnen den Gefallen. Wie aus dem
Obengesagten ersichtlich ist, dürften sich außer einem
Gxemplar keine „konstantinischen Rubel“ mehr im Umlaufe
befinden.
Auch die Rubelstücke des „falschen Demetrius“
(1605 06) sind eine Seltenheit ersten Ranges. Von diesen
sind bloß oier Gxemplare erhalten geblieben.
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Ölgemälde moderner fTleister.
fl in 6. Juli findet in der Galerie Helbing in ITlünchen die
Auktion uan Ölgemälden moderner Kleister aus dem llachlafj des
Herrn Gmanuel oan Gelder, Paris, sowie dem Ilachlasse des
Kunstmalers Herrn Wladimir Jettei, Wien, und aus anderem Prioat-
besihe statt.
Von bedeutenden meistern finden sich Wilhelm Busch,
Alexander Calame, Wilhelm uan Kaulbarh, franz oon Cenbach
(Kinderköpfchen, Oamenbildnis um 1874 und männliches Bildnis
um 1860), Cduard Schleich sen., Giooonni Segantini, Spitjmeg
(Sonnenuntergang), frifj Thaulow, Konstantin Troyon. Gine menge
kleinerer Bilder, die dem Heime eines jeden Kunstfreundes will -
kommen sein werden, sind oon Andreas Achenbach, Rosa Bonheur,
Cucia oan Gelder (24 Gemälde), nikolaus Gysis, Cudwig Hartmann,
Wladimir Jettei (19 Stück), Cornelius Koekkoek, Wilhelm oon Cinden-
schmidf, Crnst meißner, Theodor Pixis, Gabriel Schachinger, Joseph
Scherer (55 Stück), Robert Sch eich, Otto Cudoik Sinding, Joseph
Wenglein, Cudwig Willroideroorhanden. Von noch lebenden Künstlern
nennen wir Karl oon Bergen, Cudwig Dill, Duoenek, fl. fink, f. m. Her -
wegen, Angela Jank, Gotthold Kühl, Gabriel oon Dlax, Ceo Sam-
berger, Rudolf Schramm Zittau, fl. Splitgerber sen., Gdmund
Steppes, Crnst Würtemberger, Hans Richard oon Volkmann.
Unsere Bilder zeigen einige der schönsten Stücke der
Sammlungen.
fig. 1 präsentiert ein Gemälde oon lllax Gaiser in mtinchen.
man sieht auf dem Bilde ein mädchen in baumreicher Candschaft
neben einem Brunnen, eine Gans fütternd.
Von den 24 Gemälden, mit denen Cucia Dan Gelder oer-
treten ist, führen wir in fig. 2 das „Der amüsante fund“ betitelte
fig. 1. Gaiser: mädchen, Gans fütternd,
Seite 198
Internationale Sammler-Zeitunq.
Hummer 13
iior. Zroei lTlönche, der eine mit Besen, der andere mit einer j
Schüssel im Arme, belustigen sich bei der Cektiire eines eben ent -
deckten Schriftstückes. Auf dem Steinboden des geräumigen
Kellers gemährt man eine Katje und oerschiedene Gefäfje.
Den Pinsel Cudmig Hartmanns, des 1902 zu ITlünchen oer-
storbenen Alalers, aerrät fig. 5 „Das Botenfuhrmerk“. Auf einer
Candstrafje begegnet ein mit drei Pferden bespanntes Botenfuhrmerk
einem Schäfer mit seiner Herde, fuhrmann und Schäfer begrüben |
sich. Vor dem fuhrroerk einige scherzende Hunde. Das Gemälde
stammt aus der frühzeit des Künstlers, ts ist signiert Cudmig
Hartmann 1859.
Vom Professor Dr Gabriel 111 ax in ITlünchen stammt das
Gemälde „ln Gedanken“ (fig. 4). Eine Blondine in heroischer
Candschaft, stül3t beide Hände auf ein Räuchergefäfj, am linken
Arme trägt sie eine doppelte Perlenschnur. Per roeifje Überrourf
lcifjt die Brust etroas frei. Das Bild ist signiert: G. fllax,
Die Berliner Lanna-fluktionen.
(forfsefjung.)*
c) Aleifjen. flr. 1065, Schälchen, mit sog. „Schneeball -
dekor“, )Tlk. 770. tlr. 1066, Kaffeekanne, Plaue a. d. H., in der
Art der Böttger-Arbeiter, fllk. 610. Ilr. 1067, Großer Vorlegelöffel,
aus dem Sulkomski-Seroice, 111k. 300. Ilr. 1068, ITlesser, Gabel,
Cöffel, aus dem gleichen Seruice, 111k. 550. Ilr. 1069, Deckelfasse
mit Untertasse, ITlarcoloni; Untertasse: Berlin, Schmerter- bzro.
Zeptermarke, Alk. 100. nr. 1070, Tasse mit Untertasse, Purpur-
schuppen-lllosaik, Schmertermarke, Alk. CO. nr. 1071-72, Zroei
Deckeltassen: Königsblauer fand mit mehrfarbigem Golddekor mit
dem Bildnis oon Cudmig Anton t on Bourbon, Herzogs uon Angou-
fig. 2. Cucia nan Gelder: Der amüsante fund.
lerne, en grisaille; mit dem farbig gemalten Bildnis seiner Gemahlin
Alarie Therese Charlotte (Tochter Cudroigs XVT. und der Alarie
Antoinette), ITtarcolini, Schmertermarke, Alk. 720. Rr. 1073, Tasse
mit Untertasse, reich bemalt mit Hafenszenen, Illarke: lllerkurstab
und Schmerter, Alk. 750. Ilr. 1074, Desgleichen, ähnliche form,
Schmertermarke mit Punkt, Alk. 115. Ilr. 1075, flakon in silber-
oergoldefer Alonfierung, Alk. 530. nr. 1076, Desgleichen, Statuette
eines Kaualiers, Alk. 300. nr. 1077, necessaire-Gfui, farbig bemalt
uon allen Seiten mit Genreszenen im Stil Watteaus, Alk. 320.
Ilr. 1078, lladel-Gtui, farbig bemalt, Alk. 1040. Ilr. 1079, Des -
gleichen, Alk. 320. nr. 1080, Dose oon dreipassförmigem Schnitt,
* Siehe nr. 8, 9, io, 11 und 1 z der „Internationalen Sammler-Zeitung“.
roeifj reliefiert, auf dem Deckel Reliefbildnis Augusts 111 , Alk. 1410.
Ilr. 1081, Dose, roeifj, in goldener Alontierung, Alk. 700. Ilr. 1082,
Teekännchen oon d.inesischer form, Arbeit oon 3, Böttger, Alk. 550.
Ilr. 1083, Desgleichen, mit oertieft geschnittenem Taub- und Bandel-
roerk, nik. 600. Ilr. 1084, Teller, flach, Rand in silber-oergoldefer
Fassung, Schmertermarke mit runden Knäufen, Alk. 400. Ilr. 1085,
Desgleichen, mit reicher Höroldmalerei, Schmertermarke, Alk. 570.
Ilr. 1086, flacher Teller mit chinesischem Dekor in unterglasurblau,
Purpur, eisenrot, Grün und Gelb, Illarke llnterglasurblaues Ilien-
hao, im Doppelkreis, Alk. 680. Ilr. 1087, flacher Teller, farbig und
mit Gold bemalt. Alarke: lllerkurstab, 111k. 1500. Ilr. 1088, Dose
in oergoldeter Kupfermontierung, farbig bemalt mit Schäferszenen
und Ciebespaaren, Alk. 4’5. nr. 1089, Desgleichen, Alk. 560.
nr. 1090, Dose, silberne Alonfierung, mit farbigen deutschen Blumen -
stilleben, Alk. 220. Ilr. 1091, Spülkumme mit Hausmalerei, Alk. 1850.
Ilr. 1092, Teller mit gebogfem und durchbrochenem Rand (Brühl -
scher Durchbruch), Schmerter mit Punkt, Alk. 500. Ilr. 1095, Des -
gleichen, roeifj, Alk. 460. Ilr. 1094, Bötfger-Teekännchen uon acht -
seitig facettierter Kegelform, schroarzbraun glasiert und bemalt mit
Gold und farbigem fack im japanischen Stil, Alk. 1280. Ilr. 1095,
flaschenförmige Teebüchse, Böttgerarbeit, 111k. 1500. Ilr. I096>
Bättger-Ceuchter, matt und blank poliert, Alk. 1770. Ilr. 1097,
Ooale Dose in oergoldeter Alonfierung ä qualre couleurs, Alk. 950.
nr. 1093, Runde Dose, bemalt mit farbigen, deutschen Blumen -
stilleben, Alk. 330. Ilr. 1099, Kleine runde Dose in silber-oer-
goldeter Alontierung, Alk. 610. Ilr. 1100, Vase, auf der Caibung
zmei grofje Kartuschen in Gold, Illarke A. R. uersrhlungen,
Alk. 1400. Ilr. 1101, Galadegen mit Porzellangriff, Alk. 790.
Ilr. 1102, Deckelbecher mit reicher Höroldmalerei, Alk. 1950. Ilr.
1105, Grofje Schüssel aus dem Schmanenseroice, Schmertermarke,
Alk. 970. nr. 1104, Teekanne uon abgeflachter Kug lform, primitiue,
interessante Hausmalerei, nik. 1100. Ilr. 1105, Wochensuppen -
schüssel mit Deckel und Untersaf3, frühe Schmertermarke, Alk. 920.
Ilr. 1106, Weifje Gruppe: Der Schneider auf dem Ziegenbock,
Schmertermarke, Alk. 925. Ilr. 1107, Statuette eines Perlhuhns,
Alk. 820. nr. 1108, Grofje Tiergruppe: Cöroe im Kampf mit drei
Hunden, niodell oon Kaendler, Alk 690. nr. 1109-10, Zroei figur n
aus der folge der „Cris de Paris“: Rübennerkäuferin und Konditor,
Schmertermarke, nik. 1620. nr. 1111, Dose in ziselierter, oer-
goldeter Bronzemontierung, farbig bemalt mit Szenen aus dem
Bergmannsleben, Alk. 810. Ilr. 1112, Deckelkrug mit silberoer-
goldetem fuf; und Deckel, die Alontierung Augsburg, Clias Adam,
Alk. 5010. Ilr. 1113, Grofje figur eines Alopses, auf dem blauen
fand, die grofj., gold., reliefierten Initialen des Grafen u. Brühl,
H. G. V. B., Schmertermarke, Alk. 6750. nr. 1114, Allegorische
figur der Guropa, Schroertermarke, Alk. 750. Ilr. 1115, Grofje
Dose in reich ziselierter, oergoldeter Bronzemontierung mit Genre -
szenen nach Watteau. Im Deckel: Brustbild König Augusts III.
mit Hermelinmantel über die Rüstung, Alk. 1950. Ilr. 1116, Des -
gleichen, roeifj, auf Boden und Wandung reliefierte Trophäen, auf
der Innenseite des Deckels farbig gemalte Schlachtszene, Alk. 640.
nr. 1117, Dose, goldene, ziselierte Alontierung, farbig und mit Gold
gemalt im Stil Watteaus, Alk. 1750. nr. 1119, Dose, goldene
Alontierung, auf allen Seiten reich bemalt, Alk. 1810. nr. 1120,
Ilummer 1 3
Internationale Sam ml er-Zeitung
Seite 199
Grofje Dose in uergoldeter Bronzemontierung, mit farbigen deutschen
Biumenstilleben, ITth. 750. Rr. 1121, Kleine Gruppe, Junge IRutter
mit Kind, Schroertermarke, ITlk. 500. ttr. 1122, Sfockgriff mit
frauenkopf, ITlk. 570. Rr. 1125-'124, Kleine Statuette, Husar auf
galoppierendem Pferde; Desgleichen, Jäger zu Pferde, zusammen
IRk. 1050. Rr. 1125, Dose in uergoldeter, ziselierter Bronze -
montierung, mit farbigen Blumen, IRk. 1250. Rr. 1126, Desgleichen
nik, 1200. Rr. 1127, Rache Dose in goldener JRontierung mit
farbig gemalten Genreszenen, IRk. 550. Rr. 1128, Dose in uer-
goideter IRonfierung, mit deutschen Biumenstilleben, IRk. 150.
Rr. 1125, Runde Dose in ziselierter, silberner IRontierung, bemalt
mit farbigen, deutschen Blumengirlanden, IRk. 585. Rr. 1150, Des -
gleichen, IRk. 530. Rr. 1131, Dose in silberner IRontierung, Wan -
dung und Deckel blaue Schuppen, innen Genreszenen, IRk. 880.
Rr. 1132, Desgleichen, IRk. 500. Rr. 1133, Wochensuppenschüssel
mit Deckel und Unfersaf], Schroertermarke, IRk. 750. Rr. 1154,
Dose in reich ziselierter, silberner IRontierung, farbig bemalt,
IRk. 1000. Rr. 1135, Desgleichen, IRk. 730. Rr. 1156, Tasse mit
Untertasse mit farbig bemalten, reich staffierten flufjprospekten,
IRk. 100. Rr. 1174-76, 3 Desgl., IRk. 88, Rr. 1 177-85, Reun eiserne
Schüsseln und Rr. 1187, Schüssel aus Bronze, IRk. 500. Rr. 1186,
Runde IRessingbiichse, IRk. 42. Rr. 1188, Trinkgefälj aus Zinn,
IRk. 100. Rr. 1185-51, Drei kleine flache Zinnteller, graoiert,
IRk. 155. Rr. 1152-55, Zmei kleine Zinnlöffel, IRk. 18. Rr. 1154-55,
Zroei oertieffe IRessingbecken, IRk. 160. Rr, 1156-57, Zmei IRessing-
schüsseln, IRk. 150. Rr. 1158, Kaminuhr aus Bronze, IRk. 420.
