Seite 218 Internationale Sammler-Zeitung. Hummer 14 Chronik. Ansichtskarten. (Eine Wiener Künstler karte.) Eine Ansichtskarte, die nicht für den Handel bestimmt ist, hat dieser Tafle die Presse oer- lassen. Cs ist dies eine Reproduktion eines prachtoallen Gemäldes uon J. 111. Kupfer in Wien, das die Mitglieder des Donnerstags- klubs des Wiener Alterfuinsoereins darstellt. Die Herren sind durch nämlich nooellistische Cinzelheiten aufgehäuft, die zur Stimmung des ganzen wenig beitragen, uielmehr die Aufmerksamkeit non dem gewaltigen Ilaturschauspiel ablenken: eine Wäscherin, ein Ulann, der ein Segelboot rudert, eine frau mit einem Korb am Arm und einem kleinen lllädchen an der Hand, ein lllann, der seinen Karren schiebt. Seydlii} kommt zu dem Schlüsse: Cs handelt sich hier Ag Wegs bekannte Sammler, lllit freundlicher Cclaubnis des Herrn Kupfer repi o 'uzieren wir hier (fig; 8) diese inleressante Ansichts karle ; oon einer Veröffentlichung der 11a neu der da.gostellten Persönlichkeiten müssen wir auf aus.irflckl.chen Wunsch absehen. Bilder. (Cin Streit um Reinbrandts „lllühle“.) ln Cngland erregte es kürzlich die Cntriistung aller Kunstfreunde, datj dieses reiche fand nicht Hütte] genug aufgebracht habe, um Reinbrandts „niühle“ uar dem Verkauf nach Amerika zu bewahren. Da oer sucht jety der deutsche Kunstgelehrte Geh. Oberregierungsrat Prof. Dr. oon Seydlitj in Dresden den flachmeis, daf] das berühmte Bild nicht uon Rembrandfs Hand stamme. Daf] das Bild sonst nicht angezmeifelt morden ist, braucht, wie der Gelehrte ausführt, nicht wunder zu nehmen, da es nur sehr selten öffentlich gezeigt worden ist. Wirklich entsprechende Werke des Kleisters seien nicht bekannt, so dafj die lAühle erst zum Ausgangspunkt für eine weitere Crkenntnis seines Wesens gemacht werden müfjte. Unter solchen Umständen erscheine cs zum mindesten äufjerst bedenklich, ein Bild, das nicht uon Rembrandf signiert worden ist und dessen Benennung sich nur bis 1798 zurückuerfolgen läfjt, allein wegen seiner heroorragenden Schönheit dem einzigen Künstler zu geben, den man dessen für würdig erachtet. Die lllühle überragt in den Abmessungen alle bekannten Candschaftcn des lAeistcrs um ein Beträchtliches. Herr o. Seydlifj erklärt, dafj zwar die frage nach dem Urheber nicht entschieden beantwortet werden könne, dal) aber die warme durchsichtige farbigkeit des Bildes, die zeichnerische Behandlung der zahlreichen figürchen oorn auf den Rembrandt- Schüler Aert de Gelder passen würden. Jm Vordergründe sind . 8. um das Werk eines Künstlers, der die Wirkung eines Bildes wohl zu empfinden und zu berechnen imstande war und danach seinen Standpunkt wählte, um mit den Mitteln der Rembrandtschen Technik einen tiefen Cindruck heroorzubringen. Aber gerade diese Art einer überlegten Komposition, wie auch die wahldurchdachte Durch führung aller Cinzelheiten steht im Gegen sah, zu der himmelstiir- menden und dabei doch tief innerlichen Poesie eines Rembrandf. (Zwei Puschkin-Porträte.) Zu den Büchertrödlern und Altwarenhändlern des Ssucharem-lTlarktes in Moskau kam dieser Tage, wie die „frankfurter Zeitung“ mitfeilt, ein junges, ärmlich gekleidetes Ulädchen und bat ihnen zwei Bilder zum Kauf an, für die sie den Preis oon zwei Rubeln oerlangte. Die Trödler besahen die Bilder oorn und hinten und meinten dann, die beiden Stücke seien den geforderten hohen Preis nicht wert. Das junge Mäd- chen mies darauf hin, dafj es doch hübsche Ölgemälde seien; die Trödler boten aber nur 50 Kopeken für beide zusammen, lllit 50 Kopeken war dem jungen lllädchen aber nicht geholfen; sie ging deshalb zu einem Kunstmarenhändler, dem sic die Bilder zeigte Dieser war nicht nur sachuerständig, sondern er war auch ehrlich genug, ihr zu sagen, dafj es sich um Original-Porträte oon Puschkin handle, die entschieden einen höheren Wert als zwei Rubel hätten. Auf den beiden Porträten befand sich die Aufschrift: „llacli dem Heben gemalt“. Das junge lllädchen ging nun auf An raten des Sachoerständigen in das Archäologische Institut, um die Echtheit der beiden Bilder prüfen zu lassen. Hier wurde festge stellt, dafj es sich wirklich um zwei echte Dorträte des Dichters handle, die durch oerwandtschaffliche Beziehungen in den Besitz der jungen Dame gekommen waren, ohne dafj sie wufjte, über welchen Schalj sie uerfügfe. Auf Anraten des Archäologischen ln-