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Internationale S a in m I e r - Z e i t u n g.
Hummer 17
mission einsehen, daß etwas Gründliches geschehen muß, und daß
immer neue firnislagen das Gemälde mehr und mehr unsichtbar
machen. Run sind die kürzlich durch einen Vandalen uerleßten
Stellen durch den Restaurator Hastemann sehr sachoerstdndig
ausgebessert morden, Hangs der Schnitte mußte der alte firnis
auf einige Zentimeter Breite aufgedeckt meiden, und gerade an
diesen Stellen sieht nun der firnis prä Iitig gleichmäßig aus und
geroinnt das Bild ganz außerordentlich an färbe. 6s scheint also
die ITlöglichkeit zu bestehen, das ganze Bild durch entsprechende
Behandlung zu restaurieren, um so mehr, als die ausgebesserten
Stellen auch jeßt nach, nach Wochen, den ersten Glanz zeigen.
Wie lange solche Behandlung dauern roürde, ist schwer zu sagen,
doch kommt ein Verschwinden des Bildes auf einige tTlonate nicht
in Befracht gegenüber dem Vorteil einer Wiederherstellung der ur
sprünglichen färben. Pie Ausbesserung geschieht derart, daß eine
Stelle nach der anderen erweicht und der firnis bis auf die letjtc
Schicht entfernt mird. Damit das Bild nach der Behandlung gut
austrocknet, müßte der Saal noch einige Zeit geschlossen bleiben,
so daß die Huft oöllig still bleibt und keine Staubentwicklung ent
steht. Zu Anfang dürfte das Bild stark glänzen, doch mird sich
das in kurzem geben.
(ITlal unterricht in Jap an.) im „Piccolo della Sera“ erzählt
eine Triestiner maierin, die eine längere Reise durch China und
Japan gemacht hat, uon dem eigenartigen malunterrichf, den ihr
ein japanischer llleister erteilte. Jn der Absicht, sich die Technik
der japanischen ITlalroeise anzueignen, nahm sie dort einige Unter
richtsstunden, die sich aber uon der europäischen Art des Unter
richts derart unterscheiden, daß sie schon aus kulturellem Inter
esse mitgeteilt zu werden uerdienen. Die erste Unterrichtsstunde
mar psychotheoretisch: der Professor sprach ihr uon dem Heben
der Seele und dem geistigen Zustande, in dem sich der ITtaler bei
Beginn der Arbeit befinden müsse. Sein Geist müsse heiter und
frei und nur auf das gerichtet sein, was die Hand auf die Hein-
roand malen wolle. Zerstreuungen jeder Art seien streng zu oer
meiden, der Beginn des Rlalens sei wie der Beginn eines Gebets.
In der zweiten Stunde uerbreifefe sich der ITteister über die Kunst
der Atemführung und lehrte seine Schülerin das richtige Cin- und
Ausatmen, da nur dadurch eine sichere Hand und ein fester Blick
möglich sei. In der dritten Stunde wurde die Schülerin oor ein
Bambusrohr mit der Weisung geführt, sich das Bild desselben
genau einzuprägen und sodann aus der Erinnerung niederzuzeich
nen. „Auf diese Weise lernt man beobachten und die gewonnenen
Eindrücke aus dem Gedächtnis zu oerarbeiten; dadurch allein kann
man ITlaler werden.“ Die europäische JTtalerei wird uon den
Japanern sehr geringgeschäßf, und dennoch gehen die jungen
Künstler nach Europa, oor allem nach Paris, um die Ölmalerei
kennen zu lernen und in das Wesen der europäischen Kunst ein
zudringen. Auf diesen Widerspruch aufmerksam gemacht, und
nach den Gründen dieser Studienreisen noch Europa gefragt, er
widerte ein japanischer ITtaler, daß nicht die Gemälde an sich,
sondern nur die Technik des Rlalens eines eingehenden Studiums
wert märe; haben mir uns diese erst angeeignet, seßte er hinzu,
so werden wir nach europäischer Art Bilder malen, die an künst
lerischem Inhalt und künstlerischer Bedeutung die europäischen
weit übertreffen.“
Bronzen.
(Ein altes indisches Rezept.) Die llletalle und ihre
(Regierungen sind der Zerseßung in sehr oerschiedenem Grad aus-
geseßt. Außer dem gewöhnlichen Rost gibt es noch andere Krank
heiten der llletalle, z B. den merkwürdigen sogenannten Krebs,
der Kupfer und Zinn, sowie ihre Vermischung, die Bronze, angreift.