Rr. 1155, eiserne Kassette mit fitjmalerei, IRk. 125. Rr. 1200,
Desgleichen, größer, Rlk. 200. Rr. 1201, Tabakfläschchen, Bisen in
Silber fauschiert, IRk. 120. Rr. 1202, Kleine eiserne Kassette,
IRk. 520. Rr. 1205, Bleisicgel, IRk. 27, Rr. 1204, Bronzemörser,
IRk. 185. Rr. 1205, Kleines Astrolabium, IRk. 260. Rr. 1206,
IResser mit uergoldeter Klinge, IRk. 105. Rr. 1207, RTessingkanne,
IRk. 70. Rr. 1208, Desgl., IRk. 200. Rr. 1205, Ampel, Rlessing-
gülj, IRk. 90. Rr. 1210, Bronzebecken, JRk. 150. Rr. 1211, Kleiner
Bronzemörser, IRk. 450. Rr. 1212, Kassette aus Holz, ganz in
eisen oerkleidet, IRk. 210. Rr. 1215, IRessingzirkel, mit Kompafj,
Gradmesser, Kalendarium, IRondphasen, Astrolabium, IRk. 650.
Rr. 1214, Jmmervoährender Kalender, IRess., IRk. 500. Rr. 1215,
Sig. 5. Hartmann: Das Botenfuhrroerk.
IRk. 400. Rr. 1157, Desgleichen, oon ähnlicher form, IRk. 55.
Rr. 1138, Dose in farm eines IRopskopfes, IRk. 160. Rr. 1159,
Desgleichen, in form einer Kiepe, IRk. 90. Rr. 1140, Dose in form
eines Tönnchens, IRk. 300. Rr. 1141, Puderbüchse, IRk. 410.
Rr. 1142, Runde Dose in uergoldeter IRonfierung, IRk. 570.
Rr. 1143, Cänglichouale Dose in form einer frurht, IRk. 850.
Rr. 1144, flakon, IRk. 140. Rr. 1145, Pfeifenkopf in form einer
IRädchenbüste, IRk. 210. Rr. 1146-58, fünf tiefe Teller, uerziert
mit „Gohkarosky erhabenen Blumen“; zroei Schüsseln und fünf
flache Teller oon demselben Seroice, zus. IRk. 365. Rr. 1159,
Weilte Biskuitbüste, Stanislaus leszinski, IRk. 250. Rr. 1160,
Relief in Wedgrooodmanier, Rleifjen (?), IRk. 120. Rr. 1161, Kleine
Statuette, sitjendes IRädchen, Schroertermarke mit Punkt, IRk. 20.
Rr. 1162, flakon in form eines Spargelkopfes, IRk. 70. Rr. 1165-65,
Pasfetendose; zroei Paar Bestecke, IRk. 70.
Uhren und astronomische Instrumente usro. Rr. 1166
bis 1169, Zroei mittelalterliche kleine Beschlagsstücke und antikes
Branzemedaillon; ooates antikes Bronzemedaillon, RTk. 25. Rr.
1170-71, IRiniatur-Bronzemörser und eiserner Rost, IRk. 75. Rr.
1172, Kleine eiserne Kassette, IRk. 45, Rr. 1173, eiserne Kassette,
Tischglocke, IRk. 680. Rr. 1216, Ostensorium aus oergoldetem
Kupfer, IRk. 910. Rr. 1.21.7, Bronzenapf, Italienisch, IRk. 910.
Rr. 1218, Gotisches Vortragekreuz, IRk. 240. Rr. 1219, Desgleichen,
IRk. 160. Rr. 1220, Quadrant, IRk. 400. Rr. 1221-22, Bin Paar
Bronzeleüchter, IRk. 500. Rr. 1223, Ölbehälter aus Bronze, IRk. 450.
Rr. 1224-25, Bin Paar grofje Zinnkandelaber, in form oollrund
gegossener figuren oon Bergknappen, IRk. 6500. Rr. 1226, Dolch -
scheide, aus uergoldeter Bronze, IRk. 755. Rr. 1227, Dolch mit
kurzem Griff, IRk. 1850. Rr. 1228, Bronze-uergoldetes Gehäuse
oon einer Tischuhr, IRk. 255. Rr. 1229, Desgleichen, IRk. 270.
Rr. 1250, Tischuhr, bronze-uergoldet, Prag 1550, JRk. 1580. Rr.
1251, Taschenuhr, aus niessing, IRk. 700. Rr. 1252, Buchbeschlag,
aus getriebenem, uergoldelem Kupfer, IRk. 1000. Rr, 1233, Bronze-
tintenfafj, IRk. 300. Rr. 1254, Aquamanile, Gelbgufj, in form eines
gezäumten Pferdes, IRk. 3200.
Rr. 1235, Grofjer Bronzemörser, IRk. 520. Rr. 1256, Roma -
nische Bronzeschüssel, Rlk. 2100. Rr. 1237, Runde Tischuhr aus
uergoldeter Bronze, nik. 1050. Rr. 1238, Desgleichen, IRk. 1150.
Rr. 1239, flache Puluerflasche, bronze-uergoldet, IRk. 3110. Rr.
1240, Hängeuhr, bronze-uergoldet, Rlk, 500, Rr. 1241, Uhrgehäuse
Seite 200
Rümmer 13
Internationale S
aus uergoldeter Bronze, Jllk. 520. Or. 1242, Taschenuhr, uergoldete
Bronze, Ulk. 1160. tlr. 1245, Desgleichen, Ulk. 1510. ITr. 1244,
Turmuhr aus uergoldeter Bronze, )Tlk. 1500. llr. 1245, Vollständi -
ger Beschlag eines Tragaltars, 111k. 370. llr. 1246, Bronzemörser,
Ulk. 170. llr. 1247, Grofje Gelbguijkanne, 111k. 2500. llr. 1248.
Bronzetürklopfer, Ulk. 150. llr. 1249, Gartenmesser, Ulk. 340. llr.
1250, Bronzekessel, 111k. 50. llr. 1251, Bronzekanne, 111k. 600.
llr. 1252, Gotischer Bronzemörser, lllk. 500. llr. 1255, Gufjkanne,
Ulk. 400. llr. 1254, Desgleichen, lllk. 150. llr. 1255, lllonstranz,
bronze-uergoldef, lllk. 120, llr. 1256, Becher aus oergoldetem
Kupfer, Jllk. 540. llr. 1257, Abendmahlskelch, kupfer-uergoldet.
Ulk. 290. llr. 1258, Tischuhr aus uergoldeter Bronze, lllk. 500,
llr. 1259, Bronzekessel, lllk. 600. llr. 1260, Adler, lllk. 200. llr.
1261, Deckelbeschlag aus Zinn, lllk. 200. llr. 1262-63, Zroei lllessing-
toller, lllk. 65. llr. 1264, Gotische lllessingsscluissel, lllk. 460-
fig. 4. G. Utax: ln Gedanken.
llr. 1265-66, 2 Waffeleisen, lllk. 52. llr. 1267, flrmillarsphäre,
Ulk. 45. llr. 1268, Astrolabium, lllk. 10. llr. 1269, Schrittzähler,
lllk. 95. llr. 1270, Cupe, lllk. 85. llr. 1271, Chafelainehakcn,
lllk. 32. llr. 1272, Bronzestatuette, lUk. 400. llr 1273, Kupferne
Kanne, lllk. 140. llr. 1274, Runde lUessingschiissel, lllk. 150.
llr. 1275, Sechs Pilgerabzeichen, lllk. 225. llr. 1276, Bronzebe -
schlag, lllk. 32. llr. 1277, Tabakreibe, Ulk. 10. llr. 1278, Druck -
form, lllk. 20. llr. 1279. und 1280, Kleines lllodell einer Tisch -
glocke und kleine Zinnfellerchen, Ulk. 50. llr. 1281, Zinnkanne,
lllk. 56. llr. 1281a. Runde Ulessingplatte, lllk. 57. llr. 1282 bis
84, Zinnuase und alte Kaffeemühlen, lUk. 26. llr. 1285-86,
eiserne Kassette und tiefes Ulessingbecken, Ulk. 25.
XI. Ulöbei, Textilien, oerschiedene Arbeiten in Holz,
Waffen, Ulusikinstrumente. a) lllöbel. Ar. 1287, Bordbrett mit
gotischer Aachschnitjerei, Ulk. 50. llr. 1288, Hocker, lllk. 14.
llr, 1289, Wandschränkchen, Ulk 13. Ar. 1290, Gotische Truhe auf
Podest, Alk. 79. Ar. 1291, Desgleichen, lllk. 41. Ar. 1292, Goti -
sche Truhe, Ulk, 25. Ar. 1295, Klapptisch, lllk. 24. llr. 1294,
Cambrequin und Gesims, Ulk, 56. Ar. 1295, Scherstuhl, JUk. 160.
ammJer-Zeitunj}.
Ar. 1296, Stollenschrank, lllk. 170. llr. 1297, Eichenholzfruhe, lllk. 100
Ar. 1298, Gotische fade, lllk. 280. Ar. 1299, Truhe, lllk. 45.
Ar. 1500, K eine gotische Truhe, lllk. 100, llr. 1501, llufjholztisch,
lUk. 255. llr. 1302, Tisch, Ulk. 100. llr. 1505, Desgleichen, Alk. 165.
Ar. 1504, Unterteil eines Schrankes, lllk. 900. Ar. 1505, Wand -
schränkchen, Alk. 75. llr. 1506, Desgleichen, lllk. 100. Ar. 1507,
llachtschränkchen, lllk. 50. Ar. 1508, faltstuhl, Alk. 200. Ar. 1509,
Desgleichen, Alk. 520. llr. 1510, Kleiner Stollcnschrank, Ulk. 425.
Ar. 1511, Halzkasten, Alk. 155. Ar. 1312, Kleines Kabinetfschränk-
chen, Alk. 610. Ar. 1515 bis 1516, Vier Brettstühle, Ulk. 515.
Ar. 1517, Gotischer Kastenschrank, lllk. 520. Ar. 1518, Bettgestell,
Alk. 510. Ar. 1519, Schreibtisch, Werkstatt des Ch. fl. Boulle, 1642
bis 1732, Ulk. 6100. Ar. 1520, Innungslade mit farbigen Intarsien
und Sournieren aus llufjbaum, Ahorn und ungarischer Esche, die
Sclmitjerei farbig bemalt und oergoldet, Alk. 5100. Ar. 1521, Ka -
binettschränkchen, Italienisch, Ende 16. Jahrh., lllk. 1000.
b) Textilien. Ar. 1 522, Großer Wandteppich, Slämisch,
17. lahrh., Alk. 1400. Ar. 1525, Verdure, Brüssel, 17. Jahrh.,
lllk. 1900. Ar. 1524, Desgleichen, lllk. 5500. llr. 1525, Sragment
eines Wandteppichs, Alk. 4100.
c) Verschiedene Arbeiten in Holz Ar. 1526. Kosten
mit hohem, dachartigem geroölbfem Deckel, lllk. 855. Ar. 1527»
Reliquienkästchen, Italienisch, 16. lahrh., Alk. 460. llr. 1528, Kassette,
reich qeschnipt, Alk. 450. Ar. 1529, Hausalfärchen, Alk. 125. Ar.
1550, Holzkassette, lllk. 100. Ar. 1551, Holzgeschnitjter Engel, Tirol,
um 1500, lllk. 600. Ar. 1552, Holzschüssel mit farbiger Alalerei,
Schweiz, Alk. 520. llr. 1 533, Kassette, Tirol, Anfang des 16. lahrh.,
lllk. 140. Ar. 1354, Gebetbuchbehälter, lllk. 90. Ar. 1555, Konsole,
Holz oergoldet, lllk. 185. Ar. 1556, Alter Koranständer, lllk. 520.
Ar. 1557, Handtuchhalter, lllk. 510. Ar. 1558, Schlüsselbehälter,
lllk. 250. Ar 1559, Desgleichen, Alk. 200. llr. 1540, Desgleichen,
lllk. 720. llr. 1541, Wanduhr, lllk. 40. llr. 1542-45, 2 Kapseln
aus Ebenholz, Alk. 95. llr. 1544, Pfeifenkopf, Alk. 55. Ar. 1545,
Pfefferkuchenform, lllk. 52. Ar. 1546, Holzbecher, lllk. 45. llr. 1 547,
Holzstock, Ulk. 10. llr. 1548, Kleine Zirbelholzkassette, Ulk. 30'
Ar. 1549, Desgleichen, lllk. 25. llr. 1550, Kleine Eichenholzkassette,
Ulk. 100. llr. 1551, Spi^e uon einer Kirchenfahne, Ulk. 45. llr.
1552, Vergoldetes Christusbild, lllk. 56. llr. 1555, flakon, Alk. 66.
Ar. 1554-55, Zwei Kästchen, Alk. 120. llr. 1556-57, Zroei Holz-
konsolen, Alk. 45. Ar. 1358, Schachteldeckel, lllk 15. llr. 1559-60,
Zroei holzgeschnitpe Cngel, lllk. 200. Ar. 1 .61, Holzkasten, Ulk. 60.
