Seite 262 Internationale Sa mmler-Zeitu ng. Hummer 17 Wer sich auf Handeln und feilschen nicht uersteht oder sich nicht darauf einlassen tnill, der bleibt dem Trödelmarkt besser fern. 6s gibt naiue Heute, die schon einen Anlaß zum Triumph darin erblicken, daß sie den ersehnten Gegenstand um die Hälfte des geforderten Preises bekommen haben. In Wahrheit sind sie dabei fast immer noch die Hereingefallenen. Ulan biete dreist ein Drittel oder sogar ein Viertel des angeblichen Kaufschillings, und oft genug wird man es zu seiner Überraschung erleben, daß man dafür die Ware ohne Umstände zugeschlagen erhält. Flur darf man sich beileibe nicht anmerken lassen, daß man auf ein ein zelnes Stück sonderlich erpicht ist, sonst oerroandelt sich die übliche llachgiebigkeit der Verkäufer in Zähigkeit, flm besten entfernt man sich scheinbar gleichgültig, nachdem man sein äußer- stes Angebot getan hat. 6s ist zehn gegen eins zu wetten, dafj der Händler dem Kunden nachläuft und durch ein Venga! seine Bereitwilligkeit, das Geschäft abzuschließen, zu erkennen gibt, wobei er nach italienischer Sitte mit der Handfläche nicht gegen sich, sondern gegen den andern zu winkt. Dieses Venga wird oft in einem rührend elegischen Tone gesprochen, wie wenn die Ver käuferin (denn das weibliche Geschlecht herrscht unter den Buden- besitiern uor) einen großen Verlust erlitten hätte; oder sie sucht auch durch geheimnisoolles flüstern den Anschein zu erwecken, als ob sie das übrige Publikum nicht missen lassen wolle, den Gegenstand zu einem so niederen Preis abgelassen zu haben. Wenn der fremde seinen Obolus entrichtet hat, ist jedoch damit das Geschäft noch nicht oöllig erledigt; jef3t beanspruchen noch allerhand dunkle Gestalten, die beim Vertragsabschluß eine Ver mittlerrolle gespielt haben wollen, ihre fllancia. Illan schüttelt die Zudringlichen lachend ab, was ihrer guten Caune keinen Gintrag tut; sie oersuchen eben ihr Heil bei einem andern, bis schließlich doch ein paar Saldi für sie abfallen. Wer auf den Trödelmarkt geht, tut klug daran, sich oorher mit Geldsorten jeder Art zu oer sehen; denn beim Wechseln bekommt man die unglaublichsten münzen heraus, die man übrigens in Rom ebenso leicht wieder los wird, wie man sie einnimmt. Hur beim Papiergeld herrscht größere Ängstlichkeit. Dicht selten mird einer oon den zahlreichen, auf dem Trödelmarkt stationierten Schergen der Polizeigewalt mit dem ebenso ehrenoollen wie heiklen Auftrag betraut, die Gchtheit eines fünf- oder Zehnlirescheines, für die das Wasserzeichen maß gebend ist, zu prüfen, und um den ITlann des Geset3es pflegt ein förmlicher Auflauf zu entstehen, da sich jeder Passant berufen glaubt, bei der schwierigen Prüfung und Entscheidung mitzuwirken. Der Besißer muß sich schließlich glücklich preisen, wenn er den Schein wieder unoersehrt in seine Hand zurückerhält. Daß im ITlarktgedränge nicht nur die Händler, sondern auch die Vertreter des edlen Diebsgewerbes zur Erleichterung der Taschen beitragen, oersteht sich ganz oon selbst. Cebemahl, römischer Trödelmarkt! Doch halt! Doch ein paar Augenblicke hinüber zum Paradiso, wo die Antiquariatsbuch händler ihre Scharteken feilhalten. Hier bewegt sich mit ruhiger Würde allerlei gelehrtes Volk, das nach geheimnisooften Bücher- schät3en fahndet und manchmal auch die erhofften funde tut. Das feilschen ist hier weniger Sitte; die Preise sind auch so niedrig gestellt, daß es sich kaum ocrlohnte. Die Verkäufer wissen genau, daß es oielen Kunden nur um die Ginbände zu tun ist. 6s