Seite 266 Internationale Sammler-Zeitung. Plummer 17 Seitenteilen legen sich pyramidenförmige Pilaster mit Beschläg- roerk oor. Im ITlittelteil ein unteres Kästchen, darüber eine Türe mit rundbagigem Ausschnitt, die uan reliefierten Pilastern einge faßt und uan gebrochenen Volutengiebeln bekrönt tuird. Der Aus schnitt durch ein Durchsteckgitter geschlossen. Rußbaumholz, schwarzbraun gebeizt. Außerdem sei hingeroiesen auf einen Renaissance-Halb- schrank mit Figurenreliefs in den Spiegeln, sogenannter Holbein schrank, mehrere sehr große, zweigeschoßige, doppelflügelige Renaissanceschränke in streng architektonischem Aufbau mit Intarsien, ztnei lllmer Truhen, ein Augsburger Kredenzschränkchen, ein großes Barockbett u. a. Dem Ganzen fügen sich auch liier schöne Gobelins mit oegefabilischen Darstellungen des 17. Jahrhunderts ein. Unter den Holzfiguren ragt ein großer, oollständig allpalychromierter Hügel altar der lllünchner Schule um 1470 bis 14S0 heruor, der aus der Frauenkirche stammen soll. Beachtenswert ist auch ein bayrischer hl. Sebastian um 1490, sowie zahlreiche reizende Renaissance- und Barock-Engelchen, Steinzeug, Fayencen, etwas Porzellan, Gläser, Wappenscheiben, Waffen, Fenstergitter, Zinnkrüge, Bücher etc. Billige ITlarmarbrunnen geben dem altertümlichen Heim die leßte kiiVistlerisch-wohnliche Vollendung. Der uornehm ausgestattete Katalog mit einem Vorwort uan | Professor Gabriel uan Seidl gibt eine ausführliche Beschreibung ! der einzelnen Gegenstände, uan denen die wichtigsten auf 52 | Ochtdrucktafeln abgebildet sind. Deuerujerbungen der Berliner königl. (Tluseen. Unter den Reuerwerbungen der Berliner königlichen ITluseen, die in der soeben zur Ausgabe gelangten Augustnummer der „Amtlichen Berichte aus den königlichen Kunstsammlungen“ publi ziert werden, befinden sich einige recht bemerkenswerte Stücke. Von der Abteilung antiker Skulpturen wurde ein archaisches Relief erworben, das in seiner frischen Gründung und zierlichen Ausführung an den Fries oom delphischen Knidierschaßhaus erin nert. Dargestellt ist eine Siegesgöttin, wie sie neben dem schon Fig. 5. Kredenzschränkchen, Deutsche Arbeit um 1620. betäubten und zu Boden gesunkenen Opferstier kniet und ihm den Kopf emporreißt, um ihm mit der Rechten das ITlesser in den Hals zu stoßen. Die Art, wie hier die Siegesgöttin neben dem Stier kniet, kehrt mehrfach bei jüngeren Werken wieder. Das Relief gehört bereits der späteren Hälfte der archaischen Zeit an, die herbe Harte früharchaischer Werke ist bereits ganz geschwun den, die Umrisse und die Falten im Gewand der llike, wie im Fell des Tieres sind mit äußerster Feinheit gezogen, das leider sehr fragmentierte Gesicht ist uon zarter Anmut. Gin dasselbe Thema behandelndes Werk der Kleinkunst, ein Karneolskarabäus, gelangte als Geschenk des Direktors Dr. Wie gand ins Antiquarium der ITluseen Es ist auf diesem geschnit tenen Stein der sehr oft wiederholte Typus uerwendet, der die Siegesgöttin zeigt, wie sie auf dem Rücken des Stieres kniet und ihn mit ihrer eigenen Schwere am Boden festhält, um seinen Kapf zurückzubiegen und ihm den Hals zu durchbohren. An Stelle der llike ist bei dem neu erworbenen Karneol allerdings ein Jüngling dargestellt, dessen Haarschopf an die Tracht der Männer auf den klazomenischen Sarkophagen erinnert und dadurch auf Kleinasien als Entstehungsort der Gemme hinweist. Ins Kaiser Friedrich-IJluseum gelangte als Geschenk eine 60 Zentimeter hohe Terrakofastatuette eines Kaualiers uon ausgezeichneter Erhaltung. Auf einer unregelmäßigen Basis ist der Kaoalier dargestellt, in jener bewegten Pose der Deoofion, welche man in Italien etwa seit 1650 findet, die aber erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts allgemein geläufig wird. Die wenig charak teristischen Züge mit dem typischen wohlgepflegten Ooal des uor- nehmen ITtannes jener Zeit drücken eine Art offizieller Ergriffenheit aus, die sich in dem konuentionellen Augenaufschlag und dem halb geöffneten IJlund äußert. Zu Füßen der Figur liegen entfaltete Schriftstücke zerstreut mit einer Kielfeder. Die Tracht des Kaualiers ist die eines der halbgeistlichen Ritterorden des XVII. Jahrhunderts, und zwar, wie sich aus den Emblemen unschwer erkennen läßt, des Ordre du Saint Esprit de France, eines uan Heinrich Hl. 1578 gegründeten Ordens, dessen Großmeister stets der König war. Der ganze lllantel der Figur ist, wie es die Ordenstracht erforderte, mit stilisierten Flammen bedeckt. An der Brust ist ein großes IJIalteserkreuz zu sehen mit 4 heraldischen Cilien um ein ITledail- lon, das hier leer ist, in Wirklichkeit das Bild einer Taube zeigte. Die untere Bordüre des IRantels sowie des Kragens ist gebildet aus den uier sich abwechselnden Emblemen, der Tilie, der Flamme, Trophäen und drei Kronen mit einem leeren Feld, das ein II ent hielt, bezw. unter Cudwig XIV. ein L. Die Herkunft der Statuette aus dem Besitze einer Duchessa di Torlonia liefert für die Persön lichkeit des Dargestellten keine Anhaltspunkte, und es ist nur die Vermutung gerechtfertigt, daß es sich um ein ausführliches ITlodell zur Hauptfigur eines Grabmals handelt, das in einer Kirche Roms zu suchen wäre. Dem Stil nach gehört es einem Schüler Algardis an, aber einem späteren, der bereits unter dem Einfluß der Kunst Berninis steht und uon dessen Kompositionsart manches über nommen hat. Als Geschenk des Herrn UJax uon Wassermann erhielt das Kupferstichkabinett ein Skizzenbuch Giouan Battista Tie- polos, das eine sehr erfreuliche Bereicherung der bereits uorhan- denen Zeichnungen dieses Kleisters bildet. Das Buch besteht aus 42, auf beiden Seiten mit Zeichnungen bedeckten Blättern, doch sind nicht alle 84 Zeichnungen uon Giouan Battista Tiepola selbst ausgeführt worden. Die dem Illeister angehörenden Skizzen sind keine Studien nach der llatur, sie sind auch nicht als Skizzen