Ar. 1562, Wandschränkchen, lllk. 60.
d) Waffen, llr. 1565, Radschlofjgeroehr mit achteckigem
Cauf, mit eingehauener Signatur: lll.fl.T H J.fl.S. 111.fl T.6.f. 1654:
Der lluljholzschaft aufs reichste eingelegt mit Bein- und Perlmutter -
intarsien, Ulk. 1600. Ar. 1564, Desgl. am flnsalj des faufes das
geschnift. kursächsische Wappen. Der llufjholzschaft aufs reichste
mit Beinintarsfen uerziert, Ulk. 900. Ar. 1565, Armbrust mit
Winde, der Schaft ganz mit Elfenbein ue.beint und grauiert, unter -
halb des Stahlbogens ein flacher, ausgehobener Schild, darüber
grauiert': 1547. Die Winde mit Spuren non Vergoldung, ganz be -
deckt mit flhmalerei im Stil des Virgil Solls, eingehauene Ularke:
schreitender Hahn mit Stern, Deutsch, lllitte des 16. Jahrhunderts,
lllk. 1900. Ar. 1566, Scheuert mit rundem, scheibenförmigem, in
der lUitte geroölbfem Knauf, breiter, 18 cm langer Angel, kan -
tiger, IS 1 ,, cm langer Parierstange und breiter, zweischneidiger,
auf beiden Seiten bis zur Spitze gekehlter Klinge, 15. 14. Jahrh.,
Ulk. 900, Ar. 1367 und 1568, Desgleichen, ohne Parierstange, und
desgleichen, Sragmenf, lllk. 110. Ar. 1569, Richtschroert, Anfang
17. Jahrh., Alk. 200. Ar. 1370, Prunkdegen mit bimförmigem
Knauf, Parierbügel mit doppelten Parierringen und S-förmiger Pa -
rierstange. Das Gefäfj aus gebräuntem Stahl meisterhaft in Re -
lief geschnitten. Die schlanke, zweischneidige, am Ansaf] tief ge -
kehlte Klinge trägt den llamen des Uleisters Antonio Piccinio
(1509—1589). Die Scheide aus schroarzem feder mit in Eisen ge -
schnittenem Schuh, lllailand, lllitte 16 Jahrh., Alk. 5600. llr. 1571,
Bronzeschroert mit zweischneidiger, leicht geschweifter Rippenklinge
und aufgenietetem, Dollgegossenem Griff, Alk. 300. llr. 1572, Des -
gleichen, Alk. 400. llr. 1575, Desgleichen, ähnlich mit schöner,
dunkelgrüner Patina, Ulk. 1300, llr 1374, Klinge eines Bronze-
Hummer 13
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 201
Schwertes, Ulk. 100. flr. 1375, Radschloßgewehr mit achteckigem,
gezogenem Cauf, am Ansaß grauiert, eingehauene Waftenschmiede-
marke und bezeichnet: Jofian Stiftler, der IJußholzschaft mit gra-
uierten Beineinlagen reich oerziert, Prag, 17. Jahrh. 1800, llr. 1376,
Desgleichen, der Cauf mit Waffenschmiedemarke und bezeichnet:
Johan Stiffter in Prag, 1682. Hm Ansaß geäßte allegorische figur,
der llußholzschaft mit Beineinlagen, lltk. 1800. llr, 1 577, Arm-
brust mit Winde, glatter nufjholzschaft mit Clfenbeinstern, Stahl -
bogen mit Originalsehne und Puscheln, 17. Jahrh., Ulk. 150. llr.
1578, Desgleichen, Ulk. 220. llr. 1570, Kulissenarmbrust mit Stahl -
bogen und roten Puscheln, rotbrauner Schaft mit Beinoerzierungen,
Ulk. 115. llr. 1380, Krummer Säbel, mit in Bronze gefafjtem
Schlangenhautgriff und einfachem faustbügel, der Knauf in form
eines Greifenkopfes, 111k. 270. llr. 1581, 6m Paar Pistolen mit
glattem tauf, geschnißtem, in Gisen montiertem Schaft, der Be -
schlag teilweise durchbrochen, auf dem Knauf eine getriebene
lllaske und getriebenes Rankenmerk, feuersteinschloß, 17. Jahrh.
Ulk 170. llr, 1582, Armbrustspanner aus Holz, 111k. 11. llr.
1383 bis 83, Drei Bronzekelte, zwei mit Schaftlappen, 111k. 42. llr.
1386-87, Zwei Bronze-Hohlbeile mit Oehr, 111k. 65.
e) niusikinsfrumente. llr. 1588. Caute, ganz uerbeint
und reich grauiert, Zettel: Heinrich Kramer, Cauten- und Geigen -
macher in Wien, 1715, lllk. 740. llr. 1380. Harfe, reich gesellnißt
und rötlich poliert, der Resonanzbogen bemalt mit festons aus Band -
schleifen und Blumen, Cnde 18. Jahrh., lllk. 520. llr. 1590. lllan-
doline non Gio: Baftista, fabricatori llapoh. anno 1796 in S. 111.
doll’ Ajuto. llr. 1591. Altgeige mit doppelten Saiten, der Hals
reich gcschnißt, der Knauf in form eines Seraphkopfes, farbig be -
malt, das Haar uergoldet, lllk. HO. llr. 1592, Desgleichen, innen
bezeichnet: Thomas Andreas Hunnzky i. Pragae, anno 1782, lllk.
585. llr. 1595, Caute mit holzgeschnitjtem, zierlich durchbrochenem
Schalloch, lllk. 550. llr. 1594, Tanzmeistergeige, rot poliert, lllk.
240 llr. 1595, Desgleichen, lllk. 35. llr. 1596, Cello, der Knauf in
form eines föroenkopfes, lllk. 50. llr. 1597, messingtrompete, lllk. 25.
XU. Arbeiten aus (Elfenbein, Bernstein, Perlmutter,
Ceder etc. llr. 1598, Cederbeutel, Alk. 170. llr. 1599, Spanischer
Rohrstock, lllk, 55. llr. 1400, lllosaikbild, lllk. 75. llr. 1401, Des -
gleichen, lllk, 75. llr. 1402, Becher aus gestreiftem Achat, lllk. 32.
llr. 1403, Kruzifix, lllk. 6 llr. 1404, Profilkopf eines Cäsaren,
lllk. 52. llr. 1 05, Bernsteinflakon, lllk. 140. llr. 1406, Kleines
Klappaltärchen, Alk. 80 llr. 1407, Behälter für eine Hostienbüchse,
lllk. 92. llr. 1408, Besteck, Alk. 140. llr. MIO, Clfenbeinwunder-
kugel, Alk. 165. llr. 1411, Bernsteinbüchse, Alk. 180. llr. 1412,
flakon, Alk. 50. llr. 1415, Schächtmesser lllk. 255. llr. 1414, Runde
Serpentindose, Alk. 45. llr. 1415, Rechteckige Dose, Alk. 70. llr.
1416, Runde Clfenbeindose, lllk. 41. llr. 1417, Runde Clfenbeindese,
Alk. 50. llr. 1418, Runde Clfenbeindose. lllk. 58. llr. 1419, Runde
Clfenbeindosc, Alk. 25 llr. 1420, Runde Schildplattdose, Alk. 35.
llr. 1421, Runde Clfenbeindosc, lllk. 200. llr 1422, Ouale Tabok-
dose, Alk. 80. llr. 1425, Runde Dose, lllk 46. llr. 1424, Runde
Clfenbeindose, Alk. 55. llr. 1425, Desgleichen, lllk. 23. llr. 1426,
Runde Holzdose, Alk. 41. llr. 1427, Viereckige Dose, Alk, 65. llr.
1428, Sunde Schildplattdose, Alk. SO. llr. 1429, Runde lllaserholz-
dose, Alk. 72. llr. 1430, Runde Bronzedose, Alk. 255. llr. 1451,
Alissale, Alk. 32. llr. 1452, Breuiarium, Alk. 285. llr. 1455, Puloer-
horn, Alk 80. llr. 1454, Desgleichen, Alk. 100. llr. 1455, Kaminuhr,
Alk. 540. llr. 1456, Desgleichen, IRk. 300. llr. 1457, Große Cloisonne-
platte, Alk. 340. llr. 1458, Chinesisches Tabakfläschchen, Alk. 500.
llr. 1459, Chines. Rotlackoase, Alk. 140. llr. 1440, Clfenbeindose,
Alk 60. llr. 1441, Tabakdose, Gold, Ulk. 255. llr. 1442, Runde
Silberdose, Alk. 40. llr. 1445, Tabakdose, All,. 130. llr. 1444,
Runde Dose, lllk. 500. llr. 1445, Runde Schildpgtt-Tabakdose,
Alk. 125. llr. 1446, Perlmutterdose, lllk. 110. llr. 1447, Runde
Schildpattdose, lllk. 110. llr. 1448, Runde Dase, Alk. 16. llr. 1459,
Puloerfläschchen, Alk. 180. llr. 1450, Puluerflasche, Alk. 105. llr.
1451, Desgleichen, Alk. 75. llr. 1452, Besteck, Alk. 650. llr. 1455,
Clfenbeinpokal, Alk. 255. llr. 1454, Jagdbesteck, Alk. 565. llr. 1455,
Spider Kinderschuh, Alk. 550. llr. 1456, Gesticktes Bild, Alk. 290.
llr. I 57, €lfenbeinkugel, Alk. 105. llr. 1458, Desgl. Alk. 80. tlr.
1459, Desgl., Alk. 85. llr. 1460-61, Zwei Schalen aus Silber, Alk.
240. llr. 1462, Geprefjte Cedertapete, Alk. 1200. llr. 1465-64, Zwei
Aluscheln, auf siberoergoldetem fuß, lllk. 1400. llr. 1465, Straußenei,
reich gradiert, Alk. 295. llr. 1466, Pokal aus Bernstein in uergoldefer
Alontierung. lllk. 2690. llr. 1467, Kassette aus Bernstein, Alk. 510.
llr. 1468, Spielkasten für Schach, Dame und Alühle, Clfenbein und
Bernstein, Alk. 500. (Schluß folgt.)
Raritäten und Altertümer in Weimar.
Zu den Sehenswürdigkeiten der großherzoglichen Bibliothek i
in Weimar gehört u. a. eine naturtreppe, auf der man aus
Goethes ehemaligem Arbeitszimmer ins freie gelangt. Die Crhaltung
dieser in ihrer Art einzigen Treppe hat man Goethe, dessen Scharf -
blick nicht so leicht etwas entging, roas non Bedeutung und Wert
mar, zu danken. Cr entdeckte dieses Kunstwerk unter einer Be -
dachung oder Verschalung im Schloßpark und gab die Anordnung,
daß diese Wendeltreppe in einem ehemaligen festungsturm, der
sich unmittelbar an das frühere französische Schloß anschließt,
ihren Plaß erhielt. Das französische oder grüne Schloß war Goethe
uom Herzog Karl August für die Anlage und Crrichfung der
Bibliothek überwiesen morden, flach der Tradition ist die natur-
treppe in der Bibliothek uon einem Verbrecher aus einer 3000jährigen
Ciche geschnißt worden. An einem Pfosten dieses Kunstwerks ist
das Datum, an welchem der Schnißer seine Arbeit oollendete, der
15. Juli 1671, angebracht morden. Bemerkenswert an der Treppe
ist noch besonders der Umstand, daß bei ihrer Herstellung weder
ein Hagel noch sonst ein Cisenteil uerwandt worden ist.
Jn nächster flöhe der Bibliothek liegt das Haus, in welchem
frau Charlotte o. Stein ihre Wohnung hatte. Wollte Goethe mit
der geliebten frau im Garten Zusammentreffen, so benußte er, wie
berichtet wird, die in dem Turm aufgestellte Treppe, um aus seinem
Arbeitszimmer den Ausgang zu erreichen. In diesem Zimmer steht
ein großer Arbeitstisch, an welchem Goethe gearbeitet haben soll,
und in einer Ccke ein kleiner Schrank oder ähnliches mobiliarstück,
welches ebenfalls aus jener Zeit erhalten gebliebzn ist,
Auch das Schloß „Beluedere“ bei Weimar birgt neben
zahlreichen mertuollen Sehenswürdigkeiten und Kunstgegenständen
Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Cebens aus der Zeit Goethes
und Karl Augusts. Alag diesen Gegenständen auch kein Kunst -
wert innewohnen, so haben sie als Raritäten und Andenken an
berühmte Persönlichkeiten einen gewissen idealen und zugleich auch
einen kulturgeschichtlichen Wert. So wird auf dem Schloß ein
Schachspiel gezeigt, mit welchem angeblich Herzog Karl August
und Goethe gespielt haben. Sehenswert sind die Ausstattungen
des chinesischen und japanischen Zimmers. Auf diesem Schloß
starb auch die Großherzogin Alarie Paulowna, die Gemahlin
des Großherzogs Karl friedrich oon Sachsen-Weimar, am 25. Juni
1859. Das Sterbezimmer wird piefätooll im selben Zustande, wie
im Jahre 1859, erhalten.
Abseits des Schlosses liegt ein Gebäude, welches troß seiner
profanen Bestimmung hoch interessant ist. Cs ist ein einfaches
Wirtschaftsgebäude, ein Wagenschauer, welches in seinen mauern
eine größere Anzahl uon Wagen aus Weimars großen Tagen be -
herbergt. mögen diese Transportuorrichtungen auch nur dem all -
täglichen Bedürfnis gedient haben, so knüpft sich an sie doch die
Crinnerung an berühmte Persönlichkeiten. Gleich links uom Cin-
gang bemerkt man ein zweirädriges Caufrad. Goethe muß es sich
auch in diesem fall gefallen lassen, mit diesem Vorläufer unseres
modernen Zweirads in Verbindung gebracht zu werden. Ciner
Überlieferung zufolge soll Goethe dieses Caufrad öfter benußt haben,
um dessen Brauchbarkeit zu erproben. Und wenn diese Über-
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Internationale Sammler-Zeitung.
Plummer 13
lieferung nicht zuoerlässig sein sollte, so hat sie immerhin insofern
das Richtige getroffen, als sie Goethe auch in diesem ?all als den
IRann mit dem offenen Blick für die Grscheinungen der Technik
darstellt, die eine Zukunft oersprachen. Goethe mar nicht nur ein
grofjer Dichter, sondern ein Kollektiomesen, roie er sich einmal
selbst bezeichnet hat,
Eine andere Transpartoarrichtung, eine Sänfte, führt uns in
das 18, Jahrhundert und in den Beginn des 19. Jahrhundert zurück.