Die Schaffung einer künstlichen Patina auf Denkmälern geschieht
nicht nur der Schönheit wegen, sondern auch zur Verstärkung des
Schußes gegen die Einflüsse der Witterung. Die Beständigkeit der
Bronze ist aber außerdem uon ihrer Zusammenseßung abhängig,
und ferner ist selbsfuerständlich das Klima oon uerschiedener
Wirkung. Ganz ausgezeichnete Rezepte für die Herstellung oon
Bronze müssen seit oielen Jahrhunderten in Indien in Anwendung
gewesen sein, denn die Bronzebilder des Buddha und anderer
Gottheiten haben sich an oielen Stellen als außerordentlich wider
standsfähig erwiesen und die mächtigen massioen Bauten alter
Tempel, in denen sie aufgestellt waren, um erhebliche Zeiträume
überdauert. Die Art der Herstellung dieser Bronzen, die oon den
Indern „Samrit“ genannt mird, mar in Vergessenheit geraten, ist
aber nach einer JTlifteilung oon „English JTlechanic“ durch die
Entdeckung eines alten siamesischen ITtanuskriptes, das sich jeßt
im Besiße des Königs oon Siam befindet, aufgeklärt worden.
Das darin angegebene Rezept lautet: nimm zwölf Gemichtsfeile
oon reinem Zinn, schmelze es bei schwachem teuer unter Vermei
dung oon Rotglut. Dann gieße zwei Teile Quecksilber hinein, rühre
sorgfältig um und gieße die JTlischung in einen Barren, nimm
dann achtzig Teile gereinigten Kupfers, schmelze es und seße es
allmählich jener JTlischung oon Zinn und Quecksilber zu unter
dauerndem kräftigen Umrühren. Jeßt wirf in den Tigel eine genü
gende lllenge uon Asche, die aus den Stengeln des Buabok (Cotos)
erhalten wird, so daß das geschmolzene nietall damit bedeckt ist.
Entferne die Schlacken mit einem Eisenstab und das übrig bleiben
de Illefall ist Samrit. Das genaue Verhältnis ist also 85,11 Kupfer,
12,76 Zinn und 2,15 Quecksilber.
Dumtematik.
(ITltinzfunde.) Ein bei Ritschenhausen gehobener Silber
münzfund brachte einen unbekannten Körtling Herzog Heinrichs
des Alteren oon Braunschweig-Wolfenbiiftel und zwei llachahmun-
gen Schwabacher Halbschillinge oon Edelherr Friedrich u. Diepholz.
— ln Berenbrock bei Caloörde wurden Goldgulden des Erzbis
tums Köln, Friedrich IIT. oon Saarwerden (1370 bis 1414), sowie
oiele meißner Groschen gefunden.
(Eine französische Kriegsdenkmünze für IS70.)
Die französische Volksoertretung genehmigte eine Kriegsdenkmünze
für die Angehörigen der französischen Hand- und Seemacht, die
an den Kämpfen oon 1870/7! teilgenommen haben. Hach der
Vorlage, die der neue Kriegsminister General Goiran der Kammer
zugehen ließ, soll sie aus Bronze bestehen, auf der Vorderseite
das Bild der Republik und militärische Abzeichen und auf der
Rückseite die Jahreszahlen 1870 —71 enthalten. Die Denkmünze
soll am schwarz-grünen Bande getragen meiden. (Farben der
Trauer und Hoffnung.)
(ITeue bulgarische Goldmünzen.) Aus Sofia wird uns
geschrieben: Die bulgarische Regierung hat zu Beginn dieses Jahres
beschlossen, für zwei lllillionen Heu Goldmünzen im Werte oon
hundert und zwanzig Heu prägen zu lassen. Diese münzen sollen
gleichzeitig die Erinnerung an die Unabhängigkeifsproklamierung
des Königreiches am 22. September a. St. 1008 festhalten. Die
Auersseite der münzen wird daher unter anderen Emblemen und
Verzierungen außer dem Prägungsjahre auch das genannte Datum
tragen. Die Ausarbeitung der modelte für diese münzen wurde
dem Kammermedailleur Professor Rudolf lllarschall in Wien
übertragen. Es sind nur noch einige heraldischtechnische Detail
fragen zu lösen, worauf man zur Prägung der Goldmünzen
schreiten wird.
Philatelie.
(lloch ein Sehldruck der bayrischen Jubiläums
marken.) Aus lllünchen mird uns geschrieben: llun ist auch
ein Sehldruck der 5 Pfennig-Jubiläumsmarke mit der Jahres
zahl 1911 entdeckt worden. Die marke enthält den gleichen Sehler,
wie seinerzeit die 10 Pfennigmarke, deren fehlerhafte Platte jeßt
eingezogen wurde.
(Kostbare 111 a rk e ns a m m I u n g en.) Herr Siegmund S r i e d I
schreibt uns aus Ober-Burgbach bei llnterach: Auf der „Internatio
nalen Postwertzeichen-Ausstellung“ in Wien bringt der bekannte Phila
telist H. Rodriguez in Buenos Ai res seine berühmte Briefmarken
sammlung zur Ausstellung. Rodriguez hat bereits am 4. August die
Reise nach Europa angetreten, da ersieh uon seiner Sammlung auch
für kurze Zeit nicht trennen will. Seine niarkensammlung, welche