ist fast schon eine Art oon Überlieferung geworden, daß der Deutsche sich oom Büchermärkte ein paar gut erhaltene Schweins leder mitnimmt, sich dazu oon den hübschen Vorsaßpapieren aus der Jndustria feininile erwirbt und nach der Heimkehr ein paar Hieblingsbücher in dieses römische Gewand steckt. Schwer beladen pflegt der fremde den Trödelmarkt zu oer- lassen und mancher beeilt sich, seine nicht eben leicht transpor tablen Schöße in einer Droschke möglichst rasch zu bergen. Aber das Schwierigste steht ihm noch beocr, nämlich das Verpacken. Wohl dem, der seine Beute unbeschädigt und unzerbrochen zu den heimatlichen Toren rettet, und dreifach glücklich, wenn er zu Hause nicht erfahren muß, daß er sein gutes Geld für fälschungen hinaus geworfen und sich mit wertlosem Krimskram geschleppt hat. monogramme, Hausmarken und 5ignets. Von Dr. Heinrich Pudor (Ceipzig). (^Üjjfcßie ältesten Diplom-Unterschriften, non denen in Deutschland berichtet toird, sind die der früheren Karolinger, die ihre Urkunden mit dem Kreuz unterfertigten („signum sanctae crucis pono“)- Das Kreuzzeichen toar also die ursprüngliche und natürliche Unterschrift. So war z. B. die Unterschrift Pippins 1 ein griechisches Kreuz, in dessen vier ficken je ein Punkt gestellt mar. Ganz ähnlich führt es der italienische Buch drucker Antonius Zarotus, ITlailand 1495 in seinem Drucker-Signet. Das Kreuz individuell verändert, rourde zum Personenzeichen. Daher bedeutet das Wort Sigmare — zeichnen — Kreuz zeichen machen — segnen. Wenn der deutsche oder russische Katholik das Kreuzzeichen macht, knüpft er an jene alte Überlieferung an. )Tlit dem Sichbekreuzigen hängt das bekannte Penta gramm des Pythagoras zusammen, denn man bildet ein Pentagramm, roenn man mit der rechten Hand auf das Herz, von da zur Stirn, zur rechten Brust, zur linken Brust, zur linken Schulter und zurück zum Herzen fährt. Ursprünglich sprach man mohl dabei, roie fischbach ver mutet, die Flamen der fünf Clemente, deren Schuß man suchte, aus. Don dem christlichen Kreuz zu unterscheiden ist das 1 Das Flarnen-lTlonogramm tritt erst seit Karl dem Großen auf. Andreas Kreuz, melches aus zmei schräg stehenden in der mitte gekreuzten Pinien besteht (decuria im Lex Visiga- thoruin 5.—9. Jahrh) und den Römern als ein vom Kreuz- rveg hergenommenes Grenzzeichen (decusa) bekannt roar.- Crst in der zrveiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begegnen rvir festen Zeichen geroisser Personen mit sicheren Daten und in bestimmter Verwendung und erst seit dieser Zeit finden rvir laut Weinreichs Chronik die Bürger- Hausmarke, angeborenes Zeichen genannt, skandinavisch bomaerke. Cs gibt ein prächtiges Buch über die germa nische Hausmarke von einem Professor der Rechte, welcher nahezu zwanzig Jahre daran gearbeitet hat und aus allen Pändern germanischen L'autes das material zusammen getragen hat. (D. C. G, Homeyer, die Haus- und Hof marken, Berlin 1870). Die Hausmarke wiederum steht in Zusammenhang mit dem Steinmeßzeichen, roie sie sich aus ältester Zeit noch heute an vielen Bauten, roie z. B, der Kaiserpfalz zu Gelnhausen, am dicken Turm des Schlosses zu Heidel berg etc. finden, sowie mit den alten Gildezeichen, dann aber auch mit den Wappen und Siegeln. Die form der alten Hausmarke geht auf das sogenannte Tosroerfen der alten Germanen zurück. Tacitus berichtet (Germania, 10), daß die Germanen Reiser von fruchtbäumen schnitten, in Stäbchen schnitten, in diese Runen-Zeichen rißten und sie 2 Vergl. ßluhme. Römische feldmesser II, 268,