Die Tage des Rokoko und der Wertherzeit, roo Damen und Herren
sich in Sänften durch die Straßen einer deutschen Residenz tragen
ließen, sind freilich längst oerklungen, aber eine solche Ginrichtung
umgibt der llimbus des Ghrroürdigen und eines gemissen Glanzes.
Die auf Schloß „Beloedere“ befindliche Sänfte mar Gigentum
des Fräulein o. Göch hausen, die zum Kreise der Herzogin Amalie
gehörte, fluch der Großherzog Karl Alexander, gestorben am
5. Jänner 1901, benußte in seinem lebten Tebenstagen gelegentlich
eine Sänfte, menn er die Wartburg aufsuchto.
Das historische Wagenschauer bei „Beloedere“ enthält eine
größere Anzahl oon Wagen, Unter diesen fahrzeugeil befindet sich
ein sehr piaktisch und bequem eingerichteter Reisemagen aus dem
19. Jahrhunderts. Das Coupe dieses Wagens, roelches in ?edern
auf einem Untergestell oon mäßiger Höhe ruht, diente auch als
Schlafkabine. In diesem Reisemagen hat die Großfürstin Iflaria
Paulorona, dieGemahlin des nachmaligen Großherzogs Karl friedrich,
die Reise oon St, Petersburg nach Weimar zurückgelegt. Unter
ßenußung oon Relais mährte diese Reise nur 26 Tage. Heben
diesem russischen Reisemagen steht ein Wagen, den Hapoleon J.
1808 bei seiner flnroesenheit in Weimar benußt hat. fln Karl
August erinnert ein alter, recht primitio eingerichteter Pürscb-
magen, dessen sich der jagdfrohe Herzog auf Hirschjagden zu
bedienen pflegte. Gin anderer Jagdroagen isl etmas bequemer
eingerichtet. Außerdem befinden sich in diesem fahrzeugschuppen
noch oerschiedene Wagen der Großfürstin ITlaria Paulomna,
somie ein noch heute in Gebrauch stehender fürstlicher Teichenroagen.
0. Kg.
Einführung einer einheitlichen UUeltmünze.
Der Vorschlag
Ginen seltsam anmutenden, aber durchaus ernsthaft gemeinten
Vorschlag zur Ginführung einer einheitlichen Weltmünze macht
Teon Bollack in einem längeren flufsaße des neuesten Heftes der
„Reoue“.
Der Vorschlag läuft im Grunde darauf hinaus, daf3 der
deutsche Taler aus der guten alten Zeit zur Weltmünze erhoben
roird. Allerdings geht Bollack bei seinem „Systeme bollack“ nicht
oom Taler aus, aber er kommt zu einer Weltmünze dieses Wertes,
indem er eine münze oon einem Gramm Gold als internationale
Ginheif oorschlägt. Gr mill jedoch nicht reines Gold oermenden,
sondern das Gold mit einem teuereren AJetalle legieren. Der fran -
zösische franc an den er als franzose natürlich zuerst denken
muß — ist eine oiel zu kleine Ginheit, wie denn auch die Ginheiten
der meisten Völker einen größeren Wert darstellen, die öster -
reichische Krone, der holländische Gulden, der japanische Den, der
russische Rubel und schließlich der amerikanische Dollar, deren
Werte in dieser Reihefolge zwischen 1, 10 und 5, 15 französischen
francs liegen. Die Bollack’sche Weltmünze im Werte oon 5 lAark,
für die Bollack auch schon einen Hamen, „tal“ erfunden hat (als
Abkürzung oon Taler), bildet etwa den Durchschnitt aller dieser
lltünzen, außerdem entspricht dieser Wert nach Ballacks Ansicht
der durchschnittlichen Bezahlung eines Arbeitstages bei den meisten
Kulturoölkern.
Wählt man diese Ginheit, so haben die Kulturoölker mit
ziemlich bequemen Vielfachen zu rechnen. Deutschland und Gng-
land haben es dabei am bequemsten, weil der „tal“ Drei -
mark- oder Shilling-Ginheiten entspricht. Drei dreioiertel Gin -
heiten hätten eine ganze Reihe oon Tandem, nämlich frankreich,
die Schweiz, Belgien, Italien, Spanien, Griechenland, Rumänien,
Serbien, Bulgarien und finnland, Japan und die Türkei hätten mit
I !, 3) Holland mit l 3 /, Ginheiten zu rechnen, die Vereinigten Staaten
mit "/i Ginheiten, während die anderen Tänder etmas unbequemere
Bruchteile in den Kauf nehmen müßten.
für die Praxis will Ballack nun nicht diesen „tal“ selbst
benußen, sondern ein Zehnfaches, also einen Wert oon 37.50 francs
oder 30 mark, und für dieses „ideale Geldstück“, wie er es nennt,
Ceon Bollack.
wählt er den internationalen Hamen „lak“. Dieser „lak“, der nun
wirklich die Welteinheit der münze darstellf und aus Gold geprägt
wird, das mit einem anderen Gdelmetalie legiert ist, wird nach
dem Dezimalsystem dem Werte nach weiter eingeteilt: ein solches
Goldstück hat den gleichen Wert wie eine Silbermünze „tal“ ge -
nannt, dann geht die Ginteilung weiter; der nächste Zehntelmert,
aus Hickel hergestellt (gleich 50 Pfennigen) heißt „nik“, die nächst
niedere Zehnteleinheit, aus Kupfer hergcstellt, (gleich 3 Pfennigen)
heißt „hop“, fluch eine obere Ginheit, die den Wert oon zehn
„lak“ hat, will Bollack schaffen, nämlich eine Banknote, die auf
den llamen „fof“ getauft wird.
Gs muß ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß die
llamen Bollacks wirklich praktisch sind, denn sie sind kurz, deut -
lich oon einander unterschieden, heben die Wertstufen heroor und
lassen sich in den meisten Sprachen bequem schreiben. Bei der
weiteren Ginteilung dieser Weltmünzen will Bollack aus äußeren
Gründen nicht das Dezimalsystem befolgen, sondern erwählt die
Zweiteilung und schlägt hierfür Abkürzungen oor, nämlich mit
(rnoitie) für die Hälfte, „kor“ (quarf) für den oierten Teil, mit
diesen neuen Bezeichnungen werden die eigentlichen Hlünznamen
zusammengeschweißt, und es entstehen dabei Hamen mie „milak“,
„hartal" und „karfof“.
Der Absonderlichkeit wiegen sei noch die nickelmünze „karnik“
heroorgehoben, die in dem Boilacksystem einen Wert oon SOViertel-
pfennigen hat und ungefähr dem englischen Penny gleichwertig
ist. Den wirklichen Hletallmert hätten bei diesem ITUinzsystem
natürlich nur die wirklichen Goldstücke, mährend alle anderen
auf Treu und Glauben in den Handel gebracht werden müßten.
Auch für das Außere dieser münzen macht Bollack einen Vorschlag:
die eine Seife sali die internationale Prägung und Wertbezeichnung
aufweisen, die andere eine Prägung, wie sie die münzen jedes
einzelnen Tandes haben, also den Kopf des Herrschers, oder ein
republikanisches Abzeichen, natürlich müssen auch internationale
Vereinbarungen darüber getroffen werden, mieoiel Stücke der
internationalen münze überhaupt und wieoielc auf den Kopf der
Beoölkerung jedes Tandes ausgegeben werden dürfen.
ß5j
Rümmer 15
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 203
Chronik.
Flutographen.
(Der £uther-Brief an Karl V.) Der uon lllorgan uor
kurzem erworbene Brief Cuthers an Karl V. ist uon lllorgan
an Kaiser Wilhelm abgetreten und uon diesem für Wittenberg
bestimmt morden. Pierpont ITlorgan rourde uom deutschen Kaiser
durch die Verleihung des Roten Adler-Ordens 1. Klasse ausge -
zeichnet. — Der Brief tufhers an Kaiser Karl V. wurde am 5. lllai
d. J. bei der Auktion der Autographensanimlung des uerstorbenen
Dr. öcibel in Ceipzig durch die Firma C. ö. Börner bei einem
flnfangsgebot uon 5000 ITlark nach fünf ITlinuten langer Preis -
steigerung um den Preis uon 102.000 mark uon dem Florentiner
lllarinis für Pierpont lllorgan gekauft. Der in lateinischer Sprache
abgefaßte, tadellos erhaltene Cuther-ßrief stellt das Inhalfschroerste
dar, mas uon des Reformators Händen an Briefen geschrieben
morden ist. 6s ist das denkwürdige Schreiben, das Cuther nach
seinem Aufbruch uom Reichstag in Worms im Jahre 1521 aus
friedberg in Hessen mit dem Reichsherold zurück nach Worms an
Karl V. schrieb.
(Riesenpreise für Autographen.) Die uon den Fach -
leuten mit grofjer Spannung erwartete Versteigerung der berühmten
Handschriftensammlung uon Huth hat nun in Cond an bei Sot-
heby stattgefunden. Schon der erste Tag ergab die Tatsache, daß
fast alle Stücke, die Huth in rastloser Sammlertätigkeit zu erwerben
gewußt hatte, eine ganz überraschende Steigerung im Werte er -
fahren haben. 6s wurden zum Teil ganz unuerhältnismäßig hohe
Preise bezahlt, und gleich am Anfang der Versteigerung kam es
zu einem heißen Kampfe um eine Handschrift uon Fielding. Huth
hat das Dokument im Jahre 1868 für 252 Alk. gekauft, und jetjt
bezahlte der bekannte Condoner Kunsthändler Quarifch nicht
weniger als 20.500 111k für dies Blatt Papier. Den zweithöchsten
Preis erzielte eine Handschrift uon Robert Bums, das lllonus-
kript der Cantate „Die lustigen Bettler“; es ging für 9800 ülk. in
amerikanischen ßesif] über. Auch für diese Handschrift hat Huth
nur 252 Alk. bezahlt, wie es überhaupt trat; seiner Sammler -
leidenschaft sein Grundsatz mar, nie mehr als höchstens 2000111k.
für ein kostbares Autogramm anzulegen. 6in Brief des Robinson
Crusoe-Dichters Defoe, uon dem uns nur wenige handschriftliche
Dokumente erhallen geblieben sind, wurde für 5900 ITlk. oerkauft,
mährend Huth seinerzeit das Stück für 251 Alk. erworben hatte.
Das uom Jahre 1698 stammende Billet Drydens an Airs. Stewart
das mit den galanten Worten beginnt: „Alte Alänner sind gegen
die Schönheit nicht so unempfindlich, wie junge Frauen glauben“,
erzielte 4000 Alk., während Huth 750 dafür bezahlt hafte. 6in
Brief uon Oliuer G o I d s m i t h an Sir Joshua Reynolds erzielte
5600 JTtk., das Achtfache des Preises, den Huth seinerzeit angelegt
hatte. 6ine bittere Anklage Galileis gegen seine feinde, die unter
dem Deckmantel der Religion ihn uerfolgten, wurde mit 2320 Alk.
bezahlt, und ein an Oes er gerichteter Brief des jungen Goethe
den er kurz nach seinem Scheiden uon der Ceipziger Uniuersifät
geschrieben, brachte 1640 Alk. ferner erzielten das kleine Fragment
eines Schreibens, das 1554 uon der unglücklichen Anne Boleyn
an Crommell gerichtet wurde, 6500 Alk. und ein Beglaubigungs -
brief an den Herzog uon Al a i la n d und den Papst, uon Cd uard IW
und seinem Bruder 6dmund unterzeichnet, 2600 Alk., Huth hafte
die Handschrift für 650 Alk. gekauft. 6in interessanter Brief der
Königin Giisabeth an Heinrich IV. uon Frankreich, ihren „sehr
treuen Bruder und allerchristlichen König“, worin Clisabeth sich
ein wenig mifjuergnügt darüber äußert, daß sie Velasco als
Botschafter empfangen mußte, fand für 7500 111k einen Ciebhaber.
Huth sah in der 6rwerbung dieses Stückes einen seiner teuersten
Ankäufe, denn er hatte 1500 Alk. dafür angelegt. Gin Brief, den
Franz II., der Gemahl der lllaria Stuart, an seinen Onkel,
den König uon Ilauarra, gerichtet hatte, brachte 3900 Alk., er hatte
Huth seinerzeit 3520 Alk. gekostet. 2720 Alk. erzielte ein Haus-
\ haltungsbuch der Gräfin Diana uon Poitiers; es Trägt ihre
Unterschrift und als Titelblatt eine Grauüre uon Thomson, die nach
; dem Porträt Primaticcios die schöne Diana als Waldnymphe dar-
i stellt. Die offenbar mühsam unter eine Quittung über 5000 Alk.
| gesetzte Unterschrift der berühmten Schauspielerin Hell Gmyn er-
! gab eine Ginnahme uon 1440 Alk. Gin lebhafter Kampf entbrannte
; um die neun Foliaseifen umfassende niederschrift uon Beethouens
! „Cied an die Hoffnung“; für die kostbare Handschrift des Kleisters,
I die Huth für 250 Alk. erworben hatte, wurden bei der Versteigerung
I 4100 Alk. gezahlt. Sehr gespannt war man darauf, ob es gelingen
| würde, den berühmten zweiten Brief Schillers an Goethe für
I Deutschland zu retten, der seinerzeit auf unaufgeklärte Weise aus
der Gesamtheit des Goethe-Schillerschen Briefwechsels uerschwunden
ist und dessen Original als einziges wichtiges Dokument in der
Sammlung des Weimarer Goethe- und Schil er-Archius fehlt, llach
I kurzem Kampfe aber erwarb Quaritch, wahrscheinlich in ameri -
kanischem Aufträge, den Brief für 3500 Alk. Huth hatte seinerzeit
J 185 Alk. dafür gegeben. Gin Brief Shelleys uom 29. Houember 1821,
! an Joseph Seuern gerichtet, erzielte 15.400 Alk. und ein Schreiben
1 der AIaria Stuart an den französischen Botschafter Chäteauneuf
j erreichte sogar die außerordentliche Summe uon 20.000 lllk., während
i ein Brief Cuthers an den Herzog Johann uon Sachsen nur
990 Alk. einbrachte. Gin Alozartbrief, ein Herzensschrei des Kom-
j ponisten an Konstanze Weber, erreichte den, im Vergleich zu den
I übrigen Summen nur bescheidenen Preis uon 1240 lllk.
Bibliophilie.
(Der Cobspruch auf Salzburg uon Hans Sachs.) ln
der Dresdner Hofbibliothek wird ein kostbares, uon Hans Sachs
eigenhändig geschriebenes Spruchbuch aufbewahrt, das auf einigen
Blättern „ein lobspruch der Stat Salßburg“, datiert 1549, enthält.
Wie man weiß, hat Hans Sachs mehrere solcher Cobsprüche auf
deutsche Städte, die er teils — wie Salzburg — aus eigener An-
j schauung kannte, uerfertigt, und zwar oft auf Bestellung uon Buch-
I händlern. Diese druckten sie als fliegende Blätter, um sie auf
I Jahrmärkten zu oerkaufen. Den Reisenden dienten solche Stücke
j zur Orientierung und Grinnerung an die betreffende Stadt. Bis
heute kannte man das interessante Gedicht nur nach der Dresdner
1 Handschrift; nirgends ließ es sich bibliographisch als Druck nach-
mcisen. tlun ist es jedoch dem Alünchner Hofantiquar II. Rosen -
thal gelungen, ein, uon Hans Bammann (aus Rothenburg o. T.)
in Salzburg i. J. !550 gedrucktes Bruchstück des Gedichtes aufzu-
' finden, und so die Drucklegung desselben nachzuweisen. Gs ge-
i lang, aus dem Ginbande eines alten Jngolstädfer Druckes den
I größten Teil des in sehr großem Format gedruckten Flugblattes
herauszulösen. Obwohl sich am Schluß Hans Bammann, der sich
an einigen Stellen dem feser als wandernder Buchdrucker uorstellt,
selbst als Verfasser des Gedichtes nennt, so ist es doch uon niemand
anderem als uon Hans Sachs. Bis auf kleine Änderungen stimmt
I der Druck mit der bereits 1549 niedergeschriebenen Original-Hand-
| schritt des Hans Sachs überein; Bawmann ließ ihn oielleicht ohne
Vormissen uon Hans Sachs unter seinem Hamen zirkulieren. Über -
dies ist das seltene Stück auch uon hohem typographischen Inter -
esse, da mit ihm der früheste, nachweisbar datierte Salzburger
Druck uorliegt.
(Schenkung.) Die Witwe eines polnischen Ingenieurs hat
der öffentlichen Bibliothek in Warschau 360.000 Rbl geschenkt,
Die Bibliothek besißt zur Zeit 80.000 Bände, uon denen der größte
Teil Schenkungen sind. Dieselbe Dame hat für die Grrichtung einer
Kunstakademie in Warschau 250.000 Rbl. gestiftet.
Seife 204
Internationale Sammler-Zeitung.
nummer 13
Bilder.
(6in Gemälde otin Konrad Witj.) Dem Germanischen
llational-Kluseum in llürnberg ist es gegen Code des Jahres 1909
geglückt, im lllünchener Kunsthandel ein Gemälde, die Verkündigung
ITlariä darstellend, zu erwerben, das durch seine kiinslerischen
Eigenschaften einen heruorragenden Plnfj in der an ITleisterroerken
der älteren deutschen fflalerei nicht armen Galerie des Uluseume |
beanspruchen darf, ln den soeben erschienenen „lllitteilungen“
aus dem genannten ITluseum für das Jahr 1910 wird das Gemälde
eingehend beschrieben und auf einer Cichf drucktafel roiedergegeben.
Das Original ist auf eine 158 Zentimeter hohe und 120'5 Zentimeter J
breite fichtenholztafel in Öl gemalt und im ganzen gut erhalten.
Die Tafel ist die abgesägte Vorder- oder Rückfläche eines doppel- i
seifig bemalten Alfarflügels gewesen. Schon die erste Untersuchung I
liefj in dem Gemälde ein Werk der oberrheinischen Schule aus dem ]
zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts erkennen, nähere Prüfung |
führte dazu, es dem größten (Heister jener Gegenden Konrad j
Wik zuzuweisen. Es zeigt das koloristische Feingefühl des Kleisters, j
ihm eigentümliche Einzelmotioe und namentlich seine Beherrschung
und künstlerische Verwertung des Beleuchtungsmomenfs.
(Das „wahre“ Porträt des Ceroantes.) Aus ITladrid
wird gemeldet: Jn den spanischen literarischen Kreisen erregt die
Entdeckung des „wahren“ Porträts uon Cemantes gewisses
Aufsehen. Es soll im Jahre 1600, also 16 Jahre oor dem Tode
des Dichters gemalt sein. Wie es im Vorwort zu den „Exemplari -
schen Aooellen“ heifjf, ist der Entdecker des Porträts ein Zeichen -
lehrer, namens Jose Albiol in Ooieda. Als Albiol eine alte Holz -
tafel wusch, kam das Porträt zum Vorschein. Er schenkte es der
spanischen Akademie.
(Ein neuentdeckter Primitiuer.) Jn llantes hat man
soeben in einem oergessenen Winkel des Kluseums der Schönen
Künste ein bisher uöllig unbekannt gebliebenes Gemälde, eine
Grablegung, entdeckt, das nach den „Debats“ zu den Hauptwerken
uom Ausgang des 15. Jahrhunderts zu rechnen ist; es erscheint
als wichtiges Denkmal einer Epoche, in der die französische Kunst
unter dem Einflufj nordischer, besonders flandrischer Kunst -
strömungen bedeutende Wandlungen durchmachte. Der oom Kreuz
herabgenommene, blutbefleckte, erstarrte Ceichnam des Herrn,
dessen Antlitj im Tode einen schönen Ausdruck der Ruhe und
Heiterkeit angenommen hat, ist in ein Ceintuch gehüllt, das oon
zwei Klännern mit starken Händen gehalten wird: dem heiligen
Joseph uon Arimathia und einer zweiten Gestalt, in der wohl der
Stifter zu sehen ist. Hinter diesen stehen in einer Gruppe der i
junge bartlose Johannes in langem Rlantel und die mutter Christi, !
in die schmerzoolle Betrachtung des Toten oersunken. Zwei
weitere frauen, die beiden lllarien, sind in lange Schleier gehüllt,
die zugleich ihre klageoollen und liebreizenden Gesichter umrahmen.
Der Schöpfer des Werkes ist uorläufig unbekannt, oielleicht werden
Archiofunde seine Persönlichkeit ermitteln lassen; aller Wahrschein -
lichkeit nach ist er einer benachbarten malerschule, oielleicht der
uon Tours, zuzurechnen.
Humismatik.
.
(Klünzenf unde.) Auf dem Grundstück des Gärtners Stra- |
lak in forst wurde am 1. Juni d. J. ein Topf aufgefunden, der
1000 m'ünben August des Starken und kleine polnische Groschen
und Zttoeigroschenstücke enthielt. — ln Wo hl au wurden nach
Zeitungsmeldungen bei einem Umbau in Büschen zwei Töpfe mit
mehr als 1000 Silbermünzen der Herzoge oon Brieg, Ciegnify Woh-
lau und anderer schlesischer Herzogtümer, ferner kurbrandenbur-
gische, füneburger deutsche Kaisermünzen, französische münzen
uon Cudwig XIV. gefunden. Die münzen gingen in den Besitz des
Hoteliers Kl e i fj n e r über.
(Das Georg Pf anneb erg'sehe ITlünzenlag er) in Göttin -
gen, ist wie man uns schreibt, in den Besifj der bekannten lAünzen-
handlung Henry Selig mann in Hannooer, Georgstrafje 20 iiber-
gegangen. Herr Seligmann gedenkt das ganze Cager, das
30.000 Stück umfafjt, im kommenden Winter zur Versteigerung i
bringen,
(Ballon-münzen.) ln der Abteilung frei-und fesselballonc
im Deutschen ITluseum in Klimchen wurde eine uon General o.
Brug gestiftete Sammlung Ballon-Illünzen ausgelegt. Die
münzen erinnern an die Belagerung uon Paris 1870 71. Damals
nermiffelfen 66 freiballone, die Brieftaubenposfen führten, den Ver -
kehr mit der Aufjenwelt. für jeden Ballon wurde eine Uledaille
geprägt, auf welcher der Harne des Ballons und der Tag des Auf -
stieges oerzeichnet ist. Die meisten Hledaillen fragen das Bild einer
Brieftaube.
(normannische Denare.) Im neuen Heft der Reo. num.
Paris 1911 beschreibt V. Cuneau eine fundmasse oon 156 nor -
mannischen Denaren ihm unbekannter Herkunft, Die Klasse ent -
stammt der bei Ad. E. im Jahre 1909 oersteigerten Saminlg. Buchenau,
Kat. llr. 4459. Es sind Denare mit oerstümineltem II 0 R m A 1111 A
Kreuz innen Kugeln, Rs. oerschiedene Klünzmeisternamen in zwei
durch einen Strich getrennten Zeilen: GAV-fRI; RO-GA'; .PJ-'AV;
HV-GO; GO-DE; RA-BO (Hälbling); RA-DVC; RO-CA; RJ-ll); STE-fA;
Rouen, Hälbling: zwei Schlüssel R0D0IT1 Rs. Kreuz innen Kugeln
und 28 Varianten Denare und Hälblinge uon Rouen uom roh ent -
stellten karolingischen Tempeltypus. Diese Klasse erhielt der Var-
besitjer um 1906 durch den münzhandel als unsortiertes Tot un -
gereinigt; dabei waren Kammpfennige oon Praoins (Champagne):
gegen 100 des Grafen Tebalt IV. 1125 52, gegen 50 des Grafen
Henri 1152—81.
(Die lTledaille auf die Eröffnung der zmeitenWiener
Hochquellenleitung.) Die Kommune Wien hat dem bekannten
IKedailleur, Regierungsrat Professor Stefan Schwor^ die Aus -
führung der Kledaille auf die feierliche Eröffnung der Zweiten Hoch -
quellenleitung durch den Kaiser übertragen und hiezu einen Kredit
oon 8500 Kronen bewilligt. Die Direktion der städtischen Sam-
lungen hat mit dem Künstler bezüglich aller Einzelheiten der Durch -
führung Verhandlungen zu pflegen und sodann im Einoernehmen
mit der Klagistratsabteilung 1 einen Vertrag auszuarbeiten, welcher
dem Stadtrat zu endgültiger Genehmigung oorgelegf werden wird.
Philatelie.
Reuheifen.
Australien (Australischer Bund) liefert zunächst eine Post -
karte mit dem Porträt des Königs, in wie „E. W. St. H.“ meinen,
nicht besonders guter Ausführung.
P. K. 1 d. rosa.
Costa Rica. Weitere Prooisorien:
Aufdruck ,,*191 I**
Aush. Bfm. 1 Centima grünschwarz (Senf Kr. 59), Aufdr. rot
1 „ braun blau (Senf llr. 55), Aufdr. schwarz
Ecuador, fast zugleich mit der Ankündigung einer großen
IJlarkenauktion (Restbestände natürlich) faucht schon wieder eine
neue Serie (1911) auf. Bis jetjt sind gemeldet:
Bfm. 1 Cent karmin schwarz (Roca)
2 „ blau „ (Iloboa)
5 „ rot „ (Ursina)
10 .. blau' „ (Dr. Kloreno)
l Sucre grün (Borrero)
Gilbert und Ellice-Jnseln. Kaum haben sich die
Sammler mit dem Prooisorium auf den Wertzeichen der Fidschi-
Inseln befreundet, taucht schon ein Definitioum auf: Inschrift „Gil -
bert & Ellice-Jslands“, darunter „Protectorafe“, im Jllittelfeld eine
Baumgruppe.
Bfm. ‘4 d. grau
1 „ rot
2 „ grau
2 1 /, „ blau
Honduras, „lllekeels W. St. 11.“ melden zwei neue Dienst -
marken.
W. Z. CAC, gez. 14
D. ni. 1 C. oiolett ( mit rotem Aufdruck
10 „ blau 1 „OFICIAL“
lllalta. Eine farbänderung läfjf sich bei der neuesten
‘/ 2 d.-Klacke, bisher dunkelbraun, konstatieren.
Bfm. 4'4 braungelb, W. Z. CAC, gez. 14.
Hummer l5
Seite 205
internationale Sammler-Zeitung.
Reu-Fundland. eine recht hübsche Postkarte mit dem
Bilde non König Georg V. liegt oor. In uerziertem Schild die
Aufschrift „NEWFOU.NDLAND“, darunter ..POST GART' 1 , Ziel -
strich, und „The Address an ly to be mntfen an this side“.
P. K. One Cent grün a. sämisch, 120:80.
Ricaragua. Aufjer meitern fünf Werten der Ausgabe
Idog mußten neuerdings eine Anzahl Stempelmarken in den Dienst
des Prooisorien-Unfugs gestellt werden.
ßfm.
2 cts. a.
2 » „
5 „ :
10 „
Ausli. Bfm. 02 cts. a.
(a Stempel- 05 ,,
marke) 10 „ „
10 „ „
^ » »
niederlande.
Aufdruck-
Beispiel :
Vale 2 cts.
Carreos 02 cts.
1911
4 Cento® uiolett
2 Pesos karm.
20 Centos br'oliu
1 Peso gelb
2 Pesos h’karm
5 Pesos bl. scheu.
10 Pesos gelb. „
25 Cent 0 « lila „
2 Pesos grau „
1 Peso gelb/br. schm.
Das L B.-J. meldet sowohl eine neue
Doppelpostkarte mit geteilter Adreßseite und holländischem Text
oor dem französischen, als eine solche mit ungeteilter Adreßseite
und textlich gleicher Anordnung.
D, P. K. 5 + 5 Cent karm. a. rosa K Adreßseite geteilt.
5 -f 5 „ „ „ „ „ „ ungeteilt.
Schweden. Sowohl die Brief- als die Dienstmarkenreihe
erfahren weitere Crgdnzung. Zu ersteren ist neu hinzugekommen.
Bfm. 5 Oere grün
zu den Dienstmarken:
D. 111. 2 Oere Orange
20 „ blau
25 „ rotorange
50 „ grau
Südaustralien. Weiterer Wert der kursierenden Ausgabe:
ßfm. 2 / 2 d (Two Pence Half Penny) d’blau W. Z. Krone
A., gez. 12 : 11 1 ' B ,
Tunis. Das „Bulletin Ch.“ notiert ein Prooisörium; Brief -
marke zu 15 Cts. der Ausgabe 1906 mit Aufdruck 10, alte Wert -
ziffer mit kurzen Strichen uierfach durchstrichen.
Bfm. 10 a. 15 Cts. uiolett, Aufdr. schwarz.
Ungarn. Die 1909 begonnene Rachportomarken-Serie er -
fährt erst jeßt wieder eine Crgdnzung.
W. Z Krone im Quer -
schnitt. gez. 15.
F. 111. 2 Silier d’grün u. schw.
12 id.
Vereinigte Staaten uon Amerika, Hier liegt uor ein
weiterer Wert mit dem schon wiederholt angeführten neuen, ein -
fachen Wasserzeichen.
Bfm. 15 Cents ultramarin, W. Z. USPS.
(Die neuen bayrischen lubiläumsbriefmarken.) Die
uon uns angekündigten Crinnerungsmarken zum 25 jährigen
Regierungsjubiläum des Prinzregenten Cuitpold uon Bayern
liegen nun uor. Sie sind nur in zwei Werten (5 und 10 Pfennig)
ausgegeben worden und haben nur im Posfoerkehr in Bayern mit
Deutschland und Österreich (exklu-
sioe Ungarn) Giltigkeit. Das For -
mat der IRarken ist, wie Fig. 5
zeigt, ein ungewöhnlich großes.
Zwei Cngel halten einen Corbeer-
kranz, in den die Jahreszahlen
1886—1911 eingeflochten sind, ln
der mitte des Kranzes sieht man
das mohlgefroffene Parträt des
greisen Prinzregenten. Wir finden
die marken nicht übel und sind
höchlich erstaunt, daß sie in der
Fachpresse Dielfach mit Hohn und
Spott iibergassen werden. So schreibt Richard Borek in seiner
Reuheiten-Preisliste: „Also nun doch „Prinzregent-Jubiläumsbrief -
marken“. Wer sie sieht, uerbirgf schaudernd sein Antliß. So nett
die ersten Jubiläumsmarken waren, so schauderhaft diese beiden
Fig.
marken, die imstande sind, den Cindruck einer ganzen Albumseite
zu uerderben. Hals über Kopf mufj der Druck dieser marken be -
werkstelligt sein, in fithogrnphie, nicht einmal in sauberem Buch -
druck sind sie ausgeführt und „Schweinfurter Grün“, so gräflich,
wie es sich nur denken läßt, ein Rot, wie es ein Auge gar nicht
unangenehmer empfinden kann, hat man uerwandt, damit nur ja
der an sich nette Entwurf und die garnicht häßliche Zeichnung
oerdorben wird. Die marken sind auf gewöhnlichem weiten Papier
ohne Wasserzeichen gedruckt, jedenfalls weil man sich sicher war,
j daß diese Dinger selbst ein Fälscher nachzumachen sich schämen
würde. Die marken in Bögen sehen aus wie die weiland Bilder -
bogen der Firma Gustau Kühn in lleu-Ruppin, mit welchen nnm
uor 50 Jahren unartige Kinder ins Bett trieb. Doch genug. Die
ganze Welf wird sich darüber lustig machen, hoffen wir, dafj
Bayern nun einsehen lernt, dafj cs mit Jubiläumsmarken allein
nicht getan ist, sie müssen auch dem hochentwickelten Kunstsinn
des fandes gemäß gut ausgeführt werden, und dazu gehört Zeit,
die hier augenscheinlich nicht uorhanden war. Die Auflage soll je
30 millionen betragen haben, das ist noch das Beste an der
ganzen Sache, denn durch diese hohe Auflage wird jeglicher
Spekulation der lllut genommen. Trofjdem schreiben die Zeitungen,
was kaum glaubhaft ist, es seien bereits 20 millionen durch die
Händler uor Erscheinen der IRarken aufgekauft worden. Da die
IRarken nur bis Ende Juli Kurskraft haben, macht der Staat
ein nettes Geschäft dabei, die Spekulanten weniger, denn es wird
den IRarken ähnlich so gehen wie den ersten und einzigen deut -
schen Jubiläumspostkarten, die heute selbst unter Postpreisen nicht
mehr uerkäuflich sind.“ Die französische Zeitschrift „CEcho de la
Timbrologie“ läfjf sich über die IRarken wie folgt aus: „111. Th.
Ehampion übermittelt uns zwei große Etiketten, die das Porträt
des Prinzregenten tragen, das uon einem Kranze umgeben ist,
welchen zwei Putten halten Es scheint, dafj dieses Briefmarken
sind. Sie werden in unseren Alben gemifj den ersten Preis für
Geschmacklosigkeit erhalten. Sie sind am 10. Juni ausgegeben
und sollen bis zum heiligen Siloestertage Kurskraft haben,
jedoch nur für die Korrespondenzen innerhalb Deutschlands und
Österreich-Ungarns. Seien wir nicht eifersüchtig darüber.!“ Ulan
sieht, dafj sich über die marken schon das Ausland lustig macht.
Allerdings sollte Frankreich nun gerade allen Grund haben, nicht
zu sehr auf diese Bayernmarken herabzusehen. Die Bayern-Jubi -
läumsmarken und die neuen französischen Kolonialmarken nehmen
sich nichts in der Konkurrenz der Geschmacklosigkeit.
(Die neuen englischen IRarken.) Der Krönungstag hat
neue Penny- und Halfpenny-lllarken gebracht. Der Kopf des
König ist aber weder ähnlich noch wirksam gezeichnet und ohne
jeden Zusammenhang mit den Einzelheiten des Entwurfes,, der
überladen ist und jede Einheit Dennissen läfjt. Gleichzeitig läßt die
Ausführung der IRaiken im Stich und Druck oiel zu wünschen übrig.
(Die blaue Fünf-Pfennig-IRarke.) Eine blaue Fünf-
Pfennig-niarke auf einer Pfingstansichtspostkarfe führte unter den
Beamten eines Postamtes in Deutschland eine grofje Erregung her -
bei. Ulan besah sich das Ding uon allen Seiten und mufjte
schließlich anerkennen, dafj der noch unbekannte Briefmarken -
fälscher seine Sache bezüglich des Druckes ganz oorzüglich gemacht
habe. Rur das Rätsel, warum er die IRarke nicht in grün, son -
dern in blau hergestellt hatte, blieb ungelöst. Die schöne Pfingst-
postkarte wunderte an ihren Bestimmungsort, wurde aber dem
Adressaten nicht ausgehändigt. Die Postnermaltung gab ihm nur
Kenntnis uon dem Inhalt der Karte und erkundigte sich teilnehmend
nach dem Absender, der auch beieilmiligst genannt wurde. El -
mar der Bruder der Adressatin, ein Chemiker. Bei der nun er -
folgten Untersuchung stellte sich heraus, dafj er, obgleich er noch
etwa 80 solcher blauen Fünf-Pfennig-lllarken besaß, sich mit allen
möglichen Dingen beschäftigte, nur nicht mit der Herstellung falscher
Briefmarken. Er hatte einen frisch uon der Post bezogenen Bogen
Fünf-Pfennig-IRarken in sein Caboratorium mitgenommen, und die
Dämpfe der Schwefel- und anderen Säuren machten nun heimliche
Arbeit und uerwandelten grün in. blau. Inzwischen hat der Che -
miker für seine echten blauen Briefmarken echte grüne IRarken
Seite 206
Hummer 13
Inter nationale Sammler-Zeitung
erhalten, ein Gutachten ist darüber in Varbereitung, auf Grund
welcher Umstände sich der farbenwechsel uollziehen konnte.
(13-Pfennig-ßriefmarken.) Die Handelskammer uan
Aordhausen hat an den deutschen Handelstag eine Eingabe ge -
richtet, in der die Einführung einer 15-Pfennig-TAarke als zweck -
mäßig angestrebt roird. Es heißt in dieser Eingabe: „Die Post-
uerwaltung roird selbst zugeben müssen, daß nachnahmedruck- i
Sachen tagtäglich in ganz bedeutenden mengen aufgeliefert werden j
und daher das Bedürfnis oder zum mindesten die Zweckmäßigkeit
der Einführung einer 13-Pfennig-ntarke nicht non der Hand weisen
können.“ Von einer Unzahl süddeutscher firmen ist bereits früher
eine dahingehende Eingabe gemacht worden.
(Die Sammlung Daoid W. Cromroells.) Eine der reich -
haltigsten Sammlungen uon Postmarken, die in den Vereinigten
Staaten existieren, ist uan Dauid W. Crommell non Aero-Uork
dem Hational-museum in Washington übersandt worden. Die
Sammlung umfafjt 20.000 Postwertzeichen aller Eänder und roird
jeßt in der historischen Abteilung je nach dem Tande klassifiziert
und zur Ausstellung bereit gemacht.
(Internationale Postwertzeichen-Ausstellung Turin
1011.) Jm Oktober 1. J. findet in Turin, als ein Teil der großen
internationalen Ausstellung für Handel und Geroerbe, die anläßlich
der feier der uor 50 Jahren erfolgten Proklamation Italiens zum
Königreiche geplant ist, auch eine internationale Postwertzeichen-
Ausstellung statt. Das Organisationskomitee besteht aus den
Herren Ingenieur Enrico ITlarchesi, Präsident; Dr. UTario Rascim-
bene, Sekretär, ferner aus den Herren A Bolaffi, Emilio Brunati,
f. Carrara, C. Goneila, A. Pochintesta, nähere Auskünfte erteilt
das Orgqnisationskomitee in Turin Via Po 2.
Uersthieöenes.
(Ein Antikenfund in Sorrent.) Vor ein paar Tagen
sind in Sorrent bei Arbeiten an einer Wasserleitung einige außer -
ordentlich roertualle antike ITlarmorkunstroerke gefunden morden.
Es handelt sich u. a. um ein paar Statuen aus parischem ITlarmor,
die zum Teile recht gut erhalten sind. Darunter finden sich eine
Diana zu Pferde, der leider der Kopf fehlt, ein reifender Amor,
eine griechische Ephebenfigur, die außerordentlich schön sein soll,
und eine Gruppe uon zwei Jünglingen, die uielleicht Castor und
Pollux darstellen, ferner wurden zwei große marmorköpfe ge -
funden, uon denen der eine einen Kaiser, wahrscheinlich Hadrian,
darstellt, denn in Sorrent war eine Statue uon ihm uorhanden.
Der andere Kopf, der außerordentlich hohen Kunstroert besißen
soll, stellt den Jupiter dar. Dieser fiind uerleiht den Ausgrabungen
in Sorrent ziemliche Bedeutung, denn es gab in Italien nicht allzu
uiele Städte, die einen Jupitertempel hatten. In der Gegend der
Arbeitsstätten hat in den ersten christlichen Jahrhunderten ein
Pantheon gestanden, das reich an JTlarmorsfatuen und anderen
Kuristgegenständen war, so daß man annehmen darf, die Sunde
stammen aus dieser Sammlung. Sie sind uorläufig an Ort und
Stelle gelassen worden. Voraussichtlich werden die Sunde nach
dem najionalmuseum in lleapel gebracht werden, dessen Beiter
die Aufsicht über die Ausgrabungen führt.
(Gemeinsame Tagung für Denkmalspflege und
Heimatschuß.) Das österreichische Unterrichtsministerium hat
an die unterstehenden Behörden folgenden Erlaß gerichtet: „Unter
dem Protektorate des Erzherzogs Sranz Serdinand findet in der
Zeit Dom 13. September bis 16. September d. J. in Salzburg die
„Gemeinsame Tagung für Denkmalpflege und Heimatschuß“ statt,
deren Durchführung mit Rücksicht auf die durch sie zu erwartende
Sanierung der Interessen der Denkmalpflege und des Heimatschußes
in Österreich oom ITlinisterium für Kultus und Unterricht und uon
anderen Zentralstellen gefördert und unterstüßt wird. Aus dem
reichhaltigen Programme und der interessanten Tagesordnung wäre
ein Cichtbilderuartrag über „Salzburgs Kunstdenkmäler“ am 13.
September, Vorträge über „Entwicklung und Ziele der Denkmal -
pflege und des Heimatschußes“ sowie ein Referat über die „Er -
haltung des Kernes alter Städte“ und ein Tichtbildernortrag über
„naturschußparke“ heroorzuheben. Am 14. September abends findet
ein Empfang der Teilnehmer beim Candespräsidenten in Salzburg,
am 15. September eine Besichtigung der Festung Hohensalzburg
und Vorführung uon uolkstümlichen Trachten, Gebräuchen und Auf -
zügen statt. An die Tagung schließt sich eine Exkursion nach
Wien an, bei welcher die Teilnehmer am 16. September mittels
Sonderzuges nach Illelk und uon dort nach Besichtigung des Stiftes
unter fachmännischer Ueitung mittels Separatdampfers bis Wien
gebracht werden. Die Cehrkräfte an ITlittelschulen sowie Cehrer-
und Tehrerinnenbildungsanstalten werden hiemif auf diese Tagung,
die ihnen Gelegenheit gibt, sich mit den Anschauungen der Denkmal -
pflege und den Bestrebungen des Heimatschußes oertraut zu machen,
mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß die euentuelle Teil -
nahme beim Ortsausschüsse im Rathause in Salzburg anzumelden,
gleichzeitig aber auch im Wege der uorgeseßten Direktion anher
bekannt zu geben ist.“
(neue prähistorische funde in Eppan.) Schon wieder -
holt wurdz auf die Ausgrabungen am Gleirschhügel uon St. Pauls
hingeroiesen, wo auf einem noch unkultiuierfen Grundstücke ge -
legentlich der Urbarmachung seit längerem eine ITlenge interessanter
uorgeschichtlicher Gegenstände aus oerschiedenen Zeitperioden zutage
gefördert wurden, namentlich Bronzefibeln, Armreife, eiserne Kelte,
tanzen und Pfeilspißen, ITlesser, Ackergeräte, primitiue Topffrag-
mente, Spinnroirteln, Perlen aus Bernstein und Glas, ITlörser,
Knochenresfe usro. Bei der jüngst erfolgten Aufnahme der fund-
steile durch den Konseroator Sanitätsraf Dr. ITlazegger und Ratur-
historiker Gasser wurde, die bemerkenswerte Tatsache konstatiert,
daß das Terrain auch diluuiale funde birgt, welche mindestens
einer sehr frühen, wo nicht polaeolithischen Zeitepoche entstammen
müssen. Denn unter den jüngst ans Tageslicht geförderten Artefakten
befinden sich auch durchbohrte oder roh zugehauene Geroeihstücke
uom längst ausgestorbenen eiszeitlichen Riesenhirsch, die den
„Primaten“ als Äxte und Keulen gedient haben und schon uöllig
„mineralisiert“ erscheinen. Auch die zahlreichen Knochen- und
Hornfragmente anderer diluoialer Tierarten deuten auf den Ursprung
der Eppaner Schlammoränen während der Eiszeit“. Die nicht
minder zahlreichen Blöcke prähistorischer Holzkohlenschlacken und
schwarzen Tonscherben beweisen ferner, daß sich hier bereits uor
oder während der allgemeinen Überflutung schon ITlenschen be -
funden haben und sich uor den hereinbrechenden fluten auf die
Spiße des Hügels geflüchtet haben, um daselbst eine ITiederlassung
zu gründen.
(Die elf Köpfe des heiligen ITlartin.) Ganz frankreich
lacht über den „Reinfair eines Brüsse’er Antiquars, der uon der
Kirche in Sondeilles für den Preis uon 41.000 francs den „Kopf
des heiligen ITlartin“, eine Goldschmiede-Arbeit aus dem 11. Jahr -
hundert, erstanden hat. Der Händler dachte den Kopf des heiligen
ITlartin an einen Uiebhaber in England für mehr als 200 000 francs
weiter zu uerkaufen; als er dem Engländer aber die Arbeit uorlegfe,
erklärte dieser lachend, das sei ja eine Flachbildung und der echte
Kopf des heiligen ITlartin befände sich in Condon. Darob entstand
nun große Aufregung. In Paris, in Brüssel und in Condon forschte
man nach und dabei stellte sich heraus, daß es nicht nur einen
Kopf des heiligen ITlartin aus Gold gäbe, sondern daß, je weiter
man forschte, desto mehr goldene Köpfe des heiligen ITlartin sich,
ähnlich wie bei der Hydra, einstellten. Schon uor 1007 hatte der
Unterstaafssekretär Duj ardin-Beaumeß den Kopf in Soudeilles
in einen Stahlschrank uerschließen lassen; da dieser jeßt oerkaufte
Kopf aber nicht der echte sein soll, so mußte die Vertauschung
schon uorher uorgenommen worden sein. Run hat, wie die „Annales“
berichten, ein gründlicher Kenner der frage, Herr Romeuf, die
Angelegenheit untersucht und danach sieht die Sache etwa so aus:
Im Jahre 1907 bot ihm (Herrn Romeuf) ein Kunsthändler die
berühmte Goldschmiede-Aibeit zum Kaufe an das war Rümmer 1.
Wenige Tage später wollte ihm ein Pariser Antiquar einen anderen
Kopt des heiligen ITlartin uerkaufen — Hummer 2, dann kam
ein dritter Pariser Antiquar mit einem Kopfe des heiligen ITlartin
Rr. 5 Wenig später erfuhr er, der echte Kopf befände sich in
ITlünchen. Er hatte Gelegenheit, ihn zu sehen un 1 erklärte ihn für
eine fälschung — Rr. 4. Kurz darauf traf aus Condon die Rleldung
ein, der Kopf des heiligen IRarfin sei dort — Rr. 5. Der Brüsseler
Antiquar hat die fälschung Rr. 6 in Händen, drei weitere falsche
Köpfe werden in oerschiedenen Städten Italiens aufberoahrt, macht
neun und es uersteht sich eigentlich uon selbst, daß in der be -
rühmten Sammlung Pierponf IRorgans der Kopf nicht fehlen
darf — macht zehn. Wenn IRorgan nun nicht den echten hat,
existieren also zehn falsche Köpfe des Heiligen — wie man zu -
geben muß, eine ganz niedliche fälschungshydra. Vielleicht legt
man mit diesem Grundstock noch ein kleines Spezialmuseum an.
(Wieuiel Pflanzen arten kennen wir?) Wir lesen
im „Prometheus“: Vor ungefähr 2200 Jahren kannte Theophrastus
etwa 500 uerschiedene Pflanzenarten, und 300 Jahre später, zu
Anfang unserer Zeitrechnung, zählte Dioskorides deren ungefähr
600, Um das Jahr 1650 kannte Bauhin 5266 Pflanzenarten, und
Seife 207
Hummer 15
Internationale Sammler-Zeitung.
auch Kinne konnte um die Hüfte des 18. Jahrhunderts nur 8551
uerschiedene Pflanzenarten anführen Schon 1810 aber zählte de
Ca n dolle allein 30.000 uerschiedene Phanerogamen, d. h. Blüten
tragende Pflanzen. 1845 kannte Kindley deren etrua 80.000, und
im Jahre 1885 gab Ducharire die Zahl der bekannten Phanero-
gamen mit 100.000 an; an Kryptogamen, d. h. sich durch Sporen
fortpflanzenden Geroärhsen, zählte er 25.000. Sieben dahre später
raurde uon Saccardo die Zahl der bekannten Pflanzenarten mit
174.000 angegeben darunter über 105.000 Phanerogamen —
und heute gibt Prof. Charles P. Bessey uon der Unioersität Re-
braska die Zahl der Pflanzenarten, die den Botanikern ziemlich
allgemein bekannt sind, mit ungefähr 210.000 an. Wie bescheiden
nimmt sich demgegenüber die uon Pinne uor anderthalb dahrhun-
eerten angegebene Zahl uon 8551 Arten aus. Und doch sind die
510.000 oielleicht nicht uiel mehr als die Hälfte des Pflanzenreich-
fums der llafur, denn Bessey glaubt, daß die Gesamtzahl aller auf
der Crde existierenden Pflanzenarten ungefähr 400.000 beträgt.
(Wichtige Steinzeit-funde in norm egen.) flus Chri"
stiania wird uns gemeldet: Im nördlichen normegen sind in der
lebten Zeit interessante Sunde aus der Steinzeit gemacht morden;
Ausgrabungen sind auf die Initiatioe des Drontheimer Archäologen
Idummedal, namentlich auf den beiden großen Inseln ldordlandet
und Kirkeland, im Bezirk llordmoere, uorgenommen morden, mo
die nordnorroegische Seestadt Christianssund gelegen ist. Die ge -
fundenen Gegenstände sind sämtlich dem Archäologischen Rluseum
zu Drontheim einoerieibt morden. Sunde sind auf den genannten
beiden Inseln an nicht menigcr als 51 uerschiedenen Stellen, meistens
im Pfluglande, gemacht morden; im ganzen sind etma 8000 Slint-
steine und Slintsteinsgeräfe ans Tageslicht gebracht morden. Die
Sunde bestehen roesentlich aus ungeschliffenen Slintsteinsgeräten.
Äxten, Pfeilspitzen, Blessem, Schabeisen, Bohrern und Abfällen, die
aus der Herstellung und Verarbeitung jener Gegenstände herriihren*
Die Sunde sind namentlich um desmillen interessant, weil die in
Srage stehenden Gegenstände durchmeg eine solche form und Art
der Bearbeitung aufroeisen, daß sie mit Sicherheit auf die ältere
Periode der Steinzeit zurückgeführt merden können Auf Grund
der bisher in llorroegen gemachten Sfeinaltersfunde mar man zu
der Ansicht gelangt, daß normegen, menigsfens nordnormegen,
erst in der jüngeren Steinzeit Wahnpläße für lüenschen abgegeben
habe. Die jetzt int Bezirk llordmoere gemachten Sunde eröffnen
nun eine ganz andere Perspekfiue: Sie reichen ihrer Sonn und
ihrer Bearbeitung nach bis in die sogenannte „Alaglemose-Zeit“
zurück. Die „ITlaglemose-Zeit“ hat ihren namen nach dem Orte
fflüglemote auf der dänischen Insel Seeland erhalten; aus den dort
gefundenen Gegenständen hat sich ergeben, dafj sich daselbst schon
um die Zeit Wolmplätze befunden haben, mo die Ostsee noch ein
Binnensee mar! Verschiedene Geräte sind gerade für jene sehr alte
Zeitperiode (die „ITlaglemose-Zeit“) besonders charakteristisch; in
erster Reihe ist eine alte Art flintsteinaxt zu nennen, der soge -
nannte „.Scheibenspalter“; in llordmoere sind j<zljt ungefähr 60
Äxte dieser Art gefunden morden.
fTluseen.
(Ausstellungen im Österreichischen lAuseum.) Wir
erhalten folgende Jllitteilung: Im österr. llluseum in Wien, >., Stu -
benring 5 und !., Wollzeile 45, sind bis Alitte Juli aufjer den stän -
digen Sammlungen folgende Ausstellungen eröffnet: Renaissance-
Plaketten und böhmische Biedermeier-Gläser (Sammlung Walcher),
Pläne un 1 iilodelle der Garfengrofjstadt Gggenburg, Stickereien uon
dessy Hösel (Berlin) und llelly ßrabefz (Prag), kroatische Stickereien
(Besißer Direktor Keoin uon Horodtn, Agram), Studienarbeiten der
Gesellschaft der Kunstfreunde des Österr. Touristenklubs, ferner
Arbeiten in Stahlschnitt uon Bliimelhuber und dessen Schülern
(Steyr) und die lleuerroerbungen des Aluseums. Das ttluseum ist
an allen Sonn- und feiertagen uon 9 bis 1, an allen Wochentagen
(tllontag ausgenommen) uon 9 bis 4 Uhr geöffnet.
(G e s ch e n k e f ü r d a s B e r 1 i n e r K u n s t g e m e r b e in u s e u in.)
Das Berliner Kunsfgemerbe-Tlluseum hat, roie man uns aus Berlin
schreibt, wiederum eine Anzahl heruorragender. Arbeiten als Ge -
schenke erhalten. Werke aller Techniken sind darunter, so ein
Hlojalikateller mit der Darstellung uon Apollo und lllarsyas, ein
(Erzeugnis uon forli um 1520; dann eine gotische Henkelkanne aus
Gelbgufj, eine deutsche Arbeit um 140t. Gin uergoldefer und durch -
brochener Kupferbelag eines romanischen Tragaltars entstammt
den rheinisch-roestfälischen Gebieten und der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts. ferner wurden geschenkt eine orientalische
Bronzekanne mit Silbertauschierung, die dem 15, oder 16. lahr-
hundert angehört, ein Venezianer Illilchglastelter mit eisenroter Ve -
dute aus dem 18 Jahrhundert. Auch die Porzellansammlung
wurde durch Geschenke bereichert, u. a. uon Rudolf Kepkes Kunst -
auktionshaus. So erhielt das llluseum zwei königsblaue Deckel -
tassen mit Bildnismalerei, nieifjener Arbeiten um 1780, dann eine
reizuolle Schäfergruppe aus Höchster Porzellan uon dem Haupt -
meister der dortigen lllanufaktur J. P. ITlelchior zum Geschenk,
daneben eine ganze Reihe uon Porzellanfiguren aus den Werk -
stätten uon Ansbach, Höchst und nieifjen. Professor H, Stoeck-
hardt überroies eine Hochzeitsplakefte, die Professor Wiese ge -
schaffen hat.
(fleuordnung der kgl. Gemäldegalerie in Kassel.)
Die seinerzeit uom Kandgrafen Wilhelm VII!. begründete Kasseler
Gemäldegalerie, durch ihre Rembrandts uor allem eine der be -
rühmtesten Kunstsammlungen der Welt, ist durch den aus florenz
berufenen Kunsthistoriker Dr. Georg Gronau einer Fleuordnung
unterzogen morden. Gtroa 200 uon über 800 Gemälden wurden,
um für die Hauptwerke mehr Platz zu gewinnen, ausgeschieden.
Die lleuordnung, die sich namentlich durch Übersichtlichkeit aus -
zeichnet, wird im Frühjahr 1912 uollständig durchgeführt sein und
dürfte alsdann uiel mehr als bis anhin das Interesse der Kunst -
freunde auf das Interesse der Kunstfreunde auf die wertuolle
Kasseler Galerie lenken.
(Die lleuerroerbungen des £ouure-llluseums)sind, roie
man uns aus Paris schreibt, zurZeit der öffentlichen Besichtigung
zugänglich gemacht morden. Gs sind zum Teil recht heruorragende
Werke, um die die kostbaren Sammlungen des Kouores uermehrt
merden. Unter den Ankäufen des Aluseums spielt die deutsche
Schule eine heruorragende Rolle, da darunter zwei Stifter-Gemälde
uon Bartholomäus Bruyn dem Kölner-Aleister, und ein Alädchen-
bildnis, sowie Tierzeichnungen uon Kukas C ran ach an erster
Stelle stehen. Angekauft ward ferner ein schönes Bildnis uon dem
Harlemer lllaler Jan de Brau, Heruorragend sind wiederum die
Überweisungen, die das Wuseum der Gesellschaft der freunde des
Kouores oerdankt. Das Glanzstück bildet Poussins schöne „In -
spiration des Dichters“, die aus der Sammlung Hope erworben
morden ist. Von demselben Vereine stammt das berühmte „Tür -
kische Bad“ uon Ingres, das in heruorragender Weise die Kennt -
nis, die dieser Künstler uom menschlichen Körper besaij, bezeugt.
Auf kunstgeroerblichem Gebiete haben die freunde des Kouures
einen prachtoollen persischen Becher aus dem 13. Jahrhundert dem
llluseum gestiftet. Unter den Schenkungen uon prioater Seite ragen
durch ihren Kunstwert zwei sorgfältige Bildnisse des Philipp uon
Champaigne heruor, uon denen das eine die lllutter Angelika
Arnaud, das andere den Herzog uon Roannez darstellt.
(Das ni u s e u m der S t r a ij e n r u f e.) Die Gründung eines
Aluseums des Wortes in Paris, in dem die Wandlungen des
Sprachgeistes phonographisch festgehalten mei den sollen, hat einen
unternehmenden Pariser Kehrer dazu getrieben, auch seinerseits
ein Aluseum zu errichten, das zum mindesten eine interessante
Grgänzung der bereits bestehenden Institute bringen soll: ein
Aluseum "der Strafzenrufe. Illit seinem stattlichen Grammophon
ausgerüstet liegt der Kehrer in seinen Rluljestunden in den Strafen
und'Bouleuards auf der £auer, um all die langgezogenen, wechseln -
den und charakteristischen Rufe der Pariser Strafzcnuerkäufer auf
die Platte seines Apparates zu bannen. Wo immer sich irgend ein
Verkäufer sehen läijt und durch seine Rufe die Aufmerksamkeit
der Hausbewohner erweckt, eilt der eifrige Kehrer mit seinem
Grammophon herbei und bittet um Wiederholung. Die fischfrau,
die Gemüsefrau, der Vogelfuttermann, der Korbmacher, der Blumen -
oerkäufer und die schrillen Tenorrufe der italienischen Gipsfiguren-
händier sind bereits für die llachroelt gesichert. Flur zwei haben
den Verlockungen des fanatischen Sammlers getrotzt: die frau eines
Stuhlflechters, die s'ngend in den Straijen einherzieht, um Aufträge
für ihren Alaun zu erlangen, und jener stämmige Herkules, der
in den Seitenstraßen in seiner dumpfen Baßstimme mit dem gröh-
lenden Rufe: „Tonneaux, tonneaux!“ die Bürger erschreckt und
leere fässer kaufen will. Die frau des Sfuhlflechters hatte eine
Seite 2Ö8
Internfltionale Sammler-2eituni}.
Hummer )3
Heidenangst oar dem Apparate, und keine macht der Welt hätte
sie dazu gebracht, oar der grofjen Schalltrompete ihren Ruf zu
wiederholen. Der Fafjoerkäufer aber wandte dem Strafjcnruf-
sammler uerächtlich den Rücken und hörte die Bitte nicht einmal
bis zu (ende an.
Uom Kunstmarkte.
(Kollektion Cord Sudeley, Toddington (Oloucester-
shire.) Wie wir hören, findet im Herbst dieses Jahres unter der
Ceitung oon Hugo Helbing in münchen die Versteigerung der
heroorragenden Sammlung alter Schweizer Glasgemälde des
Cords Sudeley staA, die Anfang des ld. Jahrhunderts zur Aus -
schmückung des non ihm selbst erbauten Schlosses aufgekauft
wurden, flach dem Urteil non Fachleuten sind die bedeutendsten
Schweizer Glasmaler des 16. und 17. Jahrhunderts ganz uorzüglich
hier nertreten. Die Kollektion enthält unter anderem eine Serie
oon neun grofjen Kirchenfensfern aus dem ersten Drittel des 16.
Jahrhunderts, die zum Besten gehören, was die Schweizer Glas -
malerei heroargebracht hat, aufjerdem hauptsächlich Scheiben aus
Cuzern, Zug, Glarus etc. Prälaten, Kantons-Adelige und -Bürger -
liche, sowie Züricher Standes- und Ämter-Scheiben sind zahlreich
oertreten. Den umfangreichen, deskriptiuen Katalog sowie das
Vorwort hiezu oerfafjf ein erster Kenner: Dr. Hans Cehmann,
Direktor des „Schweizerischen Candesmuseums“, Zürich.
(Versteigerung der Sammlung Karl Adelmann.)
Das Königlich bayrische llationalmuseum in ITUinchen erwarb aus
der in der Galerie Helbing oersteigerten Antiquitätensammlung
des oerstorbenen Würzburger Patriziers Karl Adel mann den so -
genannten Hirschuogelkrug (siehe llr. II der „Intern. Sammler-
Zeitung“) für den Preis oon 3700 lllark. Von den sonstigen Preisen
werden Sammler noch etwa folgende interessieren: Silberne Kaffee-
und milchkanne im Empirestil 480 Ulk., eine Kamingarnitur 650 fflk.,
eine Empire-Bronzeuhr 700 JTlk., zwei Couis XVJ.-Bronzeleuchter
475 Ulk., eine groije Rokokagarnitur 74C Ulk., ein Spiegelschrank
505 111k., ein Schreibsekretär 500 Alk., zwei oergaldete Halzaufsätje
und oier geschnitzte ITtusikenbleme 460 111k. Unter den Bildern
aus Adelmanns llachlafj befand sich eine ungefähr 50 Zentimeter
im Quadrat haltende, in braunen Tönen ausgeführte Farbskizze
„Eheliches Glück“ oon Wilhelm Busch, die nach einer auf der
Rückseite des Blattes befindlichen Zuschrift in Cenbachs Atelier
gemalt wurde und seinerzeit oon Busch an Rudolf Seifj geschenkt
worden ist. Dies Bildchen wurde für 505 fllark oerkauft.
(Hohe Bilderpreise.) Ulan schreibt aus Condon: Jn der
am 16. Juni oeranstaltetcn Christieauktion erzielten zwanzig Bilder
einen Preis oon über 20.000 Ulk., die meisten daoan sind Porträts
der britischen Glanzperioden. Für Raeburns Porträt aer „ITlrs.
Johnston of Straiton“ gab die Firma Knödler 118.000 IHk. und
fünf weitere Raeburn-Porfräts brachten 172.000 Ulk. Für
Gainsboroughs „Cady tnnes“, ein Bild, das 1876 bei Christie
1955 Illk. gekostet hatte, zahlte Colnaghi 76.500 Ulk. und für
sein großes Herrenporträt „Thomas llledlycott“ Illr. lllason
91.000 Illk. Aufsehen erregte, dafj für zwei Herrenporträts C.
Abbotts, eines bisher uom Tflarkt uernachlässigten Zeitgenossen
der britischen Klassiker, 75.400 Illk. gezahlt wurden.
Ausstellungen.
Berlin. Internationale Ausstellung der „Secession“.
- Grofje Berliner Kunstausstellung.
Chemnitz. Ausstellung der Kunsthütte.
Danzig. Kunst und Kunstgewerbe im Dienste des Kindes.
Dresden. Künsllerhnus. Dresdener Kunstgenossenschaft.
Bis 17. September.
Erfurt. Kunstoerein. Freie Vereinigung der Graphiker zu Berlin.
Florenz. VI. Ausstellung der Associazione degli Artisti Jtaliani.
Genf. Ausstellung schweizerischer lllaler, Bildhauer und
Architekten. 15. Juli bis 25. August.
Klagenfurt. V. Kunstausstellung des Kunstoereines für
Kärnten. 15. Juli bis 10. September.
Krefeld. Wander-Ausstellung des Verbandes Deutscher
Illustratoren.
münchen. Jubiläums-Ausstellung der )Tlü neben er Künstler -
genossenschaft. Bis Ende Oktober.
Rom. Internationale Kunstausstellung. — Bis 31. Oktober.
Wien. Albertina. Ausstellung non 157 neuerworbenen
Kunstblättern.
Auktionen.
6. Juli. Iflünchen. Galerie Helbing. Ölgemälde moderner
flleister aus dem Hachlatj uan Gelder v, Paris.
Herbst, münchen. Galerie Helbing. Colleciion Comm. Et-
hofer, Salzburg: ITliniaturen des 17. 19. Jahrhunderts.
Herbst. münchen. Galerie Helbing. Sammlung Prof.
Anton Hefj t, Illünchen. Antiquitäten, lllöbel und Einrichtungs -
gegenstände, sowie Holzskulpturen, oorwiegend der Gotik und der
Renaissance.
Herbst, münchen Galerie Hel bing. Sammlung Cord Sudeloy I.
Toddington (Gloucestershire). Sammlung Schweizer Glasscheiben.
Herbst, münchen. Galerie Helbing. Sammlung Baron oon
Gasser v, langjähriger bayrischer Gesandter in St. Petersburg.
Heruorragende Porzellane meist stiddeuts'her IHanufakturen.
mitte Oktober, münchen. Galerie H e I b i n g. Sammlung Kom -
merzienrat A. Sturm, münchen, Ölgemälde heroorragerrdster mo -
derner nieister.
Literatur.
* Schweizerische philatelistische Aach richten. Ar 6, Juni
(Juli 1911).
* Bulletin des Musdes royanx des arts decorat.ifs et industriels
a Bruxelles. 10° Arnree Nr. B. lAai 1911. Aus dem Inhalt: TJn
monument. votif de Mainvanlt von Joseph Destree.
* Blätter für münzfreunde, Verlag C. G. Thieme, Dresden.
Ar. 6. Juni 1911. Aus dem Jnhalt: Unbekannte kupferne Probe -
münze oon Alfied Aolp Zum münzwesen der Stadt nordhausen
in der neueren Zeit.
* Dompieree de Chaufepie und van Kerksiy, Choix de
Monnaies et Medaille« du Cahinet Royal de la Haye. Fol. 32,
S. 25 Tafeln Haag, 111. Aijhoff. 20 fl.
□eue Kataloge.
* Gilhofer & Ranschburg, Antiquariat Wien, Anzeiger
Ar. 98 des Antiquariates, Autographen berühmter Persönlichkeiten
des 16.—20. Jahrhunderts. Orts- und familiengeschichtliche Urkun -
den, 15 - 18. Jahrhundert. Adelsdiplome. Wappenbriefe. Standes -
erhebungen. Stammbücher des 16. 19. Jahrhunderts. (450 nummern.)
* Friedls illustriertes Briefmarken-Offertenblatt. Wien, Juni
1911. Jahrg. XIII. Ar. 7.
Robert Ball, miinzenhandlung, Berlin-W. Hummer 57.
Juni 1911. Taler-Katalog III. Teil. (Ar. 1 130 1538.)
* Bücherei der Bücher, lAünchen, Eiste 2. Illustratoren des
19. Jahrhunderts und illustrierte Werke (571 Hummern).
* Georges Rapilly Paris Nr. 110. Catalogues de livres et art
Architecture et decoration Peinture, Soulpture, Gravüre. Arts
industriels. (Nr. 2345-2915.)
Briefkasten.
Erna u. B. Semmering. Die bosnische Jubiläumsserie uom
Jahre 1910 ist zur Zeit in Sarajewo nicht zu haben. Wie uns
kompetentenorts mitgeteilt wird, wird der Verkauf in einiger Zeit
wieder freigegeben werden, sich jedoch nur auf ganze Sät^e be -
schränken.
„Porzellansammler in Erfurl“. 400 lllark ist das Stück
bei guter Erhaltung gewif3 wert.
„medaillen", ftlainz. Ihrer Beschreibung nach handelt es
sich um das am 15. lllai 1817 uon Ferdinand VII. oon Spanien
gestiftete Kreuz für die Verteidigung uon llladrid. Es rangiert
unter den Ehrenzeichen und darf natürlich oon Unberechtigten
nicht getragen werden, dach kann Sie natürlich niemand hindern,
es Ihrer llledaiilensammlung einzuoerleiben.
C, m„ Dr. oon B. Dankend abgelehnt Die Aufsälje sind
zu wenig sachlich.
Dankbarer Abonnent. Die Adresse ist Illünchen, Brienner-
straqe 47.
Bibliophile, Toulon. Das Buch ist oergriffen, tauchte aber
in letzter Zeit wiederholt in Antiquariaten und bei Auktionen auf.
Karl Sernefj. Kartenspiele oon Ehristaf Farster zählen zu
den gröfjfen Seltenheiten. Wir könnten Ihnen leider nicht sagen,
wer ein oollständiges Spiel sein eigen nennt. Vielleicht weil) es
einer unserer geschälten Ceser.
Zu spät? la, die Sammlung ist bereits in alle Winde
zerstreut.
Baronin K. Cwow. Constitucie semuy walnego koronego
Warszawskiego r. k. 1654. Warschau. P. Eiert.
Alois W. Wien, Streichergasse 5, Die gewünschten
Adressen teilen wir Ihnen brieflich mit.
Alpheus. Die Sammlungen gingen in den Besitj des Barons
Alfons Rothschild über.
Druck und Verlag: J. Hans Prasl, Ceoben.
Verantwortlicher Redakteur: Hans Cugert, Ceoben.